Gastbeiträge von Rose Marie Dähncke

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Tod auf einsamer Piste



Heute, Donnerstag, hatte ich mir für meine Erkundungsfahrt etwas ganz Großartiges gewünscht, etwas ganz ungeahnt Tolles. Was dann auch eintraf, nur dass man einen Leichenfund nicht gerade als freudiges Ereignis bezeichnen kann.

Etwas ganz Großartiges wäre für mich nämlich ein seltener, interessanter Pilz. Der würde mich echt beglücken. Als Optimistin erhoffe ich mir das auf jedem Ausflug und habe auch fast immer Erfolg. Heute war ich auf meiner Lieblingspiste unterwegs, wo ich schon früher fündig geworden war. Sie geht (auf La Palma, meiner jetzigen Heimat) von Puntallana bis hinauf zum Pico de Nieve. Im unteren Teil besteht sie aus rotem Lehm und ist, besonders bei Feuchtigkeit, bezaubernd schön. Ich genoss sie auch heute, langsam fahrend all die Schönheit in mich aufnehmend und rundum Ausschau haltend nach überraschenden Ausblicken.

Und dann - ein Glück, dass ich langsam fuhr - lag nach einer Kurve plötzlich ein Toter auf dem Weg. O Schreck! Ich machte eine kleine Vollbremsung, wozu bei 20 km Geschwindigkeit ja nicht viel gehört. Nein, dass mir das passieren muss. Gerade mir. Na, so abwegig war das nun auch wieder nicht. Wie oft hat man schon in der Zeitung gelesen 'Pilzsucher machten grausigen Fund im Unterholz'. Ich bin doch ständig im Unterholz und habe noch nie eine Leiche gefunden. Irgendwann war ich nach der Wahrscheinlichkeitstheorie auch mal dran. Aber gerade hier. Kein Mensch befuhr diese Piste. Die Touristen fanden sie nicht, und die wenigen Bauern, die hier vielleicht ihr Ziegenfutter schnitten, machten das am freien Sonnabend oder Sonntag, weil sie noch einen anderen Beruf hatten.

Ach herrje - was muss ich nun tun?

Der Tote lag auf dem Bauch, das Gesicht auf der Erde. Ich sah ihn von den Beinen her, die lang gestreckt und weit abgewinkelt waren.

Omann-omann, wie war das alles schrecklich!

Ich hob ein wenig den Blick und sah etwas weiter ein Auto stehen, einen Geländewagen. Er kam mir bekannt vor. So einen hatte mein Pilzfreund Juan Carlos, und als ich mit dieser neuen Information genau hinsah, kommt mir auch die Person bekannt vor, es ist tatsächlich mein Pilzfreund Juan Carlos! Das ist ja noch schlimmer! Der arme Kerl. Er war noch nicht alt, und ein so netter Mensch. Dass ihn der Tod gerade hier auf dieser Piste ereilen musste!

Vielleicht war ja noch etwas zu retten. Ich wollte ihm doch noch die Halsschlagader abfühlen. Das macht man so, wie ich aus Romanen und dem Fernsehen weiß, um zu sehen, ob noch etwas Puls und somit etwas Leben vorhanden war. Vorsichtig ging ich näher und etwas in die Hocke mit ausgestreckter Hand, als der Tote leise sagte: "Bitte keinen Schatten machen". Vor Schreck wäre ich aus meiner unsicheren Haltung beinahe auf ihn draufgefallen. "Juan Carlos! Du lebst! Was machst Du da?" Er hob ein wenig den Kopf und blickte zur Seite: "Ach, Du bist es. Ich mache eine Nahaufnahme und warte auf den richtigen Lichteinfall". Tatsächlich, er visierte bewegungslos einen Pilz an, der hier jedes Jahr aus dem festen Fahrweg hervorbrach (Riesenkartoffelbovist, Scleroderma polyrhizum). "Und was machst Du hier?" war seine Gegenfrage. Er wusste natürlich, dass ich auch auf Pilzsuche war, wie immer. Wir machten danach die Exkursion gemeinsam, und es wurde noch sehr schön.

Nach einer gewissen Zeit, als der Schreck abgeklungen, der Schock überstanden und mein Blutdruck wieder normal war, hatte ich sogar Verständnis für seine etwas widernatürliche Fotoposition, schließlich lag ich selbst ja auch öfter so tot auf den Pisten herum.





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