Wetter:
Da kann die Überschrift eigentlich nur lauten: Endlich hat es doch noch geregnet. Allerdings
spannte uns auch der Februar noch heftig auf die Folter, erst am 19.2. kam der so dringend
benötigte Regen. Die ersten Februarwochen waren noch ganz von dem beharrlich über Nordafrika
festsitzenden Hochdruckgebiet gekennzeichnet, welches im Gegensatz um Azorenhoch ein trockenes
Hoch ist und nicht mal Niederschläge auf der Ostseite lässt. Ganz im Gegenteil, bringt es doch
meistens noch den ungern gesehenen „Calima“ zu uns.
Die letzte Woche vor dem Regen, (Sie sehen, bei uns gibt es eine Zeit vor dem Regen und eine
danach) war der Calima derart stark, dass die Sichtweiten alleine durch die Staub und
Sandpartikel extrem reduziert war. Auf den Afrika näher liegenden Inseln war zum Teil sogar der
Flugverkehr eingeschränkt und ein paar Schulen wurden geschlossen, da Wüstenheuschrecken in
großer Zahl aus dem nördlichen Afrika zu uns herüber getragen wurden. Diese biblische Plage mit
dem wenig anmutenden Namen Schistocerca gregaria taucht mit Regelmäßigkeit bei Calima auf den
orientalen Inseln der Kanaren auf. Allerdings nur selten mit für die Landwirtschaft
schwerwiegenden Folgen, wie es im Sudan und Mauretanien fast immer der Fall ist. Zuletzt kamen
1958 so viele Wüstenheuschrecken auf die Kanaren, dass man um die Ernten fürchten musste. Dieses
Mal kam es nur zu geringen Schäden, die Chemie hat halt auch dazu gelernt.
Nun endlich kam es ab dem 19.2. zu Niederschlägen auf den Kanaren, das afrikanische Hoch hat
gnädig zwei Tiefdruckgebieten Platz gemacht, die von Südwesten auf die Inseln zukamen. Es gab
nicht wenige hier, die Freudentänze aufgeführt haben über den so sehnlich erhofften Niederschlag.
Nach beinahe 3 Monaten ohne Regen im Aridanetal und das im Winter, standen wir kurz vor einer
drohende Dürre. Die Tiefdruckgebiete aus dem südlichen Atlantik haben den Ruf besonders viel
Niederschlag zu bringen, aber auch starken Wind. Man fürchtet dabei immer Unwetter, so wie im
Dezember 2002. Damals vernichtete ein Sturm aus Südwest mehr als 50% der Bananenplantagen bei Los
Sauces und Santa Cruz. In diesem Jahr war das Wetter gnädiger zu uns, auf La Palma entstand kaum
Schaden. Allerdings rissen die bis zu 6 Meter hohen Wellen in Gran Canaria große Teile der
Dünenlandschaft ins Meer.
Die Niederschlagsmengen teilten sich auch sehr gut auf, so dass der Boden in der Lage war das
ankommende Wasser gut aufzunehmen. Das erste Tief, 19. + 20.2. brachte 95mm Niederschlag und das
zweite, 23. – 25.2. noch mal 38mm. Diese Zahlen stehen für die Region zwischen El Paso und Los
Llanos. An anderen Stellen der Insel können durchaus bis zu 20% mehr, oder weniger gefallen sein,
die Schauer sind oft sehr lokal und heftig.
Gegen Ende des Monats liegen wir nun wieder unter dem Einfluss eines nordatlantischen
Hochdruckgebietes, welches ab und zu Niederschläge im Norden und Osten der Insel hinterlässt, die
Westseite aber ausspart. Allerdings sind die Temperaturen stark gesunken, da ist viel Luft
arktischen Ursprungs in dem Hoch und nun liegt seit Tagen auch Schnee auf unserem höchsten Berg,
dem Roque de Los Muchachos. War es die ersten drei Wochen im Februar durchgehend reichlich über
20 Grad tagsüber, so gab es Ende Februar mehrere Tage an denen das Thermometer diese magische
Grenze nicht erreicht hat.
Tourismus:
Ein Februar wie gehabt, kaum noch freie Quartiere und Last-Minute Gäste füllen die letzten
Lücken. Jetzt gibt es für uns richtig Arbeit, das war auch nötig nach dem schwachen Sommer des
letzten Jahres.
Die Gesamtzahlen im Tourismus auf La Palma sind allerdings rückläufig, allerdings gehen die
negativen Zahlen fast ausschließlich auf Kosten des Pauschaltourismus. Der Bereich Ferienhäuser
und individuell arrangierte Reisen ist nicht betroffen. Dass trotzdem viele meckern, liegt eher
an der stetig wachsenden Anzahl von Privatquartieren, die nun um die Gunst des Gastes buhlen. Für
die Gäste bringt das den positiven Aspekt mit sich, dass die Preise stabil bleiben und die
Vermieter gefragt sind, sich um mehr Service zu bemühen.
Die großen Reiseveranstalter sind natürlich nicht glücklich mit dieser Situation, lässt doch der
Individualtourist nichts in ihrer Kasse. Das wiederum ist gut für die Insel, weil das Geld
welches ein Gast ausgibt der sich selbst die Reise arrangiert hat, sein ganzes Geld auf der Insel
lässt und nicht den Veranstaltern gibt.
Negativ wirkt sich das für die Kapazitäten bei den Charterflügen nach La Palma aus. Die
Risikobereitschaft der Chartercarrier wie LTU oder Thomas Cook ist nach den schwachen Jahren
zurückgegangen und es werden weniger Maschinen eingesetzt als noch vor drei Jahren. Die großen
Veranstalter wollen lieber ein Gesamtpaket verkaufen und dabei am Flug, Mietwagen und der
Unterkunft verdienen und auch noch an Ausflügen und anderen Arrangements. Die freien Plätze in
den Fliegern werden somit immer knapper und nicht unbedingt billiger. Es gibt aber immer noch
genug Möglichkeiten sich Flüge nach La Palma zu besorgen, dafür sorgt auch das Internet und die
vielen Anbieter die sich auf solche Angebote spezialisiert haben.
Flora:
Japanische Wollmispel
Eriobotrya japonica Hier nennt man die Frucht „nispero“, den Baum „nisperero“. Weitere Namen
sind: Loquat, Japanmispel oder auch Brasilianische Aprikose.
Wie oft, wenn man sich in die Welt der Flora begibt, erlebt man eine Menge Überraschungen. So
kommt die japanische Wollmispel ursprünglich aus dem östlichen China, wurde aber wohl aus Japan
nach Europa gebracht. Die Mispel gehört zu der großen Familie der Rosenholzgewächse ist also mit
den Mandeln, Pflaumen und Aprikosen verwandt, sieht aber völlig anders aus, nur die Früchte
erinnern dann wieder an diese Verwandtschaft.
Kurz vor 1800 ist die Mispel auch nach Europa gekommen und siedelt heute im gesamten
Mittelmeerraum. Nach Spanien kam die Mispel noch etwas später, erst um die 1850 wird das erste
Mal darüber berichtet. Seit dem ist die Wollmispel aber nicht mehr aus unserem Landschaftsbild
wegzudenken.
Hier wird die Eriobotrya japonica ausschließlich wegen ihrer Früchte geschätzt, anderswo nimmt
man den immergrünen Baum auch als Zierpflanze. Die Früchte wachsen in Trauben an den Spitzen der
Zweige und je nach Wasserlage und Temperatur kann eine Traube bis zu 20 Früchte hervorbringen.
Die erst grünen und im reifen Stadium gelb bis rötlichen Früchte sind rund, werden bis zu 5cm
groß und haben 1-3 braune Kerne. Das Fruchtfleisch ist weiß bis gelb und schmeckt sehr
erfrischend und erinnert an Pflaume und Pfirsich. Man ist sie fast ausschließlich als Tafelobst,
kann aber auch zu Marmeladen verarbeitet werden. Leider eignet sich die Mispel kaum zum Export,
sie ist sehr anfällig für Druckstellen und beginnt innerhalb kürzester Zeit zu verderben.
Den Namen Wollmispel erklärt sich durch den pelzigen Belag auf der Unterseite der Blätter und auf
den unreifen Früchten. Die bis zu 15 Zentimeter großen Blätter werden gerne in der Floristik
benutzt, der Kontrast der weißlich wolligen Unterseite zu dem tiefgrün der Blattoberseite ist
sehr reizvoll. Diese Wolle an den Blättern und Früchten scheint die Mispel auch vor vielen
Schädlingen zu schützen, Blattläuse, Milben und Spinnen entdeckt man an dieser Pflanze nicht.
Die Eriobotrya japonica liebt es in der Sonne zu stehen, will dabei aber reichlich Wasser haben.
Dieses Jahr sieht man auf La Palma ganz deutlich die Auswirkungen der fast dreimonatigen Dürre,
die Früchte sind sehr klein und das Blattwerk eher dürftig. Bei uns auf La Palma blühen die
Mispeln im November und jetzt im März sind die ersten Früchte reif. Leider reifen fast alle
Früchte gleichzeitig am Baum, so dass man schnell essen muss, bevor die Früchte ihr leckeres
gelbes Kleid verlieren.
Die Vermehrung geschieht hauptsächlich durch Samen, wobei diese eine extrem kurze Keimfähigkeit
haben. Sie sollten aus Ihrem Urlaub eine komplette Frucht mitnehmen, diese verdirbt zwar schnell,
aber so verlängern Sie die Keimfähigkeit der Samen noch etwas. Die Mispel wächst nur anfänglich
sehr schnell, nach drei bis fünf Jahren kann man die ersten Früchte ernten, dann wächst Sie
langsam weiter. Erst nach 10 – 15 Jahren bildet sich eine schöne Krone aus, lässt sich aber dann
nicht mehr gerne beschneiden. Man weiß nie so richtig, wo die Mispel wieder treibt und ob nicht
plötzlich durch den Schnitt das Gesamtbild mächtig leidet. Die Zweige und Äste sind sehr
zerbrechlich und werden oft vom Wind abgerissen. Das ist auch ein Grund warum in Deutschland
dieser Baum fast ganz unbekannt ist. Die mäßige Frostresistenz würde es durchaus zulassen in
Weinbauregionen auch die Mispeln zu pflanzen. Die großen Blätter aber fallen im Winter nicht ab
und bereits der geringste Schneefall lässt die Äste dann unter dem Gewicht brechen.
Gesellschaft:
Wo ist die Zukunft?
Nach den paar fetten Jahren der Vor-Euro Zeit, als das Geld noch locker saß und in allen Sektoren
der Wirtschaft das Pfeilchen eine Tendenz noch oben auswies, war der Gedanke an die
längerfristige Entwicklung der Insel leicht zu verdrängen. Nun ist die Katerstimmung da und jeder
macht sich Gedanken darum, wie es nun weitergehen wird mit der Insel. Da wir nicht die Fähigkeit
besitzen wie die Deutschen, Probleme bereits vor ihrem Entstehen zu diskutieren, haben wir großen
Nachholbedarf in Sachen Krisenbewältigung und können gar nicht gut damit umgehen.
Klar ist, die Hilfen für die Bananen werden abgebaut, auch wenn der Prozess sich wohl über einen
längeren Zeitraum hinziehen wird. Klar ist auch, dass La Palma sich mit Tourismus nur ein Zubrot
verdienen kann und die Frage sich überhaupt nicht stellt, ob man eine Monokultur wie die Bananen,
durch die nächste (Tourismus) ersetzen kann. Das wäre auch ein fataler Fehler, da im
Pauschaltourismus das Geld nicht dort ankommt wo der Urlauber hinfliegt. Also, neue Ideen müssen
her und das was wir bereits haben, für die Zukunft fit gemacht werden.
Die Bauchschmerzen beginnen in dem Moment wenn man begreift, dass wir selber die Dinge nicht in
der Hand haben, sondern unsere Insel völlig abhängig von der großen weiten Welt ist. Dazu
brauchen wir keine Almosen, sondern Märkte in denen wir unsere Produkte verkaufen können. Dabei
hat sich die EU als sehr große Enttäuschung für uns erwiesen. Wir hatten gehofft, endlich unsere
Bananen, Avocados, Tomaten und weiß die Künast was sonst noch alles in die Mitgliedsländer
schicken zu dürfen. Nun müssen wir sehen, dass in Mitteleuropa nur Dollarbananen gegessen werden,
marokkanische Tomaten und israelische Avocados und wir unsere Ernte entweder wegschmeissen
müssen, oder subventionieren. Dabei ist nicht immer der Preis der Grund dafür, dass innerhalb
der EU landwirtschaftliche Produkte aus nicht EU Ländern bevorzugt werden, sondern die
Exportinteressen der Industrienationen. Ab 2006 fällt für die Bananen auch noch der letzte
bislang abgeschottete Markt, das spanische Festland.
Natürlich haben wir eine Menge Geld von der EU erhalten und sind als ultraperiphere Zone sogar
noch steuerlich bevorzugt. Dieses Geld geht aber fast ausschließlich in Infrastrukturmaßnahmen
die auch wichtig sind, aber nicht so sehr auf einer Insel die nur 30 Kilometer dick ist und auf
der es auch ohne neuen Tunnel keinen Stau gegeben hätte. Das ist der Treppenwitz überhaupt, die
EU bezahlt uns einen neuen Tunnel, damit die Bananen schneller von der Westseite auf die Ostseite
zum Hafen kommen. Gleichzeitig baut uns die EU einen Hafen auf der Westseite, damit die Bananen
überhaupt nicht mehr auf die andere Seite müssen. Das Ganze für ein Produkt, welches die EU
überhaupt nicht will, weil der geringe Weltmarktpreis die Produktion innerhalb der Gemeinschaft
eigentlich gar nicht zulässt. So entpuppen sich diese Gaben der EU als Danaergeschenke weil nun
jeder sagen kann: Ihr habt doch schon genug bekommen.
Da kommt nun die Selbstkritik. Wir haben das alles gerne genommen, Geschenke sind immer
willkommen, so sinnlos sie auch seien. An unsere eigene Zukunft haben wir dabei überhaupt nicht
gedacht, das haben wir noch nie, das hat immer Madrid für uns übernommen. Nun wird uns
schmerzlich klar, dass jeder der sich aus Bequemlichkeit in Abhängigkeit Anderer begibt, auch
nach deren Pfeife tanzen muss. Wir müssen dringend lernen uns mit der Zukunft auseinander zu
setzen und das Nachdenken darüber nicht aus Bequemlichkeit anderen zu überlassen. Wir müssen ganz
dringend selber aktiv werden und unseren Politikern klar machen, dass es in Zukunft nicht mehr
reicht ein paar Prestigeobjekte vorzuführen, sondern wir klare Perspektiven fordern mit denen wir
auch etwas anfangen können. Eine Lehre der Demokratie heißt ja auch, Politiker sind nur deshalb
so schlechte Köche, weil das Volk nichts vom Essen versteht. Das müssen wir ändern.
Gastronomie:
Wieder dürfen wir gerne einen Bericht von Helge übernehmen, einem netten Stammgast.
El Bernegal - Garafia
La Palma, Sonne, 30 Grad. Wir zusammen mit unseren Urlaubsfreunden auf dem Roque und dann fängt
„VfB“ an: „Wir müssen aber rechtzeitig los. Ich will noch Zicklein essen und das Lokal macht um
17.00 Uhr zu.“
(Da ich nicht weiß ob ich die Namen verwenden darf, werde ich mit Decknamen für diesen Bericht
arbeiten. VfB = Er, KSC =Sie)
Als steifer Norddeutscher dachte ich nur: „ Na das wird ja ein Schuppen sein!“
Wir also noch die schöne Aussicht genossen. „KSC“ verlangte noch nach einer Vesper und dann
zurück zum Auto.
Die Serpentinen nach unten und ab nach Garafia ins Restaurant El Bernegal.
Als wir das Lokal betraten war ich sehr angenehm überrascht. Typisch kanarische Bauweise mit
relativ hohen Holzdecken. Weiße Tischdecken und sehr gemütliche Atmosphäre.
Das Lokal verfügt auch über eine Bar an der sich die Dorfbewohner auf ein Glas treffen. Dieses
Treiben stört den Speisegast jedoch in keinster Weise.
Wir also in Wanderklamotten mit verstaubten Waden hingesetzt. Die Bedienung erschien und
behandelte uns trotzdem nett und freundlich. Auch die Familie am Nebentisch, von abuelo bis nieta
alles versammelt, störte sich nicht an unserem Outfit und wir begannen die Karte zu studieren.
Restaurant "El Bernegal" im Norden der Insel La Palma
Um es kurz zu sagen, das Essen war sehr, sehr gut. VfB hatte ihr cabrito, KSC sein Lamm, das Kind
wollte Schweinemedaillons, Sabine einen Salat und ich hatte ein Schweineschnitzel mit untypischer
Championsahnesauce.
Aber der absolute Überflieger war der zumo de naranja. Nicht nur Optisch ein Genuss, nein auch
der Gaumen machte Jubelsprünge. „KSC“ und „VfB“ tranken den Wein des Hauses und waren auch
begeistert.
Leider ist dieses Lokal ziemlich weit weg von unserem Wohnort, so dass ein häufigerer Besuch
nicht angesagt ist. Aber zu empfehlen ist die Lokalität auf alle Fälle.
El Bernegal Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 10.30 -18.00 Uhr
Díaz y Suárez, 5 Küche bis 17.00 Uhr
38787 Santo Domingo. Villa des Garafía
TFNOS. (922) 400480