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Carlo         


DEM


              


XVI. Teil, Zweihundertfünfzig Meter Wasser

Die nachfolgende Geschichte ist frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit anderen Berichten oder Erzählungen ist rein zufällig. Gleiches gilt für die verwendeten Namen, Bezeichnungen, Techniken und geografischen Orte. - Texte und Bilder unterliegen dem Copyright


Ein knappes Jahr zuvor hatte ein Kabelleger drei Seekabel von der Westseite der Insel La Palma in das Zielgebiet gezogen. Die armdicken Glasfaserstränge liefen aus einer Kanalisation unbemerkt auf einem gewundenen Kurs in die Tiefe. Die Verlegung war ein Meisterwerk. An mehreren Stellen des teilweise zerklüfteten Meeresbodens wurden zur Stabilisierung der Stränge riesige Betonquader positioniert. Die letzte Fixierung lag bei zweitausendfünfhundert Meter in einem Graben vor dem Plateau, auf dem die San Borondón aufsetzen sollte. Die Kabelenden hingen an drei Auftriebskörpern auf 400 Meter Tiefe. Sie waren so bemessen, dass sie zum Anschluss an den Kugelkopf der San Borondón von den Tauchbooten der Schlepper an der Außenhülle montiert und nach oben geführt werden konnten. Beim Absetzen der San Borondón würde die Positionierung nach Westen verschoben. Somit konnten die Kabel in eine vorbereitete Trasse auf dem Plateauhang und auf der Ebene einsinken.
"Ruf den Spanier an, wie sollen wir denn auf 2.500 Meter einen Peilsender finden!? Die können uns ja noch nicht 'mal hier richtig orten!" Pjotr warf sich in seinen Sessel zurück. "Es ist mir scheißegal, was die geplant haben, wir gehen jetzt auf 250 Meter und lassen die Kugel auftauchen, dann sollen die uns GPS-Daten liefern!" Der Adjutant versuchte sich mit einem sachlichen Tonfall, während sein Kommandant im Hintergrund polterte." Schlepper 2 klar machen zum Auftauchen, Schlepper 3 klar machen zum Auftauchen, alle Koordination von Schlepper 1, erwarte Bestätigung !" Die Meldungen liefen unverzüglich ein, Pjotr gab die Startzeit für das Manöver an - Zeit minus 120. Das System lief. Gewaltige Mengen von Ballastwasser förderten die Pumpen aus den Kammern der San Borondón. Langsam stieg die Kugel und zog die drei Schlepper an den straff gespannten Trossen mit sich hoch. Die 27 Mann im Kontrollstand des Schleppers verfolgten angespannt die Grafiken auf den Monitoren. " Die sollen da oben jetzt gefälligst abhauen!" Der Adjutant versuchte, den Wortlaut in verständliches Spanisch zu übersetzen. "Wie ist das Wetter da oben?" Pjotr sah die Tiefenangaben schwinden. "Ist die Verzögerung klar?" - "Klar bei 30 Meter unter Normal Null!" - "Wetter durchwachsen, Wellenhöhe bei drei Metern, Südwest 10 Meter pro Sekunde." - "Wir parken bei minus 250. Dann ist der Kugelkopf 15 Meter über NN, das sollte reichen!"
Die unruhige See machte sich mit dem Knattern der Schwenkpropeller bemerkbar. Sie sprangen rechnergesteuert an und gaben ihre gewaltigen Stöße zur Stabilisierung der Kugel ab. "Minus 280, wir bremsen jetzt", ließ sich der 2.Offizier vernehmen. "Taucher 1 und 2 raus, ich will mir das da oben ansehen!" Pjotr hatte sich nach vorn gebeugt, um den Taucherplatz besser sehen zu können. "Legen sie mir Taucher 1 auf meinen Schirm, ich mache das selbst.!" - "Minus 265, der Kugelkopf dürfte jetzt über Wasser liegen!" -
"Taucher 1 und 2 sind klar"! Pjotr nahm die Steuerung in die Hand und dirigierte den Taucher nach oben. "Taucher 2 folgt meinen Vorgaben!" Die beiden Roboter durchbrachen etwa 100 Meter vom Kugelkopf entfernt mit vollem Scheinwerferlicht die Oberfläche. Pjotr richtete den Taucher aus, der Kugelkopf wuchs aus der Brandung hoch, langsam verloren sich die Arme der Wellen an der weiten, glatten Kugelfläche. "Taucher 2 soll sich mal nach den Spaniern umsehen!" Ein Lichtkegel flammte auf und ergoss sich über den Kugelkopf. "Die scheinen etwas bemerkt zu haben", brummte Pjotr, "sollen sich mal langsam vorstellen! Was macht Taucher 2, gib mir mal das Bild her!" In greifbarer Nähe machte Pjotr ein Schlauchboot aus. Die Marinetaucher standen in ihren Halterungen und starrten auf die Erscheinung. Wenn Taucher 2 auf einem Wellenberg lag, konnte Pjotr die weitere Umgebung erspähen. "Das dahinten muss die Fregatte sein, was für ein Feuerwerk - und das da - die haben doch tatsächlich so ein Fischerboot dabei, das ist wohl der Klopfer, man lernt nie aus! - Kontaktaufnahme, ich will die Position haben! - Danach Rechnerkopplung einleiten!"

Organisierte Unruhe - der Leitstand füllte sich mit Spannung. Aus dem Kugelkopf der San Borondón schoben sich einige Antennen, die Einrichtung der Richtfunkstrecke zu einer Antenne auf der Insel La Palma lief an, die Positionsdaten aktualisierten sich: "Das ist ja fast eine Punktlandung!" Der zweite Offizier konnte als verantwortlicher Navigator kaum die erforderliche Konzentration aufbieten als die Begeisterung durchschlug. Für einen Augenblick entlud sich die Freude, dann wieder beherrschte rauschende Stille den Leiststand - knappe Kommandos begleiteten das Versetzen der riesigen Kugel auf die Montageposition über den Kabelbojen.

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Photos von Bernhard van Riel


Familie Ellen & Simon Märkle

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