La Palma Aktuell
Kalenderblatt für den April 2004



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Wetter:

Es bleibt weiterhin ein sehr trockener Winter, im Aridanetal brachte der April nur lächerliche 18mm Niederschlag. Ich betone immer wieder, dass die Niederschlagsmengen auf der Insel sehr unterschiedlich verteilt sind und im Norden der Insel für den April bis 100mm gemessen wurden. Wenn es im Norden regnet und im Westen und Süden der Insel nicht, dann ist auch gleich klar, woher der Wind im April überwiegend wehte, aus Nordost.

Bis auf die ersten Tage präsentierte sich der April allerdings als kältester Monat des Jahres. Fast zehn Tage lang kratze das Thermometer von unten an die 20 Grad Marke und eine hausgemachte Wolkenschicht sorgte dafür, dass die Sonne sich nur ganz früh und ganz spät zeigte. Verbunden mit einer extrem hohen Luftfeuchtigkeit von bis zu 80% kriecht dann eine feuchte Kälte in die Häuser und sorgt für einen Umsatzschub bei Heizlüftern.

Die kleine Grüne kann ganz schön störrisch sein, wenn man als Urlaubsabzeichen unbedingt Hautverbrennungen, sprich Sonnenbrand mit nach Hause tragen will. Diese Insel kann nämlich ihre eigenen Wolken produzieren und passt damit nicht so ganz in das übliche Klischee der kanarischen Inseln. Nun schließen Sie bitte nicht daraus, dass wir das ganze Jahr unter einer dichten Wolkenschicht liegen, nein dazu brauchen wir eine bestimmte Wettersituation. Bei sehr schwachem Wind, einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit und einem Hochdruckgebiet welches Luft arktischen Ursprunges mit sich bringt, nimmt die Lufttemperatur zur Höhe hin sehr schnell ab. Die null Grad Grenze kann dann schon bei 1.700 Metern liegen und verhindert das Auflösen der Kondensationsschicht welche durch die üppige Vegetation der Insel entsteht. Morgens erwärmt die Sonne die noch wolkenlose Insel sehr schnell und setzt damit die rege Kondensation in Kraft. Diese feuchte Luft kann aber nicht weit aufsteigen, das verhindert die kalte und bereits mit viel Feuchtigkeit versehene obere Luftschicht, und sammelt sich in Form einer flachen Wolkendecke ab etwa 1.100 Meter Höhe. Diese Wolkenschicht ist nicht sehr stark und bereits ab 1.300 Metern scheint die Sonne wieder. Gegen Abend, wenn die Temperaturen und damit die Kondensation wieder nachlässt löst sich diese Wolkenschicht langsam wieder auf und die Insel tut so, als hätte den ganzen Tag die Sonne geschienen.

Ein weiteres Wetterphänomen trat diesen April zweimal auf und sorgte dafür, dass die Temperaturen kaum steigen wollten. Schuld daran ist eine Wettersituation mit dem Namen Kaltlufttropfen, oder auch Höhentief. Im spanischen nennt man das „gota fria“ (kalter Tropfen). Wie der Name Höhentief bereits aussagt, liegt über dem Hochdruckgebiet welches die Kanaren vorwiegend beeinflusst eine eingeschlossene Blase mit kalter Luft und tiefem Luftdruck. Die beiden Luftschichten vermischen sich in der Zone wo das Tief auf das Hoch trifft und sorgen so für Instabilität in Höhen ab 4.000 Meter. Das führt dazu, dass keine genauen Wettervorhersagen möglich sind, weil man nicht sagen kann, welche Auswirkungen diese Instabilität hat. Es ist durchaus möglich, dass der Kaltlufttropfen einfach von einem starken Hoch weggedrückt wird und so überhaupt keinen Einfluss auf das Wetter in den unteren Luftschichten hat. Meistens jedoch und auch jetzt, da das Hoch mit 1.019 hPa nicht sonderlich stark ist, sorgt so ein Kaltlufttropfen schon mal für überraschende Niederschläge.

Da steckt natürlich auch wieder etwas Positives hinter allem. Diese Kaltlufttropfen sorgen für reichlich Schnee auf den Gipfeln über 2.000 Meter Höhe. Dieser Schnee, bekanntermaßen nichts anderes als gefrorenes Wasser ist ein Geschenk des Himmels. Anders als bei schauerartigen Niederschlägen sickert das Tauwasser des Schnees langsam in das Erdreich ein und kann so gänzlich von der Insel aufgenommen werden und strömt nicht ungenutzt durch Schluchten ins Meer. Man hat nie ausgerechnet, wie groß die Rolle des Tauwassers im gesamten Wassersystem der Insel ist. Allerdings berichten viele ältere Aufzeichnungen von hohen Wasserständen in den Brunnen und Galerien der Insel immer nach Jahren mit reichlich Schnee auf den Gipfeln.



Tourismus:

Der April ist der letzte gute Monat vor der Frühsommerflaute. Allerdings waren selbst in den Osterferien nicht mehr alle Quartiere ausgebucht. Unser Hauptproblem bleibt weiter die schlechte Erreichbarkeit durch die Charterflüge. Da es am Wochenende keine Flugverbindungen mit dem Hauptreiseland Deutschland gibt, lassen sich aus zwei Wochen Osterferien keine zwei Wochen Urlaub auf La Palma zusammenbauen, es sei denn Eltern erfinden flugs noch eine ansteckende Krankheit für die Kinder und verlegen so die Osterferien um ein paar Tage vor.

Für das erste Quartal des Jahres hat das Ministerium für Tourismus auf den gesamten Kanaren mit Ausnahme Tenerifes ein saftiges Minus aufgelistet. Für Gran Canaria und Lanzarote wird der Schwund an Touristen mit 9,1% angegeben und für La Palma steht auch immer noch ein Minus von 7,6%. Es sind dieses Mal nicht nur die Gäste aus Deutschland die seltener die kanarischen Inseln besuchen kommen, sondern aus allen europäischen Ländern wird ein Rückgang bei den Buchungen gemeldet.



Flora

Schwarze Maulbeere

Morus nigra. Hier heißt die Pflanze „moral“ und die Frucht mora

Die Familie der Maulbeergewächse hat nichts mit anderen Beeren zu tun, zur gleichen Familie gehören auch die Ficusarten, so also auch die essbaren Feigen und der berühmte Gummibaum.

Den Maulbeerbaum gibt es auf La Palma und den anderen Kanaren seit dem die Spanier das Archipel für sich in Anspruch genommen haben. Aber nach 500 Jahren kann man wohl nicht mehr von einem „Neophyten“ sprechen. Er gehört hier genau so in das Landschaftsbild wie Palmen oder die ebenso eingeschleppten Opuntien. Ursprünglich kommt die Maulbeere aus Asien und ist dort seit über 4.000 Jahren eine Kulturpflanze. Einmal wegen der wohlschmeckenden schwarzen Früchte, andererseits stellen die Blätter die einzige Nahrung der Seidenraupen dar. Für die Zucht der Seidenraupen werden allerdings in Asien die Blätter der „Weißen Maulbeere“ (Morus alba) bevorzugt. In Europa wächst die weiße Maulbeere aber schlechter und so werden, oder wurden in Europa die Blätter der schwarzen Maulbeere an die Seidenraupen verfüttert.



Unreife Früchte an der schwarzen Maulbeere Fruchtstände Die schwarze Maulbeere ganz nah


Das erste Vorkommen der Maulbeeren in Europa wird auf 600 Jahre vor Christus notiert, aber erst 600 Jahre nach Christus gelang es die ersten Seidenraupen verbotenerweise nach Europa zu schmuggeln. Die Chinese wollten natürlich ihr Monopol für die Seidenherstellung erhalten.

Die Maulbeere ist frosthart und wächst auch in Deutschland, allerdings hinterlassen die abfallenden reifen Früchte schwarze Flecken auf Wegen und Terrassen, so ist es vielleicht zu erklären, warum die Maulbeere in Deutschland eher selten anzutreffen ist. Die Maulbeere wächst unbeschnitten eher in Strauchform heran und wird dann selten höher als 4-5 Meter. Im Herbst wirft die Maulbeere ihre Blätter ab und erst im März bis April bilden sich neue frische Triebe. Das ist auch die Zeit zur Produktion der Seidenraupen, da diese nur die jungen und zarten Blätter fressen.

Die Blüte ist grün und unscheinbar hinter den Blättern versteckt. Die Früchte allerdings sind auffallend, erst rot um dann in Vollreife ganz schwarz zu werden. Sie sehen aus wie übergroße längliche Brombeeren und schmecken auch so ähnlich. Die Frischfrucht lässt sich aber kaum transportieren, sie verdirbt sehr schnell. Man kann hervorragende Marmeladen daraus kochen, Sirup und allerlei andere Süßspeisen. Allerdings ist die Ernte der Maulbeeren eine riesige Sauerei, die vollreifen Früchte sind sehr weich und zerplatzen unter dem Druck der Finger. Jeder Saftspritzer auf der Kleidung hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

Auf La Palma ist die Produktion von Seidenraupen fast zum Erliegen gekommen und hat damit auch der Maulbeere den Status als Kulturpflanze entzogen. Die Maulbeerbäume auf La Palma wachsen so fast gänzlich wild und werden nicht beschnitten. In den letzten Jahren gelang es dem Ort El Paso jedoch die Produktion von Seide wieder anzukurbeln. Die Nostalgiewelle und die Liebe zur Tradition haben es möglich gemacht. Nun wird auch dem Maulbeerbaum wieder mehr Bedeutung geschenkt und er wieder nicht nur wegen seiner schwarzen Früchte geliebt.



Gesellschaft:

El Paso und die Seide

Nachdem die Spanier die Kanaren in Besitz genommen hatten brachten sie sehr schnell, sowohl die Maulbeerbäume als auch die Seidenraupe auf die Kanaren. Auf allen Inseln wurde Siede produziert und gesponnen, auf La Palma allerdings besonders viel. Hier gedeihen die Maulbeerbäume besser als anderswo und im 18 Jahrhundert gab es auf La Palma 3.000 Produktionsstätten für Seide und man produzierte mehr Seide als alle anderen Inseln zusammen.

In Santa Cruz entstand 1876 eine Fabrik, in der auch industriell mit Maschinen die Seide verarbeitet wurde. Wenige Jahrzehnte später allerdings begann der Untergang der Seidenproduktion auf den Kanaren. Billigere Seide aus Asien und Südamerika überschwemmte die Märkte und andere moderne und einfacher herzustellende Stoffe ersetzten die Seide von den kanarischen Inseln. Inzwischen wird nur noch auf La Palma Seide von der Raupe bis zur Krawatte hergestellt und das auch nur noch in El Paso.


Familie Ellen & Simon Märkle

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