La Palma Aktuell
Täglich frische Nachrichten von einer kleinen grünen Insel im Atlantik



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Nachrichtenarchiv Dezember 2007


Montag 31.12.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 58 % Luftdruck 1023 hPa
Höchsttemperatur heute 21,6 Grad - niedrigste Temperatur 11,3 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 21,1 Grad, niedrigste 12,7 Grad

Auf die Unterhose kommt es an

Die zwölf Glücktrauben, zu jedem Glockenschlag eine um Mitternacht an Sylvester, das ist eine der spanischen Traditionen zum Jahreswechsel. - Interessant bei diesem Ritual ist auch, ähnlich der Verarschung mit dem Weihnachtsmann, dass es sich dabei nicht um irgendein bäuerliches oder gar kirchliches Brauchtum handelt, sondern um eine Werbeaktion der Weinbauern aus Alicante. - Die hatten, 1909 wohl solch eine Rekordernte, dass man die Trauben nicht allesamt verkaufen konnte und so verteilte man diese als "Glückstrauben" zum Jahreswechsel. - Das verselbstständigte sich dann aber im Laufe der Zeit und heute gibt es Weinbauern in Spanien welche ihre gesamte Ernte an spätreifen Aledo-Trauben nur für diese eine Nacht kultivieren. - Zu jedem Glockenschlag eine, sonst verlässt einen das Glück, so schwer und gesellschaftstragend können ehemalige Werbeaktionen sein, eben wie die Geschichte vom Weihnachtsmann. - Ganz pragmatische Zeitgenossen schütten sich übrigens die zwölf Trauben gleich kompakt als gegorene Flüssigkeit in den Rachen, allerdings ist es schon deutlich kommunikativer und einfach lustiger zusammen mit ganz vielen anderen Menschen im Takt der Zeit Trauben zu "zuzln". - Inzwischen gibt es die Glückstrauben übrigens schon abgezählt als Konserve zu kaufen, aber man muss ja nicht immer alles mitmachen was die Lebensmittelindustrie einem vorschlägt.

Ein anderer Brauch, und da weiß ich nicht ob der auch als versteckte Werbekampagne herkommt, ist das Tragen von nagelneuer Unterwäsche zur Sylvesterfeier. - Natürlich lebt die Konfektionsbranche auch nicht schlecht mit diesem Brauchtum, man müsse sich nur mal vorstellen wenn es Brauchtum wäre, jeder müsse sich zu Sylvester ein neues Auto kaufen. - Vielleicht macht man das ja in Abu Dhabi so oder in Dubai, hier tut es eben, neben 12 Trauben auch eine neue Unterhose und die aber in Rot. - Nur das bringt Glück und warum und wieso, das weiß ich nun wirklich nicht, es ist halt so. - Man kann aber auch gelbe Unterwäsche tragen, das soll einen (neuen) Partner anlocken und da wissen wir ja, das hat nicht immer und unbedingt mit Glück zu tun. - Ganz pfiffige und durchtriebene Zeitgenossen sollen auch schon mal mit gelbrotem Infit (Outfit wird doch außen getragen) erwischt worden sein, - was für ein Glück! - Nicht überliefert ist die Geschichte was denn die gescheckten Unterhosen mit dem so genannten "Rallye-Streifen" bringen, oder ob rote Stringtangas nun wirklich weniger Glück bringen als gleichfarbige Boxershorts, halt einfach der Masse wegen. - Auf jeden Fall bringen Unterhosen mit mehr Stoff nicht unbedingt mehr Glück, aber sicher weniger Blasenentzündung und das ist doch auch schon was. Ebenso konnte ich nicht eruieren, ob es denn rote lange Unterhosen gibt, denn dann wäre selbst ich in der Lage mich bei dieses eisigen Temperaturen nachts, (12 Grad) auf die Plaza von Los Llanos zu stellen und Kleinobst in vorgeschriebener An- und Schlagzahl zu vertilgen. - Ganz egal welche Farbe Ihre Unterhose hat und ob Sie Ihre Weintrauben schon entsichert haben oder bereits um 21:00 Uhr müde ins Bett fallen, wir wünschen Ihnen Alles Gute auch für das nächste Jahr und mindestens das, was Sie uns auch gönnen. - Das kann jetzt sogar böse gewesen sein, hängt aber ganz von Ihnen ab…



Montag 31.12.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 11 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1022 hPa

Noch ein sauberer Punkt

"Puntos Limpios" sind eine gute Erfindung. - Dorthin können die Einwohner der Insel ihren Müll bringen der nicht in den normalen Hausmüll gehört, oder in den Papp-Container oder in die neue gelbe Tonne, in die man die so genannten Wertstoffe schmeißt. - Bei der Nutzung der gelben Tonne haben wir noch großartigen Lernbedarf, man kann ziemlich oft beobachten wie vor diesen Containern diskutiert wird was denn nun da reingehört oder nicht, aber das wird schon noch. - Alles andere, halt insbesondere Sperrmüll, Elektroschrott und was halt so alles in den Schuppen steht und seit Jahren nur noch Staub ansetzt, kommt auf den "Punto Limpio", wird dort fein säuberlich getrennt und wartet dann auf seinen Abtransport in den Barranco Seco, um dort wieder kräftig zusammengemischt zu werden. - Hört sich genau so perplex an wie die Müllverschickung aus der Bundesrepublik in andere Länder, hat hier aber den einfachen Hintergrund, dass unsere zentrale Müllverwertungsanlage in Mazo einfach nicht fertig werden will. - Wir haben als kleine Insel das grundsätzliche Problem, dass die meisten Wertstoffe auf dieser Insel nur gesammelt werden können, nicht aber weiterverarbeitet und so muss alles teuer von der Insel geschafft werden. - Im Prinzip ist das geplante System stimmig, alles was noch verwertbar oder kompostierbar ist, soll aus dem Müllberg entfernt werden und nur der wirkliche Restmüll wird dann deponiert.

Im Prinzip ist sogar falsch parken verboten und Demokratie eine wunderbare Angelegenheit, wichtig wird was hinten dann dabei rauskommt und wie effektiv die Anlage in Mazo wirklich arbeiten kann. - Das müssen wir schlichtweg noch abwarten und so scheint die Eröffnung des vierten "Punto Limpio" nördlich des Flughafens auch eigentlich verfrüht, denn diese Müllsammelstellen erhalten ihre eigentliche Funktion erst wirklich, wenn am Ende unserer Müllwirtschaft die große Anlage bei Mazo mal in Betrieb ist. - Man hat sich vorgenommen das noch im kommenden Jahr auf den Weg zu bringen, allerdings ist 2008 bereits derart mit Vorhaben überfrachtet, dass man ein klein wenig skeptisch sein darf. - Diese "Punto Limpios" sind aber dennoch extrem wichtig, da sie für Pedro-Normalverbraucher die Entsorgung einfach, praktisch, nah und umsonst gestaltet, der Anreiz Dinge in den Schluchten zu entsorgen, wie wir das früher immer gemacht haben, weil es schlicht und ergreifend keine andere Möglichkeit hat, soll dann endgültig der Vergangenheit angehören. - Man hat ja nun sogar beim Punto Limpio in Las Manchas nachmittags geöffnet und sogar am Sonntag, niemand mehr soll die Ausrede verwenden können, er habe einfach keine Zeit dahin zu fahren um seinen alten Kühlschrank dort abzuliefern. - Trotzdem, bei allen guten Gedanken die man sich um die Müllentsorgung auf La Palma gemacht hat, eines hat man nicht getan, nämlich hart und konsequent auf Müllvermeidung gesetzt. - Jede Dose, jedes Stück Verpackung welches nicht auf die Insel kommt, muss auch später nicht entsorgt werden. - Aber wir brauchen doch auch noch Aufgaben für zukünftige Regierungen, sonst wird es doch langweilig auf unserer immer sauberer werdenden Insel.



Sonntag 30.12.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 51 % Luftdruck 1022 hPa
Höchsttemperatur heute 20,2 Grad - niedrigste Temperatur 11,3 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 22,4 Grad, niedrigste 12,6 Grad

Das Weihnachtsmannmassaker

Paul und ich müssen da Teile der Weihnachtsgeschichte noch mal miteinander besprechen. Sicher hat er Recht, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt, wenn schon, dann bringt das Christkind oder die Heiligen Drei Könige die Geschenke, oder auch gestresste Eltern, aber deshalb darf man Weihnachtsmänner noch lange nicht massakrieren und auffressen. - Das tut man einfach nicht, nicht mal mit Politikern oder den Zeugen-Jehovas, Basta. - Menschen jeglicher Façon sind für den Verzehr schlecht geeignet, nicht zuletzt weil man sich an Asketen einen Splitter in die Speiseröhre ziehen könnte und sollte man einen Rechthaber erwischen, dann liegt der wochenlang im Magen und so viel Fencheltee kann keine Sau, schon gar kein Kater trinken, dass so etwas ohne negative Folgen bleibt. - Die Nahrungskette ist bitte lückenlos einzuhalten, ganz oben steht der Mensch, nicht der Kater Paul oder die Tiger von den beiden oberbayrischen Las Vegas Dompteuren. - Nun wo das klar ist darf Paul auch die ersten Gegenfragen stellen und da wäre, warum unser Essen aus dem Kühlschrank oder vom Herd genommen wird, sein Essen aber aus Dosen kommt. - Das kann ich noch ganz einfach beantworten, Paul würde unseren wild zusammengekochten Brei a la Ragout fin oder Pichelsteinereintopf doch gar nicht mögen, Katzen brauchen besondere Nahrung, die vor der Kontaminierung durch menschliche Essensreste hermetisch abgeriegelt in kleinen Dosen verpackt wird. - Der Punkt geht an uns…

Ganz schwierig was das Thema Schweinefleisch und da besonders die Geschichte mit dem Jamón Serrano. - Bei den Katzenflüsterern liest man da ja dringenden Mahnungen, Schweinefleisch sei ungesund für´s Katzelchen, nur menschliche Brägen seien grob genug solch deftiges Futter zu verdauen. - Paul liebt aber Jamón Serrano über alles, meine kleine Tochter auch und warum nun die eine das futtern darf und der andere nicht, das kann nur wieder unter den Gesundheitsparagraphen fallen, oder einfach unter den Tisch. - Da liegt nämlich immer der Kater wenn oben der Jamón Serrano pfundweise vertilgt wird und, sicher völlig ohne konkrete Absicht, ein großer Teil des Schinkens einfach unter dem Tisch landet. - Eigentlich ist meine kleine Tochter gar nicht so ungeschickt und ich muss dem mal nachgehen, warum ihr der Schinken immer nur dann runterfällt, wenn gerade der Kater dort sitzt. - Ich habe beide auch schon mal zusammen unter dem Tisch erwischt, Paul hat meine Tochter da gerade mit Schinken gefüttert, aber es kann auch umgekehrt gewesen sein, so genau darf ich mich aus Datenschutzgründen nicht mehr daran erinnern und außerdem ist das immer noch ein schwebendes Verfahren in unserem familiären Tribunal. - Nicht das Sie das falsch verstehen, weder Paul oder meine Tochter müssen nun vor den Kadi treten, sondern ich, weil ich zuwenig Schinken gekauft habe. - Aber das macht nichts weiter, es ist nicht meine erste Verbannung ins familiäre Guantánamo, irgendwann lassen die mich wieder raus, spätestens wenn das Taschengeld alle ist und dringend neue Konserven für Paul gekauft werden müssen. - Aber immerhin, Paul lässt nun die kleinen Weihnachtsmänner aus Schokolade unangetastet, ist doch schon ein Schritt in die richtige Richtung. - Oder?


Das Weihnachtsmannmassaker



Sonntag 30.12.07 - 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 12 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1022 hPa

Wolkenfänger

"Captabrumas" nennt man die Dinger hier und man nutzt diese, der Natur abgeguckte Technik um aus den Wolken das Wasser kondensieren zu lassen. - "Den Passat melken", so kann man das auch betiteln und im Normalfall haben wir dafür unsere Kanarische Kiefer, die mit ihren, bis zu zwanzig Zentimeter langen Nadeln dafür sorgt, dass die vom Wasser schweren Passatwolken einen erheblichen Teil ihrer kostbaren Fracht bei uns lassen. - Die meisten Wanderer haben das schon erlebt, man klettert, stolpert, oder stolziert zwischen den Kiefern in der Passat-Zone herum und erlebt ein lustiges Naturschauspiel, bei uns regnet es unter den Bäumen und nicht daneben. - Es gibt keine konkreten Zahlen, aber man schätzt, dass der Großteil unseres Wasservorrates aus der Kondensation der Passatwolken gespeist wird, und dann erst die Niederschläge in Form von Schnee und Regen den Wasserreichtum unserer Insel ausmachen. - Der Vorteil des Kondensationssystems liegt dabei in der ständigen Berieselung der Oberfläche, ohne dass Erosion entsteht wie bei Regen und noch dazu liefern die Passatwolken auch im Sommer stetig Wasser. - Geht man mal davon aus, dass an etwa 300 Tagen im Jahr Nordostpassat herrscht, mit an die Nordostflanke der Insel brandenden Wolken, dann kann man vielleicht in etwa die Bedeutung des Passats für den Wasserhaushalt der Insel erahnen. - Auch ohne konkrete Zahlen wie man sie immer gerne fordert, kann man ohne Übertreibung behaupten, die Insel La Palma sähe komplett anders aus, ohne das viele Wasser welches der Passat als Tribut auf seinem Weg in den Süden bei uns lassen muss.

La Palma hat Süßwasser im Überfluss, nur nicht immer da, wo man es gerade braucht. - Dafür fängt man es auch, speichert es in großen Becken, oder bohrt die Insel an um an die inneren Wasseradern- und Ströme heranzukommen. - Eigentlich ist diese Insel wie ein großer Schwamm, wo immer man sie anbohrt, man wird auf Wasser stoßen und bevor es durch die Insel auf Meeresniveau gesickert ist und sich mit dem Salzwasser des Ozeans vermischt, holt man Teile davon aus dem Berg und gießt damit die Landwirtschaft oder nutzt es für den häuslichen Gebrauch. - Dabei tritt oft ein grobes, vielleicht sogar ignorantes Missverständnis auf, man kann Wasser nicht "verbrauchen", man kann es lediglich umleiten und im schlimmsten Fall verschmutzen, aber jeder Tropfen Wasser, auch wenn er getrunken wird, damit gegossen wird oder er simpel verdunstet, bleibt dem Gesamtwasserhaushalt erhalten. - Die oft behauptete These, Bananen verbräuchten zu viel Wasser ist anhand unserer üppigen Süßwasservorkommen ziemlich krumm. Anstatt darauf zu warten, dass unser Wasser sich mit dem Meerwasser vermischt wenn es schließlich durch die Insel gesickert ist, leitet man einen kleinen Teil davon auf die Bananenplantagen, wo es als verdunstender Wasserdampf auch wieder dem Kreislauf zugeführt wird. - Problematisch dabei sind lediglich Pflanzenschutzmittel, die mit nach unten ablaufendem Wasser wiederum andere Medien kontaminieren können. - Das gleiche gilt übrigens für die viel kritisierten Golfplätze, Wasser ist reichlich vorhanden und geht nicht dadurch verloren, weil man seinen Aggregatzustand ändert, die Gefahr liegt einzig in der möglichen Verschmutzung durch Rückstände von Industrie, Düngemitteln und chemischen Produkten. - Das gilt so für La Palma, weil wir Wasser und durch den Passat Wassernachschub im Überfluss haben und es schlichtweg, bevor es sich mit dem Salzwasser des Atlantiks mischt, als Gießwasser in der Landwirtschaft nutzen. - Für Regionen, die auf Wasser angewiesen sind welches sie aus dem Grundwasser oder Flüssen pumpen und diesen Schatz über Gebühren strapazieren sieht das anders aus. - Der Gesamtwasserhaushalt der Erde bleibt dabei auch unangetastet, aber in der betreffenden Region wird das Wasser immer knapper, weil es als Regen woanders wieder runterkommt.

Unser Problem ist also nicht die Wassermenge, sondern die örtliche und zeitliche Verfügbarkeit und damit die hohen Kosten die entstehen, Wasser überall zur Verfügung stehen zu haben. - Da Wasser in seiner flüssigen Form die Tendenz allen Irdischen hat, nämlich nach unten (…) gibt es gerade in den hohen Zonen der Insel wenig Wasser. - Man kann nun das Wasser dorthin pumpen, verbunden mit hohen Energiekosten, oder man kann die Kiefern nachmachen und auch "die Wolken melken" und aus dem Wasserdampf der Wolken, Wasser in flüssiger Form machen. - Dazu stellt man diese "Wolkenfänger" auf, große Gestelle an denen feine Netzgitter aus Metall oder Kunststoff das Wasser aus den Wolken kondensieren, fängt dieses auf und nutzt es später. Entweder um Löschwasser in den hohen Zonen der Insel zur Verfügung zu haben, oder Gießwasser oder schlichtweg als Wasserquelle für Wanderer. - Auf der Cumbre Nueva stellt man nun weitere dieser Anlagen auf, um nach dem Vorbild unserer Kiefern die Wolken zu melken. - Man kann da geteilter Meinung sein, so richtig ins Landschaftsbild passen diese Gestelle nicht, aber man kann dabei auch Erfahrung sammeln und vielleicht weitergeben an Zonen und Regionen der Erde die nicht mit so viel Wasser gesegnet sind wie wir und diese Form der Wassergewinnung dringend brauchen.


Das Geheimnis unseres vielen Wassers



Samstag 29.12.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 61 % Luftdruck 1021 hPa
Höchsttemperatur heute 19,8 Grad - niedrigste Temperatur 13,2 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 23 Grad, niedrigste 14 Grad

Im Pilz steckt Hoffnung

Gut, ich gebe es zu, manchmal steckt auch in einem kalten Pils Hoffnung, aber das ist auf komplett anderer Ebene anzusiedeln, als die Geschichte mit den Pilzen auf La Palma. - Nicht alle wissen es, aber La Palma ist ein wunderbares Pilz-Dorado, (jetzt liegt das Wortspiel mit Dorada-Pils schon wieder ganz nahe), wir haben genug Wasser, genügend Wälder mit dicken Humusschichten, so zählt ein Katalog an die 700 verschiedene Pilzarten auf, welche auf dieser gesegneten Insel vorkommen. - Allerdings wird hier wenig gesammelt, lediglich die "Nacidas" fanden hier Eingang in die traditionelle Küche, ansonsten lässt man hier die Pilze, (sicher nicht die Pilse) meist unbeachtet links, oder auch rechts liegen. - Nacidas heißen auf Deutsch übrigens "Rötliche Wurzeltrüffel" (Rhizopogon roseolus) und sehen wirklich ein bisschen so aus wie weiße Trüffel mit leicht gelblicher Haut, kommen aber geschmacklich dann doch nicht an das wortverwandte Luxusteil heran. - Dass man auch viele andere hier vorkommende Pilze nicht nur essen, sondern auch kulinarisch wunderbar verwerten kann, dieses Wissen haben mitteleuropäische Aussiedler nach La Palma geschleppt und damit aber nun auch die einheimische Bevölkerung infiziert. - Es gibt seit längerem bereits Pilz-Seminare und in manchem palmerischen Kochtopf findet man inzwischen auch mal Pfifferlinge und Steinpilze, um mal nur 2 sehr bekannte Speisepilze zu nennen, die hier vorkommen. - Noch dazu haben wir hier auf La Palma das Glück eine absoluter Kennerin der Materie zu haben, nämlich Rose Marie Dähncke, die auch komplette Bücher zum Thema Pilze auf La Palma veröffentlichet hat und in Programmen der Inselregierung aktiv mitwirkt, damit die Pilzwelt La Palmas sich auch für die eigene Bevölkerung erschließt. - Das darf man doch mal sagen…

Jetzt kommen wir langsam aber sicher zur Überschrift, raus aus dem Wald und hin zur Pilzproduktion. - Inzwischen hat man auch, seitens der Inselregierung die Möglichkeiten erkannt, welche die Pilzzucht bei uns als weiteres landwirtschaftliches Alternativprodukt bedeuten könnte. - Immerhin haben wir ja auch bereits, ich meine es ist die einzige der Kanaren, eine Austernpilzzucht hier in El Paso, welche seit über zehn Jahren diesen Schwamm hier in dunklen Kammern zieht und diese auch über die Inselgrenzen hinaus verschickt. - Nun will man aus öffentlicher Hand 90.000,- Euro ausgeben um Studien zu betreiben, welche anderen Pilze man denn hier noch so ziehen könnte um diese dann wirtschaftlich vermarkten zu können. Wieder so ein sinnloses Förderprojekt an dem sich nur ein paar Berater bereichern, höre ich da schon wieder aus der garstigen "Realistenecke" murmeln, aber es ist ja schließlich die Aufgabe der berühmten und oft so geschundenen öffentlichen Hand, neue Erwerbszweige und Alternativen für unsere sehr einseitig gestaltete Landwirtschaft einfacher zugänglich zu machen. - In der Tat könnte man sich das gut vorstellen, kleine Betriebe die in den mittleren Höhenlagen sich ganz bestimmter Pilze annehmen und diese kultivieren, die Austernpilzzucht in El Paso hat es doch sogar ohne "Studienmittel" fertig gebracht zu funktionieren. - Nein, nicht um die Bananen zu ersetzen, so weit will doch keiner gehen, aber die Landwirtschaft zu diversifizieren, das sollte das Ziel sein und dazu gehören eben auch Nischenprodukte wie Pilze. - Wir geben so viel Geld für andere, echt zweifelhafte Dinge aus, da sind die 90.000,- Euro für den Versuch ein neues Türchen in der Landwirtschaft aufzustoßen richtig gut angelegtes Geld. - Allerdings hätte ich auch nichts dagegen, wenn meine intensiven Pils-Studien auch mal leicht gehopft unterstützt würden, schließlich investiere ich damit auch nachhaltig in die palmerische Wirtschaft, oder besser, palmerische Wirtschaften…


Nacidas, oder auch Rötlicher Wurzeltrüffel



Samstag 29.12.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 13 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1021 hPa

Wo ein Geschäft ist, das ist auch ein Weg

Man könnte es auch als Auszug aus dem Drehbuch für einen Katastrophenfilm ansehen. - Letzte Woche noch lehnte man seitens des Rathauses der Hauptstadt die provisorische Eröffnung eines Teils des Parkhauses wegen eklatanter Sicherheitsmängel ab, heute macht das Parkhaus aber auf, es sei alles in Ordnung. - Da ist im Film auf der einen Seite der Einzelhandelsverband, der unbedingt an den umsatzstärksten Verkaufstagen des Jahres diese Parkplätze haben will und auf der anderen Seite der, im Drehbuch meist der Held, ein Ingenieur der Stadt, der auf die Sicherheitsmängel hinweist, aber schließlich vom geschäftlichen Interesse der Stadt überstimmt wird. - Ich gehe einfach mal davon aus, dass alles in Ordnung ist, so in Ordnung wie man das in einer Woche hinbekommen kann, wenn auch noch Feiertage dazwischen sind, aber was sollen wir die Aussagen der zuständigen Herren und Damen anzweifeln. - Warum das halbfertige Parkhaus unbedingt noch öffnen soll liegt auf der Hand, genau so wie Los Llanos hat die Hauptstadt ein gewaltiges Problem mit dem latenten Parkplatzmangel und sich daraus ergebenden Verkehrsstaus, weil Hunderte von Fahrzeugen immer wieder die gleichen Runden drehen auf der Suche nach einem Abstellplatz für ihr Fahrzeug. - Aufgrund dieser Situation hat die Geschäftswelt der Hauptstadt schon viele Kunden verloren, die so lieber ins Umland fahren, meist nach Breña Alta aber sogar bis nach El Paso, um ihre Einkäufe da zu erledigen, wo man auch einen nahen Parkplatz für das Auto bekommt.

Da bei uns ja die Geschenke erst in der Nacht vom 5. Januar verteilt werden, beginnt nun gerade die große Zeit des Einzelhandels und da kämen 370 Parkplätze in der Innenstadt wie ein warmer Regen für die gestressten Parkplatzsucher und damit für den Einzelhandel. - Aufmerksam wird man in der ganzen Sache aber deshalb, weil gerade noch in der letzten Woche ein herrisch auftretender Bürgermeister die provisorische Öffnung rigoros abgelehnt hat, eben mit dem Hinweis auf die fehlenden Sicherheitsvorrichtungen, die sich wohl nicht nur auf mangelnde Bandschutzeinrichtungen beschränkten. Ob diese Mängel nun in der knappen Zeit alle behoben worden sind, das muss ich natürlich außen vor lassen, allein es bleibt das ungute Gefühl, dass hier wieder mal geschäftliche Interessen die Oberhand gewonnen haben. - Was noch nicht raus ist, ob diese provisorische Öffnung über den 5. Januar hinaus gilt und ob sich daraus ein normaler Regelbetrieb entwickelt, oder ob man das Parkhaus noch mal schließen muss um doch noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen. - Da wir aber immer, oder vielleicht fast immer, ganz großes Glück haben auf dieser Insel wird schon nichts passieren. - An alle Einkaufwütigen, Santa Cruz hat ab heute 370 zentrale Parkplätze und die Benutzung dieser unabdingbaren Begleiterscheinungen unserer modernen und mobilen Welt stehen bis zum 5. Januar kostenlos zur Verfügung. - Happy parking!



Freitag 28.12.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 20,6 Grad - niedrigste Temperatur 12,9 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 23 Grad, niedrigste 14 Grad

Der Bischof redet sich um Kopf und Kragen

Gerade am 24. Dezember, also am Fest der Liebe, veröffentlichte die Zeitung "La Opinión" ein Interview mit unserem Bischof Bernardo Álvarez, welcher der Diözese Tenerife vorsteht, die zusätzlich noch den verwirrenden Beinamen "Diócesis Nivariense" trägt. - Da Don Bernardo, wie wir ihn nennen, auch noch Palmero aus Mazo ist, hört man noch genauer hin um was es da eigentlich geht und warum der, eigentlich so beliebte und volksnahe Bischof plötzlich eine "Eva-Hermanisierung" erfährt. - Es geht in dem Interview unter anderem auch um Homosexuelle und auch das heikle Thema des sexuellen Missbrauches von Minderjährigen und Don Bernardo hinterlässt in diesem Interview mehr als Fragen, wie er denn manche seiner Aussprüche so eigentlich meint. - Klar, dass Homosexuelle nicht unbedingt das Idealmaß für katholische Geistliche darstellen, allerdings kommt in dem Interview auch die Aussage vor, dass diese Gruppe an Menschen schlecht für sich selbst und für die Gesellschaft seien. - Der Bischof will eine Grenze ziehen zwischen dem was er als "natürliche Homosexualität" ansieht, Menschen die aus physiognomischen Gründen gleichgeschlechtliche Liebe ausüben und denen, die aus Gründen unbefriedigter Hetero-Beziehungen diesen Weg der Sexualität gehen. - Auf so spitzer Linie kann man kaum argumentieren, geschweige denn gehen und auch wenn er immer wieder betont, dass die katholische Kirche vor jedem Menschen allerhöchsten Respekt hat, es bleibt dabei, mit Homosexualität will man nicht umgehen und Don Bernardo fordert mehr Erziehung und Mut, um junge Menschen vor der Homosexualität zu bewahren. - Vielleicht sollte man einfach aufhören diese Fragen an katholische Würdenträger zu stellen, es passt einfach nicht zusammen und da Homosexuelle meist sehr gut ohne den Segen des Pfarrers können, sollte man sich nicht auf so dünnes Eis begeben. - Es ist einfach auch ein bisschen naiv, von einem Bischof zu erwarten er fände Homosexualität gut, auch die katholische Kirche hat das Recht in manchen Dingen schrullig oder eher altbacken zu sein und es verwundert eigentlich, warum nun Schwulenverbände so heftig gegen den Bischof wettern und Richtigstellungen fordern.

Der Hammer im Interview kommt nämliche eigentlich auch erst ein paar Sätze später und da ist dann mehr Aufregung angebracht als über die allseits bekannte gegenseitige Abneigung von katholischer Kirche und Homosexuellen. - Es geht um den sexuellen Missbrauch Minderjähriger und nun verbindet Don Bernardo in einem äußerst unglücklichen Vergleich den Missbrauch Minderjähriger mit Homosexualität in dem er auf die Feststellung des Interviewpartners: "Aber der Unterschied zwischen Homosexualität und dem Missbrauch Minderjähriger ist klar" mit einer Gegenfrage antwortet: "Sicher doch, aber warum gilt der Vergewaltiger von Minderjährigen als krank?" - Der nun langsam erschrockene Fragesteller meint nun: "Aber ein Missbrauch geschehe doch ohne gegenseitiges Einverständnis" und darauf rutscht der Bischof nun endgültig auf dem dünnen Eis aus und meint: "Es gebe aber wohl auch Minderjährige die sehr wohl einverstanden wären, die mit 13 Jahren schon genau wissen das sie "es" wollen und sogar herbeisehnen." - Kleine Pause zum Erholen. - Das mag es sicher geben, als krasse Einzelfälle und als Ergebnis verfehlter Jugendarbeit, Erziehung und als absolutes Versagen im sozialen Umfeld, aber in solche Argumentationen abzugleiten wenn es darum geht die Homosexuellen an den üblichen Rand zu stellen, das ist mindestens ein heftiger verbaler Kollaps. - Ich denke mal, die nächsten Tage und Wochen wird Don Bernardo sich erneut der Presse stellen müssen und erklären, wie er denn auf diese wenig christlichen Gedanken und Vergleiche gekommen ist. - Jeder erzählt mal völligen Quatsch und Blödsinn, vielleicht mochte der Bischof den Interviewer nicht, oder der hat ihn provoziert, aber dann muss man da wieder rauskriechen, und auch wenn es weh tut, sich mindestens öffentlich erklären und vielleicht besser um Entschuldigung bitten. - Der Wahrheitsfindung zuliebe HIER das Interview mit dem Bischof in "La Opinión"



Freitag 28.12.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 14 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1021 hPa

Rudolf Donnerwetter und Günter Grass

Am 28. Dezember muss man in Spanien heftig auf der Hut sein vor Scherzen. - Heute feiert man den "Día de los Santos Inocentes" und dieser Tag wird genau so genommen wie in Mitteleuropa der 1. April, nur dass man hier dann halt dem genarrten Tropf dann kein April! April! an den gehörnten Kopf wirft, sondern eben die "Heiligen Unschuldigen". - Man muss die Zeitungen also heute sehr genau lesen und als ich dort eine Ankündigung fand, Günter Grass lese morgen am 29. Dezember in der Casa de La Cultura, war für mich eigentlich sofort klar, das muss der diesjährige "Dezemberscherz" sein. - Wie in aller Welt kommt der Nobelpreisträger Günter Grass darauf unsere kleine Insel zu besuchen und dann auch noch in Los Llanos eine Lesung abzuhalten? - Gut, dafür gibt es die Erklärung, dass die "BILA", die deutsch/internationale Bibliothek in Puntallana die Kontakte geknüpft hat und dem Herrn Grass erzählt hat, dass es unsere Insel überhaupt gibt und man hier frei von lästigen Fragern und Literaturkritikern wunderbar Lesungen abhalten kann. - Immer noch nicht frei von Zweifeln, dass Herr Grass ein "Santo Inocente" sein könnte, machte ich mich dann auf die Suche nach anderen möglichen Aprilscherzen im Dezember und wurde auch fündig.

Ich gehe einfach mal davon aus, dass der "Diario de Avisos" nicht gleich zwei "Dezemberscherze" in einer Ausgabe bringt und bin mir nun sicher, dass Herr Grass tatsächlich kommt. - Oder wie finden Sie das, wenn ein gewisser Rudolf Donnerwetter, interviewt von Santiago Fríos auf einer Tagung der kanarischen Agentur für nachhaltigen Klimawandel auftaucht um dort Vorträge zu halten? - Knackpunkt dabei soll eine komplette Umkehrung der Windverhältnisse auf dem Nordatlantik sein und wir in Zukunft nicht mehr unter dem Einfluss des Nordostpassats stehen, sondern zukünftig Winde aus Südost erhalten, welche dann den Namen "Fáfiros" erhalten, anstatt der "Alisios" wie die Passatwinde hier genannt werden. - Der gute Herr Donnerwetter ist also falsch und dann müsste der Herr Grass richtig sein, so rät man doch heutzutage in Spielshows und anderen Unterhaltungsprogrammen. - Also, für alle Fans von Günter Grass und die paar Residenten, welche noch wissen wie man ein Buch richtig herum hält: Morgen Mittag um 12:00 Uhr liest Günter Grass in der Casa de la Cultura von Los Llanos, Parkplätze werden nicht gestellt, die muss man sich selber suchen, man sollte das bei der Anreise berücksichtigen. - Günter Grass ist allerdings nur Rahmenprogramm für eine Plakatausstellung von Jeanette Göhner mit dem Titel "Das Buch im Bild", welche dann bis zum 10. Januar auch in der Casa de la Cultura zu sehen sein wird. - Hier noch der Originaltext der Pressemeldung der "BILA":

Die BILA präsentiert zum Ende ihres ersten Lebensjahres die Ausstellung "Das Buch im Bild" auch im Westen der Insel - und ihre erste literarische Veranstaltung überhaupt. Und die, in aller Bescheidenheit, gleich auf Weltniveau: Es gelang der Deutschsprachigen Bibliothek auf La Palma (BILA) den Nobelpreisträger Günter Grass für eine Lesung zu gewinnen. Der bekannteste deutsche Schriftsteller liest am Samstag, den 29.12.07 um 12 Uhr mittags in der Casa de la Cultura von Los Llanos aus seinen Werken. In spanischer Sprache wird in gewohnt virtuoser Weise Antonio Abdo lesen.

Die 40 von Jeanette Göhner für die BILA entworfenen Plakate werden - über Neujahr und Reyes - bis zum 10. Januar 2008 in der obersten Etage der Casa de la Cultura an der Plaza España in Los Llanos de Aridane zu sehen sein; ausgenommen der Feiertage täglich von 10 bis 13 Uhr und 17 bis 20 Uhr.



Günter Grass kommt nach La Palma


Donnerstag 27.12.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 19,5 Grad - niedrigste Temperatur 13,5 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 20 Grad, niedrigste 15 Grad

Letzte Phase der Umgehungsstraße

Bald ist es so weit und wir können locker um Los Llanos herumfahren, wenn wir nach Tazacorte wollen oder in den Norden. - Nicht mal dogmatische Umweltschützer, die ihr Auto den Time hinauf schieben, haben etwas gegen diese Trasse gehabt. - Zumindest hat man nichts dergleichen gehört, auf jeden Fall gehört dieses Stück Straße zu den am meisten erwarteten Verkehrswegen dieser Insel. - Nicht mal die Umgehungsstraße der Hauptstadt ist derart erwartet worden und wenn man die Beobachtungen und Meldungen richtig deutet, dann kann es sich nur noch um läppische Wochen handeln, die man uns noch warten lässt. - Eigentlich sollte diese Straße seit etwa einem Jahr fertig sein, aber solch eine Verspätung erzürnt uns nicht weiter, denn geht man zurück zur Planungsphase dieser Straße, dann reden wir nun über einen Zeitraum von 15 Jahren die es gedauert hat, diese Umgehung der Aridanemetrople zu verwirklichen. - Reine Bauzeit ist davon der geringste Teil, viele Jahre verlor man bei Streitigkeiten um die Trasse und wegen der vielen Enteignungen die vollzogen werden mussten, da ging es oft vor Gericht wegen ein paar Zentimetern hier und da, aber das ist nun alles ausgestanden.

Die letzte Geldpartie ist nun auch angewiesen worden, noch mal ein kleiner Nachschlag von etwas mehr als einer Million Euro, der dazu dienen soll das nahe Umfeld der Straße herzurichten. - Was man damit auch meint, das konnte man heute bereits sehen, auf dem neuen Kreisverkehr vor der Osteinfahrt nach Los Llanos hat man nun Weihnachtssterne gepflanzt, wie passend… Insgesamt kostet damit die Straße dann 12 Millionen Euro, das ist dreimal so viel wie ursprünglich vorgesehen, auch wenn andere Presse meldet, die Kosten hätten sich "lediglich" verdoppelt. - Da aber der Kostenvoranschlag 4 Millionen bei Baubeginn auswies, kann man alleine auch Pisa-Flüchtlingen nicht wirklich was von einer Verdopplung des Preises erzählen. - Macht aber nichts, das war klar, dass wir für 4 Millionen keine 3,5 Kilometer lange Straße bekommen und manchmal denke ich, dass wir ganz viele Projekte überhaupt nie beginnen würden, wüsste man die letztendlichen Kosten bereits bei Baubeginn. - Auf jeden Fall ist dieses Geld gut angelegt, denn wenn man damit wirklich endlich zu den Stoßzeiten trotzdem zügig an Los Llanos vorbei fahren kann um in den Norden zu gelangen oder nach Tazacorte, dann würden wir auch bei einer Vervierfachung des Preises noch alle Augen samt Hühneraugen zudrücken. - Einen Eröffnungstermin bekommen wir dennoch nicht genannt, das traut sich keiner mehr, aber ich denke, dass wir wirklich nur noch in Wochenfristen rechnen müssen um Los Llanos endlich rechts liegen lassen zu können.


Trasse der Umgehungsstraße für Los Llanos



Donnerstag 27.12.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 14 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1019 hPa

Die gleichen Feste bringen die gleichen Probleme

Jetzt erzähle ich Ihnen etwas ganz Neues: La Palma ist eine Insel! - Das heißt, alles was wir hier nicht selbst produzieren oder eben weg von dieser Insel schicken müssen, das geht per Schiff oder Flugzeug. - Natürlich die Menschen auch und die reisen besonders an und vor den Feiertagen viel und es wird auch viel mehr Ware zwischen den Inseln verschickt als sonst. - Das ist für den Schiffsverkehr kein Problem, weil dort die Reedereien Olsen und Armas sich ein defizitäres Rennen liefern, steht viel mehr Fracht- und Passagierkapazität zur Verfügung als man eigentlich benötigt. Ganz anders im Sektor Luftfahrt, dort kommt es regelmäßig vor Feiertagen zu Engpässen, weil man nicht eben mal die Anzahl der Flugzeuge erhöhen kann, welche die beiden hier operierenden Gesellschaften zur Verfügung haben. - Das kann man aber doch, man könnte einfach für erhöhtes Frachtaufkommen eine, oder mehrere Maschinen chartern und schon wäre man das Problem los. - Das kostet aber richtig Geld, welches eben dann den Gesellschaften in ihrer Bilanz wieder fehlt und so werden wir uns jedes Jahr zur gleichen Zeit wieder mit dem gleichen Ärgernis beschäftigen.

Im Normalfall ist in den täglichen Maschinen von und nach Tenerife immer genug Platz die anfallende Fracht einfach so mitzunehmen. Dafür müssen die beiden Fluggesellschaften, "Binter Canarias" und "Islas Airways" nicht extra Frachtmaschinen einsetzen, alles wird mit den ATR 72 der normalen Passagierversion geflogen, so geht das am preisgünstigsten. - Sind aber alle Maschinen ausgebucht und die Passagiere nehmen auch noch so viel Gepäck mit wie sie dürfen, nämlich hier immer noch 20 Kilo, dann passt keine zusätzliche Fracht mit an Bord. - Im Normalfall fliegt mehr als die Hälfte der Gäste nur mit dem "Kulturbeutel" auf die andere Insel, weil man ja nur eben einen Tag dort bleibt, einen Arztbesuch macht, ein Geschäft abschließt, oder die Familie über das Wochenende besucht. - Weihnachten aber finden wahre Völkerwanderungen statt und der halbe Hausstand muss mit und dann noch die Geschenke für Reyes, da reizt jeder seine freien Kilo bis auf das letzte Gramm aus. - Nun staut sich natürlich die Fracht, welche einfach nicht mehr in die Maschinen passt, denn auch wenn solch eine ATR 72 als unverwüstlich gilt, irgendwann ist auch solch ein Arbeitspferd überlastet und will einfach nicht in die Luft. - So kommt ganz viel Ware reichlich verspätet auf die Inseln und manch ein Transporteur ärgert sich genau so wie eben der Warenempfänger, warum er denn den Mehrpreis für angeblich schnellere Luftfracht bezahlt und dann unter Umständen noch länger auf sein Ersatzteil oder seine verderblichen Waren warten muss, als wenn er diese per Seefracht geordert hätte. - Man sollte doch mal vorausschauend planen, Weihnachten und damit der weihnachtliche Frachtstau kämen alle Jahre wieder, immer zur gleichen Zeit sogar, man könnte dies sogar auf dem Kalender leicht erkennen und mit einer zusätzlichen Frachtmaschine allen Problemen aus dem Weg gehen. - Leicht polemisch beklagt man sich seitens der Transporteure über die Schnarchtassen bei den Fluggesellschaften, die offensichtlich immer wieder von diesem festlichen Frachtstau überrascht werden. - Ich glaube nicht, dass "Binter Canarias" und "Islas Airwas" von Weihnachten immer wieder überrascht werden, die wollen einfach aus Kostengründen keine weiteren Maschinen chartern und versuchen die Fracht halt mit den eigenen Flugzeugen zu transportieren. - Kaum läuft alles wieder normal schimpft auch keiner mehr und ich könnte wetten, dass ziemlich genau in einem Jahr ein sehr ähnlich lautender Text an dieser Stelle zu finden sein wird.



Mittwoch 26.12.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 60 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 21,4 Grad - niedrigste Temperatur 13,7 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 21 Grad, niedrigste 14 Grad

5 Segelschiffe und 50 Verkaufsstände

Das gestrige Weihnachtstreffen der Großsegler war wieder mal ein voller Erfolg. - Für die Flohmarkthändler und jeden der seine gebrauchten Videorekorder loswerden wollte. - Gut, ich bin nicht dazu da das Reglement aufzustellen, welche Stände denn nun zu einem Großseglertreffen am Weihnachtstag in Santa Cruz teilnehmen dürfen, ich bin bloß Besucher und freue mich jedes Jahr über den etwas wehmütigen Blick auf die nautischen Köstlichkeiten die man uns da präsentiert. - Selbst die Alexander von Humboldt hat es dieses Jahr zu uns geschafft, Sie wissen schon, das Ex Becks-Bier Schiff mit den grünen Segeln, welches halt dadurch immer ein bisschen anders aussieht als die anderen Schiffe ihrer Art. - Leider was das Wetter gerade um die Mittagszeit deftig bezogen und sogar ein kleiner Nieselschauer zog über die Hauptstadt, so dass wir dieses Jahr nicht mit tollen Windjammerphotos aufwarten können. Bei der Zahl der Großsegler kommt man leider über die 5 auch nicht mehr hinaus, es waren mal an die 13 Segelschiffe wenn ich mich recht erinnern kann, aber wir müssen uns wohl einfach eingestehen, dass es wohl interessantere Ziele am Weihnachtstag für diese Schiffe gibt als Santa Cruz de La Palma. - Deshalb gilt unser besonderer Dank den Schiffen und ihrer Besatzung die uns weiter treu geblieben sind, wie zum Beispiel der "Lord Nelson", die bislang auf jedem hier stattfindenen Weihnachtstreffen war.

Nimmt man es genau, dann waren es auch gar nicht 5 Schiffe die gekommen sind sondern nur 4, denn die Schweizer "Ruach" liegt seit längerem ohne sichtbare Besatzung im Innenhafen und hat nur passiv am öffentlichen "Seglertreffen" teilgenommen. - Macht nichts, es ist immer wieder eine tolle Idee, welche auch gerne von vielen Menschen der Insel aufgegriffen wird, an diesem Weihnachtstag einen kleinen Ausflug mit der Familie oder Freunden zu unternehmen. - Liegen noch dazu Kreuzfahrtschiffe im Hafen, so wie man Sonntag die AIDAdiva und das, für einen Atlantikkreuzer etwas zu klein anmutende belgische Schiff "La Belle de Adriatique", dann reiben sich die vielen Flohmarkthändler ganz gewaltig die Hände, denn so viel Publikum bekommt man auf La Palma selten vor die wohlfeile Ladenkasse. - Immerhin, irgendwo in einer Ecke gab es auch einen Stand mit typischen Kunsthandwerksartikeln von der Insel. Ansonsten dominieren die bereits bekannten und üblichen Aussteller welche man auch auf den anderen Floh- und Märkten antrifft, eben bis hin zu gebrauchten Videorekordern, durchgelesenen Büchern und piependem und quakendem Plastikspielzeug aus dem Reich der (Sinn)Mitte. - Die Schiffe bieten so halt einfach nur noch das Rahmenprogramm, als netter Aufhänger, dort einen Verkaufsmarkt zu errichten. - Auch daran soll man sich nicht stören, man muss ja nichts kaufen und kann die ganzen heischenden Stände links oder zurück auch rechts liegen lassen und sich an den Schiffen erfreuen. - Ob man dann aber in Zukunft statt Großseglertreffen mit Flohmarkt nicht lieber Großhändlertreffen mit Segelschiffen sagen sollte, das kann ich getrost anderen überlassen.


Großseglertreffen in Santa Cruz de La Palma




Mittwoch 26.12.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 14 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1021 hPa

Erschließung statt Regenerierung

Da wir uns hier in Spanien aus pragmatischen Gründen den zweiten Weihnachtfeiertag sparen, gehen wir gleich wieder in die Vollen und betrachten mal die wundersame ökonomische Schnittstelle von Regenerierung und Erschließung. - Die Küstenbehörde, allerdings die provinziale Zweigstelle auf Tenerife, ist ja bereits seit Jahren bemüht, das Küstengesetz von 1988 anzuwenden, welches klipp und klar besagt, dass sich auf den ersten 100 Metern ab der mittleren Wasserlinie kein privater Besitz befinden darf, sondern dieses Gelände öffentlich ist und nur dieser Behörde untersteht. - Das ist ein kluges und weitsichtiges Gesetz, soll es doch die wilde Verbauung der Küstenlinie verhindern, die schon so viel Schlimmes an Spaniens Küsten verursacht hat. - Unter dem Deckmantel der Regenerierung der Küstenlinie hat nun diese Behörde begonnen, die wilden Siedlungen abzureißen, welche sich zum Teil bereits seit Jahrhunderten an markanten Stellen dieser Insel befinden. - Ohne Berücksichtigung, dass fast alles was da steht, bereits vor dem in Kraft treten des Gesetzes dort war und eigentlich in irgendeiner Form Bestandschutz genießen müsste, sind die ersten Abrissverfügungen bereits vollstreckt worden. - Zwar musste man nun wieder aufhören, weil vom obersten Kanarischen Gericht beschlossen wurde, man müsse erst weitere Urteile zu dem komplexen Thema abwarten, aber grundsätzlich sollen die Abrisse weitergehen, man sieht sich komplett im Recht. - Da bislang allerdings nur Hütten abgerissen wurden und noch keine Paläste, welche sich aber auch in der einhundert Meter-Zone befinden, darf man ruhig mal einige Zweifel aufkommen lassen über die wahren Hintergründe der so genannte Regeneration.

Meine Vermutung, mit der ich übrigens nicht alleine dastehe lautet ja; die Gemeinden selbst, vornehmlich Los Llanos, Tazacorte und Fuencaliente, sind die eigentlichen Urheber dieser Aktionen der Küstenbehörde, weil sie die Drecksarbeit, nämlich den Abriss der Siedlungen der Küstenbehörde übergeben, aber die eigentlichen Nutznießer sind, denn danach kann man wunderbares sauberes Küstenland den immer gierigen Investoren als touristische Perlen vorführen. - Das ist nur möglich, weil es parteilich wunderbare Beziehungen dieser Gemeinden zur Insel- aber auch zur Provinzregierung gibt, gehört man doch komplett der gleichen Sinnes- oder Interessengemeinschaft an, die sich in einer politischen Partei wieder findet. - So etwas nennt man eine praktische Fügung der Demokratie, oder hier, Coalición Canaria. - Nun sind grundsätzlich Pläne, diese Insel für den Tourismus interessanter zu machen, keineswegs immer gleich schlecht oder kungelverdächtig, aber nun rundet sich das Bild ab, welches halt bislang immer nur als Vermutung dastehen musste. Einzig die Rolle der Küstenbehörde, welche in Madrid dem Umweltamt untersteht ist nicht ganz klar, nämlich in wie weit man in Madrid überhaupt weiß, was deren provinzielle Außenstelle, die "Demarcación de Costas" auf Tenerife hier treibt.

Es geht nämlich mitnichten um eine Regeneration der Küstenlinie, wie man das immer wieder seitens der Behörde, aber auch fleißig seitens der Bürgermeister der betroffenen Gemeinden hört, sondern klipp und klar um eine Konditionierung der schönsten Küstenflecken hier auf der Westseite, um deren touristischen Wert zu erhöhen und spätere Investitionen lohnender zu machen. - Wem das jetzt immer noch nicht klar ist, der solle sich mal überlegen, was ein Küstenwanderweg von der Playa Nueva nach La Bombilla mit Regeneration zu tun haben kann. - Dort soll nämlich ein Weg entstehen, der diese Strände verbindet und somit die besten Lagen dort auf der Westseite erschließt. - Nach Puerto de Naos ist es dann nur noch einen Steinwurf weit und sicher wird man nicht in La Bombilla dauernden Halt machen. Ein Küstenwanderweg ist natürlich eine touristische Erschließung und widerspricht komplett dem Schutzgedanken, alleine für den Bau eines solchen Weges muss man ja sogar Straßen anlegen um schweres Gerät anfahren zu können. - Die einzigen Nutznießer eines solchen Wanderweges sind natürlich die Gemeinden und mit ihr die Inselregierung weil man dann ein ewiges touristisches Manko unserer Insel beseitigen könnte, die Unzugänglichkeit der meisten Küstengebiete. - Für diesen Weg will man über 7 Millionen Euro ausgeben, auch dieser Wert zeigt ganz klar, dass es sich dabei nicht um einen kleinen "Ziegenpfad" handeln soll, welcher sich geschickt getarnt von der Playa Nueva nach La Bombilla schlängeln soll, sondern um einen atlantischen Flanierboulevard für wohlfeile Gäste, welche kein spezielles Interesse an den Eigenheiten dieser Insel haben, sondern genormte touristische Infrastrukturen erwarten. - So etwas kann man machen, hat es immer und überall gemacht um sich dem Tourismus anzudienen, das Ergebnis sehen wir an der kompletten Mittelmehrküste. - Man muss nun so einen Küstenwanderweg nicht grundsätzlich verdammen, es gibt genügend Interessen an solcher Infrastruktur, aber aus Sicht des Umweltschutzes ist solch ein Eingriff natürlich eine Katastrophe und man sollte endlich aufhören uns solche Aktionen als Regeneration verkaufen zu wollen, die wohlmöglich auch noch irgendwann als nachhaltig betitelt wird. - Es geht um die Konditionierung der Küstenlinie für touristische Interessen und nicht um eine Regeneration, schade, dass man uns immer wieder mit solchen beleidigenden Verdummungsversuchen konfrontiert.


Playa Nueva nach der Regenerierung



Dienstag 25.12.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 54 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 23,8 Grad - niedrigste Temperatur 12,8 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 20 Grad, niedrigste 15 Grad

Palmeros
Der Laden

Der Flieger von Las Palmas nach La Palma hatte wie üblich Verspätung und nach einem Besuch auf der anderen Seite der großen Insel waren wir wieder in zumindest mir vertrauten Gefilden gelandet. Ich hatte Ingrid auf Gran Canaria abgeholt. Es war ihr erster Schritt auf die kleine Insel, die so weit da draußen im Atlantik liegt und keine Oper hat. Friedliche Abendruhe umfing uns auf dem kleinen Aeropuerto. Ich hatte meinen Polo vor Tagen direkt neben dem Gebäude geparkt und weil auch für heute Feierabend war gingen ringsum die Lichter aus. Na denn!
Vielleicht sollten wir irgendwo unterwegs noch was essen, dachte ich so bei mir, als wir freudig die Höhe erklommen hatten. Der Tunnel entließ uns, und wir rollten nach El Paso. Hier war alles dicht. Einen Supermercado a la San Martín gab es nicht, denn noch schlug in dem weißen Bau das wirtschaftliche Herz von El Paso - die Tabakfabrik. Und die hatte auch schon alles verdunkelt. Also rollten wir weiter. Irgendwie ziellos und doch mit einem versteckten Gedanken an einen kleinen Laden in Tazacorte, der möglicherweise noch lebendig war. Hinab ging´s durch die Ebenen der Aridane, ein etwas ödes Pflaster. Die Prachtstrasse mit ihrem Palmen-bestandenen Mittelstreifen war damals noch eine zweckentsprechende Verkehrsader ohne jeden Reiz, aber mit einer neuen Ampel! Die hatte zu aller Leute Aufregung etliche Verkehrsdelikte verursacht, wobei sie die doch eigentlich verhindern sollte, aber auch ich musste mich an dieses neumodische Feuerwerk gewöhnen, denn ob rot oder grün, meistens fuhr einem jemand in die Quere. Dafür hatte dann die Tankstelle und der ganz frische Rent-a-car-Laden - was das nun wieder war - die richtige Lage, um auszuhelfen. Und die Ampel war grün, schon ganz von oben gewahrte ich sie wohlwollend, und sie blieb auch grün. Grün hieß freie Fahrt und das die ganze Nacht bis Tazacorte. Bald umfing uns wieder wohltuende Dunkelheit.
Die Einfahrt nach Tazacorte war damals auch weniger prunkvoll, das war schlicht gesagt 'ne Straße, und die mündete wie heute auf einen Platz. Da kommt auch der Bananenweg von Todoque linkerhand hoch und dann geht es nach vorn weiter, ein bisschen nach links und richtig, die Tür stand offen, etwas Licht entwich und es war kurz nach zehn. Ich hielt direkt vor der Tür, ja, was denn sonst! Nicht dass der alte Mann im Hintergrund überrascht war, nein, er schien auf uns gewartet zu haben und knipste noch eine Lampe an, die fürstlich von der hohen Decke leuchtete. "Wir sind wohl etwas spät dran", meinte ich entschuldigend. "Ach was, macht nichts, ich bin ja hier, was wollt ihr denn?" "Was zu essen!" "Was?" - Dieser Laden war einer der letzten Universalhandelsplätze für den palmerischen Hausbedarf, von der Alu-Pfanne bis zur emaillierten Kaffeekanne, vom Silbertabletttässchen bis zum Römerglas, von der Hacke bis zur Korbflasche. Und hinten im Laden war der kleine Glastresen mit den ländlichen Köstlichkeiten. Nun denn, auch schon einige Fertigprodukte hatten Einzug gehalten, aber der Käse war wie immer und die Wurst kam vom Schlachter. Den Bananenstrang an der Wand und das Zuckerrohr in der Ecke sehe ich noch vor mir, und wir redeten über Las Palmas, das unendlich weit weg bei Afrika lag, und tranken noch ein vaso, er schälte eine Zuckerrohrstange nach der anderen ab, schnitt sie in Streifen und wickelte sie saftig um getrocknete Feigen und Mandeln für ein Stückchen Käse als fingergerechte Trage , und Geld wollte er keines. So holte Ingrid einen Tontopf heran, ja, der sei sehr schön und aus Puntagorda, und den durfte sie dann bezahlen. Wir haben ihn nie wieder gesehen, den liebenswerten alten Herrn - bis heute ist die Tür verschlossen, gut, ich werde nachsehen, wenn ich mal wieder vorbeifahre.



Dienstag 25.12.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 14 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1022 hPa

Über allen Wipfeln ist Ruh´ - endlich

Was für ein Unterschied. - Gestern noch gegen Mittag, Einkaufsshowdown auf dem Parkplatz vom San Martín-Supermarkt um die letzte Stellfläche, heute Morgen liegt La Palma friedlich und unendlich ruhig da, als wollte man sich entschuldigen für unweihnachtliche Szenen und den ganzen krampfigen Stress dieses kleine Fest vorzubereiten. - Man musste schließlich die Ampeln außer Funktion setzen und die Stadtpolizei per Handarbeit den Verkehr regeln lassen, sonst hätten viele bis in den Abend hinein dort Parkplätze gesucht wo es einfach keine gibt. - Es ist schon erschreckend, was diese ganzen Autos alle anrichten können, wenn man sie mal alle aus der Garage fährt und so nah wie möglich zum Einkaufsparadies dirigieren will. - Was in Los Llanos los war, das kann ich gar nicht beschreiben, da trauen sich vernünftige Menschen in der Vorweihnachtszeit zu einkäuflichen Stoßzeiten sowieso nicht mehr hin. - Aber auch wer sich noch als vernünftig betitelt und deshalb lieber El Paso an solchen Tagen und eben besonders zu solchen Uhrzeiten aufsucht, der erlebt dieses unangenehme Erlebnis, dass man selbst und sein geliebtes Auto zum absoluten Störfaktor wird. - Warum wir alle gestern noch einkaufen mussten, ich weiß es nicht und mir fällt auch keine Entschuldigung ein, warum auch wir da mitten drin waren. - Es war interessant zu erfahren, wie viele Autos Hupen haben und wie viele Fahrzeuglenker auch wissen, wo sich diese betätigen lässt. - Wie schön ist es doch nun heute Morgen und wie friedlich. - Kaum ein Auto fährt die Hauptstraße hoch, warum auch, sind doch heute zumindest die Läden zu und es gibt nichts, was man versäumen könnte, oder unbedingt noch erledigen muss. - Schon witzig, was wir alles auf die Beine stellen, planen, erarbeiten, projektieren, reißen und erledigen, bloß um dann mal einen Tag zu haben, an dem man dann den Luxus genießt, endlich mal nichts zu tun. - Immer noch Frohe Weihnachten!



Montag 24.12.07 - 16:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 60 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 22,4 Grad - niedrigste Temperatur 13,6 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 24 Grad, niedrigste 15 Grad

Nach Diktat beschert...

Palmeros
Der Sonnenuntergang

Um diese Jahreszeit geht die Sonne früh zur Ruh, auch über den Weinfeldern von San Nicolas. Mein alter Freund Julio, der es eigentlich mit den Naturgeistern hat, aber wie die meisten Guanchen-Abkömmlinge etwas christianisiert wurde, pflegt meine Philosophien über das Licht derb zurechtzurücken: "Wenn der Liebe Gott gewollt hätte, dass wir das verstehen, dann wären wir auch danach geschaffen!" Dem bleibt nichts hinzuzufügen. Außerdem begleitet er derartige Hinweise mit dem Gluckern aus einer traditionellen Weinflasche, das ein randvolles Vaso in einem ganz anderen Licht ankündigt. Randvoll muss sein, seit ich ihm erzählte, dass die Schnäpse in Norwegen sogar einen Buckel von Rand zu Rand haben. Er hat es zu einer wahren Meisterschaft gebracht, die Vasos randvoll zu füllen - kein Tropfen zu wenig, aber auch keiner zu viel.. Ein solch zelebriertes Vaso vor das Rot der Abendsonne zu erheben, ist mit einer nicht minder kunstvollen Armbewegung nur dem geübten und durchblickenden Palmero vergönnt. Dort verharrt der Wein zwischen dem schenkenden und nehmenden Lichtwesen für den Augenblick. Daumen und Zeigefinger berühren kaum das Glas, die anderen Finger weit abgespreizt, um das Licht voll einfangen zu können, gleitet der Wein lichtveredelt den Lippen entgegen und vollendet sein Dasein in einem Feuerwerk der Sinne.



Montag 24.12.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 13 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1020 hPa

Würstchen mit Kartoffelsalat -

- Sicher nicht, allerdings pflege ich für dieses Weihnachtsmenü der Deutschen höchste Sympathie. - Nicht wegen der Würstchen und auch nicht wegen des Kartoffelsalates, aber wegen der symbolischen Schlichtheit dieses Gerichtes, welches so ganz auf Pomp und Prahlerei verzichtet. - In dem ganzen Weihnachtsterror, der von hemmungslosen Konsum und schlechten Santa Claus-Filmen im Fernsehen bestimmt wird, sicher ein Wink mit dem Scheunentor, Leute, eigentlich feiern wir hier den Geburtstag eines armen Kindes welches kein ordentliches Dach über dem Kopf hat. - Keine Angst, ich werde nun die Weihnachtsgeschichte nicht neu aufrollen, aber es ist mindestens interessant, was klare wirtschaftliche Interessen aus solch einem Fest über die Jahrhunderte machen können. - Hier haben wir da noch das Glück, dass eigentlich das Weihnachtsfest, also Noche Buena (heute) und Navidad (morgen) komplett aus dem Kreislauf der Geschenke -Epidemie herausgehalten sind, das bricht dann erst am Tag der Heiligen Drei Könige über uns herein, Weihnachten verläuft noch ziemlich glimpflich. -

So verlangt auch keiner von der Hausfrau heute oder morgen kulinarische Höchstleistungen, auch bei uns geht es da eher schlicht zu, hier steht eher das Zusammensein mit der Familie im Vordergrund als eine ausgefeilte Menüfolge. - Zudem muss man ja raus auf die Straße und andere Teile der verstreut lebenden Familien besuchen, ob das nun Brüder, Schwestern oder Onkel sind, die es nach den geburtenstarken Jahrgängen um die 1960 ja noch in Hülle und Fülle gab. - Allerdings liegt zuhause jede Menge, selbst für mitteleuropäische Verhältnisse wirklich viel an Naschzeug herum. - Turrones in alle Variationen und seit dem Lindt auch solch einen 200 Gramm großen Schokoladenquader hier mit anbietet, liegt der bei uns hier auch mit aus, wohl gesehen zwischen den Bergen an hiesigem Naschwerk und den Pfefferkuchen die uns per Post als Care-Pakete erreichen. - Dann gibt es hier noch als Weihnachtsleckerei die Polverones und Mantecados, in glitzerndes Papier eingeschlagene Bollwerke aus Mehl, Puderzucker und fein geriebenen Mandeln, die man vor dem Verzehr oft noch im Papier so lange knetet, bis daraus eine Masse entsteht, die man eigentlich auch aus dem Tiefbau kennt und dort wegen ihrer ewigen Härte schätzt. - Bombones, Truchas, Roscas de Navidad, wir verlieren uns in den kulinarischen Höhlen dieses Festes und laufen dabei Gefahr ein ganz wichtiges diätetisches Produkt zu vergessen, welches in keiner spanischen Familie zum Fest fehlen darf, dem abgeschnittenen Schweinehinterbein, genannt Jamón Serrano. - Jede Familie hat nun so ein Teil bei sich zuhause stehen oder hängen. Manchmal kunstvoll aufgebockt und fein ziseliert durch kundige Hand geschnitten, manchmal auch grob von der Decke baumelnd und mit Machete-ähnlichen Schneidewerkzeugen derb abgeschlagen, ohne die "Pata" gibt es kein richtiges Weihnachtsfest. - Wir hatten früher auch noch solche schweinischen Körperteile bei uns in der Küche baumeln, denn man kauft so was nicht nur, sondern bekommt die auch in den vielen Tombolas und Lotterien, welche sich gerade Anfang Dezember überall anpreisen. - Drei Tage schmeckt uns der Schinken, dann fängt der Geschmacksüberdruck an zu groß zu werden und wenn man sich nach einer Woche die Birne immer noch an der großen Keule in der Küche anschlägt, dann wird es Zeit vielleicht doch mal was anderes zu essen. - Wir haben keine "Pata" mehr, sondern leisten uns ab und zu den Luxus, uns ein paar Scheiben dieses wunderbaren Schinkens frisch abschneiden zu lassen, auch wenn es bereits vielleicht als Weihnachtsfrevel gilt, in Spanien ohne "Jamón Serrano" dieses Fest zu begehen. - Es geht, glauben Sie mir es, es geht sogar ohne Champagner und Kaviar und Lachs, wir bekommen das schon hin. - In diesem Sinne, Freiheit für die Bauchspeicheldrüse und lassen Sie es sich gut gehen an diesem fröhlichen Fest!



Ich muss da dringed was mit dem Bischof diskutieren. - Meine Kinder haben entdeckt, dass Jesus einen dunkelhäutigen Zwillingsbruder hatte...



Sonntag 23.12.07 - 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 21,9 Grad - niedrigste Temperatur 11,1 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 22 Grad, niedrigste 14 Grad 1 mm Niederschlag

Carlo meldet sich rechtzeitig vor Weihnachten wieder und schenkt uns drei Geschichten, die es nun die nächsten Tage immer abends geben wird. - Natrülich auch von uns: Fröhliche Weihnachten!

Palmeros
Die alten Leute und der Feriengast

Es gibt so einige Besonderheiten bei uns Menschen, es gibt nicht nur Palmeros mit Bananen und auch nicht nur Touristen mit Fotoapparaten, es gibt Vielfalt. Nun geht ein Palmero nicht gerade auf einen Touri zu und sagt Amigo, und umgekehrt ist das wohl auch kaum eine angestammte Verhaltensweise, aber es gibt die Gelegenheiten, und die soll zumindest der Gast suchen, wenn er in seinem Herzen einen festen Platz auf der Insel haben möchte. Manch einer begnügt sich mit einer Flasche Wein oder einem Ziegenkäse als sehr vergänglichen Erinnerungsstücken. Jedoch - das verschafft ihm keine Zuwendung, welch wichtiges Element eines noch so kleinen Zuhauses. Jedermann (-frau) sei freigestellt, sein sich in eine derartige Beziehung einzubringen, wenn einem das Gefühl entspringt, es hat gefunkt, so dass eine dauerhafte Beziehung erstrebenswert erscheint, und davon gehe ich nun einmal aus. Nicht die flüchtige Ferienbekanntschaft, nein, hier ist dem etwas Größerem der Einsatz entsprechend erforderlich:

Mit der Sprache ist das keine Schwierigkeit, die ist für den Anfang ganz und gar nebensächlich, und sie lernt sich von allein, wenn die Freundschaft wächst. Sprache ist die bequeme Art, Handeln zu ersetzen. Stellen wir uns einfach vor, dass jeder Mensch etwas zu geben hat, was ein anderer Mensch braucht. Das kann ein Lächeln sein oder auch ein Anhalten mit Warnblinker, um eine alte Frau über die Strasse zu geleiten. Niemand wird hupen! Und so gewinnt der Besucher ein kleines Königreich:

Vor vielen Jahren ging ich querfeldein, wie es früher auf La Palma selbstverständlich war. Überall führten schmale Wege von Haus zu Haus und das Gehen nennt der Palmero "wegen", das ist natürlich deutsch, aber da Camino der Weg ist, heißt caminar dann gehen auf diesem Weg. Und da kam ich "caminando", also gehend an einem Weinfeld vorbei, in dessen einer Ecke der pflichtgemäße Steinhaufen lag. Anzusehen war ihm der Fleiß von Generationen. Es hatte geregnet, und in althergebrachter Weise, hackte ein alter Mann nach dem Schnitt sorgfältig sein Weinfeld durch, und seine Frau - nicht minder alt - sammelte Steine weg, die aus dem Boden gewachsen, wie der Palmero sagt, und zu groß waren, um als schützende Decke über den Boden verteilt zu werden. Sie mühte sich sehr, und der Rücken schmerzte ob der vielen Jahre. Auch das Kraut legte sie zur Seite, das gute für die Ziege und das schlechte für das Feuer.

Ich stellte mich vor und deutete auf ein Haus oben am Hang. "Ich habe mich dort eingemietet, ich bin nicht immer hier, nur über die Feiertage, deshalb ist das Haus auch klein", ergänzte ich überflüssigerweise. Der alte Mann kam aus seiner gebückten Haltung hoch und musterte mich: "Ein kleines Haus ist gut, es macht nicht viel Arbeit, ein großes Haus ist schlecht, es verdirbt dein Leben!" Dann bückte er sich wieder und hackte weiter. Ich verharrte für ein Moment, unschlüssig, ob ich die philosophische "Betrachtung" wieder aufnehmen solle, aber dann entschied ich, nicht mehr zu reden, sondern fragte, ob die Steine auf den Haufen getragen werden sollten.
Er sah kurz auf, zuckte mit den Schultern und hackte weiter. Ich griff einen Samuro - einen großen Gummibehälter - und trug viele Füllungen auf den "Berg", ich habe nicht gezählt. Irgendwann hatte ich alle Steine weggeschafft und sprang über die Mauer auf den Weg. "Macht's gut, es war schön, mit Euch zu arbeiten, aber meine Frau winkt da oben, ich muss wohl jetzt für sie 'was erledigen!" Ich lachte und lief davon.
Als wir tagsdrauf vom Einkauf aus der Stadt kamen, stand eine Korbflasche mit Wein vor der Tür, und am Abend kamen die beiden Alten den Weg hoch und fanden meine Frau muy guapa. Wir haben vor einigen Jahren nach einer Zeit enger Freundschaft erst von ihm und dann wenig später von ihr Abschied genommen. Liebenswerte Menschen, die uns ein großes Geschenk machten - einen Anteil an ihren schönen Seelen.


Photo von Bernhard van Riel



Sonntag 23.12.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 12 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 82 % Luftdruck 1018 hPa

Zwischen Hochs und Windjammern

Wenn ich Zwischenhoch gemeint hätte, dann stände das auch da… Heute war die kälteste Nacht des Jahres, zumindest hier auf der Westseite. - Unsere drei Thermometer haben Werte von 9,8 bis 11,1 Grad ausgespuckt. - Nicht, dass nun die Temperaturmesser kaputt seien, aber wir haben die unterschiedlich platziert, um auch Bodentemperatur und nicht beschattete Flächen zu kontrollieren. - Am Boden war es natürlich am kältesten und das Thermometer, welches eben auf 2 Meter Höhe gut beschattet hängt, um den korrekten Vergleich zu anderen Werten zu geben, zeigte immerhin noch 11,1 Grad an. - Auch das ist noch erbärmlich kalt und zeigt und an, welche Temperaturen denn dann auf den Bergen heute Morgen waren und dass es an ungünstigen Stellen oberhalb El Pasos sicher schon zu Raureif geführt hat. - Schuld an dieser Situation ist eben die Lage zwischen zwei Hochs und die immer noch eiskalte Luft, die daher weit aus dem Norden zu uns geführt wird. Dazu kommt eben das Fehlen einer in der Nacht schützenden Wolkenschicht und schon wird es eiskalt. - Tagsüber werden die Temperaturen sicher wieder auf über 20 Grad steigen, das ist dann wieder der Vorteil der klaren Luft, die Sonne kann dann auch wieder ganze Arbeit leisten. In den nächsten Tagen wird es langsam auch nachts wieder wärmer, weil das weiter westlich liegende stärkere Hoch das östlicher liegende auf den afrikanischen Kontinent zurückdrängen wird. So erreicht uns etwas wärmere Luft, kann aber ab dem Jahreswechsel auch noch mal Niederschlag bedeuten, denn zwischen den beiden Hochs ist ein Band mit Regenwolken eingeklemmt, welches uns theoretisch auch erwischen kann. - Aber das ist noch nicht sicher, auf jeden Fall sind die nächsten Tage keine Niederschläge mehr zu erwarten, die Weihnachtsfeiertage wird es wunderbares Wetter geben, aber mit saftiger Kälte des Nachts.

Vom guten Wetter schon mit abhängig ist ja auch das jedes Jahr am 25. Dezember stattfindende Windjammertreffen im Hafen von Santa Cruz de La Palma. - Einmal schaffen es gar nicht alle angekündigten Schiffe zu uns wenn schlimmes Wetter herrscht und dann macht das Bummeln auf der Hafenmole bei Nieselregen auch nicht die so große Laune. Da brauchen wir dieses Jahr keine Angst zu haben, der Vormittag des ersten Weihnachtsfeiertages ist somit auf jeden Fall wieder für den, bereits traditionellen Ausflug zu den großen Segelschiffen reserviert. - Es geht ja nicht nur um die Windjammer, es gibt auch ein breites Rahmenprogramm mit Musik, Frühschoppen und Flohmarkt, auf dem man wieder wunderbare Kunsthandwerksstücke aus heimischer Schmiede kaufen kann, aber sicher auch wieder multikulturelle Verkaufsstände mit dem piependen und blinkenden Plastikschrott, mit dem uns die asiatische Kinderarbeitsmisere vor die noch weihnachtlich verklärten Augen bringen wird. - Macht nichts, Gutmenschen bleiben vornehmlich zuhause und atmen ganz flach, um bloß nicht zuviel CO² zu produzieren, wir fahren da wieder hin und amüsieren uns sicher prächtig. - Leider geht die Tendenz zur Bescheidenheit bei der Windjammerparade weiter, wieder hat man nur 6 Schiffe beigeistern können zu uns zu kommen, es gab schon mal Jahre da waren es locker über 10 große Schiffe, aber wir wissen ja, nicht die Quantität zählt, sondern die Qualität und der gute Wille. - Am 25. Dezember erwartet man folgende Schiffe: "Lord Nelson" und "Stavros Niarchos" aus England; "Alexander von Humboldt" und "Roald Amundson" aus Deutschland; "Catharina" aus den Niederlanden und die "Ruach" aus der Schweiz. - Ahoi!



Samstag 22.12.07 - 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 61 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 21,7 Grad - niedrigste Temperatur 12,6 Grad

Samstagnachmittag, Enrique Naumann hat uns eine lustig-noderne Geschichte zu berichten, die nur für einen nicht gut ausgegangen ist.

Der geschäubelte Einbrecher

Vorbei sind die Zeiten, als man auf La Palma den Haustürschlüssel tagsüber und nachts außen stecken lassen konnte und nicht einmal beim Fortgehen abzog, oder gar keinen hatte. In den letzten Jahren hat sich da viel geändert. Vorbei sind die Zeiten, als die so genannte Jugend nicht einmal die Grundschule fertigmachen konnte, weil sie noch im Kinderalter im kleinbäuerlichen Betrieb der Eltern mithelfen musste. Die Jugend von heute hat viel mehr Zeit als früher, auch mehr Geld als vordem, aber Letzteres reicht häufig nicht aus, um diesen oder jenen vielfach äußerst fragwürdigen Hobbys nachzugehen. Pekuniärer Nachschub tut deshalb manchmal Not, und diesem Manko wird immer öfter vermittels Einbruchsdiebstählen abgeholfen. Auffallend viele Ferienhäuser sind bevorzugte Objekte der in der Regel jungen Einbrecher. Mit jedem weiteren Einbruchsdiebstahl müssen weitere Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, das verteuert die Unterhaltung der erwähnten Häuser und dadurch selbstverständlich auch den Tourismus insgesamt.

Mit einer nicht erwarteten Sicherheitsvorkehrung wurde unlängst ein Einbrecher konfrontiert, als er, wie sich später herausstellte, nicht zum ersten Mal seinem frevlerischen Tun nachging und unbefugt in einem scheinbar unbewachten Moment in ein Haus eindrang. Die Bewohner waren gerade fort gegangen. Er suchte offenbar nur nach eventuell herumliegenden Bargeld, denn bei den Dieben hat sich bereits herumgesprochen, dass mitgenommene Gegenstände, die zwar einen hohen Wert an sich darstellen, von hinzugezogenen Hehlern nur miserabel bezahlt werden, weil sie, wenn sie nach einem gemeldeten Diebstahl wieder auftauchen, unliebsame Fragen seitens der Polizei nach sich ziehen können: Durch wen denn das Diebesgut offensichtlich ungewollt den Besitzer gewechselt habe, wer dabei mitgeholfen habe und so weiter. Geld hingegen ist vollständig anonym.

Der oben aufgeführte Einbrecher zog denn auch enttäuscht wieder ab, weil er kein Geld entdecken konnte. Es war welches im Haus, aber in einem Tresor, und der war abgeschlossen. Sein Einbruch wurde ihm durch eine Unachtsamkeit der temporären Bewohner allerdings leicht gemacht: eine einfach durchzuführende Öffnung einer Jalousietür, die außen vor einer Glastür angebracht ist, die ihrerseits offen stand - eben durch die Unachtsamkeit - schon war der Einbrecher im Haus. Aber merkwürdigerweise, und auch das haben die mehr oder weniger notorischen Einbrecher schon gemerkt, lassen Feriengäste manchmal gedankenlos Geld irgendwo in der Urlaubsunterkunft herumliegen, das kann sodann durch unbefugte Eindringlinge schnell aufgespürt und eingesteckt werden - auf Nimmerwiedersehen.

Die Hausbewohner bemerkten nach ihrer Rückkehr den Einbruch zunächst gar nicht. Alles schien in Ordnung, auffällige Spuren hatte der Dieb ja nicht hinterlassen. Aber auf einem Schrank war ein Laptop aufgebaut, das hatte man beim Fortgehen vergessen auszuschalten. Das Gerät wiederum war mit einer Webcam und einem Bewegungssensor ausgestattet. Und das hatte der Einbrecher nicht bemerkt. Scharf und deutlich war auf einer Aufzeichnung das Tun des Diebs zu erkennen und vor allem sein Gesicht, Uhrzeit und Dauer des ungesetzlichen Tuns inklusive. Die wegen des Vorfalls hinzugezogene Guardia Civil reagierte zunächst etwas träge - wieder einmal und das auch noch an einem Feiertag - aber die Erwähnung der Webcam-Aufzeichnung machte die Beamten aufhorchen. In ihrem Posten ließen sie sich die Aufnahme anlässlich der Entgegennahme einer Anzeige vorführen und konnten den Gefilmten ohne weiteres identifizieren. Ein bei ihnen wohlbekannter Einbrecher war da am Werk gewesen, die Hälfte seines Lebens habe der schon im Gefängnis verbracht wegen ähnlicher Delikte, meinten die Beamten.

Der geschäubelte Einbrecher ist inzwischen erstmal mal weg, aber nicht mit unbekanntem Aufenthaltsort. Da kann er eine Weile mit seinem Schicksal hadern. Wie können die neuen Errungenschaften der kybernetischen Technik, die er ansonsten gern in Anspruch nimmt, einen im Grunde doch harmlosen Einbrecher wie ihn derart in die Bredouille bringen!




Samstag 22.12.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 12 Grad, Niederschlag 4 mm Luftfeuchte 89 % Luftdruck 1016 hPa

Gesungene Milliarden

Jetzt bereits um diese Uhrzeit hat jeder sein Radio an oder den Fernseher laufen, denn am 22. Dezember ist man wie alle Jahre in Spanien ganz einer singenden Kinderschar hörig. Die 36 Jungen und Mädchen aus der Klosterschule "San Ildefonso" sind seit 1771 die Glücksbringer der Nation. Sie sind, es welche die Prämien und Losnummern der Weihnachtslotterie tatsächlich singen und nicht einfach nur sprechen. Es ist zwar eher ein Sprechgesang und enthält keine Liebesschwüre oder sozialkritischen Texte, so etwas will heute auch keiner hören, die richtigen Zahlen und den Hauptgewinn, den "Gordo". So nennen wir den Hauptgewinn der mit 300.000 Euro dotiert ist, ist eigentlich gar nicht so viel Geld und ob man sich damit bereits zur Ruhe setzen kann, das sollte man sich gut überlegen. - Das ist aber genau der Trick an der Geschichte, man soll nicht so viel Geld gewinnen können, dass man locker von den Zinsen leben kann, dann ist das Geld ja weg von der Straße und es wird nicht ausgegeben. - Warum aber dann so viel Aufhebens um eine Lotterie in der man "nur" 300.000 Euro gewinnen kann? - Nun kommt das System mit den Zehntellosen und den Serien ins Spiel. Den Hauptgewinn gibt es 1.800 Mal und ist damit sehr breit gestreut, es gewinnen also sehr viele Leute ziemlich viel Geld. Es werden 180 Serien verkauft mit 85.000 verschiedenen fünfstelligen Nummern. Grundsätzlich besteht ein Los aus 10 Einzellosen, eben "Décimas" und das pro Serie und das muss man dann eben mal 10 nehmen und schon kommt man auf die Summe von 1.800 "Gordos" a 300.000 Euro. Somit hat der Hauptgewinn die enorme Summe von 540 Millionen Euro, allerdings halt gut verteilt. - Gegen Mittag weiß man spätestens ob man selbst Glück gehabt hat, oder ein weiteres Jahr auf den Dicken warten muss.

Gestern Abend fand in der Hauptstadt noch der alljährliche Weihnachts-Crosslauf statt, je nach Altersstufe mussten die Läufer bis zu 7 Kilometer durch die Hauptstadt rennen. - Ein riesiges Spektakel jedes Mal, lädt man doch dazu auch immer richtige Stars ein, die schon auf Weltmeisterschaften oder bei den Olympischen Spielen für die spanischen Farben gelaufen sind. - Da ich nicht richtig sportbegeistert bin, habe ich die Namen die Koryphäen bereits wieder vergessen, allerdings waren diese Damen und Herren umringt und umfilmt von einer fleißigen Horde an Bewunderern und Kameramenschen. - Gelaufen wurde dann auch, die Altstadt hoch und auf der Hauptstraße wieder runter und wer seine Grenzen nicht richtig eingeschätzt hatte, für den hielt man auch ein Sauerstoffzelt am Zielstrich bereit, welches häufig benutzt wurde. Fast 700 Läufer nahmen an den Rennen teil, neben den bereits erwähnten Stars kamen sogar Läufergruppen aus Tenerife zu uns, so weit hat sich die Qualität dieses Crosslaufes bereits herumgesprochen. Die Hauptstadt wurde für den Lauf kurz aus ihrer geschäftigen Weihnachtsstimmung befreit, sicherlich sehr zum Leidwesen der Geschäftsleute, denn während der Rennen - und es gab viele Rennen - konnte man dort wirklich nicht weihnachtlich Bummeln gehen. - Da konnten auch die angeheuerten WeihnachtsmannInnen nicht richtig dagegenhalten, gestern wurde in der Hauptstadt gelaufen und nicht gekauft. - Meine beiden Kinder sind auch mitgerannt, ist doch der weibliche Teil unserer Familie extrem sportbegeistert. Die Kinder laufen jeden Cross mit den man hier organisiert und meine Frau liebt Sport sowieso über alles. - Ritter Sport.


XXXI Cross de Navidad en Santa Cruz de La Palma

WeihnachtsmannInnen in der Hauptstadt



Freitag 21.12.07 - 19:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad, Niederschlag 9 mm Luftfeuchte 95 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 17,8 Grad - niedrigste Temperatur 12,5 Grad

Der Knast ist voll über Weihnachten

Komplette Auslastung, das würde so manches Hotel auf dieser Insel auch mal gerne wieder behaupten, aber solche wunderbaren Zustände erreicht man selbst in der Hauptsaison, in der wir uns jetzt befinden, wegen des großen Überangebotes nicht mehr. - Die kleinste Justizvollzugsanstalt Spaniens, nämlich die auf La Palma, zumindest ist das so der Presse zu entnehmen, meldet aber sogar Überbelegung, aber das ist ja im Fall eines Knastes nicht unbedingt etwas Positives. - Eigentlich ist das Gefängnis für 55 Insassen optimal ausgerüstet, momentan verbringen dort aber 74 Menschen ihre Freizeit, und das sicher nicht freiwillig wie man es von Hotels doch eher annehmen will. - Allerdings sei diese Überbelegung kein wirkliches Problem, da man leicht zusätzlichen Raum schaffen kann, noch mehr sollten es aber besser nicht werden, sonst ist das Personal überfordert. - Die meisten "Gäste" sitzen dort wegen Drogendelikten, meist in der Verbindung mit Beschaffungskriminalität, ein auch auf La Palma ständig wachsender "Wirtschaftszweig".

Um den immer wieder erhobenen Vorwürfen zu entgegnen, meist seien Ausländer die Kriminellen, muss man wissen, dass lediglich 20 der 74 Insassen keine Palmeros sind, sondern Bürger ausländischer Nationalität. - Es ist also bei weitem nicht die Mehrheit, allerdings stimmt die Proportion zum hier lebenden Ausländeranteil deutlich nicht. Geht man davon aus, dass an die 12% der hier lebenden Menschen keine Spanier sind, so liegt der Anteil der ausländischen Gefängnisinsassen doch bei rund 30%. - Das liegt sicher daran, dass die meisten Drogenkuriere direkt aus Süd- und Mittelamerika kommen und das Kuriergeschäft eben meist von dort aus geregelt wird. Es haben also mal wieder alle ein bisschen Recht, auch die Hardliner, welche immer und andauernd alles Übel und Böse als Import von außen betrachten wollen. - Dass aber die kanarischen Gefängnisse voller Ausländer seien, wie man das oft aus genau diesen lokalpatriotischen Kreisen hört, das stimmt halt einfach auch nicht. - Was aber ein ziemlich deutlicher Wink mit dem Geschlechterpfahl ist, lediglich 5 der Insassen sind Frauen und die anderen 69 männlichen Geschlechts. - Das kann nun wieder nur eins heißen, Frauen sind doch die besseren Menschen, oder aber hier auf La Palma lässt man die schweren Mädels immer laufen und steckt nur die schweren Jungs in den Knast.



Freitag 21.12.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 13 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1014 hPa


Viele werden noch kommen

Es ist mindestens naiv zu glauben, die Flüchtlingswelle aus Afrika würde sich irgendwann von selbst auflösen. - Das könnte nur passieren, wenn es dort keine Notwendigkeit zur Flucht mehr gäbe. - So lange es aber drastische Unterschiede in der Lebensqualität zwischen Ländern und Regionen gibt, so lange wird es auch Flüchtlinge geben. Dazu braucht man nicht mal Kriege, politische oder rassistische Verfolgung, Hunger reicht völlig aus. Manchmal fragt man sich doch tatsächlich, warum sich die Menschen eigentlich die Mühe der vielen Kriege machen, wenn doch mehr Menschen an Hunger sterben als in bewaffneten Auseinandersetzungen. Eigentlich sollten sich die ganzen Armeen und Waffenproduzenten schämen, wenn Hunger effektiver ist als all die Kriege, seien sie nun als gerecht erklärt oder gar heilig. - Aber das ist ein anderes Thema, wohlgleich nicht weniger polemisch zu betrachten.

Es liegt in der Natur des Menschen, dahin zu gehen wo es ihm anscheinend besser geht, fast möchte man ja sogar von einem Recht sprechen, dass jeder Mensch hat, sein Ziel frei zu wählen. So weit die Gutmensch-Denkweise und grundsätzlich sprechen wir ja auch von der Angleichung der Lebensverhältnisse, meinen dabei aber natürlich, es sollte den armen Schwarzen dann bitte so gut gehen wie uns jetzt und nicht umgekehrt. - Irgend jemand hat ja mal die Welten nummeriert (übrigens 1955, damals aber noch als politische Bezeichnung) und uns die Erste Welt erklärt. Das sind wir, die Satten und Zufriedenen, die Zweite Welt, (so genannte Schwellenländer aber eben ziemlich unbekannt) und dann eben die Dritte Welt, das ist die "Welt", die in den anderen Ziffern keinen Platz gefunden hat, weil die Plätze am gedeckten Tisch schon belegt waren. - Früher meist Kolonien, heute so genannte souveräne Staaten, haben sie aber doch nie die Möglichkeit gefunden, als potente Partner zur Ersten Welt aufzutreten und es würde zu weit führen, all diese Gründe nun aufzuzählen. Nur eins noch zum Verständnis, die Erste Welt kann nur geben, so lange es eine Dritte Welt gibt.

Nicht nur wegen der Ziffern, sondern man muss es ganz klar sagen, es kann uns nur so gut gehen, weil es anderen so schlecht geht. - Ob als billige Rohstofflieferanten, Käufer unserer Überproduktion, oder eben auch als willfährige Arbeitskräfte sorgen diese Länder dafür, dass wir uns Dinge leisten können, die wir uns nach unseren eigenen Lohnvorstellungen eben nicht leisten könnten. - So weit denkt keiner von den vielen Flüchtlingen die es auf sich nehmen, ihren kompletten Besitz, ihre Familie und ihre Zukunft aufs Spiel zu setzen, bloß um die Brotkrümel in der Ersten Welt auflesen zu dürfen. - Warum das plötzlich ein Thema auf La Palma ist, ganz einfach, haben wir doch vor geraumer Zeit auch 161 Flüchtlinge im Hafen von Tazacorte bestaunen, ja fast begaffen können. Ansonsten geht ja der Strom der Flüchtlinge gnädig an uns vorüber und wir lesen fast schon gelangweilt die Meldungen der Presse über andauernde Landungen von Flüchtlingsbooten auf den anderen Kanareninseln. - Dabei ist uns aber eines auch klar geworden, wir liegen zwar ab von den üblichen Routen, aber doch auch mitten im Konflikt zwischen der Ersten und der Dritten Welt. - 161 friedliche Afrikaner stellen weder eine Gefahr dar, noch kann so etwas die Gefüge der Weltordnungen aus dem festgelegten Gleichgewicht bringen. Es ist ja auch nur ein Anfang, von dem was unserer geliebten Ersten Welt noch droht, falls sich die Lebensverhältnisse in den besagten Ländern nicht dauerhaft verbessern. Auch darf man nicht vergessen, dass unsere globalisierte Welt diese Billigst-Arbeitskräfte längst in ihr Kalkül mit einbezogen hat, anders wären viele, meist landwirtschaftliche Produkte in unseren Discountern erheblich teurer, oder hat sich noch nie jemand gefragt, wie es denn möglich ist, außerhalb der Saison ein Schälchen spanische Erdbeeren zu einem Spottpreis zu erwerben.

Man hinterfragt ja auch nicht gerne warum etwas so billig ist, das kann den Appetit ziemlich verderben. - Die Kanaren sind ein ganz plausibler Brückenkopf für die Wirtschaftsflüchtlinge aus Afrika, dazu muss man nur die politische Zugehörigkeit zu Europa und die geographische Lage betrachten und schon weiß man, warum so viele zu uns kommen. Grenzen an Land sind einfacher zu überwachen, wer weiß denn schon, wie viele Boote da draußen vor der westafrikanischen Küste schippern und wo die hin wollen. - Das enorme Aufgebot der europäischen Grenzpolizei, der Frontex, mag zwar spektakuläre Einzelerfolge erzielen, es ist aber naiv anzunehmen, man könnte damit die Löcher in der Dritten Welt stopfen. - Es ist längst ein riesiges Geschäft geworden, Menschenhandel genannt, ausreisewillige Flüchtlinge ins Land, oder in die Welt ihrer Träume zu bringen. Wo ein Geschäft ist, ob legal, moralisch und ethisch einwandfrei, oder schlimmstes Verbrechen, das ist egal, wo Geld zu verdienen ist, da wird das auch gemacht. - Kann man die Flüchtlinge nicht mehr mit den kleinen Booten aus Afrika verschicken, weil die europäische Polizei da kreuzt, dann nimmt man eben große Schiffe und lädt die Flüchtlinge dann nachts direkt vor unserer Küste ab, so wie nun im Fall des Bootes mit den 161 Flüchtlingen. Geht das auch nicht mehr, aus welchem Grund auch immer, dann wird man andere Wege finden zu uns zu kommen, oder direkt nach Europa.

Im Moment sind wir hier auf den Kanaren noch im Focus, weil Spanien extrem liberale Gesetze gegenüber illegalen Einwanderern hat, ändert man das, wie fast ganz Europa von Spanien fordert, dann werden andere Tore gesucht und gefunden werden. Wie gesagt, es ist ein Geschäft, nicht alleine eine tragische Geschichte um die armen Flüchtlinge die einem das Herz rührt, diese Menschen sind nichts anderes als Handelsware geworden, oder noch heftiger ausgedrückt, Sklaven unserer Zeit. - Schon hat man auch die ersten asiatischen Flüchtlinge auf dem Weg über die Kanaren nach Europa gesichtet und man spricht von Hunderttausenden, die in einer menschenverachtenden Warteschleife stecken um ins "Gelobte Land" zu kommen. - Eigentlich verwundert es, dass wir uns wundern, warum es immer mehr Flüchtlinge werden. Um ein bisschen davon zu erhaschen, was wir als Selbstverständlichkeit erachten, dingen sich diese desillusionierten Menschen den Schleusermafias an und riskieren oft sogar ihr eigenes Leben dabei. - Warum, das ist eigentlich ganz einfach, die wollen auch das, was wir als unser Recht betrachten, in Frieden und Wohlstand leben zu können. Wie man das ändern kann, das ist auch ganz einfach, so einfach, dass es eigentlich beschämend ist, man müsste die Lebensverhältnisse angleichen. - Das wollen wir aber nicht, denn die Zauberformel, dass es nur noch "Erste Welten" gibt, die gibt es nicht. Wir müssten auf ganz viel verzichten und deshalb geht es nicht. - So einfach ist das.



Donnerstag 20.12.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1013 hPa
Höchsttemperatur heute 20,7 Grad - niedrigste Temperatur 13,6 Grad

Big Jaime is watching you

Vor einiger Zeit lief ich mal mit Bekannten durch Los Cancajos, ich glaube es war, als der kleine, aber sehr teure Küstenwanderweg dort eröffnet wurde. - Dabei fiel uns erneut auf, wie hässlich diese palmerischen Retortensiedlungen eigentlich sind, die um ein paar Ferienapartments gewachsen, sich nun als Tourismusmetropole aufspielen. - Um gerecht zu bleiben, das gleiche kann man von Puerto de Naos auch behaupten, wirklich schön und architektonisch interessant ist es dort eher auch nicht. - Wie dem auch sei, wir stellten damals fest, dass nun nur noch Überwachungskameras an den Straßenecken fehlen, um dem Ort endgültig einen abweisenden und surrealen Charakter zu verleihen und siehe da, unsere Wünsche, vielleicht besser Verwünschungen sind erhört worden. - Der Bürgermeister der Gemeinde Breña Baja und Ex-Tourismusrat der Insel Jamie Sicilia will nun Überwachungskameras für den Ort haben, um die Sicherheit zu erhöhen und so Ausschreitungen frustrierter Jugendlicher zu vermeiden welche man hier unter "Vandalismus" einstuft. - Die entstandenen Schäden sind zwar minimal und jeder weiß, dass es sich um nächtliche "Überbleibsel" der Diskothek handelt, die dann noch nicht nachhause wollen und so dort noch sinnreich durch den Ort ziehen. - Oft hat man schon Verstärkung und mehr Polizei gefordert und Jaime Sicilia hört auch nicht auf zu betonen, dass Los Cancajos ein sicherer Ort sei, aber dennoch würde er sich mit den Überwachungskameras wohler fühlen.

Allerdings ist es nicht so einfach, man stellt einfach Kameras auf und wertet dann die nächtlichen Bilder aus und pflückt am nächsten Tag dann die angetrunkenen Pennäler, die man per Bildmaterial beim Urinieren in die Abfalleimer erwischt hat. - Solche Überwachungskameras müssen vom Innenministerium zugelassen werden und deren Auswertung darf auch nicht jeder vornehmen, so konnte dem Bürgermeister von Breña Baja nur so weit geholfen werden, dass man sein Ansinnen an die entsprechenden Stellen in Madrid weiterleiten wird. - Man darf also ruhig bezweifeln, dass man dem kleinen Ort auch wirklich solche Kameras zugesteht, schließlich kann man nicht mit einer Kriminalstatistik aufweisen, welche das Aufstellen dieser Geräte zwingend notwendig erscheinen lässt. - So wird man sich wohl weiterhin darauf verlassen müssen, dass ab und zu mal ein Polizist des Nachts und eben nach der Schließung der Diskothek eine Runde in Los Cancajos dreht und den Jugendlichen einen ordentlichen Schreck einjagt. - Zur Ehrenrettung des Ortes Los Cancajos sollte man noch anfügen, dass dieser Ort den schönsten und auch gepflegtesten Strand der Insel unterhält und auch eines der schönsten Hotels, wenn nicht sogar das schönste, die Hacienda San Jorge. - Den Rest kann man aber leider wirklich knicken, ein Gast sagte mal: Das schönste an Los Cancajos sind die abfliegenden Flugzeuge vom nahen Flughafen, denen man so wunderbar dabei zu sehen kann wie sie flugs an Höhe gewinnen.





Donnerstag 20.12.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 13 Grad, Niederschlag 9 mm Luftfeuchte 87 % Luftdruck 1008 hPa

Weiße Weihnachten

Davon träumen ja immer wieder viele Regionen, gehören doch Schnee und Kälte irgendwie zu diesem Fest genau so wie Spekulatius und Familienstreit. - Gestern war es endlich so weit, die höchsten Berge dieser Insel haben sich wieder eine weiße Decke übergestülpt und man möchte fast ausrufen: Ski und Rodel gut! - Eigentlich war es klar, nachdem dieses Tief die Luft von so weit aus dem Norden herangezogen hat und selbst wir hier im Tal derbe gefroren haben, dass nun wieder Zeit ist, für die weißen Gipfel. Allerdings konnte man gestern die Pracht nur am Vormittag beobachten, den Rest des Tages hüllten sich die Berge in schwere Wolken, so dass man keinen Blick auf den Schnee erhaschen konnte. - 15 Zentimeter Schnee meldet man vom Roque de Los Muchachos und die Arbeiter der Inselregierung mussten wieder mit dem Schneepflug ausrücken um die Straße auf den höchsten Berg frei zu räumen. - Dennoch sperrte man die Zufahrten für den Privatverkehr, man kann aber damit rechnen, dass heute die Straßen wieder offen sind. Noch eindrucksvoller präsentiert sich der Schnee allerdings auf Spaniens höchstem Berg, dem Teide auf Tenerife, das ist aber auch kein Wunder, ist der doch noch mal fast 1.300 Meter höher als unser "Roque".

Das Tief beeinflusst unser Wetter immer noch, obwohl die meisten Regenwolken bereits viel weiter nach Nordosten gezogen sind. Auch heute können noch Niederschläge fallen, die Wahrscheinlichkeit nimmt aber mit jeder weiteren Stunde des Tages ab. - Hier auf La Palma hat dieses Tief keinen besonderen Eindruck hinterlassen, lediglich die Inseln der Provinz Gran Canaria haben unter diesem Wetter zu leiden gehabt. Der Flughafen und der Hafen von Lanzarote waren zeitweise gesperrt und auf Gran Canaria gab es lokal einige Überschwemmungen die von heftigen Schauern verursacht wurden. - Generell kann man aber sagen, dass aller Wetteralarm mal wieder verpufft ist und wenn man zukünftig bei jedem "pupsnormalen" Tief aus dem Westen gleich die Schulen schließt und Alarm ruft, dann wird da eine unschöne Gewöhnung eintreten die es schwer machen wird die Bevölkerung dann erneut zu sensibilisieren, wenn wirklich mal wieder heftige Wetterphänomene auftreten. - Sehr positiv ist allerdings aufgefallen, dass auch der erneute Regen kaum noch Tausendfüßer aus der Erde locken konnte, auch diesen Winter scheint uns keine "Falangistenplage" ins Haus zu stehen, wie sie noch im Winter 2003/2004 aufgetreten ist. - "Falangistas" sagt man hier auch zu den kleinen Schnurfüßern, die uns von Zeit zu Zeit besuchen. Warum, das ist ganz einfach, sie sind schwarz, treten immer in Massen auf und keiner braucht sie. - So einfach ist das…



Mittwoch 19.12.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad, Niederschlag 4 mm Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1005 hPa
Höchsttemperatur heute 19,8 Grad - niedrigste Temperatur 12,4 Grad

Gallotia auaritae

Große Aufzuchtprogramme gibt es für die letzten Überlebenden der Rieseneidechsen auf La Gomera (Gallotia bravoana) und El Hierro (Gallotia simonyi) und das mit wachsendem Erfolg. - Auch auf La Palma gab es eine Rieseneidechse, die soll aber ausgestorben sein, dahingemetzelt von verwilderten Katzen und Hunden, den segensreichen Begleitern der spanischen Kolonialisierungswelle vor gut 500 Jahren. - Nun wird die Sensation gemeldet, man hat wohl doch noch lebende Exemplare der La Palma-Rieseneidechse gefunden, nachdem man Jahrzehnte gedacht hatte, diese Spezies währe schon lange ausgestorben. - Natürlich im Norden der Insel hat man Exemplare einer großen Eidechse gesichtet, die man für die Gallotia auaritae hält, das ist der wissenschaftliche Name für unsere endemische Eidechse. - Wo genau man die, oder das Tier gesehen hat, das will man uns verständlicherweise nicht sagen, ist wohl auch besser so, sonst wäre das kurze Glück wohl gleiche wieder vorbei weil sich sicher "Sammler" finden würden, die so ein "ausgestorbenes" Tier natürlich haben wollen. - Ein Problem gibt es allerdings noch, man kann eigentlich nur ahnen, dass es sich bei der gesichteten Eidechse um die genannte La Palma endemische handelt, denn man weiß ja gar nicht, wie das angeblich ausgestorbene Tier aussah. - Man kennt nur Skelettfunde und kann so die Größe und gewisse Eigenheiten bestimmen, nicht aber die Farbe der Haut oder irgendwelche bestimmten Merkmale.

Mit Sicherheit weiß man aber, dass es sich dabei weder um die La Gomera, noch um die El Hierro-Rieseneidechsen handelt, das José Antonio Mateo bestätigt. - Er ist Biologe in der Aufzuchtstation in La Gomera und konnte anhand von guten Photos eindeutig klären, dass es sich bei der hier auf La Palma gefundenen Echse um kein bisher bekanntes Exemplar handelt und so die Möglichkeit nahe liegt, es hätte doch noch eine gewisse Population der La Palma-Rieseneidechse überlebt. - Das gesichtete Tier war etwa 31 Zenitmeter lang, sehr dunkel gefärbt und komplett ohne weitere Färbungen, was es ganz leicht machte auszuschließen, dass es sich um eine bereits bekannte Eidechseart handelt, die man irgendwie hier auf La Palma ausgesetzt hat. - Es hat aber bislang noch niemand ein Exemplar gefangen und ausgiebig untersucht, alles was man in der Hand hat sind Photos und eine genaue Beschreibung des Tieres und seines Verhaltens seitens des Photographen. - Nun wäre es natürlich wichtig, mehr über dieses Tier zu erfahren und dann könnte man, eben nach dem Vorbild La Gomeras und El Hierros auch hier eine Zuchtstation eröffnen, um diese Echse dann später erneut auf der ganzen Insel wieder zu verbreiten. Bis dahin muss man die Tiere allerdings erst mal wieder finden und herausbekommen ob es überhaupt so viele Überlebende gibt, dass man es wagen kann davon ein paar Exemplare zu fangen. - Auf jeden Fall wird nun an vielen Kneipentresen, natürlich vorwiegend im Norden der Insel einigen Leuten Abbitte geleistet werden müssen. Immer wieder mal berichteten Schäfer oder einfach Spaziergänger sehr große Eidechsen gesehen zu haben und niemand hat ihnen geglaubt, sondern "Schäferlatein" und Prahlerei dahinter vermutet, denn einen Photobeweis konnte bislang noch niemand bringen. - Ich werde das Photo so auch nicht hier reinkopieren, das wäre dann doch dreister Diebstahl, allerdings haben andere Zeitungen das schon gebracht, wie zum Beispiel "Canariasahora" und das Photo mit der Eidechse dazu finden Sie unter http://www.canariasahora.es/imagen/ampliar/noticia/15342/ (Link entfernt, da nicht mehr aktuell)



Mittwoch 19.12.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 12 Grad, Niederschlag 17 mm Luftfeuchte 87 % Luftdruck 1006 hPa

Da plant man sich wieder etwas zusammen

Lokal, inselweit, regional, zur Zeit werden Pläne gemacht, geändert, verrissen um dann dennoch als weise Dokumente unsere Zukunft zu steuern. - Bei so vielen unterschiedlichen Plänen ist man eigentlich geneigt von Zukünften zu sprechen und fragt sich dabei, ob wir wirklich alle auf der gleichen Insel wohnen und in welche Richtung wir sehen, wenn jemand von morgen spricht. - Los Llanos präsentiert nun die nächste "Ausbaustufe" ihres lokalen Flächennutzungsplanes und siehe da, eine entscheidende Änderung taucht da auf, die angedachte Brücke über den Barranco de las Angustias wird nun nach El Paso verschoben. - Projektiert war die Brücke ausgehend vom westlichen Ende der Umgehungsstraße in Argual hinüber nach Amagar. - Das würde Sinn machen, deshalb hat man ja auch die Umgehungsstraße, die übrigens in ein paar Wochen eröffnet wird gebaut, man wollte, ohne Los Llanos durchfahren zu müssen nach Tazacorte, aber eben auch in den Norden der Insel gelangen können. - Nun zeichnet man die Brücke vom Stadtteil Los Barros aus, um die Schlucht zu überqueren, was nicht nur bedeutet, dass das eine Brückenende sich dann auf dem Gebiet El Pasos befinden würde, sondern man einen komplett neuen Zubringer dazu hinstellen müsste, denn bislang gibt es keine wirklich leistungsfähige Straßenverbindung von Süd nach Nord im oberen Teil der Stadt Los Llanos. - Damit hätte man sich die Umgehungsstraße eigentlich schenken können, denn dann dient sie nur noch dazu den Verkehr nach Tazacorte zu vereinfachen, bringt aber für den Anschluss des Nordens der Insel nichts mehr.

In El Paso weiß man noch nichts von seinem Glück, sondern wird diese neue Schnapsidee aus Los Llanos als zusätzliches Weihnachtsgeschenk zu würdigen wissen, an dem man noch zu kauen haben wird. - Denkt man diesen Vorschlag aus Los Llanos mal weiter, dann handelt es sich um eine neue Variante welche die geplante Autobahntrasse wieder fordern würde, denn genau da kam auch eine Ortsumfahrung von Los Llanos in den Norden vor und ein möglicher Anschluss der Schnellstraße in den Norden. - Damit würde man sich als Gemeinde Los Llanos von allen Autobahnplänen locker verabschieden können und die gesamte Last El Paso aufbürden, dem ungeliebten kleinen Bruder da oben auf dem Berg. - Nach dem Motto wenn schon denn schon, dann fordert man mit dem neuen Plan geradezu die Autobahntrasse heraus, wie anders will man sonst an die neue Brücke gelangen. - Man könnte das Ganze auch als Strafe für das rebellische El Paso betrachten, schließlich war es unsere Gemeinde, die komplett Nein zur Autobahn gesagt hat und nun sollen wir also den Verkehr in den Norden auch auslöffeln, den Los Llanos sich dann bequem vom Leib hält. - Weder der lokale Flächennutzungsplan aus Los Llanos ist durch die Instanzen, noch hat die Raumordnungsbehörde dazu irgendwas gesagt, aber da der Ex-Bürgermeister aus Los Llanos inzwischen Rat für Infrastruktur im Provinzparlament ist und seine Gemeinde weiterhin in absoluter Mehrheit von der Coalición Canaria regiert wird, kann man sich wunderbar vorstellen, welche Pläne man voller Schadenfreude schmiedet, um dem sozialistischen El Paso eins auszuwischen. - Unsere Gemeinde wird sich das natürlich nicht gefallen lassen und dann wird man verhandeln müssen, wie man denn die vielen lokalen Flickenteppiche der Flächennutzungspläne mal irgendwie so wieder zusammensetzen kann, dass daraus eine vernünftige Zukunftsplanung für diese Insel wird. - Langfristig gesehen wird man Los Llanos eh eingemeinden müssen und von El Paso aus die Planung übernehmen, anders wird dort nie richtig Politik gemacht werden…



Dienstag 18.12.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 15 Grad, Niederschlag 16 mm Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1006 hPa
Höchsttemperatur heute 16,2 Grad - niedrigste Temperatur 13,4 Grad

Ode an einen treuen Gefährten

Immer wenn diese grausame Jahreszeit uns völlig im Griff hat, in der es selbst in der Mittagszeit nur an die 15 Grad Plus hat, da zeigt sich dann, wer denn die wahren Freunde im Leben sind. - Schuld an diesen widerlichen und menschenverachtenden Temperaturen ist dieses nordische Tief welches uns gerade besucht und eben diese lausigen 15 Grad, die so gar nicht in unsere Breiten gehören. - An solchen Tagen müssen die Schiesser Tausendsassa lang und grau wieder Sonderschichten bewältigen und dazu Heißgetränke in Opulenz serviert werden, anders kann man diese arktische Attacke auf unser körperliches Wohlbefinden gar nicht überstehen. - Ich weiß, es soll Landstriche in Europa geben in denen sich im Winder der Aggregatzustand von Wasser ändert und sich die Menschen bei 15 Grad Plus die Kleider vom Leib reißen wegen eines gefühlten Hitzestaus im Winter. Da wir aber in einer, für mich klimatisch gerade mal noch gangbaren Klimazone wohnen, beginnt bei uns das aktive Leben sonst erst bei Temperaturen ab der 20 Grad Marke nach oben. - Alles andere ist kalt, in gewissen Abstufungen dann saukalt, unendlich kalt und schließlich unerträglich kalt und da sind wir dann bei diesen 15 Grad angekommen. - Paul hat ja ein ganz gut schützendes Fell, ich diese unaussprechliche Herrenunterbekleidung, aber das rettet uns auch nur vor dem schnellen und direkten Erfrierungstod, kalt ist uns trotzdem noch und da müssen weitere und wärmebildende Maßnahmen getroffen werden.

Man könnte ja nun hingehen und den Kamin anheizen, aber das würde ja bedeuten, dass man raus in die Kälte und die Nässe muss, um Holz zu holen, dann einheizen und irgendwann heute Abend säuselt der erste warme Lufthauch aus diesem französischen Monsterkamin, der mich mal vor mehr als 10 Jahren fast Pleite gemacht hat. - Nicht weil ich etwa versucht hätte mit Bündeln von Geldscheinen anzuheizen, nein, das Ding war so teuer, dass wir noch einen ganzen zweiten Winter brauchten um wieder Geld für Feuerholz zu haben… - In diesen Tagen bewährt sich dann immer wieder ein guter, noch nicht mal alter Freund von uns, der ganz treu und brav seine wärmenden Dienste an uns ausübt und niemals meckert, keinen eigenen Tarifvertrag will und sicher auch keinen Mindestlohn. - Ein echter Freund, von unaufdringlicher aber genau so bestimmt zeitloser Eleganz, sorgt er allein für unsere Wärmezufuhr, der Heizlüfter. - In der vierten Winterszeit begleitet uns dieser säuselnde Diener nun und entlockt mir immer wieder zärtlich-warme Gedanken. - Ich habe auch schon mal daran gedacht die kesse Puste mit in die Kneipe zu nehmen und sie mir da vor die Bar zu stellen, aber meine in Liebe, Ehrfurcht und permanenter Harmonie angetraute Ehefrau belegte dieses Vorhaben mit einem Veto. - Irgendwie meinte sie was von, "dann kommst du gar nicht mehr nach Hause" und hätte damit sicherlich nicht komplett Recht, aber so ein bisschen hinauszögern könnte mein treuer Begleiter den Bildungsaufenthalt in öffentlichen Schankräumen sicherlich. - Paul und ich streiten uns nicht direkt um diesen Quell der warmen Freude, er setzt sich einfach direkt davor und filtert so die Luft ein bisschen bevor diese mich erreicht, wie gut er doch zu mir ist. - So lange der er nicht so dick ist, dass die warmen und Leben spendenden Luftströme völlig umgeleitet werden ist das schon in Ordnung, erst kommt der Kater und dann der Mann, auch für einen Heizlüfter gibt es da eine genau vorgeschriebene Reihenfolge.

Zum Wetter noch, das Tief werkelt weiter, hat aber deutlich weniger Wasser und Wind bislang hinterlassen wie erwartet. - Es tobt sich eher ein bisschen nördlich von uns aus, bleibt aber dafür vielleicht sogar noch einen Tag länger, es ist also auch am Donnerstag noch mit etwas Regen zu rechnen, aber nicht mehr schlimm. - Lediglich eine Chartermaschine wurde heute nach Gran Canaria umgeleitet, alle anderen Flieger landeten und starteten völlig normal.


Paul, der alte Warmduscher



Dienstag 18.12.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 14 Grad, Niederschlag 4 mm Luftfeuchte 93 % Luftdruck 1007 hPa

Als den Hauptstädtern ein Licht aufging

Noch bevor auf einer anderen Kanareninsel die erste Glühbirne brannte, fackelten in der Nacht des 28. Dezember 1893 bereits 150 Glühbirnen in der Hauptstadt Santa Cruz. Im Barranco del Río, auf 300 Meter Meereshöhe versah seit dem Tag das erste Kraftwerk der Kanaren seinen Dienst, angetrieben von Wasserkraft. Die Santacruzeros waren also die ersten Kanarier, denen ein elektrisches Licht aufging, vielleicht sind sie ja deshalb der Meinung, immer ein bisschen "heller" zu sein als der Rest des Archipels. Das Kraftwerk war aber nicht sehr lange in Betrieb, die Leistung eher sehr bescheiden, aber immerhin, La Palma seinerzeit technologisch vorne. - Ob man das heute noch in Sachen Energie behaupten kann das wage ich mal ein bisschen anzuzweifeln aber es ist nach fast 115 Jahren schon bemerkenswert, dass man heute wieder auf Energieträger setzt, die seinerzeit schon verwendet wurden. - Gut, damals setzte man nur auf Wasserkraft die von oben nach unten drückt, heute ist wieder Wasser im Gespräch, aber eben auch trickreicher als Strömungs- oder Gezeitenkraftwerke. - Aber nicht nur das, als Energiespeicher setzt man auch wieder auf Wasser, welches tagsüber mit Pumpen, gespeist aus Wind- und Sonnenenergie in hoch liegende Wasserreservoirs gepumpt wird, um es dann nachts wieder herunter laufen zu lassen um Strom zu erzeugen.

Auf jeden Fall wird dem Element Wasser in der Energieversorgung wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden und da käme es doch gut zupass, wenn man eines der ersten Wasserkraftwerke Spaniens als Museum und Denkmal wieder mehr Bedeutung schenken würde. - " El Electrón" nannte man das kleine Kraftwerk, welches ein paar hundert Meter bergauf den Barranco del Río oberhalb der Hauptstadt liegt, inzwischen natürlich verlassen und dem Verfall preisgegeben. Immerhin lieferte es 50 Jahre lang Strom, bevor es wegen zu geringer Leistung und eben damals "neuer Energien" stillgelegt wurde. - Man will das Gebäude gerne retten und hatte vor ein paar Jahren dazu bereits ein Projekt aufgelegt, in dem Schüler der Oberstufen der Hauptstadt das Gebäude vor dem Verfall retten sollten. - Daraus wurde aber nichts, weil unser Stromversorger UNELCO, welcher Eigentümer des Gebäudes ist, dieses nicht an die Insel abtreten wollte, sondern danach selbst an eine Renovierung dachte. - Es ist aber nur beim Denkprozess geblieben und das alte Gebäude rottet weiter vor sich hin. - Nun versucht man durch erneute Pressemeldungen die UNELCO wieder aufzurütteln und doch mal eine Entscheidung zu treffen, was denn nun mit "El Electrón" passieren soll, bevor das "Industriedenkmal" komplett in sich zusammenfällt. - Das Schülerprojekt stehe immer noch sagen die Sprecher der Schulen und man würde lieber heute als morgen damit beginnen. - Mit dem "lieber heute als morgen" stimmt nicht ganz, es regnet kräftig, wie versprochen…


Photo von Canarias 7



Montag 17.12.07 - 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 62 % Luftdruck 1013 hPa
Höchsttemperatur heute 22,6 Grad - niedrigste Temperatur 12,4 Grad

Weihnachtshorror

Ho Ho Ho - und plötzlich schüttelt der Weihnachtsmann seine Kapuze ab und Claudia Roth grinst einem fröhlich ins Gesicht, hält einem mit billigem Sprit versetzten Punsch unter die Nase und fordert einen auf Weihnachtslieder zu singen, live in einer nachmittäglichen Prekariatsspielshow im Privatfernsehen. - Gut, jeder hat seine eigenen Alpträume, dem einen begegnet Hugo Chávez, dem anderen Manuel Soria und ich habe irgendwie Angst vor Claudia Roth… - Man weiß ja nie so genau wer und was dahinter steckt, wenn einen so ein rotberockter Mann (oder Frau) auf der Straße begegnet. - Meine Töchter haben natürlich die klare Ansage auf keinen Fall Süßigkeiten von fremden Männern anzunehmen, wie auch immer die gekleidet seien, was natürlich immer noch besser ist als unbekleidet. - Aber das war auch schon der allerletzte Vorteil den Weihnachtsmänner haben, ansonsten geht mir diese dünndösige Belästigung durch fiktive Gestalten welche den Konsum fördern sollen ganz kräftig auf die Nerven. - Den Weihnachtsmann den gibt es nämlich gar nicht, (bitte werden Sie jetzt nicht kleinlich und behaupten vom Christkind und von den Heiligen Drei Königen das gleiche) der ist durch eine Verwechslung oder Klonung aus dem Nikolaus entstanden und der gute Mann hat wiederum bereits am 6. Dezember Feierabend. - Für ganz wenig Dinge beneide ich den geneigten Muselmanen, aber dafür, dass er diese Horden an Ho, Ho, Ho johlenden Rotröcken nicht ertragen muss, dafür schon.

Es ist zumindest bereits fraglich, Neonleuchten mit stilisierten Schneeflocken bei 25 Grad Plus an der Straßenbeleuchtung aufgehängt zu sehen und diesen widerlichen Hausschmuck, der so ganz lustige und kletternde Weihnachtsmänner darstellen soll, die irgendwie gerade "fensterln" gehen. - Aber das ist ja noch als passive Blasphemie oder optische Umweltverschmutzung minderen Grades zu bewerten, wirklich teuflisch wird die Verballhornung eines der höchsten christlichen Feiertage mit dem körperlichen Brutaleinsatz dieser zweifelhaften Rotröcke, welche von Kaufhäusern oder Handelskammern bestellt auf den Gehwegen unschuldige Bürger anstammeln und diese zum Kaufen animieren. - Nein, ich war nicht in Deutschland auf einem Weihnachtsmarkt, sondern ab morgen gibt es diese auch in unserer Hauptstadt Santa Cruz. - Gleich fünf dieser Wonneproppen aus der Erfindungstüte gewitzter Geschäftsleute sollen nun durch die Einkaufspassagen der Hauptstadt wuseln und die Menschen dazu auffordern mehr zu kaufen. - Man nennt es zwar höflich "Informationen über die Geschäftswelt weitergeben" aber natürlich sollen diese Herren weihnachtliche Stimmung verbreiten welche da lautet: Leute kauft ein, das muss so sein. - Fast witzig dabei ist, dass man das Ganze auch noch als "europäischen Weihnachtsbrauch" betitelt, der sich inzwischen sogar bis hier her auf die Kanaren durchgesetzt hat. - Ich will mich nicht wiederholen was die Erfindung des Weihnachtsmannes angeht, der auch oft als Santa Claus betitelt wird, aber mit europäischem Brauchtum haben die nun überhaupt nichts zu tun. - Alles ist Recht was verkaufsfördernd scheint und Schluss mit dem ignoranten Schwachsinn ist wohl erst, wenn der Nikolaus auch noch auf den Kamelen am 6. Januar die Heiligen Drei Könige begleitet. - Eigentlich ist es mir ziemlich egal, wenn man anderswo solchen abstrusen Kram erfindet wie den Weihnachtsmann, aber dass wir immer jeden Mist nachmachen müssen, das ärgert mich dann doch gewaltig. Ho, Ho, Ho, roter Fremder, komm mir nicht zu nahe, auch wenn du deinen Sack auf dem Rücken trägst, ich weiß, wo du deine Nüsse versteckt hast. - Es sei denn, Claudia Roth hat sich in das Kostüm gezwängt.


Paul, der einzig wahre Weihnachtsmann
Nein, wir machen so etwas nicht...



Montag 17.12.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 12 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1015 hPa

Jeden Monat einmal Regen

Bislang sind wir nicht gerade von Niederschlägen verwöhnt worden hier auf der Westseite, lediglich zwei Tiefdruckgebiete fanden bislang den Weg zu uns über den Atlantik. - Allerdings gibt es auch keinen Trockenheits- oder gar Dürrealarm, unsere Wasserversorgung für die Landwirtschaft ist inzwischen so ausgeklügelt, dass man da noch viel länger durchhalten könnte. - Jetzt kommt aber das nächste Tiefdruckgebiet, getreu nach dem Motto ein Tief pro Monat reicht. - Das ist zwar ein bisschen wenig, eigentlich sollten diese im 2 - 3 Wochen Rhythmus an unsere Westseite branden, aber wir nehmen was da kommt. - Ab morgen bereits ist mit kräftigen Niederschlägen zu rechnen, dieses Mal kann man nicht von lediglich einem Ausläufer sprechen, das Tief wird uns komplett erwischen und richtig durchfeuchten. Dabei können auch stärkere Winde auftreten, zuerst aus südwestlicher, später komplett aus westlicher Richtung, die zwar nicht unbedingt Orkanstärke erreichen werden, aber als Fallwinde dann auf der Ostseite am Dientag und Mittwoch wohl den Flugverkehr behindern können.

Die Situation auf dem Nordatlantik ist ziemlich eindeutig. Eingekeilt zwischen drei Hochdruckgebieten kann das von Westen heranziehende Tief gar nicht nach Nordosten ausweichen. - Angeschoben aus Westen von dem, was danach wohl wieder ein Azorenhoch werden soll, auf dem afrikanischen Festland gebremst von dem kontinentalen Hoch über dem Maghreb und der Weg nach Norden ist auch versperrt, dort tummelt sich ein weiteres Hoch, welches noch den kompletten "alten Kontinent" beherrscht. - Sobald das Hoch über dem europäischen Festland weiter nach Osten gezogen ist, wird sich "unser Tief" nach Norden verdrücken können, die Tabellen sagen aus, dass das bereits wieder Mittwochabend oder am Donnerstag soweit sein wird. - Es gibt zwar auch die Möglichkeit, dass solch ein Tief bei uns für länger "eingeschlossen" wird, weil ein stabiles und standorttreues Hoch im Norden einfach nicht verschwinden will, aber das ist eher die Ausnahme und sehr unwahrscheinlich.



Druckverteilung auf dem Nordatlantik, Karte vom Instituto Nacinonal de Meteorología.



Sonntag 16.12.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 21,6 Grad - niedrigste Temperatur 14,3 Grad

Plan hin, Plan her, ein Plan muss her

Oft haben schwierige Themen auch schwierige Namen. - Es geht um ein sehr umfangreiches Machwerk, das unsere touristische Zukunft planen soll, welches den fast schon epochalen Namen: "Plan Territorial Especial de Ordenación de la Actividad Turística Isla de La Palma" trägt. - Aus den Gründen keine Zeit zu verschwenden, spricht aber jeder nur vom "PTE", obwohl kaum einer der darüber spricht, den Plan komplett gelesen hat. Es ist auch nicht wirklich ein Machwerk, welches einfach zu verstehen ist, auf keinen Fall für die eigentlich "Betroffenen", nämlich für die Bewohner dieser Insel. Ob das gewollt ist, dass man diesen Plan nicht plausibel und kontrovers in der Öffentlichkeit diskutieren kann, das muss als Frage stehen bleiben, allerdings hat es nie eine echte Bürgerbeteiligung gegeben. Nach großen Protesten, meistens seitens rühriger Umweltschutzorganisationen musste man den Plan dann auch in "Häppchen" verabschieden. Die Inselregierung hat nun am 14. September den "PTE" nach einem erneuten Plenum nach Tenerife weitergeschickt, dort soll er dann endgültig abgesegnet werden. Allerdings ist die Sache noch nicht komplett ausgestanden, die Polemik geht weiter, die Umweltschützer wollen gegen den "PTE" auch gerichtlich vorgehen.

Die Streitpunkte des Plans sind ohne Zweifel die 5 Golfplätze, die Sporthäfen und die noch mehr Hotelbetten, die aber bis 2020 auf maximal 25.500 gedeckelt sind. - Allerdings hätten wir bei dieser Anzahl, vergleicht man das mit der Einwohnerzahl La Palmas und Tenerifes, dann mehr Betten pro Bewohner als unsere Nachbarinsel Tenerife. - Natürlich brauchen wir einen Plan, lange genug haben wir, ohne in die Zukunft zu sehen, einfach vor uns "hintouristelt" und das für unsere bescheidenen Verhältnisse sogar gar nicht schlecht. - Aber La Palma soll auch zukünftig am Kuchen des Reisen, oder besser der Reisenden mit abbeißen dürfen und da sollte man sich allmählich überlegen, wen man denn bei sich als Gast haben will und wie wir uns denn "verkaufen" wollen. - Nun sind wir ja eine Kanareninsel und, vielleicht Gott oder dem Vulkan sei Dank, so ganz anders als die von Touristenströmen überfluteten Nachbarinseln, die so viel Strand, so viel Bekanntheit und so viele Hotels bieten können. - Bei uns aber ist man mit Badelatschen eher deplaziert, bei uns sind Bergschuhe angesagt und Aktivitäten, die nicht aus dem Mund cooler Animateure gefordert werden, sondern erwachsenen Menschen Eigeninitiative nicht nur abverlangen, sondern diese auch bieten. Über die Vorzüge und die abwechslungsreiche Schönheit unserer Insel muss man sicher gar nicht mehr sprechen und eigentlich gibt es für uns überhaupt kein anderes Zukunftslabel, als das einer Insel, die erlebt werden will, so wie der Vulkan sie aus dem Atlantik geboren hat.

Das ist ein Geschenk an uns alle und wir können stolz und zufrieden sein, dass die meisten Besucher die nach La Palma kommen wegen der Insel selbst hier sind und nicht wegen seiner perfekten touristischen Infrastruktur. - Im Gegenteil, sollten wir an Authentizität weiterhin interessiert sein, dann dürfen wir uns auf keinen Fall das glitzernde Kleid des internationalen "Sonne und Strandtourismus" anziehen. - Nicht nur, weil uns das Kleid gar nicht passt, sondern einfach auch, weil wir damit in direkte Konkurrenz zu anderen Ferienregionen einsteigen, die das vielleicht nicht unbedingt besser, aber sicher viel billiger können. - Leider bringt uns dieser touristische Plan aber genau dort hin, weil er eben keine alternative Ideen für La Palma zeigt, sondern lediglich Kopien anderer Ferienregionen. Mehr Hotels, mehr Sporthäfen und Golfplätze, das bietet dieser Insel keine Zukunft, diese Märkte sind bereits gesättigt und werden zukünftig nur noch über den Preis gehandelt. Die Auslastungszahlen unserer Hotels sinken seit Jahren und ausgerechnet mit einer weiteren Bettenflut will man das ändern? - Hier die Zahlen für La Palma laut der ISTAC (Instituto Canario de Estatistica) : 2003 = 71% / 2004 = 64% / 2005 = 62% / 2006 = 59% und bis Juni 2007 aufgelaufen steht der traurige Wert von 46% zu Buche.

Da käme vielleicht ein Golfplatz ganz gelegen und könnte ein paar Gäste mehr in die bereits vorhandenen Hotels bringen, das wäre zu überlegen. Aber die geplanten Golfplätze bringen allesamt ihr eigenes Hotel mit, welches dann den Gewinn versprechen soll. - Noch mehr Sporthäfen, wo doch die vorhandenen keinesfalls ausgelastet sind und man darf da, genau so wie bei den Hotels und Golfplätzen ganz einfach die Frage stellen, wer soll das alles mal nutzen und ganz besonders: was hat die Insel davon? - Bei weitem wird nicht alles gebaut werden, was laut Plan in Ordnung wäre, weil auch Investoren irgendwie rechnen müssen und man will sein Geld doch mindestens wieder haben. - Für La Palma werden nur touristische Nischenprojekte eine Überlebenschance haben und genau dort sollten wir ansetzen und uns komplett aus dem defizitären Gerangel um "All inclusive" und internationale Standards heraushalten. Wenn andere auf schnell, grell, billig und "Geiz ist geil" setzen, dann entstehen da wunderbare Lücken in denen man reelle Leistungen einem intelligenten Publikum anbieten kann, die eben genau das Gegenteil dieser potemkinschen Scheinwelt sucht, welche internationales Hotelflair so hochglänzend verspricht. - Auch darf es nicht darum gehen, möglichst viele Menschen auf diese Insel zu locken, sondern solche, die ihr sauer verdientes Urlaubsbudget auch hier in der Region lassen und nicht bereits den kompletten Reisepreis im Ursprungsland bezahlt haben. - Schade, dass ausgerechnet solch ein gewaltiges Planwerk auf längst abgelaufene Tourismusmodelle setzt, welche bereits die komplette Mittelmeerküste und auch die anderen Kanaren besetzen. Falsche Zielgruppe würden Werbestrategen dazu sagen, wir wollen da wildern, wo es schon lange nichts mehr zu holen gibt. - Man darf die Rechnung nicht ohne den Wirt machen, das ist eine alte Weisheit, aber man darf sie auf keinen Fall ohne die Gäste machen, das ist noch viel wichtiger. - Und mal so ganz unter uns, ich haben noch keinen Gast auf dieser Insel getroffen, der mehr Hotels, mehr Sporthäfen und Golfplätze gefordert hätte.



Sonntag 16.12.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 14 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1013 hPa

Trendwende der Illegalität

Ich habe lange über die heutige Überschrift nachgedacht, ganz zufrieden bin ich mit der jetzigen auch noch nicht. - Es geht wieder mal um den Abriss der Häuser in unseren Küstenzonen, im Konkreten um die im Süden der Insel. - Nun hat der oberste kanarische Gerichtshof den Abriss der Hütten und Häuser vorerst gestoppt, sehr zur Verwunderung so ziemlich aller Beobachter. - Allerdings gibt der oberste kanarische Gerichtshof lediglich einem Einspruch Recht, dass man erst ein ausstehendes Urteil aus einem Prozess des Jahres 2006 abwarten muss, bevor man mit dem Abriss fortfahren kann. - Das heißt also bei weitem noch nicht, dass die Häuser allesamt gerettet werden, aber es ist eine Trendwende zu erkennen, welche letztlich auf den großen öffentlichen Druck in dieser Sache schließen lässt. - Im Klartext heißt das erst Mal, dass auch anscheinend völlig klar definiertes Recht abwarten muss, bis die Gerichte alle Beschwerden, Eingaben und Klagen gegen den Abriss abgearbeitet haben. - Das wird insofern interessant, da hier auf La Palma nicht die einzigen Anwälte gegen den Abriss kräftig am Klagen sind, sondern auch auf den anderen Inseln und man durchaus Urteile erwarten kann, welche keine klare Reglung vorschreiben, wie denn das Küstengesetz von 1988 durchzusetzen ist. - Theoretisch könnten nun die Anwohner der bereits abgerissenen Hütten in Puntalarga, El Faro und La Zamora auch wieder gegen die Küstenbehörde klagen, weil das Gericht nun festgestellt hat, dass diese nun voreilig gehandelt hat. - Wenn das mal keine saftige Fundgrube für profilierungswütige Anwälte ist…

Wie es nun wirklich weiter geht, das müssen wir natürlich abwarten. - Aber man möchte mit dem Ausrufezeichen welches nun das Gericht gesetzt hat schon meinen, das Vorgehen der Küstenbehörde sollte zurück auf die Diskussionsschiene. - Gerade weil, ein eigentlich für alle wünschenswertes und sicher verständliches Gesetz, willkürliche Anwendung gefunden hat und grobe Widersprüche nicht zu berücksichtigen scheint, sondern eher nach dem Motto angewandt wurde, wo denn der Weg der geringsten Widerstände ist. - Es ist gut und wunderbar, wenn der Gesetzgeber beschließt, im Abstand von einhundert Metern zur Küstenlinie darf nichts gebaut werden und auch kein privates Eigentum entstehen. - Allerdings standen damals, 1988, schon viele dieser Siedlungen und zum Teil bereits, natürlich nicht in der jetzigen Bauweise, seit der ersten Besiedlung durch die Portugiesen und Spanier. - Wohingegen man viele andere Gebäude, die deutlich nach 1988 errichtet wurden noch verschont hat, wurden zuerst die Hütten der Playa Nueva (Playa de los Guirres) abgerissen, weil man dort wirklich auf keinen Widerstand traf. - Immer wieder verstörend und unangenehm bleibt die Haltung der Inselregierung in diesem Fall, wie auch die Vertreter der drei meistbetroffenen Gemeinden: Los Llanos, Tazacorte und Fuencaliente. Außer grobdussligen Solidaritätsbekundungen kam keine wirkliche Unterstützung seitens dieser Korporationen und der ursprüngliche Verdacht, die Gemeinden und die Inselregierung seien ursprünglich sogar die treibende Kraft hinter den Hüttenabrissen, trägt immer festere Grundzüge. - Es wird wohl doch so gewesen sein, dass man sich der unschönen Aufgabe, die eigenen Bürger zu vertreiben um die schönen Buchten an Investoren zu verklappen, nicht auf die eigenen Fahnen kleben wollten und man so die Filiale der Küstenbehörde aus Madrid auf unsere Hütten ansetzte, die "Demarcación Provincial de Costas". - Beweise gibt es dafür nicht, aber man muss halt einfach mal ein bisschen nachdenken, wer denn überhaupt Interesse daran haben sollte, dass die paar lustigen Hütten im Süden der Insel verschwinden.



Samstag 15.12.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1012 hPa
Höchsttemperatur heute 23,0 Grad - niedrigste Temperatur 13,0 Grad

Samstagabend und Enrique Naumann hat uns was zu Hugo Chávez Frías zu erzählen, dem momentanen Enfant terrible der internationalen Politszene. - Besonders interessant wird der Artikel wenn man weiß, dass Enrique Naumann selbst viele Jahre in Venezuela gelebt hat und durchaus weiß, was da abgeht.

Neues von der Achten Insel - der 2. Dezember

Unvorstellbares geschah am 10. November anlässlich der Zelebration der letzten internationalen Konferenz iberoamerikanischer Staaten in Santiago de Chile. Da war auch Spanien vertreten, an der Spitze der spanische König Juan Carlos und der Regierungspräsident Luis Rodríguez Zapatero von den spanischen Sozialisten. Die venezolanische Delegation wurde von Hugo Chávez angeführt, derzeit Regierungschef in Caracas. Der hat seit seinem Amtsantritt im Jahr 1999 geradezu verbissen an seinem inzwischen international bekannten Ruf als innen- und außenpolitischer verbaler Rüpel gebastelt. Man wusste, dass, aber nicht wie Chávez die Konferenz zu seinen bereits berüchtigten Stänkereien nutzen würde.

Und das tat er denn auch weidlich. Noch am Vortag des Konferenzbeginns betitelte er den Vorgänger in Zapateros Amt, José María Aznar von der spanischen Rechten, als Faschist. Die spanische Delegation ließ das jedoch durch und erschien pünktlich zum Konferenzbeginn. Als Zapatero seine Antrittsrede hielt, in der er auch seinen am Vortag beschimpften Amtsvorgänger verteidigte, maulte Chávez penetrant dazwischen, unter anderem, die Amerikaner hätten ja den misslungenen Putsch vor fünf Jahren gegen ihn inszeniert und die Spanier hätten dabei mitgemischt. Zapatero ist sehr höflich, für manche seiner Anhänger etwas zu sehr, und versuchte auf Chávez´ weiteres Gemeckere zu antworten, aber der ließ das nicht zu, sondern machte ohne Pause weiter mit seinem geradezu schwachsinnigem Geschwätz; schließlich platzte dem spanischen König scheinbar der Kragen. Er stand halb auf und fauchte Chávez an den Köpfen zweier weiterer Konferenzteilnehmer vorbei an: "Warum hältst du nicht den Schnabel!" Hernach verließ er ohne weitere Worte, aber sichtlich unter Protest seinen Stuhl und den Konferenzsaal. Chávez war dann in der Tat erstmal still, und Zapatero machte mit seiner Antrittsrede weiter. Wieder etwas später brachte die chilenische Gastgeberin, Michelle Bachelet, den spanischen König unter gutem Zureden dazu, der Konferenz weiter beizuwohnen.

So ist die Geschichte, mehr oder weniger ausführlich, in den Medien um die ganze Welt gegangen, also weitgehend bekannt.

Weniger bekannt in der Welt ist, dass sich in Venezuela schon jahrelang eine selbst für südamerikanische Verhältnisse ungewöhnliche politische Machtkonstellation entwickelte. Jener Herr Chávez hatte erstmals vor 15 Jahren als Putschist gegen die damals regierende, demokratisch gewählte Regierung auf sich aufmerksam gemacht. Es blieb beim Versuch, denn die venezolanische Armee, der Chávez zuletzt im Rang eines Oberstleutnants diente, unterstützte den Staatsstreich nicht rückhaltlos. "Hat eben nicht geklappt", meinte Chávez damals, und kam ins Gefängnis. Im Nachhinein betrachtet, hat er offensichtlich die Jahre dort nicht tatenlos verbracht, sondern viel nachgedacht.

In Venezuela gab es zu der Zeit eine seit Jahrzehnten verhältnismäßig stabile demokratische Regierungsform: Im Wesentlichen wechselten sich zwei Parteien jeweils im Fünfjahresrhythmus ab. Der war so regelmäßig wie ein Uhrpendel - nach rechts, nach links - und so weiter. Die beiden Parteien wiesen keine besonderen Merkmale bezüglich ihrer Partei- und Regierungsprogramme erkennen, weder rechts noch links, hatten jedoch unisono gemeinsam: Sie wollten das beste für das Land. Diesen Vorsatz setzten sie jeweils sorgfältig auf sich selbst bedacht auch in die Tat um; von den immensen Bodenschätzen Venezuelas, mit dem Petroleum an der Spitze, ließen sie jedoch immerhin so viel für das Land übrig, dass sich kaum jemand beklagte. Und das, so scheint es, störte Chávez offenbar ganz persönlich, denn er hielt sich selbst zu Höherem berufen, und dem Ruf konnte er nur folgen, wenn er in die Politik ging. Chávez wurde nach einigen Jahren Haft vorzeitig begnadigt und anschließend umgehend zum Politiker. Mit einem Populismus, der zusammengemixt war aus allen möglichen politischen ideologischen Richtungen, den er selbst später den Sozialismus des 21. Jahrhunderts nannte, schaffte er es preisend und mit vielem schönem Gerede tatsächlich, dass ihn die Venezolaner 1999 zum Regierungschef wählten. Das alte, gewissermaßen bewährte Zweiparteiensystem verschwand, und dessen Politiker machten in den Folgejahren nicht weiters öffentlich auf sich aufmerksam. Für Chávez war ein wichtiges Etappenziel erreicht.

Seitdem werkelte Chávez unermüdlich an seinem Ruf der Unersetzbarkeit und des Retters Venezuelas. Für letzteres tat er jedoch nur wenig. Die Erlöse auf den Ölquellen benutzte er weitgehend, um anderen südamerikanischen Ländern mit Finanzspritzen unter die Arme zu greifen, verkaufte seinem Freund Fidel Castro verbilligtes Öl für Cuba, das später, als die Weltmarkt-Treibstoffpreise ständig stiegen, von dem Inselstaat Devisen bringend weiterverkauft wurde. Dem weitaus größten Teil seines geliebten Volkes ging es nicht besser als 40 Jahre vorher, und so ist das noch heute. Dabei war er in der Innenpolitik gar nicht mal untätig: Nach einer Wiederwahl, die er fulminant gewann, baute er sein Machtsystem konsequent aus. Ein Dorn im Auge waren ihm logischerweise die Medien, und er brachte sie entweder auf seine Seite oder schaltete sie aus - mit einwandfrei demokratischen Regeln, wie er nicht müde wurde zu betonen. Ähnlich verfuhr er mit der Justiz. Der oben angeführte gegen ihn gerichtete Putsch stärkte seine Popularität noch, denn Schuld an der Misere, in der die Venezolaner größtenteils eben immer noch leben, hatten ja sowieso die Amerikaner und sonst welche feindlich gesinnte Mächte.

Chávez arbeitete zielgerichtet an dem Umbau der Konstitution auf eine auf ihn maßgeschneiderte Verfassung. Fast jährlich ließ er sein Volk über, einzeln betrachtet, scheinbar harmlose Verfassungsänderungen abstimmen. Das gelang ihm sehr gut, denn die durchaus vorhandene Opposition war sich untereinander nicht eins. Schließlich glaubte er den Zeitpunkt für gekommen, seinen Endsieg zu erringen: Er wollte per Plebiszit die Verfassung derart umfangreich und geradezu umkrempelnd ändern, dass er in Zukunft ungehindert und unkontrollierbar im In- und Ausland im Namen Venezuelas tun und lassen konnte, was ihm gerade einfiel. Einige Artikel waren sehr brisant: Mit ihnen konnte sich auf Lebenszeit zum Autokraten, praktisch also Diktator wählen lassen. Den Tag für das Plebiszit setzte er auf den 2. Dezember fest.

Da schaute das Weltpublikum eigentlich nach Russland, da waren gerade Parlamentswahlen. Bedingt durch die Zeitverschiebung tickerten die - im Übrigen im Voraus recht bekannten - Ergebnisse zügig um die Welt. Nachrichten aus Venezuela hingegen ließen noch lange auf sich warten: Erste verlässliche Ergebnisse wurden erst gut nach Mitternacht veröffentlicht. Viele Iberoamerikaner und Spanier, unter letzteren besonders die Kanadier, blieben tapfer solange auf, um dann erfahren zu können: Mit etwa einem Prozent Unterschied war Chávez sein finaler Rundumschlag nicht gelungen. Er gab sich geschlagen. Dass er bei den Iberoamerikanern und Spaniern längst nur noch mehr geduldet war als geliebt, hatte er scheinbar gelassen hingenommen. Dass er aber die Opposition unterschätzt hatte, machte ihm zu schaffen. Sei es aus purer Not heraus oder mit nicht vorher wahrnehmbarer List, oder beidem, hatte sich die Opposition trotz der vorangegangenen Grabenkämpfe nur eine Woche vor dem Referendum noch geeinigt - zu kurz, als dass Chávez noch irgendwie hätte reagieren können. "Hat eben nicht geklappt", sagte er wie vor 15 Jahren, und fügte ein unnötiges "diesmal" hinzu. Denn, und das machten gleich darauf Sprecher der Chávez-Opposition ihren siegestrunkenen Anhängern klar, eine wichtige Schlacht sei zwar gewonnen worden, der Krieg aber noch nicht. Der Präsident ist immerhin noch 5 weitere Jahre im Amt. Bis die um sind, können Chávez noch viele politische Gaunereien einfallen, um eine Wiederholung "diesmal" nicht auszuschließen.

In Spanien, wo man generell über den zwar knappen, jedoch auch eindeutigen Sieg der Chávez-Gegner erleichtert ist, rätselt man immer noch über das Verhalten des Königs auf jener Gipfelkonferenz. Der Monarch ist als besonnener Diplomat überall auf der Erde bekannt, sehr geachtet, feinsinnig und geradezu unsäglich gebildet; die Spanier lieben ihn heiß und innig. Aber so einen Ausfall wie am 10. November hat er sich noch nie geleistet. Viele meinen, ihm sei einfach der Kragen geplatzt wegen Chávez´ geradezu unverschämter Missachtung der einfachsten diplomatischen Gepflogenheiten. Und nach der Devise, auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil, könnte denn die unter Diplomaten recht unübliche Du-Form zustande gekommen sein. Manche meinen aber auch, Juan Carlos habe die Gelegenheit genutzt, um einen in Venezuela einsetzenden politischen Prozess etwas zu beschleunigen. Unzulässige Kompetenzüberschreitung? Der König schweigt weise zu dem Thema; soll alle Welt doch glauben, er sei einfach nur aus der Haut gefahren.



Samstag 15.12.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 14 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1013 hPa

Unregierbares Garafía

Kein Geld im Stadtsäckel seit Jahren und immer die gleichen Streithansel die sich darum bemühen, aus Garafía die Gemeinde der Insel machen, die als unregierbar gilt. - Protagonisten sind, Albilo Reyes von der PSC, welcher momentan Bürgermeister ist, allerdings nicht mit einer Mehrheit ausgestattet. Dann kommt Jose Castro von der Coalición Canaria und Vicente Peñate, Ex Rat und Bürgermeister für die Partido Popular, aber in den letzten Wahlen angetreten für eine von ihm selbst gegründete Formation, die sich Unión Vecinal de Garafía nennt. - Keiner der Drei kann alleine regieren und keiner der Drei ist in der Lage, mit den anderen Beiden eine Koalition einzugehen, man kennt sich zu lange, schleppt auch schon zu lange nicht nur politischen, sondern auch bereits privaten Streit mit sich rum. - Drei verschiedene Bürgermeister gab es so in der letzten Legislaturperiode, weil jeder Misstrauensantrag einfach angenommen wurde und gleichzeitig regiert niemand diese Gemeinde, weil man eigentlich völlig handlungsunfähig ist. - Dass in den letzten Wahlen auch genau wieder diese Troika angetreten ist, verhieß nichts Gutes ließ einen Albilio Reyes von der PSC als schwachen Bürgermeister stehen, der gerade mal von 359 Einwohnern der Gemeinde gewählt wurde. Da er keine Mehrheit besitzt, werden alle Gemeinderatsbeschlüsse locker abserviert, nur bei der Abstimmung über die Bezüge der Räte gab es wohl Konsens…

Man könnte nun natürlich dem Wähler die Schuld geben, denn der hat kein deutliches Votum abgegeben, sondern jedem der drei aus der Troika-Infernale gerade so viele Stimmen, dass alles beim Alten bleibt und Garafía weiterhin als die "Unregierbare" betitelt wird. - Man muss aber auch benennen, dass jeder der Drei für sich nicht nur einfach ein netter Mensch ist und durchaus fähig wäre etwas für Garafía zu tun, aber alle drei zusammen sind einfach unerträglich auf die Dauer. Nun aber kommt Bewegung in die Verkrustungen, Vicente Peñate schmeißt sein Amt hin und lässt die Nachrücker aus der von ihm selbst gegründeten Partei an die Macht. - Völlig überraschend kam das, zumindest für die beiden anderen Protagonisten und nun munkelt man über die Beweggründe, warum der nicht unbeliebte Vicente Peñate sein Amt aufgibt. - Vielleicht ist es ja wirklich eine selbstlose Geste um Garafía endlich eine stabile Mehrheit verschaffen zu können, vielleicht hat er aber auch die Schnauze einfach gestrichen voll von der ganzen Situation in seinem Ort. - Anstatt nun zu sehen, wie man vielleicht mit dem Nachfolger Vicente Peñates eine Koalition knüpfen könnte, geht sofort wieder der Geist des Misstrauensantrags um, den Peñate bislang verhindert hat, weil er nicht wieder Zustände in Garafía haben wollte wie in der vergangenen Legislaturperiode. Man wird abwarten müssen wie sich nun die Nachrücker der Unión Vecinal de Garafía verhalten, aber eines ist bereits jetzt klar, vielleicht sollten sich alle drei Streithansel zurückziehen und Platz für demokratiefähige Bürger machen. - Wildwest in Garafía 2.0 - ausbaufähig und mit allen möglichen Add-ons erhältlich.



Freitag 14.12.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1013 hPa
Höchsttemperatur heute 19,5 Grad - niedrigste Temperatur 13,9 Grad

Breña Alta will ans Meer

Manchmal verlaufen unsere Gemeindegrenzen ziemlich willkürlich und kaum nachvollziehbar, auf jeden Fall hat die Gemeinde Breña Alta, obwohl eigentlich von der Struktur her eine komplett ländlich orientierte Gemeinde auch einen Zugang zum Meer und einen wunderschönen Strand. - Ja, wer hätte das gedacht, der Strand von Bajamar, den jeder immer als Strand der Hauptstadt ansieht, gehört zur Gemeinde Breña Alta, obwohl er nur ein paar Gehminuten von Santa Cruz entfernt liegt. - So baden dort auch eigentlich nur die Hauptstädter und außer einem kleinen Kiosk ist dort nichts weiter los. - Das hat mehrere Gründe. - Der Strand liegt halt eingeklemmt zwischen der Zufahrtstraße vom Süden her in die Hauptstadt und wird aufs Meer hin von der großen Hafenmole begrenzt. Nach Norden blickend ragen die Silos und Kräne des Frachtterminals auf und ein bisschen weiter in Richtung Süden befindet sich das Kraftwerk "Los Guinches" mit seinen lustig wirbelnden Abgasfahnen aus der Diesel-Verstromung. - Es ist also nicht wirklich anheimelnd dort, obwohl der Strand an sich zu den schönsten der Insel gehört und auch wetterbeständig ist, die Hafenmole gegenüber sorgt dafür, dass keine zu rauen Seen den Strand erreichen. - Allerdings wird man diesen Strand niemals als touristische Alternative zu Los Cancajos betrachten können, das beschriebene Umfeld lässt eine rein touristische Nutzung unwahrscheinlich werden.

Aber dennoch kann dieser Strand als Naherholungsgebiet (vornehmlich an die Hauptstadt gerichtet) besser genutzt werden und wenn man von "Nutzen" spricht, dann meint man damit Geschäfte und Restaurationen, also irgendetwas womit man Geld verdienen kann. - In der Gemeinde Breña Alta hat man nun Pläne gefasst, dieses kleine Stückchen Küste in ein Vergnügungsviertel umzuwandeln, damit der geneigte Hauptstädter nach getaner Arbeit seinen "Auschiller, Absacker oder Sundowner" dort in einem Etablissement zu sich nehmen kann, welches seine Gemeindesteuern nicht an die Hauptstadt entrichtet, sondern ins Rathaus von Breña Alta. - Das mit dem "Sundowner" auf der Ostseite, das ist eh eine komplette Ente, wer das unbeschreibliche und kaum nachzuvollziehende Glück hat auf der Ostseite zu wohnen, der bekommt einen Sonnenuntergang eh nie mit, dafür aber die lockende Morgensonne und von einem "Sunupper" habe ich noch nichts gehört. - Sicher werden sich dort ein paar Lokale installieren lassen und noch mehr Badegäste an den schönen kleinen Strand locken lassen. - Eine wirkliches Vergnügungsviertel dort aufbauen zu wollen, wie es seicht zwischen den Zeilen aus dem Interview mit dem Vizechef der Gemeinde Breña Altas säuselt, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. - Dazu ist der vorhandene Platz wirklich nicht ausreichend und die nahe Hauptstraße trennt ja auch den schmalen Streifen an der Meerseite von dem bisschen zur Verfügung stehenden Land auf der anderen Seite. - Aber wir werden uns überraschen lassen, was die Gemeinde Breña Alta da zwischen Kraftwerk, Hafenkränen und vierspuriger Straße hinstellen will. - Der Strand ist dennoch ein guter Tipp, wer den Blick auf den Hafen nicht scheut und keine Wellen haben will.


Der Strand von Bajamar, gleich neben der Hauptstadt, aber eben zu Breña Alta gehörend



Freitag 14.12.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 14 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1016 hPa

Wenig erfreuliche Zahlen vom Arbeitsmarkt

Die Arbeitslosenquote auf La Palma ermittelt niemand so richtig, denn es existieren keine konkreten Zahlen über den Anteil der aktiven Bevölkerung. - Es geistern Angaben darüber durch die Medien die von 14% - 21% reichen, je nachdem ob man die Zahl der aktiven Bevölkerung irgendwo zwischen 30.000 und 40.000 Menschen ansetzt. - So richten wir uns immer nach der reinen Zahl der Arbeitslosen um entweder erfreut oder betrübt zu sein und alles was über die magische Anzahl von 6.000 Menschen ohne Arbeit ist, das führt zu öffentlicher Beunruhigung. - Im November 2007 ist die Zahl der Arbeitslosen sogar auf erschreckende 6.460 gestiegen und erreicht damit einen Höchststand der letzten Jahre. - Allerdings muss man dabei immer berücksichtigen, dass vielleicht ein Viertel der bei uns als arbeitslos gemeldeten Menschen unter dem "Contrato-Basura Syndrom" leidet und nur aus arbeitsrechtlichen Gründen eine Auszeit nimmt. - Der "Contrato-Basura" (Müll-Vertrag) ist ein Zeitarbeitsvertrag, der zwingend nach ein paar Monaten endet, weil sich sonst daraus eine unbefristete Beschäftigung entwickeln würde. Unbefristete Arbeitsverträge sind im gewerblichen Sektor ohnehin selten und auch die berühmte öffentliche Hand stellt Arbeiter und Angestellte fast immer nur für 3 oder 6 Monate an.

Dennoch bleibt ein beunruhigender Anstieg bei der Arbeitslosenzahl zu registrieren, denn die Voraussetzungen haben sich nicht geändert. - Die Bauindustrie und grob genannt der Dienstleistungssektor sind die Hauptverursacher der hohen Zahl an Arbeitslosen, mit der erkennbaren Tendenz, dass gerade auf "dem Bau" der größte Anstieg der Arbeitslosenzahlen zu erkennen ist. - Das hat diverse Gründe. - Auch bei uns findet derzeit eine Zäsur auf dem Immobilienmarkt statt, das viele Geld von außen und die reichlichen und billigen Hypotheken der letzten Jahre drohen mit einem spürbaren Überangebot an Wohnraum. Die Bauwirtschaft ist in den letzten 15 Jahren schneller gewachsen als das reale Wachstum und wird nun vom Markt auf "Reisegeschwindigkeit" zurückgesetzt. - Dazu kommen noch die drohenden lokalen Flächennutzungspläne, die entgegen der Erwartung vieler Investoren eher restriktiv gestaltet sind und auf keinen Fall dazu dienen werden dem Bausektor neue Impulse zu verleihen. - Solch eine Zäsur ist aber erwartet worden, was aber kein wirklicher Trost für die von der Arbeitslosigkeit betroffenen Personen ist. - Wie immer bei der Nennung der Zahlen auf dem Arbeitsmarkt weist man darauf hin, dass die Zahl der Arbeitslosen ohne Berufsausbildung deutlich höher ist als in der Gruppe welche eine spezifische Ausbildung genossen hat. - Auch das ist keine neue Erkenntnis, aber ein deutlicher Fingerzeig für die vielen ungelernten Kräfte, doch endlich eines der reichlich angebotenen Angebote zur Erwachsenenbildung zu ergreifen.



Donnerstag 13.12.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 62 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 23,8 Grad - niedrigste Temperatur 17,9 Grad

Die Geschichte muss neu geschrieben werden

Jesus war doch eine Frau! - Vermutet hatten wir ja so was schon, dass da was geschummelt wurde vor nunmehr guten 2.000 Jahren. - Der Vatikan dementiert zwar immer noch heftig, aber hier in Tajuya, einem Ortsteil El Pasos, spielt man nun die Geschichte endlich korrekt nach, selbst Domingo unser Pfarrer war dabei und muss sich nun der neuen Herausforderung stellen. - Alle Jahre wieder spielen in den einzelnen Stadtteilen des Ortes Schulkinder die Krippensituation nach, also dieses liebliche Bild von Maria, Josef, dem Jesuskind und den Komparsen drum herum, die meist aus Schäfern und anderem Landvolk bestehen. - Während Los Llanos immer mit seiner aufwendig gestalteten Krippe an der Casa de la Cultura die Leute anlockt, setzt man in El Paso auf lebendes Krippenspiel, zur Freude der Schulkinder und dem Stolz der erfreuten Eltern. - Das Rathaus organisiert diese "lebendigen Krippen", zusammen mit dem Pfarrer und den Zwergschulen der einzelnen Stadteile. Als Rahmenprogramm gibt es sowohl weihnachtliche Musik aus dem Lautsprecher und als Abschluss auch noch Live-Musik einiger Nachbarn, die mit Gitarre und Timple endemischens Liedgut von sich gibt. Dazu hat man aus der Gemeinde Kakao gekocht der im großen Topf herangekarrt wird, andere Nachbarn bringen Kuchen und die unvermeidlichen Polverones als weihnachtliches Backwerk.

Es ist so richtig was zum Anfassen und dabei sein, die Nachbarschaften kommen sich mal unter anderen Umständen als dem Alltag näher und irgendeiner zaubert dann plötzlich ein paar Flaschen Wein aus dem nahen Pickup und ein anderer schickt einen Flachmann "Aguardiente" auf die Reise zwischen die fröstelnden Besucher. - Wer nun glaubt, da kämen nur alte Frauen und die Eltern der "Schauspieler", den muss man leicht verbessern, es gehört immer wieder zu den fixen Terminen im Jahr und gehört zweifelsohne zu den "großen Kleinigkeiten" welche die Leute hier für sich so wunderbar gestalten. - Nun wieder zum Jesuskind und der echten Revolution. - Man wollte eigentlich schon einen Kerl nehmen, also ein kleines männliches Baby welches der Maria dort in die Hand gedrückt wird, aber der auserkorene Jesus-Darsteller erwies sich im Moment seines großen Auftrittes als jämmerlicher Schreihals und wollte sich so gar nicht krippengerecht vorführen lassen. - Da aber der Himmel einen Stromausfall schickte, wer denn sonst, musste die gesamte Aufführung noch mal einen dreiviertel Stunde verschoben werden und die nutze man dazu, ein anderes Jesuskind für den Auftritt auszustaffieren und es waren halt nur noch kleine Mädchen da. - Der Pfarrer hat es nachgesehen, der Strom kam wieder zurück und die kleine Jesuline hielt tapfer und ohne Geschrei durch, bis endlich das Krippenspiel abgearbeitet war und die Schauspieler an den großen Topf mit heißem Kakao gerufen wurden. - Jeder bekam dann seine Kinder zurück, ein feiner Zug der Veranstalter, und irgendwann später wird man sich wohl noch daran erinnern, dass bei uns in Tajuya das Jesuskind ein Mädchen ist, weil die Kerle immer nur quaken und schreien.


Lebendige Krippe in El Paso





Donnerstag 13.12.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 41 % Luftdruck 1014 hPa

Unvollendete Baustellen

Nimmt man als Referenz das Meerwasserschwimmbecken in Puerto de Tazacorte, dann laufen die anderen öffentlichen Bauaufträge ja richtig gut und wer will denn meckern, wenn es nur um Jahre geht und nicht um Jahrzehnte, wie das im Fall des Schwimmbades in Puerto der Fall ist. - Inzwischen will man ja eine Tiefgarage daraus machen und ist vom ursprünglichen Plan abgerückt ein Bad dort zu erstellen, welches die Gäste unabhängig von den sprunghaften Launen des Atlantiks machen sollte. - Warum, wieso und weshalb dort seit nun 30 Jahren eine Baustelle steht, das würde Bücher füllen oder komplette Comedy-Abende mit reichlich Stoff versorgen. - Natürlich liegt es immer am Geld und deshalb ist man auch hier dazu übergegangen so manches öffentliche Bauwerk in private Hände zu legen, nicht nur was die Bauausführung selbst angeht, sondern auch die Finanzierung und die spätere Betreuung. - So geschehen auch bei den Tiefgaragen in Los Llanos und Santa Cruz und man musste nun erfahren, dass privat kein Stück besser oder schneller ist, beide Bauvorhaben drohten ähnlich unvollendete Charaktere anzunehmen wie das Münchhausenbad in Tazacorte.

Die gleiche Firma war beauftragt sowohl in Los Llanos wie auch in der Hauptstadt das Parkplatzproblem endgültig zu lösen, hat sich dabei aber mächtig übernommen und konnte nur dadurch gerettet werden, dass nun eine zweite Firma den Bau in Los Llanos weiterführt. - Drei Millionen Euro hat man durch die Abgabe der Konzession erhalten und damit ist man nun wieder flüssig genug in der Hauptstadt die 800 Stellplätze für Autos unter der Avenida del Puente fertig zu stellen. - Da diese Arbeiten seit nunmehr 2 Jahren in Verzug sind, ist der öffentliche Druck der Anwohner und Geschäftsleute inzwischen fast unerträglich groß geworden. Nun gibt man der Firma ein weiteres Jahr Zeit die Arbeiten zu beenden und darf auch bereits die ersten 400 Parkplätze eröffnen. - Das allerdings noch provisorisch, denn eigentlich steht das technische, aber auch das Sicherheitskonzept nur, wenn die gesamte Anlage bereits funktioniert. - Damit ist man der Baufirma ein großes Stück entgegen gekommen, hat man doch immer wieder gefordert die bereits fertig gestellten Parkplätze bereits eröffnen zu können um damit bereits Geld zu verdienen, das lehnte man seitens der Gemeinde aber bisher immer ab. - Nun schleicht sich dabei der Verdacht ein, man hätte längst fertig sein können, wenn man bereits früher die Teilöffnung des Parkhauses zugelassen hätte. - Auf jeden Fall wird nun wieder gearbeitet und das 5 jährige Martyrium für Anwohner und Geschäftsleute an der Avenida del Puente könnte Mitte nächsten Jahres trotz aller Widrigkeiten beendet sein. - So spricht der Optimist, der Pessimist zählt gerade alle Stolpersteine auf, welche alle noch so in die Tiefgarage rollen könnten…



Mittwoch 12.12.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 35 % Luftdruck 1014 hPa
Höchsttemperatur heute 28,0 Grad - niedrigste Temperatur 15,4 Grad

Licht hinter den Sternen

Eine meiner Lieblingsrubriken dieser Webseite geht in die Schaffenspause, Klaus Fuhrmann wird ab nun nicht mehr monatlich seinen Beitrag über Astrophysik schreiben, sondern nur noch hin und wieder, wenn es ganz besondere Neuigkeiten gibt. - Damit schließt sich nach genau 2 Jahren der Kreis und es ist Zeit ein großes Dankeschön an Klaus zu verfassen, dass er sich die Mühe gemacht hat, uns 24 Geschichten über "da draußen" augen- und hirngerecht aufzubereiten. - Er hört nicht deswegen auf, weil er keine Lust mehr hätte oder gar keine Zeit, es ist vielmehr so, dass die Beiträge welche er bislang verfasst hat auf seinen eigenen Recherchen und Forschungen beruhen und würde er das Thema nun breiter beleuchten, dann würde er anfangen andere Wissenschaftler zu zitieren, weil er dann sein Fachgebiet verlassen würde. - Geht er tiefer in die bereits aufgeführten Themen, dann kommen wir Laien nicht mehr mit, weil es dann meist nur noch um Tabellen und Rechnungen geht, also brutaler Stoff, eigentlich nur für Wissenschaftler. - Die bisherigen Beiträge sind aber für interessierte Laien verfasst und sollen uns dennoch mehr als einen kleinen Einblick in die Materie und auch die Forschungen darüber ermöglichen. - Alle Geschichten sind so auch Originale, nicht ab- und zusammengeschrieben aus anderen Abhandlungen, sondern 100 % Klaus Fuhrmann und hier in der Webseite für uns exklusiv aufbereitet. Ich bin mir wohl bewusst, welchen Schatz ich damit in meiner Seite beherberge und komme dabei auch nicht um ein bisschen Stolz herum.

Da ich auch nur ein interessierter Laie bin, haben mich die Gespräche mit Klaus Fuhrmann als Vollblutwissenschaftler immer wieder begeistert. - Manchmal blickt er einem im Gespräch prüfend in die Augen und man fühlt sich dabei sofort ertappt, wieder mal den einen oder anderen Umstand seiner Ausführungen nicht kapiert zu haben, aber es fällt mir schwer, solche Menschen in ihrem Redefluss zu stoppen und mit meiner Unwissenheit zu unterbrechen. - Ganz besonders bemerkenswert finde ich aber die wunderbare Fügung, dass auch Wissenschaftler immer wieder an Grenzen stoßen, die immer noch dahinter "weiße Flecken" übrig lassen. - So wird auch die Astrophysik nie präzise und komplett hinter die Geheimnisse da draußen und "da überall" kommen und besonders bemerkenswert sind die Wissenschaftler, welche das Selbstvertrauen besitzen trotz alles Wissens, diese Lücken und Fehler nicht mit Schwindel erregenden Konstruktionen zu verdecken. - Trotz aller Wissenschaft und allen angehäuften Wissens bleibt genug Raum für Glauben und die kleinen menschlichen Größen, die Angesichts des unendlichen Weltraums eigentlich keine Rolle mehr spielen dürften. - Aber wir sind da, ob es nun Zufall ist oder nicht, man mag es kaum glauben…. - Nehmen Sie sich Zeit die Beiträge von Klaus Fuhrmann zu lesen, er nahm sich Zeit, diese zu verfassen.


Astrophysik auf La Palma mit Klaus Fuhrmann



Mittwoch 12.12.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 15 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 51 % Luftdruck 1015 hPa

Erwachsen werden

Wer nicht wirbt, der stirbt. - Solche, und ähnlich dusselige Sprüche kommen natürlich aus der Werbebranche selbst. - In kaum einem anderen Wirtschaftssektor wird ähnlich viel Geld ausgegeben, ohne dafür ein Produkt oder einen messbaren Gegenwert zu erhalten wie in der Werbung und in ganz vielen Fällen muss man dabei feststellen, dass Werbung oftmals nur sich selbst dient und nicht dazu, das beworbene Produkt wirklich besser in der Notwendigkeitsskala der Verbraucher zu platzieren. - Auch La Palma wirbt für sich, besser gesagt für seine touristischen Vorzüge, dafür sorgt das Patronato de Turismo, dem an die 1,2 Millionen Euro im Jahr zur Verfügung stehen. - Unter anderem präsentiert sich La Palma auch auf Touristikmessen, allerdings meist im Verband mit den andern Kanareninseln. Das organisiert die "Promotur", das Patronato bezahlt seinen Anteil und dann stehen da auf den Messen bunte Pavillons, die mit Sonne Strand und jungem, progressivem surfendem Publikum werben und irgendwo da mitten drin steht auch jemand, der zaghaft mit dem Wanderstock wedelt und La Palma inmitten dieser bunten Welt auch noch anpreisen will. - Das ist natürlich kompletter Murks, auf solchen Gemeinschaftsständen kann Werbung für La Palma nicht stattfinden, wir sind einfach kein Teil dieser strandbezogenen Urlaubswelt, wir sind halt einfach anders.

Genau das hat jetzt auch unsere neue Rätin für Tourismus im Inselparlament erkannt und zukünftig wird man selektiver werben und nicht mehr auf allen Messen mitmachen, auf denen die anderen Kanaren auch vertreten sind. - Beatriz Páez heißt unsere neue touristische Hoffnung für La Palma. Arbeit hat die gute Dame genug, haben doch Juan de la Barreda und Jaime Sicilia als deren Vorgänger gravierende Lücken in der Präsentation dieser Insel nach außen gelassen, wenn man das mal vorsichtig ausdrücken will. - So lässt nun Frau Páez nahezu revolutionäres verlauten, La Palma wird sich nicht an den geplanten Messen und dem kanarischen Gemeinschaftsstand in Russland und China beteiligen, sondern auf eigene Faust und konzentrierter auf Touristikausstellungen zugegen sein, wo sich auch durchaus Publikum tummeln könnte, welches vielleicht irgendwann wirklich nach La Palma kommt. - Die großen Inseln haben ja bereits kräftig im russischen Markt gewühlt und wollen nun auf breiter Front die Chinesen anbaggern, die haben ja, neben der Hauptaufgabe Wirtschaftswunder zu basteln sicher so viel Zeit und Geld mal eben auf die Kanaren zu jetten. - China ist neue Zielgruppe für Tenerife, Gran Canaria und Fuerteventura und weil wir nicht wirklich jeden Blödsinn mitmachen müssen wird La Palma sich auf Messen in Deutschland, Frankreich, der Schweiz und Österreich präsentieren. - Ob diese neue und ganz sicherlich wohltuende Bescheidenheit sich weiter fortsetzen wird und wir uns diesen ganzen Wahnsinn mit noch mehr Hotels, Yachthäfen und Golfplätzen noch mal gründlich überlegen, das werden wir abwarten müssen.



Dienstag 11.12.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 24,4 Grad - niedrigste Temperatur 13,5 Grad

Mehr Polizei für Weihnachten

Immerhin hat man versprochen nicht in Weihnachtsmannuniform aufzutreten, ansonsten will die staatliche Nationalpolizei uns gerade in diesen Wochen mit erhöhter Präsenz erfreuen. - Die Policía Nacional ist auf La Palma nur in der Hauptstadt vertreten und am Flughafen und kümmert sich von ihren polizeilichen Aufgaben her eher um organisierte Verbrechen und überschwere Jungs, als darum falsch parkende Autos aufzuschreiben. - Daneben ist die Policía Nacional auch für alle Ausländerangelegenheiten zuständig, was auch deren Präsenz am Flughafen erklärt. - Illegale Einwanderung und Drogen, das ist so die häufigste Beschäftigung der meisten "Kunden" der Policía Nacional, wer ein Kofferradio oder eine Geldbörse am Strand klaut, der wird kaum das Vergnügen haben mit diesen smart gekleideten Herren in Kontakt zu geraten. - Es fällt schwer diese Polizeitruppe mit irgendeiner deutschen Einheit zu vergleichen um es verständlicher zu machen, vielleicht geht das in Richtung Bundeskriminalamt, allerdings laufen die Polizisten der Policía Nacional auch Streife und üben auch Zollaufgaben aus, wir müssen das also ohne erklärenden Vergleich stehen lassen.

Warum nun aber gerade Weihnachten Sonderschichten und Mehreinsatz von Personal? - Man spricht davon für die Bürger die Sicherheit zu erhöhen zu wollen, weist aber gleichzeitig darauf hin, dass die Weihnachtszeit gerade auch vom Drogenkonsum her eine beachtliche Rolle spielt. - Ob nun unter der Tanne oder neben den "Reyes" mehr gekokst und gequalmt wird, so genau sagt das keiner, allerdings soll es wirklich erhöhten Rauschgifthandel während der Weihnachtstage geben. - Gut, ich habe da nicht so richtig den Durchblick was illegale Drogen anbelangt, auch reicht uns Rudimentärkatholiken ja bereits eine Nase voll Weihrauch um die geistigen Jagdgründe zu weiten, und Weihrauch, den bekommen wir die nächsten Wochen reichlich und auch ganz umsonst verabreicht. - Wer also mit Weihrauch oder einem Schnäpschen nicht genug hat, der sollte Weihnachten immer mal wieder um die Ecke gucken, ob da nicht ein Policía Nacional zugegen ist, die sind an diesen Tagen zahlreicher unterwegs als sonst. - Welchen niedrigen Stellenwert La Palma besitzt, auch in Bezug auf Bedrohung durch Rauschgifthandel, das mag ansehnlich wieder mal die Verteilung der zusätzlichen Beamten verdeutlichen. - 315 Agenten der Policía Nacional werden zusätzlich auf die Kanaren geschickt, und davon kommen 10 Polizisten zu uns nach La Palma. - Ob das das große Zittern bei den schweren Jungs und Mädels auslöst, das weiß ich nicht, aber dennoch wünsche ich den extra vom Festland zu uns abkommandierten Polizisten, sie möchten hier bei uns ein schönes Weihnachtsfest verbringen und alles was sie sich unter der Tanne oder zu Reyes wünschen, das müssen sie sich selber fangen…



Dienstag 11.12.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 13 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 63 % Luftdruck 1017 hPa

Auf zu alten Ufern

Wie schafft man es nur, frühere Zustände nur teilweise wieder herzustellen. - Früher, als alles anders war und nur manches besser, da exportierte der Primärsektor La Palmas Kartoffeln, Kohl, Zitrusfrüchte und allerlei andere landwirtschaftliche Produkte auf die anderen Kanareninseln und manch eine Kartoffel gelangte gar als Spezialität bis auf die Halbinsel, wo sie für teures Geld an Liebhaber unserer Knollen verkauft wurden. - Das ist (leider) Vergangenheit, die landwirtschaftliche Produktion der Insel hat, außer bei den Bananen, wohl den Tiefpunkt bereits vor 6 bis 8 Jahren erreicht. - Warum, das ist ganz klar, breite Billigimporte überschwemmen die Supermärkte und lassen die letzten wackeren Landmänner verzweifeln, den Kampf gegen das Preisdiktat aus "Globalisierungsware" den kann man hier nicht aufnehmen. - Dazu kam die fehlende Verbrauchertreue und inzwischen haben wir sogar einen Mangel an Produzenten, man kann von jungen Menschen nicht erwarten, dass sie das süße Angestelltenleben mit Lohnscheck am Monatsende gegen anstrengende 14 Stunden Tage auf dem Feld tauschen. Der Zustand heute ist wenig erfreulich, exportiert wird so gut wie nichts und auch die Eigenversorgung an Obst, Gemüse und Feldfrüchten ist inzwischen lächerlich gering. - Man schätzt, dass inzwischen 70% der möglichen Anbaufläche brach liegt. - Man darf aber auch nicht eine zarte Gegenbewegung vernachlässigen, viele kleine Läden und die Wochenendmärkte in Puntagorda, Mazo und auch Los Llanos bedienen eine größer werdende Schar an Verbrauchern, welche die Vorteile der Regionalität und die wunderbare Abwechslung die solch ein Makro-Markt hergibt deutlich suchen. - Dabei wächst der Sektor BIO deutlich stärker, aber es gibt auch immer mehr Menschen die einfach die Nase voll haben von importierten Retortengemüse und ernsthaft die Frage stellen, warum wir hier auf La Palma israelische Kartoffeln essen sollen, wo wir doch mal das "Gelobte Land" der Kartoffelproduktion der Kanaren waren.

Dringend muss da nachgehakt werden, der verstopfte Kreislauf von Produzent, Händler und Verbraucher muss wieder in Gang kommen, nur so kann auch auf die Dauer gewährleistet werden, dass landwirtschaftliche Produktion auf La Palma aus der Nostalgieecke wieder heraus kommt. - Da Regionalität in gar nicht ferner Zukunft wieder zur Notwendigkeit werden könnte, wäre eine positive Antwort auf wirklich moderne und zukunftsweisende Versorgungsmethoden gar nicht verkehrt. - Auch die Inselregierung springt nun wieder auf den Zug auf und verkündet ein neues Programm zur Wiederbelebung der palmerischen Landwirtschaft. - Es ist nicht das erste Mal, dass man auch seitens der Politik unser landwirtschaftliches Dilemma von der langen Bank auf den Tisch der Diskussion bringt, das hat man eigentlich in jeder Legislaturperiode einmal getan. - Nun aber haben wir ja einen neuen Rat für Landwirtschaft, César Martín und wir sind so weit weg von den nächsten Kommunalwahlen, dass man diese Versprechungen nicht sofort wieder als populistische Propaganda wegwischen sollte. - Geradezu ins Schwärmen kommt der gute César, wenn er über die Möglichkeiten unserer Landwirtschaft spricht und von den guten, alten Zeiten, als diese Insel noch die "Speisekammer" der Kanaren war. - Langsam guter César, nicht gleich von Export und alten Zeiten sprechen, denn die waren auch nicht besser, lass uns erst Mal hier vor Ort die Kette Produzent - Händler - Verbraucher wieder richtig backen und dann sehen wir weiter. - Wenn es dazu Hilfen gibt, welche den geneigten Produzenten es einfacher macht ihr Obst und Gemüse ansprechend auf dem Markt zu präsentieren, dann ist das wunderbar. - In El Paso backt man dazu auch was, die Markthalle wird wohl im Frühjahr 2008 fertig und man hat vor, dort täglich die Pforten zu öffnen mit landwirtschaftlichen Produkten nur von hier. - Da El Paso eh ein Einkaufsmagnet ist, glaubt man auch genügend Kundschaft heranführen zu können und eine absolute Marktlücke zu stopfen, Obst und Gemüse aus La Palma. - Auf zu alten Ufern muss kein Rückschritt sein, in unserem viel zu schnellen Lauf hinter dem goldenen Fortschrittkalb haben wir viele gute Dinge einfach liegen lassen, jetzt sollten wir den Weg noch mal ganz in Ruhe gehen und vieles davon wieder aufnehmen. - Gilt übrigens nicht nur für La Palma…



Montag 10.12.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 19,9 Grad - niedrigste Temperatur 13,4 Grad

Das "Eisenschiff" und mehr Miss- als Verständnis

Gut, die meisten Schiffe sind heutzutage aus Eisen, so wichtig kann das also nicht sein. - Ist es aber doch, oder vielleicht auch nicht, denn eigentlich weiß man eigentlich gar nicht so richtig warum man sich aufregt, wieder abregt und wo eigentlich der olle Pudel den Kern versteckt hat. - Das Kuddelmuddel fängt damit an, dass man zuerst das Schiff, die "Weatherbird II", fälschlich als "Weatherwind" betitelt hat, so tief und aufgeklärt stecken wir allesamt in der Materie… - Das Schiff, der Wettervogel also und nicht der Wind, gehört der amerikanischen Firma "Planktos, die börsennotiert mit der Rettung des Klimas ihr Geld verdienen will. - Damit kommt man zurzeit gut an, besonders wenn man ein Verfahren aufweisen kann, welches CO² eliminieren oder mindestens binden kann. - Genau darum geht es auch, Planktos möchte, wie der Name eigentlich schon sagt, mit Hilfe von Plankton im großen Maße CO² in Sauerstoff umwandeln lassen. - In der Tat wird ja, mit Hilfe der Photosynthese, CO² in Sauerstoff umgewandelt und auch das Plankton und die Algen sind da kräftig am "Umwandeln". Das ist also nichts grundsätzlich Neues, "Planktos" will aber nun hingehen, oder besser hinschippern und mit Gaben von Eisenpulver das Wachstum des Planktons wunderbar vermehren.

Düngen sagt man zu so etwas auch, in der Landwirtschaft eigentlich gang und gäbe, aber viele Tonnen Eisenpulver ins Meer werfen, das kann natürlich noch andere Folgen haben als nur den positiven Effekt des besseren Plankton-Wachstums. - So warnen andere Wissenschaftler vor dieser Technik und sehen dieses "Meeres-Düngen" nicht nur als unausgereift an, weil nicht genügend erforscht, sondern sogar als gefährlich. - Das Schiff, die "Weatherbird II" soll, wer auch immer das gemeldet hat, mit dem Eisenpulver auf dem Weg zu den Kanaren sein und darüber gab es hier verständliche Aufregung, "sollen die Amerikaner doch ihr Eisen woanders ins Meer kippen…" - Das Schiff liegt nun tatsächlich, noch in internationalen Gewässern vor den Kanaren und will Gran Canaria anlaufen. - Die Hafenbehörde hat das bislang verweigert, man will sich erst mit den obersten Behörden in Madrid ansprechen. - Nun melden sich die Betreiber der Firma Planktos und sagen, da ist überhaupt kein Eisenpulver auf dem Schiff, wir wollen doch nur nach Gran Canaria um aufzutanken und unser Projekt vorstellen. - Von der "Weatherbird II" wird nichts in den Atlantik geworfen, das würde wenn dann sowieso von anderen Schiffen getan und lasst uns doch bitte in den Hafen, das war alles nur ein großes Missverständnis. - Man kann wohl davon ausgehen, dass das Schiff wirklich kein Eisen an Bord hat, welches in den Atlantik gekippt werden soll, denn inzwischen wird der "Wettervogel" natürlich von den Behörden überwacht. - Wie das nun weitergeht, ob Umweltfrevel oder Rettung, ob humanistischer Einsatz oder einfach nur shareholder-orientierte Alteisenentsorgung, warten wir mal ab, was uns darüber so die nächsten Tage aufgetischt wird und ob das Schiff überhaupt in den Hafen darf. - Man sollte aber wirklich genau hinsehen, was man uns denn alles als Klimaretter verkauft, denn eines ist bei der momentanen, bereits halb hysterisch geführten Diskussion um die Erderwärmung klar, wer CO² in großen Mengen eliminieren kann, der rettet vielleicht nicht unbedingt die Welt, sicher aber die eigene Geldbörse, man denke nur an den geplanten weltweiten Emissionshandel.



Montag 10.12.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 13 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1018 hPa

Jahresendralley

Nach der "Verfassungsbrücke", also den künstlich geschaffenen kleinen Ferien vor dem Jahresende, schießen wir nun ohne weiteren Aufenthalt auf die konstruierteste Jahreszeit von allen zu: Die Weihnachtstriade. - Die Dreierbande aus Weihnachten, Neujahr und dann eben den hier wichtigen Heiligen Drei Königen setzt diese Insel ab dem 21. Dezember in kollektiven Ausnahmezustand, wenig mehr Berufsgruppen außer den Einzelhändlern funktionieren dann noch angemessen. - Das beginnt mit dem Verteilen der Trimester-Zeugnissen an den Schulen, ab da sind die Kinder bereits "off" und werden erst am 7. Januar wieder "on" gehen, mit dem dann zu erwartenden großen Knall nach einem gewaltigen Festtagskoma. - Allerdings gehen manche Schulen auch schon dazu über die Zeugnisse erst nach Weihnachten zu verteilen, angeblich weil man den Kindern die Menge der Geschenke durch etwaige schlechte Noten nicht schmälern will. - Dazu gibt es das Gegenargument, dass auch Lehrer zum Teil noch Menschen seien und die sich vielleicht selbst das Weihnachtsfest nicht durch solchen Stress wie Zeugnisse versauern wollen. - Das können wir dahingestellt lassen, irgendwie kommen wir alle in den Januar und dann sehen wir weiter. - Normale Arbeitnehmer lassen meist auch schon vor dem ersten Tag der echten Weihnachtsferien die Maurerkelle, den Bleistift, oder was auch immer ihr Beruf ihnen in die Finger drückt, beständig sinken, spätestens aber nach dem obligatorischen Weihnachtsessen und der Übergabe der gefüllten Pappkartons mit den Leckereien zu diesem berühmten Fest.

- Der Karton. - Ein Überbleibsel aus den Zeiten des Mangels, als sich lediglich die "Patrones" Völlereien und Überfluss an den Weihnachtstagen gönnen konnten. - Zu Weihnachten wollte man so dem Fußvolk, den "Peones" - Gegenstück zu den "Patrones" - auch mal ein bisschen an der süßen Last des Wohlstands knabbern lassen und verschenkte eben zu diesem Fest Kisten mit Wein, Schnaps und eben diesen unvermeidlichen Süßigkeiten wie den Turrones, Polverones, Mantequados und Bombones, damit das Jahresende auf jeden Fall eines wird: Süß. - Inzwischen kann sich jeder Arbeiter zu Weihnachten diese Dinge selber kaufen, die allermeisten Firmen bezahlen auch Weihnachtsgeld, die Kartons sind aber immer noch hoch beliebt, oder vielleicht besser gesagt; Als Tradition noch nicht wegrationalisierbar. - Auch wenn der Wein, der Schnaps und die süßen Leckereien meist in der heimischen Speisekammer landen und den Kampf gegen die Patina und das Mindesthaltbarkeitsdatum aufnehmen, es gehört weiterhin dazu. - Es gibt also viele Signale welche uns daran erinnern dass bald Weihnachten ist. In der Politik herrscht nun noch Aufregung, weil die Haushaltspläne noch verabschiedet werden müssen, auch das ist Tradition, vielleicht weil man sonst fürchtet, es würde bereits ab der Verfassungsbrücke nicht mehr regiert. - Richtig ernst nehmen kann man das nicht mehr und wenn die ersten Handwerker, Lehrer, Politiker und auch guten Freunde sagen: Darüber reden wir weiter wenn die "Fiestas" vorbei sind, dann wird es Zeit alles liegen und stehen zu lassen, die Weihnachtstriade übernimmt nun die Geschäfte bis zum 7. Januar. - Also, bis dahin schon mal locker machen, wir wollen doch nicht ungeübt im "Nichts" verschwinden.



Sonntag 09.12.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 58 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 22,0 Grad - niedrigste Temperatur 15,4 Grad

Die Brezeldiebe

Für einen Palmero ist es schwer zu unterscheiden, welcher Ausländer da vor einem steht. - Ich meine jetzt nicht die Nationalität, sondern um welchen Typus an Ausländern es sich denn handelt. - Da gibt es ja den gemeinen Touristen, der in kurzer Hose und immer interessiert diese Insel und ihre Schönheit entdecken geht. Das ist der beliebteste und unkomplizierteste Ausländer, der darf auch an der Wursttheke mit dem Finger an der Scheibe bestellen, der tut ja keinem was und geht auf alle Fälle, spätestens nach vierzehn Tagen wieder heim. - Noch dazu lässt er ja einen Haufen Geld hier bei uns, prächtige Einrichtung des Tourismus, so lange er nicht in Hotels kaserniert ist und sein ganzes Geld dort ausgeben muss.

Dann gibt es den "Residenten" an sich. - Das muss man in Anführungsstriche setzen, denn eigentlich ist jeder der hier wohnt ein Resident, aber man meint damit landläufig den hier residenten Ausländer, weil bei Einheimischen diese Frage erst gar nicht aufkommt. - Der "Resident" wohnt dauernd hier, hat also seinem Herkunftsland aus welchem Grund auch immer den Rücken gezeigt und La Palma als Wahlheimat auserkoren, er liebt diese Insel und seine Bewohner damit folgerichtig automatisch… Vielleicht wären sogar fünf oder mehr Punkte angebrachter, denn das genau scheint bei vielen "Residenten" ein grobes Missverständnis zu sein, unsere naive Vorstellung, die kämen hier her, weil es ihnen bei uns besser gefällt, stimmt pauschal einfach nicht. - Der "Resident" an sich kauft auch mit dem Zeigefinger ein, allerdings meist mit dem erhobenen zweitlängsten Glied seiner Hand, "nicht wieder so dick wie beim letzten Mal", soll das dann heißen, auch wenn das daraus für die Mamsell hinter der Fleischtheke nicht schlüssig hervorgeht. - Der "Resident" an sich neigt dazu sich zusammenzurotten, um dann aus der geschützten Rotte heraus wiederum auf andere residentiale Zirkel herabzublicken und gelegentlich auch verbal einzudreschen. Das scheint bei vielen "Residenten" auch die Hauptbeschäftigung zu sein, für viele Palmeros immer wieder verwunderlich, dass man so seine Zeit verbringen kann und wohlmöglich sogar noch Geld dafür bekommt. Denn der "Resident" an sich geht meist keiner geregelten Arbeit nach, zumindest nicht nach den Regeln, so wie wir sie verstehen. - Die paar "Residenten", die einer so genannten regelmäßigen Arbeit nachgehen, also mit Lohnzettel, staatlicher Krankenversicherung und Steuererklärung, die gelten übrigens nicht als "echte Residenten", sondern meist als "arme Schweine", weil man sich ja kaum vorstellen kann, mit hiesigen Löhnen und Arztversorgung auch die residentialen Freuden zu empfangen. - Eigentlich schützt den Palmero vor dem beißenden Sarkasmus vieler "Residenten" nur der Umstand am meisten, dass man oft andere Ausländer hier noch viel ätzender findet als die Ureinwohner, von denen man dann auch gerne beschwichtigend behauptet: "Die sind halt so", oder wie der gönnerhafte Wessi über den Ossi oft meint: "Das darfst du denen nicht übel nehmen, woher sollen sie es denn auch besser wissen, die haben es doch nicht anders gelernt." - Noch ein wichtiges Attribut der "Residenten", es gibt unter ihnen keine Maurer, sondern nur Bauleiter oder Architekten, keine Hausfrauen sondern nur ehemalige weibliche Führungskräfte in der Reflektionsphase und keine LKW-Fahrer oder Lokomotivführer, sondern nur Logistikmanager. - Das Bildungspotential des gemeinen "Residenten" ist extrem hoch, was Worte wie Kultur, Politik und Volkswirtschaft wirklich bedeuten, das erklärt der "Resident" für den Palmero gleich mit, - woher soll er es denn auch wissen… - Schluss jetzt erst mal mit den "Residenten", sonst traue ich mich bald nicht mehr auf die Straße.

Dann gibt es noch die Brezeldiebe. - Das wiederum sind die Ausländer, die hier nur zeitweise wohnen, egal ob in Eigentum oder zu Miete, man kann diese Gruppe auch "Überwinterer" nennen, weil temporale "Residenten" so affig klingt. Die kaufen auch mit dem Zeigefinger ein, allerdings ruht der wiederum auf dem Einkaufszettel, denn diese Spezies an Ausländern zeichnet sich durch enormes Planungs- und Strategiepotential aus. - Die haben ja nur die paar Wochen und Monate La Palma zur Verfügung, die wollen also ausgenutzt werden. Auffällig ist bei den "Überwinterern" der Umstand, dass sie meist die Worte "richtig" und "anders" verwechseln. Der "Überwinterer" schätzt ja auch die Annehmlichkeiten der deutschen Bäckereien hier und bestellt dort auch sein Brot mit den Worten: "Wie schön, dass es jetzt auf La Palma auch richtiges Brot gibt." - Der gemeine und landläufige Palmero bekommt das ja gar nicht mit, er spricht ja nicht "richtig" sondern eben "anders" und so muss die Erklärung, warum denn die "Überwinterer" auch Brezeldiebe genannt werden, aus deutschem Munde klingen. - Das ist ganz einfach. Die deutschen Metzgereien, Restaurants und Bäckereien sind natürlich eigentlich dem statischen "Residenten" vorbehalten, die temporalen "Residenten" haben "das" doch das ganze Jahr über. - Und weil wir doch wissen, dass die "Überwinterer" so gut planen können und auch noch so früh aufstehen, weil sie ja keine Zeit zu verlieren haben La Palma täglich auszukosten, sind die Brezeln in der deutschen Bäckerei längst an die "Überwinterer" gegangen und der normale "Resident" muss dann "anderes Brot" essen. Ist doch klar, Führungskräfte in der Reflektionsphase können nur spät aufstehen, so früh geht nicht, sonst verrutscht das Chakra immer wieder. - Und weil das alles ganz hoch aus der Luft gegriffen ist, darf ich hiermit die Brezeldiebe allerherzlichst Willkommen heißen: I declare the season as open!



Sonntag 09.12.07 - 10:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1022 hPa

Flugabwehrgeschütze werden in Stellung gebracht

Ich kannte mal einen Brezeldieb auf dieser Insel, der wollte ein Flak-Geschütz in Stellung bringen, falls die ersten englischen Chartermaschinen auf La Palma landen. - Was Brezeldiebe sind, das erfahren alle, die es noch nicht wissen, erst heute Abend. - Fakt ist aber, dass keine Flak am Flughafen steht und die englischen Charter, zwei pro Woche im Moment, bislang allesamt montags sicher auf der Insel gelandet sind. - Ich darf Sie auch insoweit beruhigen, das ist insgesamt auch ein nachhaltiges Geschäft, die Flugzeuge nehmen auch immer wieder so viele Engländer mit in ihr Ursprungsland zurück wie sie bringen, es ist also auf lange Sicht nicht damit zu rechnen, dass sich neben der teutonischen, venezolanischen, kolumbianischen und ecuadorianischen Parallelgesellschaft noch eine englische dazu gesellt. - Es gibt wohl bereits Christstollen und Lebkuchen auf der Insel, genau so Hallacas, Arepas und Cachapas, aber uns wird der Plumpudding und der Kidney-Pie wohl erspart bleiben. - Darauf stößt der teutonisch-mittelamerikanische Freundschaftsbund nun an, mit Jägermeister und Mojito. - Die paar Engländer, die reiten wir mit der linken Backe ab und alle die nicht reiten können, die bleiben auf der rechten Backe sitzen und machen den Kohl, aussitzen, das klappt auch in diesem Fall. - Doesn´t it?

Dennoch sollen nun, an der westlichen Küstenzone Flugabwehrgeschütze installiert werden. - Wobei man ganz klar betont, es handelt sich dabei nicht um Verfolgung ganz gewisser Nationalitäten oder gar Minderheiten wie Linkshänder und Hindu-Konvertiten, sondern es geht darum ein Gewohnheitsrecht, fast schon ein Volkswohl zu verteidigen, Krach kommt am Strand generell von Kindern und gerade noch tolerierbaren Einheimischen, nie aber von oben aus der Luft. - Was den Badenden in der Abflugschneise des Flughafens in Los Cancajos längst zur Gewohnheit geworden ist, an den Stränden der Westseite haben sich neue, fast unbekannte Flugobjekte eingefunden. - Mit UFOs könnten wir aber umgehen, so lange diese keinen Krach machen. Aber diese neuen Flugobjekte machen Krach und das eben am falschen Ort und so nah, dass man ruhig überlegen könnte, die Flugabwehrgeschütze auch durch professionelle Bogenschützen zu ersetzen. (In Dresden schmiedet man jetzt gerade Pläne, oder?) - Den Hinweis mit dem Krach sollten wir irgendwelchen Außerirdischen mal mitteilen, die können alles mit uns machen, assimilieren, verdummen, verdauen und sogar zu Zeugen Jauchs konvertieren, so lange sie leise anreisen, keinen Vorgarten platt machen, eine Krawatte tragen und irgendwann schon mal im Fernsehen aufgetreten sind. - Gut, davon profitieren auch die Junge Union und die Herren von der Gebühreneintreibungszentrale, aber konkret stimmt das doch, wer laut und frech vom Himmel daher kommt, der muss entweder der Weihnachtsmann sein oder Schluss mit lustig.

Werden wir noch konkreter. Ein Gleitschirm mit Hilfsmotor und ein Mini-Hubschrauber, so einer wie "Little-Nellie" von James Bond, machen seit Tagen, oder fast schon Wochen die Strände und niedrigen Küstengebiete der Westseite La Palmas nicht nur unsicher, sondern eben laut und das von oben. - Wirklich nervig dieser wespenartige Krach der kleinvolumigen Rasenmähermotoren, die dann aber auch noch über einem kreisen und nicht wie gewohnt in Nachbars Garten, oder in der Modellflugschule "Roter Baron 1966 e.V." - Das gab es bisher auf La Palma noch nicht und so wie es aussieht kann man sogar mitfliegen in diesen tollen Kisten, da scheint sich ein kleines Gewerbe ansiedeln zu wollen, sehr zum Leidwesen der Ruhe bedürftigen Urlauber der Insel. - Allerdings glaube ich ja eher, dass diese nervigen Flugapparate nur im Tross der Gleitschirmflieger gekommen sind, welche hier auf La Palma gerade den "2º Desafío Isla de La Palma" ausgetragen haben und wohl auch bald wieder mit diesen verschwinden. -"Desafío" heißt "Herausforderung" und unter diesem Motto treffen sich nun das zweite Jahr hintereinander Gleitschirmflieger aus aller Welt und wer als letzter wieder runterkommt, der ist der Champion und bekommt 8.000 Euro dafür. - Gewonnen hat übrigens der Slowene Aljaz Valic, ja, auch die dürfen jetzt schon hier her, aber die fliegen ja leise und stören höchstens, wenn der Krankenwagen mit Blaulicht und Sirene kommen muss. - Man überlegt nun, wie man den fliegenden Krachhanseln noch beikommen kann, bevor man Flak-Geschütze aufstellt und so unmissverständlich seinem Ruhebedürfnis robuste Aufmerksamkeit verleiht, denn die Polizei macht nichts dagegen, die Inselregierung nicht und nicht mal die Presse mokiert sich darüber und auch der Siebold schreibt in seiner Kolumne nur wieder Kuddelmuddel über diesen Skandal. - Dabei habe ich einen ganz heißen Tipp: Rufen Sie einfach die Polizei und sagen, sie hätten bemerkt, dass da oben in diesen knatternden Kisten Marokkaner sitzen die nach und nach Flüchtlinge nach La Palma schleusen. - Wollen wir wetten wie lange das dauert bis die ersten vom Himmel fallen? -


Holt ihn vom Himmel!...



Samstag 08.12.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 56 % Luftdruck 1022 hPa
Höchsttemperatur heute 25,1 Grad - niedrigste Temperatur 14,7 Grad

Heute wieder eine Geschichte von Enrique Naumann, aktuell zu Weihnachtsbäumen und warum man sich doch für eine koreanische Südfrautanne aus Kunststoff entscheiden kann.

Ausgesuchte Reflektionen zu den Weihnachtsbäumen

Wer wann die Weihnachtsbaumsitte erfunden hat, ist vermutlich bereits in mehreren philologischen, historischen uns sonst welchen -ischen Doktorarbeiten abgehandelt worden. Das ist auch nicht so wichtig. Sie gibt es einfach, basta, allerdings nicht überall auf der Welt, versteht sich. Auf La Palma stand man dem Weihnachtsbaum früher eher unentschlossen gegenüber, aber wenn im Haus die Stimmen nach dem grünen weihnachtlichen Gestrüpp immer lauter wurden, kam der Hausherr eben mal mit einer kleinen abgesägten Kiefer nach Hause. Damit es Ruhe gab. Die jeden Tag von irgendwelchen häuslichen Quälgeistern in seine Pickup gelegte Bügelsäge, wenn er ins Futter oder in den Wald wollte, wurde dann doch lästig. Das kommt nur von dem blöden Fernsehen, knurrte er wahrscheinlich. Letztere Einrichtung lehnte er im Prinzip zwar nicht ab, aber was in der Vorweihnachtszeit in der Werbung so Alles als unabdinglich angeboten wurde, ging eigentlich über seine Hutschnur und über das einkalkulierte Haushaltsbudget sowieso.

Aber so ein Kieferchen allein tat es nicht. Es musste auch geschmückt werden, und mit den Zutaten dafür haperte es sehr im Angebot. So etwas gab es einfach nicht. Man bemühte dann vielfach irgendwelche Verwandten auf den großen Inseln oder gar Festlandspanien, damit diese doch bittschön etwas Christbaumschmuck herschickten. Er könne auch gebrauchter sein. Später gab es wenigstens Plastikchristbäume im Minus-X-Format, fertig in einem gewissen Einheitslook geschmückt und sogar so zusammenfaltbar, wie man sie gekauft hatte, auf dass das kurzfristige Wohnzimmer-Utensil unauffällig auf einem Schrank oder unter einem Bett bis zur Wiederverwendung aufbewahrt werden konnte. Aber einige in überschaubar zurück verfolgbarer Zeit zur frischen Kanarischen Kiefer Konvertierte blieben, und deren gab es mehr, als dem Naturschutz lieb war. So einfach ein Kieferchen im Wald umsägen und nach Hause bringen war streng verboten. Die ICONA, so hieß die naturschützende Behörde damals, beauftragte deshalb die Guardia Civil und die örtlichen Polizeien den Christbaumraub zu verfolgen. In den Tagen vor Weihnachten kontrollierte Polizei deshalb an strategisch scheinenden Stellen mehr oder weniger unauffällig die Autos, die aus Richtung Wald kamen, und besonders solche, die Futter oder Kiefernnadeln auf ihre Pickups geladen hatten. Es konnte ja ein darunter versteckter Weihnachtsbaum dabei sein. Es kam zu einigen finanziell sehr schmerzhaften Straferlassen, die sich jedoch schnell herumsprachen und dem Kiefernklau scheinbar ein Ende setzten. Dem war allerdings nicht so, denn die Waldfrevler suchten nur nach Wegen, physischer oder mentaler Art, nicht erwischt zu werden und fanden sie auch. Schließlich waren sie Palmeros. Die Buschtrommeln, wie manche Zugewanderte etwas herablassend, aber eigentlich eher neidisch die hier die im Notfall mit geradezu kybernetischer Geschwindigkeit funktionierende Kommunikation nennen, waren nicht zu überhören. Die Statistik der ICONA fiel dann ganz zufrieden stellend aus - nur noch wenige Fälle von Waldfrevel - jedenfalls bis zum nächsten Jahr.

Vor 10 oder 11 Jahren hatte deshalb der San Martín in El Paso eine grandiose Idee: Er bot vor Weihnachten frisch geschlagene importierte Nadelbäume an. Sie waren allerdings ziemlich teuer, wurden aber zunächst doch recht zügig verkauft. Christbaumschmuck gab es auch und elektrische Beleuchtungen. Selbst wer eigentlich den eingemotteten Plastikchristbaum wieder zu verwenden gedachte, griff sich eins der zum Teil exotisch benannten Gewächse - je exotischer die Bezeichnung, desto höher der Preis - und brachte es ganz legal nach Hause. Der Verkaufstrend hielt etwa zwei Wochen an und endete ziemlich abrupt. Fast schien es, ab ob sich die Bäume untereinander abgesprochen hätten, denn sie fingen fast zeitgleich an ganz fürchterlich zu nadeln und machten nicht den Eindruck, als ob sie Wohnzimmer schmückend bis zum 7. Januar durchhalten würden. Ein paar Unentwegte kauften noch ein paar, die als mittelmäßig erhalten durchgehen konnten, und die Preise wurden jeden Tag von neuem herabgesetzt. Aber das biologisch bedingte Unheil war nicht mehr aufzuhalten. Ständig mussten Baumgerippe fortgeschafft werden, weil sie den Verkauf der noch halbwegs benadelten Exemplare hemmten, und das zuständige Personal kam kaum noch nach mit dem Wegkehren der abgefallenen Nadeln. Zum Schluss war man fast geneigt zu fragen, was San Martín denn zahle, wenn man einen Baum mitnehme. Aber möglicherweise wäre das missverstanden worden.

Nie mehr hernach hat San Martín Christbäume importiert.

Es war dann doch wieder Waldfrevel zu beklagen, deutlich nicht mehr so akzentuiert wie früher, wurde verfolgt wie die Jahre vorher, führte aber im Aridanetal in nur einem Fall, soweit mir bekannt ist, zu einer Strafe. Die bekam ein bekannter Nörgler und Besserwisser, der erwischt wurde und vor den Ohren der Polizei sein ungesetzliches Tun zugab mit dem Argument, man könne ihm doch nicht verbieten, aus seinem eigenen Wald ein Bäumchen mitzunehmen. Und außerdem diene es nach der Erstbenutzung noch als Einstreu für seine Ziegen, werde also optimal verwendet. Das war ein logisch bestechendes Argument, half ihm jedoch nichts. Er hatte gestanden in Anwesenheit vor Zeugen. In ganz El Paso war man mehr oder weniger schadenfroh darüber nach der Devise: geschieht ihm recht. Ich hatte da meinen Christbaum schon zu Hause, aus dem Wald, wie es sich gehörte; versteckt transportiert unter trockenen Kiefernadeln, auf Schleichwegen und wohl wissend, wo die Polizei gerade kontrollierte.





Samstag 08.12.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 15 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1024 hPa

Vulkane in (guter) Gesellschaft

Es wird sicher kaum noch jemand geben, der nicht um den vulkanischen Ursprung unserer Inseln weiß. - Weniger wissen dann aber schon, dass gerade die westlichen Inseln noch dazu sehr jung sind und eigentlich immer noch "In Arbeit" sind. - Der Vulkan bastelt noch an uns, wirft hier etwas auf, verlängert dort eine Landschaft und lässt an anderer Stelle dafür etwas abbrechen. - Wir sind Zeugen dieses Entstehungsprozesses und dürfen dabei zusehen, wie unsere Inseln weiter geformt werden. - In ein paar weiteren Millionen Jahren sehen dann auch die westlichen Inseln so aus wie Lanzarote und Fuerteventura, abgetragen von Erosion und ohne weitere vulkanische Tätigkeit zum Verschwinden im Atlantischen Ozean bestimmt. - Nun wird niemand von uns das so richtig mitbekommen, geologische Abläufe sind halt für menschliche Gedankenwelten nicht immer kompatibel. - Aber dennoch, hier auf La Palma gibt es ja noch Zeitzeugen der letzten beiden Vulkanausbrüche, Vorgänge in denen man komprimiert die dauernden Veränderungen einer jungen Vulkaninsel beobachten kann.

Auf La Palma ist es seit dem Ausbruch des Teneguía im Jahr 1972 immer ruhiger geworden, nichts deutet momentan darauf hin, dass sich der Vulkan gerade wieder durch unsere Insel hindurch Erleichterung verschaffen will, wenn die glühende Lava des Erdinneren zu sehr drückt. - Experten sehen da sowieso Tenerife eher "an der Reihe", wo es genau vor drei Jahren eine erhebliche "vulkanologische Krise" gab und nicht wenige Experten sich bereits einig waren, dass Lava wohl auch über die Oberfläche austreten könnte. - Das geschah dann nicht, die Lavaströme zogen sich wieder in den unterirdischen Kavernen zurück, aber ganz zur Ruhe gekommen ist der Nordwesten der großen Insel nicht mehr seit dem, auch wenn nun niemand mehr von einer akuten Bedrohung spricht. - Viel ist aber seitdem geschehen, man hat eine Karte mit den Risikogebieten der Insel erarbeitet und Katastrophenschutz sowie alle anderen Rettungskräfte auch auf den Fall eines Eruption hin ausgebildet. - Nun steht noch die Gründung der Spanischen Vulkanologischen Gesellschaft an und die hat man nun auch noch für Tenerife ins Auge gefasst, allerdings ein bisschen sehr einseitig aus unserer Sicht erklärt. - Bislang konnte man sich nie auf einen gemeinsamen Standpunkt und Gründungsregeln einigen, im Handstreich wollen nun Nemesio Pérez, (oberster Vulkanologe der Kanaren) und Richard Melchior (Inselpräsident Tenerifes) den vielen Vulkanologen die Entscheidung abnehmen und haben die Gründung dieser Gesellschaft in Puerto de La Cruz auf Tenerife angekündigt. - Sicher gehört so eine Gesellschaft dahin wo auch der Vulkan ist, aber Vulkanologen sind wie die Vulkane selbst: Jeder glaubt sie zu kennen und dennoch können sie immer wieder jeden überraschen. - Wann der nächste Vulkanausbruch kommt, das kann ihnen keiner sagen, aber wann zwischen Vulkanologen darüber der nächste Streit ausbricht, das schon…



Freitag 07.12.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1025 hPa
Höchsttemperatur heute 24,7 Grad - niedrigste Temperatur 15,0 Grad

Klappern gehört zum Geschäft

Die grausame Zeit der Weihnachtsfeiern ist gekommen und damit auch die Jahreszeit der Ab- und Aufrechnungen und manch voreiliger Bürger ist sogar schon bereit, eine Jahresbilanz zu ziehen, wo doch das Jahr noch gar nicht fertig ist. - Es kann ja auch die Zeit der Besinnung sein, der Reflektion, was könnte man verbessern, was haben wir nicht richtig gemacht, aber leider verkommt diese Zeit des Rückblicks immer mehr zu einer Ansammlung von Anklagen an Dritte, was die so alles falsch gemacht hätten. - So klingt auch die traditionelle Ansprache der "Asociación Palmera de Agricultores y Ganaderos"(Aspa) auf deren Weihnachtsessen, grundsätzlich möchte man gerne das Jahr 2007 als ein negatives Jahr für die palmerische Landwirtschaft werten, was man davon allerdings hat, das bleibt mir ein Rätsel. - Da ich aus eigener Erfahrung den kollektiven Jammerzwang der Landjunkergemeinschaft kenne, muss ich einfach mal davon ausgehen, dass es doch genetisch bedingt ist, wenn ganz bestimmte Berufsgruppen immer klagen. - Oder sollte da ein anderer, ganz böser Vorwurf sich mit einschleichen, könnte es etwa sein, dass Jammern und Klagen einfach mit zum Geschäft gehört, sonst lässt der süße Fluss der Subventionen nach?

Sicherlich nicht. Bauern jammern schon deutlich länger als es Subventionen gibt und grundsätzlich muss man dazu sagen, dass Landarbeit und die Abhängigkeit von Wetter und den Launen der Märkte ein deutlich härter zu verdienendes Brot sind, als ein lockerer Angestelltenjob und noch dazu meist sogar noch schlechter bezahlt. - Auf jeden Fall wenn man mal versucht die Arbeitstunden eines Landwirtes mit einem normalen Angestelltenverhältnis zu vergleichen. - Was aber dennoch stehen bleibt, Landwirte, auch unsere hier auf La Palma, machen keine Fehler, sondern immer die anderen. - So zumindest liest sich der Jammersermon von Miguel Martín, Präsident der ASPA vor versammelter Presselandschaft. - Allerdings darf man auch fragen, wo denn die Eigeninitiativen sind die Umstände unserer Landwirtschaft hier auf La Palma zu verbessern. Da muss auch mal was aus Richtung der Landwirte kommen, ganz alleine auf die Hilfe von außen sollten wir da nicht immer nur hoffen und warten. - Ein paar interessante Versuche, die auch von Erfolg gekrönt scheinen gibt es ja auch, da muss man nur mal auf die Produktion der Proteen hinweisen, oder auf eine sehr erfolgreiche Austernpilzzucht hier auf La Palma. - Das heißt nun um Gottes willen nicht, dass jeder sofort Proteen und Austernpilze ziehen soll, nein, bloß nicht, aber Mut wird auch öfter belohnt, man muss es einfach nur erst Mal versuchen und das ernsthaft.



Freitag 07.12.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 16 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1026 hPa

Aufgabenteilung

Seltsam Vernünftiges kommt uns aus dem Nordwesten zu Ohren und nun muss ich sogar die politische Konkurrenz loben, die da weise auf einen Bauernmarkt in Tijarafe verzichten will. - Die Coalición Canaria lehnt den Vorschlag der Sozialisten in Tijarafe ab, in dem Ort auch einen Bauern- und Kunstahndwerksmarkt zu eröffnen. - Das wäre zu teuer, denn dann stünde man in direkter Konkurrenz zum bereits funktionierenden "Mercadillo" in Puntagorda und zwei Märkte, so nah beieinander, welche eigentlich das Gleiche anbieten, die würden einfach nicht befriedigend funktionieren. - Das bemerkenswerte daran ist, so schützt die Coalición Canaria aus Tijarafe den Mercadillo in Puntagorda, obwohl diese Gemeinde von den Sozialisten regiert wird. - Auch so etwas gibt es hier bei uns, allerdings mit der Einschränkung, selten genug.

Hintergrund dieser ungewöhnlichen Vernunft ist eine gemeindeübergreifende Absprache, der Norden der Insel solle sich nicht gegenseitig Konkurrenz machen, sondern jede Gemeinde einen Teil des "Ganzen" exklusiv anbieten. - Da steht für Puntagorda halt der Mercadillo für den Handel und die Verbreitung von regionalen Produkten und die für die anderen beiden Gemeinden, Garafía und Tijarafe gibt es andere Aufgaben und Chancen. - Für Tijarafe ist der Wein und der Honig reserviert und für Grafía die Viehzucht, jeder also was er am besten kann und so soll man nicht im Aufgabengebiet der anderen Gemeinden wildern. - In der Tat wäre ein ähnlicher Markt wie der in Mercadillo nun auch in Tijarafe nichts anderes als Konkurrenz, die sich irgendwie etablieren muss. - Der Markt aus Puntagorda müsste dann dagegenhalten und niemand hätte einen Vorteil davon, auch nicht die Verbraucher. - Die Anbieter würden sich dann ja auch aufteilen und so das Angebot deutlich schmälern, so macht man dann die konkurrierenden Märkte noch unattraktiver. - Gute Geschichte die man da aus Tijarafe hört und ich bin hoch erfreut, dass es auch in anderen politischen Gruppierungen vernünftige Gedanken gibt.



Donnerstag 06.12.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 53 % Luftdruck 1025 hPa
Höchsttemperatur heute 24,6 Grad - niedrigste Temperatur 14,5 Grad

Zoff um Pisa

Früher mal dachte man immer an einen schiefen Turm wenn man den Namen dieser Stadt hörte, heute zittern ganze Lehrerschaften und Kultusministerien bei seiner Nennung. - In Deutschland hat man sich ja inzwischen von dem ersten Schock erholt und lässt so langsam die "Pisa-Hysterie" abtropfen, schließlich hat man sich ja verbessert gegenüber der letzten Aufgabe. - Spanien stand noch nie so richtig gut da, aber auch hier gibt es große Unterschiede in den Regionen, weil eben das Schulsystem auch Provinzsache ist. - Die Kanarischen Inseln haben gar nicht so schlecht abgeschnitten, allerdings auch gar nicht so gut, denn wir haben als Region überhaupt nicht am "Pisa-Test" teilgenommen, warum auch immer. - Natürlich steht es jeder Region frei, an diesen Tests teilzunehmen und ich bin auch absolut der Meinung, dass es wichtiger ist, hinten nach der Schule kommen komplette und feste Menschen raus anstatt gedrillter Wissensmonster, aber eigentlich wäre es doch auch nicht schlecht zu wissen wo man steht. Vermutet wird natürlich seitens der Opposition, man hätte nicht an dem Test teilgenommen weil man befürchtete, miserabel abschneiden zu können. Seit Jahren gehören Gesundheits- und Schulsystem hier auf den Kanaren zu den Sektoren, welche am heftigsten in der Kritik seitens Bevölkerung und politischer Opposition stehen.

Nun wird aber aus Gewohnheitsgemecker Zoff, denn unsere Rätin für Erziehung im kanarischen Provinzparlament, Milagros Luis Brito, hat eine ziemlich polemische Aussage verfasst, warum denn die Kanaren nicht am "Pisa-Test" teilgenommen haben. - "Es gibt Dinge, da brauchen wir uns nichts von außen sagen lassen" - so die lapidare Erklärung für den Verzicht auf den internationalen Vergleich. - Ist wirklich ein bisschen einfallslos, denn später müssen unsere Kinder es ja auch mit der Bildungskonkurrenz anderer Regionen aufnehmen, da schützt uns dann kein Hinweis mehr, das ginge euch nichts an. - Fernando López Aguilar, des Donners mächtiger Vorsitzender der PSOE und damit erster Oppositioneller im Provinzparlament nennt nun die Aussage Milagros Britos einen Rückfall in die Franco-Ära, genau so hätte der auch immer argumentiert, wenn es darum gegangen ist, irgendeinen öffentlichen Vergleich oder Austausch mit dem Ausland vorzunehmen. - Mich erinnert das eher an den bekannten Satz: Wir dulden keine Einmischung in innere Angelegenheiten und dazu braucht man nicht mal einen Franco, dieser Satz und auch dieses Gefühl ist heute noch weit verbreitet auf der Welt. - Ob mit "Pisa-Segen" oder ohne, manchmal beneide ich meine Kinder hier in die Schule gehen zu dürfen, bei uns in Bayern hat das nicht annähernd so viel Spaß gemacht.



Donnerstag 06.12.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 15 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1025 hPa

Alles eine Frage der Verfassung

Der 6. Dezember gehört zu den Feiertagen, welchen die meisten Besucher und Brezeldiebe dieser Insel nicht kennen. - Erst wenn sie vor verschlossener Ladentür stehen, dann dämmert es, wieder mal ein spanischer Feiertag von dem wir nichts wissen. - Ein bisschen weitergedacht kommt dann die Erklärung: Logisch, das sind ja strenge Katholiken hier, die feiern bestimmt Sankt Nikolaus. - Man könnte natürlich nun alle weiter unaufgeklärt lassen, für einen nicht gelungenen Einkauf ist es grundsätzlich egal warum der Laden zu ist und wer will schon wirklich was von unsere Gepflogenheiten und Traditionen wissen. - Dabei hat dieser Feiertag nicht wirklich Tradition bei uns, leider, und hat auch gar nichts mit dem Heiligen Nikolaus zu tun, in Spanien ist heute "Día de la Constitución" und der ist gerade mal 29 Jahre alt, denn am 6. Dezember 1978 wurde mit absoluter Mehrheit im Parlament die "Constitución Española" verabschiedet, die bis heute geltende spanische Verfassung.

Es handelt sich dabei also um einen Feiertag jüngeren Datums, auch wenn er wichtiger ist als was da übermorgen noch kommt, der Tag der "Unbefleckten Empfängnis". - Kennt man den Verfassungstag einfach nicht, so führt der Tag der "Inmaculada Concepción", so heißt der 8. Dezember hier, zu völliger Verwirrung. - Nicht mal altgediente Katholiken oder ehemalige Klosterschüler sind da immer wissensfest, denn die Bezeichnung dieses Tages, Mariä Empfängnis schickt uns allesamt auf die flasche Fährte, die aber viel spannender ist als die eigentliche Bedeutung. - Eigentlich soll damit nur beschrieben werden, dass Maria, also nicht unbedingt Ihre Nachbarin, sondern die viel zitierte Mutter Gottes, ohne Erbsünde geboren wurde, was im katholischen Glauben ein durchaus seltener wie bemerkenswerter Umstand ist. - Es hat nichts, aber auch gar nichts mit der späteren - und sonst nur noch in nachmittäglichen Sitcoms der Privatsender vorkommenden Jungfrauengeburt zu tun. - Weil man darüber aber schönere Geschichten schreiben kann und viel mehr über die schrulligen Katholiken ablästern, pflegt man diese Irrglauben bis heute und aller Mädchen die hier Inmaculada heißen, und das sind viele, müssen ihr Leben lang mit diesem Missverständnis leben. - Auf jeden Fall ist diese "Verfassungsbrücke" Anfang Dezember immer eine willkommene Möglichkeit einen vorzeitigen kleinen Weihnachtsurlaub zu nehmen. - Dieses Jahr liegen die Tage sogar ideal, Donnerstag Verfassung und Samstag Inmaculada, da kann man feiern was das Zeug hält, oder eben ja nach persönlicher Verfassung.



Mittwoch 05.12.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 58 % Luftdruck 1024 hPa
Höchsttemperatur heute 22,8 Grad - niedrigste Temperatur 15,0 Grad

Die Eule war´s und nicht der Uhu, oder umgekehrt?

In Spanien heißt das Tier "Búho Chico" und ist damit ein Uhu, auf Deutsch nennt man das Tier Kanarische Waldohreule (Asio otus canariensis) und ist damit eine Eule. - Da gehen die Meinungen mal wieder auseinander, der spanische Ornithologe hat mich heute aufgeklärt, dass alles was "Ohren" auf dem Kopf hat, also diese lustigen Federbüschel, "Búhos" sind, die anderen "Lechuzas", was dann auch im Deutschen zweifelsfrei Eulen sind. Die Deutschen sehen das enger, da ist nur der "Búho Real" (Bubo bubo) ein echter Uhu und ein bekannter Alleskleber. Unser Uhu hier ist also nur im Spanischen ein Uhu, im Deutschen eine Eule und deshalb plädiere ich mal für "Uhüchen", denn unser nächtlicher Jagdendemit ist deutlich kleiner als sein großer Bruder, der den königlichen Beinamen "Real" trägt. Insgesamt sind aber alle diese Nachtjäger Eulen (Strigiformes), um es noch komplizierter zu machen. Wer nun Recht hat oder rechter, das überlasse ich mal den Ornithologen, ob sie nun Spanisch sprechen oder Deutsch, Hauptsache man weiß worüber man spricht.

Warum erzähle ich Ihnen das? - Ganz einfach, heute durfte ich einer Freilassungszeremonie beiwohnen, in der man zwei Uhüchen wieder in die freie Wildbahn entlassen hat. - Die Tiere wurden verletzt aufgefunden und von einer Station für verletzte Wildtiere aufgenommen, von einem Tierarzt behandelt und so weit aufgepeppelt, dass man diese nun wieder freilassen konnte. - Zwei Schulklassen waren auch noch dazu eingeladen und sogar der Umweltrat aus der Inselregierung war da, so oft ist das auch nicht, dass man gleich zwei Vögel dieser Art auf einmal auswildern konnte. - Die Aktion fand im "Riachuelo" statt, auf halbem Wege zur Cumbrecita, ganz einfach deswegen, weil man diese Tiere auch in der Umgebung gefunden hatte. Ein dritter wurde anschließend nach Tijarafe gefahren, den hatte man dort gefunden, jeder eben wo er hingehört. - Meist pflegt die Station Falken, denn von denen gibt es viel mehr hier, aber da guckt dann schon keiner mehr zu, wenn man diesen "Allerweltsvogel" wieder auswildert. - Ein "Eulenuhu" ist natürlich viel interessanter, bekommt man doch diese Tiere meist überhaupt nicht zu sehen. Einmal weil sie eben äußerst scheu sind und auch noch den absolut lautlosen Flug beherrschen und halt sonst immer nur nachts unterwegs. - Tolle Tiere, beißend orangefarbene Augen, aber wirklich so klein, dass man schon eine Maus sein muss, um vor den Tieren Angst zu haben. -


Eulen nach La Palma tragen

Lieber eine Eule in der Hand, als ein Uhu auf dem Dach



Mittwoch 05.12.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 15 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1023 hPa

In der Zwangsjacke der Bürokratie

Zwei richtig große Gebäude haben wir auf La Palma, die früher, als alles anders und nur manches besser war, so richtig den Puls des Lebens auf dieser Insel vorgegeben haben, wenn auch in komplett unterschiedlicher Art und Weise. - Es geht einmal um das alte Inselkrankenhaus oberhalb der Hauptstadt und um das Gebäude der Ex-Zigarettenfabrik JTI-International in El Paso. - So unterschiedlich die ehemalige Nutzung der Gebäude auch war, heute teilen beide ein Schicksal, sie rotten vor sich hin, weil durch Kompetenzgerangel und bürokratische "Nichtabläufe" keiner so richtig zuständig für die enormen Hütten ist. - Das alte Inselkrankenhaus gehört eigentlich und irgendwie dem Schatzamt der staatlichen Seguridad Social, wird aber eigentlich und wohl eher gar nicht vom regionalen Ableger "Insalud" verwaltet, soll aber eigentlich und keiner weiß wann, in die Hände der Inselregierung übergehen, damit man das daraus machen kann was man immer schon wollte, ein Alten- und Altenpflegeheim mit stationären Abteilungen. - Inzwischen befindet sich in dem Gebäude allerdings eine Wäscherei, ein Labor der staatlichen Krankenversicherung, eine Abteilung der Verwaltung des Gesundheitssystems und weil da so reichlich Platz ist, hat man auch noch die Akten des Gerichtes aus Santa Cruz dort gelagert. - Der Rest des Gebäudes verfällt und wartet auf den Erlöser, der in dem Fall wohl die Inselregierung sein soll. Man will nun die notwendigen Schritte einleiten das Gebäude an die höchste inseleigene Verwaltung zu übergeben und fragt sich damit automatisch, warum man das nicht in dem Moment gemacht hat, als das alte Krankenhaus noch komplett in Schuss war und sofort tauglich gewesen wäre, ein Altenheim darzustellen.

Nicht ganz so kompliziert, aber ähnlich verrottet und von genau so viel "eigentlich" verwaltet ist das Gebäude in dem die Ex-Capote, Ex-Reynolds, Ex-JTI Zigarettenfabrik in El Paso mal fast dreihundert Personen Arbeit gab. - Nach dem traurigen Weggang der Produktion nach Trier bemühten sich mehrere Institutionen aber auch private Investoren um das Gebäude, daraus wurde aber nichts, die Inselregierung hatte die Finger darauf und wollte Firmen dort ansiedeln, welche sie selbst ausgesucht hatte. - Daraus entwickelte sich der "Sotexcan-Skandal", eine Firma die Billig-Textilien dort produzieren sollte, aber wohl nur dazu gedacht war Subventionen abzugreifen. - Miete wurde nie bezahlt und nie hat ein Staatsanwalt sich der Sache angenommen, obwohl das ein ziemlich interessanter Fall gewesen wäre. - 50% des Gebäudes gingen dann an das ITC, Instituto Tecnológico de Canarias, vielleicht wollte man damit, in dem man eine Organisation mit ins Boot nimmt, welche der Provinzregierung untersteht die Kosten auch abgeben, aber daraus wurde auch nichts. - Firmen, welche das kanarische Steuersparmodell "ZEC" mal ausprobieren durften wollte man dort ansiedeln, aber es kam niemand und wenn sich doch jemand interessierte, dann wurde der vertröstet und zwischen ITC und Inselregierung hin und her geschickt und außerdem regnet es heftig in das Gebäude rein, man muss also erst mal sanieren. - Nun hat das ITC die Nase voll, oder umgekehrt, das Gebäude soll erneut exklusiv von der Inselregierung verwaltet werden. - Man betont den eifrigen Ablauf der Verhandlungen und dass man bald einen komplett sanierten Industriestandort anbieten kann. - Eigentlich hätte man das vor 10 Jahren auch schon machen können, da war das Gebäude noch fit, aber "eigentlich" ist dafür nicht zuständig, darum warten wir einfach noch mal ein bisschen ab, weil eigentlich interessiert das auch keinen wirklich.



Dienstag 04.12.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1021 hPa
Höchsttemperatur heute 22,8 Grad - niedrigste Temperatur 13,6 Grad

Hoch lebe der Pragmatismus

Zu den wenigen kulturellen Unterschieden die es zwischen Mitteleuropa und Spanien gibt, gehört auch das Schenkverhalten zum Weihnachtsfest. - Wird das Teutonenkind am Heiligen Abend mit Sinn- oder weniger Sinnvollem bedacht, so pflegt man beim Iberer an sich die Geschenkübergabe in der Nacht vom 5. zum 6. Januar. - Pedrito-Normalverbraucher muss also ein paar Tage länger warten, aber das kommt daher, dass es hier eben Brauch ist es den Heiligen Drei Königen gleich zu tun, denn die brachten die Geschenke ja schließlich nicht direkt zum Geburtstag, sondern eben erst am Dreikönigstag. - Wollen wir uns jetzt bitte nicht so weit gehen lassen und die komplette Weihnachts- und Jesusgeschichte auf den Prüfstand der historischen Beweisketten stellen, wer glaubt wird selig, nicht der der zweifelt. - Glauben Sie mir es einfach… - Das Weihnachtsfest hat sich ja eh längst von dem ursprünglichen Sinn abgekoppelt, auch Agnostiker futtern Lebkuchen und hängen diese unsäglichen rot gekleideten Puppen auf die Balkone, welche den in Europa eigentlich völlig unbekannten Santa Claus repräsentieren sollen. - Der ist nämlich nur ein Reimport des Nikolaus und anstatt am Nikolaustag zu kommen, dem 6 Dezember, schreibt man nun dem Santa Claus vor der Weihnachtsmann zu sein und beim Überbringen der Geschenke das Christkind zu ersetzen. - Denn eigentlich ist ja Weihnachten weder der Tag des Nikolaus, (Weihnachtsmann - Santa Claus) noch der 6 Januar, also Drei Könige, hier "Reyes" genannt, sondern der Tag des Christkindes. - Ich wollte das nur mal erwähnt haben, vor lauter neumodischem Ho-Ho-Ho, eigentlich bringt in Mitteleuropa das Christkind die Geschenke und damit adressiert so ziemlich jedes zweite Kind den Wunschzettel eigentlich falsch. - Kein Wunder, dass die meisten Kinder mit ihren Geschenken unzufrieden sind, ist doch nicht mal die Geschenkhierarchie ausreichend geklärt, wie soll das dann funktionieren. - Pragmatismus ist da angesagt, traditionsübergreifende Multikulti-Familien habe da längst eine große Koalition aus Nikolaus, Christkind und den drei Königen gebildet. - Das macht Sinn, denn sonst blickt ja keiner mehr durch und wir können nur hoffen, dass die diversen Fraktionsvorsitzenden der Geschenkkolonne eifrig miteinander kommunizieren. - Seit dem der Weihnachtsmann auch Mobiltelefone im Angebot hat, sollte das doch kein Problem sein.

Nun kommen wir aber zu einer beschämenden Geschichte um den ganzen Weihnachts- und Reyeswirbel, die himmelschreiende Benachteiligung der Kinder, welche erst an Reyes ihre Geschenke bekommen. - Die können ja mit einem Adventskalender gar nichts anfangen, weil der ja Christkind bezogen am 24. Dezember aufhört und die bangen Tage bis Reyes gar nicht mehr mitzählt. - Wobei man ja, wenn man es schon wirklich ernst nimmt, gar nicht mehr von Adventskalender sprechen kann, denn immer tauchen nur die Tage von 1 bis 24 auf, wo doch der 1. Advent durchaus auch mal schon der 27. November sein kann. - Macht aber nichts, wer zu genau ist der wird niemals glücklich und kann sich selten an einfachen Dingen freuen. - Bleibt aber die böse Benachteiligung der "Reyes-Beschenkten", denen bislang die morgendliche Freude des gespannten Türchenöffnens versagt bleibt. - Wobei ich zugeben muss, dass ich immer bereits vor dem 1. Dezember sämtliche Türchen geöffnet habe, man muss als Kind von Welt doch wissen was auf einen zukommt. - Nun aber schlägt der Pragmatismus erneut und wunderbar zu, eben haben wir den Reyes-Kalender entdeckt und damit rieselt göttliche Gerechtigkeit endlich auch auf unser adventsgeplagtes Land. - Es gibt sie tatsächlich, die Kalender welche am 14. Dezember mit dem ersten Türchen beginnen und das letzte ist dann der 6. Januar. - Seit wann es diese angepasste Version gibt, die man nun wirklich nicht mehr Adventskalender nennen darf, das weiß ich nicht und ich nehme mal einfach an, dass dieses Ding meist unbedacht gekauft wurde und manch ein Kind verzweifelt am 1. Dezember das Türchen sucht und Vater und Mutter die eigene Brut schon für blind oder blöd gehalten haben. - Nein, es gibt Hoffnung für alle, nicht für die, welche den falschen Kalender gekauft haben, sondern nun auch endlich für den wartenden Jungiberer im Reyes-Fieber. - Ho-Ho-Ho hätte ich jetzt fast gerufen, so schön kann die Weihnachtszeit sein, endlich multikulturell voll ausgeleuchtet und keiner muss mehr darben. - Nur Paul, der hat keinen Kalender, aber unsere Kinder basteln schon daran und haben 24 Mäuse gefangen, denen sie nun kleine Zettelchen mit Zahlen an den Schwanz hängen, das geht allerdings bis 31.12. denn dann ist Santa Paul…


Ausgleichende Gerechtigkeit für spanische Kinder



Nachtrag zum Wandern in der Caldera: Laut der Taxifahrer ist die Caldera de Taburiente die komplette Nikolaus-Brücke (6.12. - 9.12.) offen, man kann also an allen vier Tagen den großen Rundweg machen, Fahrmöglichkeiten sind ausreichend vorhanden. - Viel Spaß!

Dienstag 04.12.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 14 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1020 hPa

Halbgute Nachrichten aus der Caldera de Taburiente

Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht heißt es doch immer so schön. - Keine Angst, jetzt kommt kein schlechter Ärztewitz, das können die Privatsender besser, hier geht es um die Begehbarkeit der Caldera de Taburiente für Wanderer. - Aufmerksame Leser wissen es natürlich schon, der große Rundwanderweg von Los Brecitos zurück zum Flussbett ist derzeit nur sonntags machbar, da die Zufahrt zum Ausgangspunkt nach Los Brecitos wegen der Asphaltierung der Straße gesperrt ist. - Halten wir uns heute mal nicht mit der Frage nach Sinn oder Unsinn der Asphaltierung der Straße auf, das haben wir an gleicher Stelle schon oft getan. - Aus gutem Grund wollte niemand sagen, wie lange denn diese Sperrung aufrecht erhalten werden muss, man hat aus den früheren und vollmundigen Versprechungen gelernt und werkelt nun einfach los, ohne einen Termin zu nennen. Seit dem 4. November ist man nun tüchtig am Schaffen und so wie s im Moment aussieht, werden die Pessimisten doch nicht Recht behalten, die da behaupteten, das dauert bis zu einem halben Jahr, bis man wieder täglich den Caldera-Rundweg machen kann.

Etwa die Hälfte der Arbeiten ist geschafft und nun hängt es von der Arbeitsmoral der ausführenden Firma ab, ob man denn in diesem guten Rhythmus weitermachen wird. - Es stehen ja wieder viele Feiertage ins Haus, so zum Beispiel ist der 6. Dezember der spanische Verfassungstag, "Día de la Constitución" und weil das ein Donnerstag ist, bietet sich doch schon wieder die Konstruktion einer Brücke an, einer Feiertagsbrücke, welche dann bis zum Montag den 10. Dezember alles lahm legt. - Allerdings heißt das auch wieder, dass man an den Feiertagen wohl den Caldera-Rundwanderweg machen kann, weil da nicht gearbeitet wird. - Dann kommt ja auch noch das Weihnachtsloch, manche Firmen legen da bis zum 7. Januar die Schaufel komplett aus der Hand, so dass man wohl doch auf den Januar warten muss, bis man die Eröffnung der Zufahrt nach Los Brecitos wieder vermelden kann. - Das ist aber dennoch eine gute Nachricht, es dauert also sicher nicht bis in den April oder gar Mai, so wie manche befürchteten. - Man muss die Caldera auch nicht generell meiden, man kann wunderbar mehrere Stunden, das ist für die meisten unserer Besucher eh genug, den Mietwagen im Flussbett abstellen und dieses einfach hinaufwandern, bis einen der Farbenwasserfall daran erinnert, dass man den gleichen Weg auch wieder zurückgehen muss. - Das ist aber keineswegs langweilig, der Weg zurück sieht dann wieder ganz anders aus, verschiedene Blickwinkel eröffnen sich so und der veränderte Sonneneinfall in die tiefe Schlucht zaubert auch komplett neue Eindrücke. - Oder man wartet eben bis zu einem Sonntag und lässt sich dann bequem nach Los Brecitos fahren. - Wer dann später, nachdem die Straße dann auch PKW-tauglich ist alles einen fahren lassen darf, das ist noch nicht raus. - Da zu viele Institutionen an dem Nationalpark zerren fand man bislang keine wirkliche Linie, wie man nach der Asphaltierung der Piste die erwarteten Blechlawinen nach Los Brecitos steuern will. - Dass man ehemalige Stauberater des ADAC verpflichtet hätte, um deutsche Ordnung in den erwarteten Andrang der PKW zu bringen, welche dann die neue Straße testen wollen, das erweist sich beim genaueren Hinlesen dann doch wieder als 2CV.



Montag 03.12.07 - 19:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 61 % Luftdruck 1021 hPa
Höchsttemperatur heute 22,3 Grad - niedrigste Temperatur 15,0 Grad

Das Problem heißt Auto, nicht Parkplatz

Da es nicht wirklich Bauernregeln gibt, was Autos und Parkplätze angeht, fällt so mancher Stadtplaner völlig aus den Wolken. - Die Grundregel, dass ein gekauftes Auto auch irgendwo stehen muss wenn es nicht gerade fährt, hat sich erst in den letzten Jahren herumgesprochen und das läuft parallel zu der perfiden Erkenntnis, dass weder Parkplätze noch Kläranlagen von alleine mit dem Bevölkerungswachstum Schritt halten, nein, man muss größere Kläranlagen bauen und mehr Parkraum schaffen. - Es handelt sich bei dieser Entdeckung aber um sehr rezentes Wissen, deshalb sind nun Parkhäuser in aller Munde und Kläranlagen bitte woanders, das wäre ja sonst nicht auszuhalten. - Früher hieß es mal, wer vor der Wahl genügend Straßen teert, der bleibt Bürgermeister. - Das hat sich geändert, heute hilft da nicht mal mehr eine Autobahn, aber Parkplätze könnte man wahlrelevant sehr gut anbringen. - Nach der grandiosen und schonungslosen Erkenntnis, dass grenzenlose Mobilität auch den ruhenden Verkehr beeinflusst, plant, baut und tackert man Parkplätze zusammen, dass es einem unheimlich wird. - Nachdem man solche Nebensächlichkeiten noch arrangieren musste wie die Finanzierung, steht uns nun eine weitere Segnung der modernen Welt ins Haus, Tiefgaragen und Parkhäuser, sozusagen die Zwischenlager unserer mobilen Gesellschaft.

Natürlich baut man nicht in Garafía und Puntallana Parkplätze, sondern da wo Bewohner, Kommerz und Mobilität direkt zusammentreffen, in den zukunftsweisenden Metropolen dieser Insel, Santa Cruz de La Palma und Los Llanos de Aridane. - Früher galt, ich habe ein Auto, also bin ich, das kommt aus Amerika. - Dann verfeinerten sich die Anforderungen bis zu: Ich habe ein schnelles Auto, also bin ich mehr, das kommt aus Zuffenhausen und heute heißt die Krönung: Ich habe einen Parkplatz, also kann ich mir ein zweites Auto kaufen, das kommt aus Los Llanos. - In Santa Cruz hat man nun nicht genug von der kompletten Unterkellerung der Avenida del Puente, man weiß auch gleich sofort, dass diese Parkplätze, sollten sie jemals fertig werden, den weiteren Hunger nach Parkraum immer noch nicht stillen werden. - So plant man bereits das nächste Parkhaus in der Hauptstadt, das soll, zusammen mit dem projektierten Busbahnhof am "Risco de la Concepción" entstehen, am südlichen Rand Santa Cruz´, da wo auch die Umgehungsstraße ihre abstrakten Furchen der Mobilität in die Landschaft schreibt. - Für Pedro-Normalverbraucher scheint das allerdings ein bisschen weit weg von der Innenstadt und den Läden, die man möglichst nah per Auto besuchen will, aber das macht nichts. - Entweder parken dann da die bummelnden Inselbesucher ihren Mietwagen, oder es wird ein extra Parkhaus für die Zweit- und Drittwagen unserer urbanen Bewohner. - Die haben ihren Stadtflitzer ja in der Tiefgarage in der Innenstadt geparkt und fahren jetzt damit in das neue Parkhaus am Stadtrand. Da wechseln sie dann das Auto und nehmen nun den Van, Pickup oder Suff, (Pardon, "ess ju wie" heißt das ja) um damit entweder zum Golfen zu fahren oder zur Demo gegen weiteren Landschaftsverbrauch durch Naturschutzgebiete. - Wir sind längst in der mobilen Gesellschaft angekommen und so lange sich keiner fragt, warum man denn eigentlich in Rekordtempo von D nach F gefahren ist, merkt auch keiner, dass nicht die fehlenden Parkplätze unser Problem werden, sondern die Autos.



Montag 03.12.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 15 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1021 hPa

Saharakinderverschickung

Wer keine Kolonien hatte, der braucht auch kein schlechtes Gewissen zu haben. - Sicherlich ist dies aber nicht de Hauptgrund, warum jedes Jahr auf den Kanaren mehrere Hundert Kinder aus der Sahara einen Sommeraufenthalt verbringen um für eine gewisse Zeit dem Hunger und dem dortigen Elend in den Flüchtlingslagern zu entgehen. - Spanisch-Sahara hieß der Landstrich mal, bis der "Grüne Marsch" der Marokkaner endgültig dafür sorgte, dass Spanien seine Kolonie gegenüber den Kanarischen Inseln aufgab. - Ende 1975 war das und seit dem streiten sich Marokko, Mauretanien und eben das Volk der "Saharaui" um diesen unwirklichen Landstrich und Spanien hält sich gründlich aus den Streitereien raus, wohl wissend, dass man sich da nur eine blutige Nase holen kann. - Die Leidtragenden dabei sind die Angehörigen der Volksgruppe der "Saharaui", die nun zwischen den Ländern sitzen, auf beiden Seiten Druck aus Marokko und Mauretanien beziehen und in deren eigenen Reihen die Polisario immer noch für ein unabhängiges Land kämpft, aber eben mit Waffen und auch Druck gegen das eigene Volk ausübt. - Wer dort die Bösen sind und wer die Guten und ob es so etwas überhaupt gibt im Streit um Wüstensand, das überlasse ich komplett Ihrer geneigten Meinung. - Mehr zum "Grünen Marsch", eben wen es interessiert, der kann bei Wikipedia HIER mehr nachlesen. Die spanische Nichteinmischung wird nicht von allen "Saharauis" als normal empfunden, viele, witzigerweise gerade eben die Mitglieder der militanten Polisario, die bis 1975 noch gegen die Spanier gekämpft haben, fordern immer noch die alte "Schutzmacht" und rufen zum gemeinsamen Kampf gegen Marokko auf. - Das wird sicher nicht mehr passieren, Spanien hat bereits genug Probleme mit Marokko und will diese auf diplomatischem Weg lösen, da schüttelt man die "neuen Freunde" der Polisario lieber deutlich ab. - Allerdings gibt es auch Gerüchte um Waffenlieferungen aus Spanien an diese Organisation, die aber bereits über ein Jahrzehnt zurückliegen sollen.

Fast schon zwei Generationen an "Saharauis" sind nun in Flüchtlingslagern aufgewachsen und leben dort unter sehr schlechten Umständen. - So sind die Sommerferien in Spanien und auf den Kanaren für ein Teil der Kinder dort der absolute Höhepunkt des Jahres, zwei Monate keinen Hunger und verhätschelt und versorgt zu werden, das würde diese Kinder auch nach Wanne Eickel locken. - Es existiert eine Organisation die sich: Kanarische Gesellschaft der Freunde der Saharauis nennt, (Asociación Canaria de Amigos del Pueblo Saharaui) nennt, welche diese Kinderverschickung organisiert. - Gewohnt wird bei Gastfamilien und nicht in Heimen, das fördert auf der einen Seite den intensiven Kontakt und erfüllt das Schutzbedürfnis der Kleinen, auf der anderen Seite spart man damit Geld, welches auch bei dieser Organisation nicht überschwänglich sprudelt. - Vom spanischen Staat gibt es Gesundheitsuntersuchungen, die übrigens Pflicht sind für die kleinen "Saharianer" und auch noch so manches Gastgeschenk und öffentliche Auftritte, die meist aber für die lokalen Politiker wichtiger sind als für die Kinder. - Die größte Last und die Kosten bleiben aber wohl bei den Gastfamilien, das war aber nie ein Thema, denn man findet immer wieder mehr Gastgeber als man Kinder von dort auf die Kanaren bringen kann. - Es gibt sogar ein Auswahlverfahren, wer denn überhaupt so ein Kind aufnehmen darf, ein Zustand, der sich 10 weitere Lebensjahre später, wenn diese dann Jugendlichen als Flüchtlinge erneut zu uns kommen, sich nicht unbedingt wiederholt. - So muss man auch bei diesen wunderbaren humanitären Maßnahmen wie den Sommerferien der kleinen "Sharauis" immer wieder betonen, damit ändert man nicht das Gesamtproblem, sondern klebt ein zwei Monate haltbares Pflaster auf seelische und körperliche Wunden ganz junger Menschen. - Und das ist doch was! - Wer das auch tun will, der muss sich bis zum 14. Dezember bei der Asociación Canaria de Amigos del Pueblo Saharaui gemeldet haben.



Sonntag 02.12.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1021 hPa
Höchsttemperatur heute 22,4 Grad - niedrigste Temperatur 14,5 Grad

Paul sanus in corpore sano

Paul macht uns jetzt mit seinem Gesundheitsfimmel alle verrückt. - Nicht nur, dass er diesen, eigentlich satirisch gemeinten Spruch, völlig in falscher Richtung interpretiert, er verlangt auch noch von uns allen, dass wir seinen neuen Diätplan übernehmen. - Wenn Katzen anfangen vegetarisch zu leben und Menschen den Blödsinn mitmachen, dann wird es Zeit den Humanismus etwas robuster zu interpretieren und darum kommt meine Familie nun nicht mehr umhin. - Es geht um die Rettung des proletarischen Hochadels und so simple wie fundamentale menschliche Bedürfnisse wie ungesundes Essen, Völlerei und den internationalen Anspruch auf gesättigte Fettsäuren. - Ich weiß nicht wie meiner Frau geschah, dass es heute Mittag anstatt Fleisch und der berühmten Béchamelsoße in unserer Lasagne Zwiebeln, frische Tomaten und Mangoldblätter gab. Ich konnte den Fall aber im Nachhinein durch photographische Belege aufklären, Paul hat meine Frau verhext und in diesen verhängnisvollen Gesundheitsstrudel sozusagen mit eingebacken, anstatt Cholesterin gibt es nun Lecitin, Butter wird durch Diätmargarine ersetzt, die nur noch aus 0,2% pflanzlichen Fetten gestampft wird, der Rest ist homöopathischer Bindegewebsersatz aus mehrfach linksgedrehten Weizengraskeimlingen und einem Schuss Sojabratlingsextrakt mit Weißdorn-Dornen gespickt, der aber auch mal nach hinten losgehen kann. - Fleisch gibt es überhaupt nicht mehr, das sei einfach nicht gesund und könnte dazu führen, dass Paul nicht hundert Jahre alt wird und vielleicht vorher sogar schon so alt aussehen könnte wie ich. - Bislang konnte ich mich solchen drastischen Diätumstellungen in unserer Familie noch erwehren, die letzte Gesundheitsreform der revolutionären Art musste ich abschmettern, als eine meiner pubertierenden Töchter einen Pickel auf ihrer Stirn entdeckte.

Damals konnte ich Unheil noch mit dem gezielten Einkauf Lindt-Schokolade und Heinz-Ketchup von unserer Familie abwenden, nun aber scheint sich mein Schicksal endgültig in die asketisch mageren Hände der gesunden Ernährung zu begeben. - Auch ich solle so einhundert Jahre alt werden, will man mich überzeugen und meine Frage warum ich denn dann überhaupt einhundert Jahre alt werden soll wenn ich eh keinen Speck mehr bekomme, den nimmt niemand wirklich ernst. - Der schale Brei der gesunden Kost ist heute Mittag über unseren Tisch geflossen und Paul hat angefangen mit dem ganzen Mist. - Fängt der doch einfach an, anstatt parfümierter Tierkadaver aus der Schleckerdose Mangold zu fressen und drei verzückte Frauen tanzen dabei um ihn herum und sondern Gutturallaute ab, die ich ihnen lieber nicht per mp3 Datei zuspielen lasse. - Ein schrecklicher Moment mit diesen gesunden Geschöpfen an einem Tisch zu sitzen, alle rotbackig wie Heidi als sie vom Peter kam und keine Falte kräuselt deren makellos glatte Haut und mittendrin der Mangold schlürfende Kater als Mephistokles der gesunden Ernährung. - Ich habe nachmittags heimlich Depots angelegt, als der fanatisch Gesundheitszirkel, der mal meine Familie war, mich ruhend wähnte. - Die Dosenwurst, die ich bislang vor Paul in einem alten Computergehäuse versteckt hielt war noch da und auch die letzten Packungen Landjäger, die ich mit einer Mischung aus Benzin und Rattengift übergossen habe, damit der feline Lump meine Vorräte nicht entdeckt. - All das konnte ich noch retten und in der Nähe des Inselschlachthofes lagern, ich nehme einfach mal an, da kommt meine gesunde Brut nicht so schnell vorbei, es sei denn, sie wollen mich notschlachten lassen weil ich im Traum irgendwas von Trüffelleberwurst gefaselt habe. - Das ist ein gutes Stichwort - Trüffelleberwurst. - Vor nun guten 2 Jahren habe ich, als ich ganz alleine mit Paul war, weil der weibliche Teil der Familie auf Wellness-Urlaub an der Ostsee weilte, meinen letzten Wurstzipfel mit diesem Kater geteilt. Es war zugleich sein erstes Stück feste Nahrung, nach dieser Katzensäuglingsmilch mit Astronautenpreis aus der Apotheke. - Es tut weh und schmerzt ganz tief in Männers- und Vatersbrust: Nun geh dahin, du feliner Spartaner und solltest du mal an der Schiller-Metzgerei vorbeikommen, dann sage ruhig, du hättest mich dort liegen sehen, so wie dein Gesetz es befahl. -


Vegetarischer Kater auf Gesundheitstrip



Sonntag 02.12.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 15 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1021 hPa

Unerstaunliche Entdeckungen

Vor der Küste La Palmas existieren zwei marine Schutzzonen. - Die eine befindet sich im Norden der Insel und die bekanntere reicht von der Südspitze La Palmas bis knapp nach El Remo. - Dort darf nicht gefischt werden, zumindest nicht kommerziell vom Meer aus und eigentlich ist darin auch festgehalten, dass man den Uferbereich nicht verändern darf denn, wer hätte es geahnt, ein Strand und ein Hafen können durchaus Einfluss auf das Leben im Meer haben. - Diese marine Schutzzone ist eigentlich ein perfider Trick, ursprünglich wollte man, dass sich dort die Fischbestände so weit erholen, dass man später diesen wieder effizient durch Fischerei dezimieren kann. - So etwas ist aber normal in unserer bizarren Welt, wir haben ja auch Gesetze welche ganz genau vorschreiben, wie "human" wir unser Schlachtvieh behandeln müssen, selbst noch im Tötungsprozess. - Bevor ich abschweife lieber wieder zurück zur marinen Schutzzone. - Allerdings hat es sich ergeben, dass die Fischerei auf La Palma sowieso auf einem Punkt knapp über Null angekommen ist und gar nicht mehr darauf wartet, endlich wieder in dem abgegrenzten Gebiet fischen zu können. - Die paar Makrelen und Thun-Verwandten die man hier noch herausholt und auf den lokalen Markt bringt, die findet man auch außerhalb der Schutzzone.

Zu Forschungszwecken ist dieses Gebiet aber höchst interessant und Ozeanographen aller Spezialgebiete tummeln sich nun in unserer Schutzzone um unisono immer wieder ganz erstaunt zu betonen: Die Schutzzone funktioniert, da wo der Mensch nicht hintritt oder in dem Fall hinfischt, da erholt sich das, was wir Natur nennen, erstaunlich schnell. - Ich finde das eher unerstaunlich, ich habe mir in meiner Naivität so etwas eigentlich schon fast gedacht… Um der hehren Forschung die absoluten Lorbeeren zu verleihen haben nun Wissenschaftler aus Tenerife (manchmal glaube ich, wir betiteln jeden Abiturienten mit Brille der aus Tenerife zu uns kommt als Wissenschaftler) festgestellt, dass in der marinen Schutzzone die an den Küsten La Palmas aufkeimende Seeigelplage nicht so heftig auftritt, wie in ungeschützten Zonen. - Ich bin platt, da wäre doch sicherlich nie jemand darauf gekommen, dass dort, wo es noch Fressfeinde des Seeigels gibt, sich dieser stachelige Geselle nicht so penetrant ausbreiten kann. - So, nun wissen wir das auch und sollten sofort unsere Diät von Fischstäbchen auf Seeigelstäbchen umstellen, Käpt´n Iglo arbeitet noch daran, das wabbelige Innere des Diadem-Seeigels (Diadema antillarum) in festen und kernig bissigen Seelachsersatz-Ersatz zu verwandeln, ein Fischstäbchensurrogatextrakt sozusagen, dann bekommen wir die Sache schon wieder in den Griff. - Für die Erkenntnis, dass sich der hundsgemeine Seeigel ohne Fressfeinde stärker verbreitet als wenn andauernd jemand an ihm knabbert, gab es übrigens den Wissenschaftspreis des Weltbiosphärenreservatkonsortiums 2007. - Weitere Studien sind nicht ausgeschlossen, so soll zum Beispiel herausgefunden werden, ob Freilandhühner wirklich glücklicher sterben als ihre kasernierten Kollegen aus den All Inclusive-Schuppen, im Hühnerslang auch Legebatterien genannt.



Samstag 01.12.07 - 19:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1021 hPa
Höchsttemperatur heute 21,7 Grad - niedrigste Temperatur 13,5 Grad

Die Neuerfindung der Haushaltsdebatte

Weniger Geld ausgeben, aber damit das Gleiche erreichen. - Die ganze Welt wartet auf dieses Programm und wir, besser gesagt unsere Inselregierung, die hat es erfunden. - Die Haushaltsdebatten sind in vollem Gange, nicht nur in der Inselregierung sondern auch in den Rathäusern, aber dort ist man eher etwas konservativ und erhöht den Haushalt für das kommende Jahr so weit das die Banken und die Limits der Neuverschuldungen überhaupt zulassen. - Die Inselregierung beschneidet aber nun den Haushalt für das kommende Jahr um glatte 10% und verspricht gleichzeitig, es würden keine Leistungen deswegen gesenkt und alles könnte so wunderbar weiterlaufen wie bislang. - Klasse, wunderbar, so haben wir das gerne und fast lässt sich ja dann der Vorwurf daraus klöppeln, wir hätten die anderen Jahre zuviel Geld ausgegeben. - Nein, so darf man da nicht rangehen, auch wenn man halt die "Wunder" unserer Regierung lange genug beobachtet hat. - Natürlich weiß doch jeder, dass es diesen Kunstgriff der Ausgabensenkung ohne Streichungen nicht gibt, es wäre also auch nicht notwendig uns diese wunderbare Posse zu erzählen, aber so laufen halt die Spielchen und jeder hat sich daran gewöhnt und macht das mit.

Zumal ja der größte Einzelposten, die Löhne und Gehälter gestiegen sind und rechnet man das noch mit rein, dann müssen die anderen Sparten noch mehr als 10% gekürzt werden um diese Prozentzahl für die Senkung des Gesamthaushaltes einhalten zu können. - Gestrichen wird, außer bei den Personalkosten nach der Rasenmähermethode, alle Bereiche müssen gleich zurückstecken, das muss dann nicht unbedingt gerecht sein, aber man erspart sich Ressortdebatten in den eigenen Reihen, warum denn nun gerade die sparen müssen, wo doch die anderen mehr bekommen. - Der Kampf gegen Verschuldung ist aber sicher ein ehrenwertes Vorhaben und man rechnet uns sogar vor, dass die kalkulierten Einnahmen über dem Gesamthaushalt liegen. - 97,8 Millionen will man bereitstellen für den Inselhaushalt 2008 und damit wieder unter die 100 Millionengrenze rutschen, die man in diesem Jahr erstmalig überschritten hatte. (Halt, das ist nicht ganz richtig, als es noch die gute alte Peseta gab, da war das natürlich immer so, aber damals waren wir auch noch alle Millionäre…) - Auf der Einnahmenseite legt man 101,9 Millionen vor, die Differenz soll dazu dienen alte Schuldenvorträge die man seit Jahren mit sich herumschleppt endlich los zu werden. - Von den knappen 98 Millionen muss man alleine für Löhne und Gehälter 32,6 Millionen hinlegen und das sind anderthalb Prozent mehr als noch in diesem Jahr. Der "Rest" soll dann entsprechend gekürzt werden, wir müssen also schon damit rechnen, dass der eine oder andere Posten etwas schmaler ausfallen wird als gewohnt. - Da aber 2008 kein Jahr mit Kommunalwahlen ist traut man sich den Sparkurs ruhig zu und wenn das klappt, dann soll uns das allen Recht sein. - Die Abstimmung über den Inselhaushalt findet aber erst am 28. Dezember statt, bis dahin hat die Opposition noch reichlich Zeit dagegen zu wettern. - Wir wollen doch die demokratischen Spielregeln nicht unterlaufen und ausnahmsweise Mal einer Meinung sein, wo kämen wir da denn hin, vielleicht sogar ein Stück weiter?



Samstag 01.12.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 14 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1019 hPa

Neues von der Autobahn

Wenn schon sonst keiner mehr darüber spricht, dann muss ich ja wohl… Oder hat das schon jeder vergessen, dass man diese Insel mit der wunderbaren Segnung einer Autobahn von Santa Cruz nach Puerto de Tazacorte verschönern will? - Das kann ich doch nicht so richtig glauben, also erspare ich mir die komplette Vorgeschichte mal. - Der breite Protest gegen diesen unnützen Verkehrsplan hat inzwischen ja auch zumindest die Politik in den am meisten betroffenen Gemeinden erreicht, Breña Alta und El Paso. Nachdem man in beiden Gemeinden letztes Jahr bereits einseitig die vorgesehene Trasse aus den lokalen Flächennutzungsplänen entfernt hatte, musste man nun daran gehen, Alternativen zu dem großen Bauwerk zu schaffen. - In Breña Alta gibt es nicht so viel zu verändern, dort muss man sich lediglich Gedanken machen wie man die Abzweigung in den Ort San José sicherer gestaltet. - In El Paso ist das schwieriger, denn neben dem Teilstück zwischen den Orten Los Llanos und El Paso, gilt die Ortsdurchfahrt durch unsere kleine Stadt als das wirkliche Nadelöhr der meist befahrenen Straße dieser Insel, die Ost-West Verbindung oder auch LP3. - Lassen Sie sich nicht täuschen von dem LP3, die hieß früher LP2 und wird so auch in älteren Beschreibungen noch betitelt, in beiden Fällen handelt es sich um die Straße, welche von Santa Cruz über den Tunnel ins Aridanetal führt. - Eines der Hauptargumente für die Autobahn war ja die weiträumige Umfahrung El Pasos und dagegen schlägt nun die Gemeinde eine Ortsumgehung vor, welche das Nadelöhr El Paso (City) - das kann man nur in Klammern schreiben - auflösen soll.

Auch das ist eigentlich nichts Neues, die regierenden Sozialisten wollen die Autobahn auf jeden Fall verhindern, sehen aber die Notwendigkeit einer Umgehungsstraße ein. - Auf dem Papier steht das Ding auch schon, wird fast drei Kilometer lang und zweigt von der LP3 unterhalb des Fußballplatzes ab und trifft am Kreisverkehr oberhalb der Shell-Tankstelle wieder auf die alte Straße. - Im ersten Abschnitt folgt die Umgehungsstraße auch der für die Autobahn vorgesehen Trasse, kein anderer Weg scheint machbar um die Steigung dort zu überwinden. Ab Tacande schmiegt sich dann aber die geplante Umgehungsstraße deutlich näher an den Ort, bedient mit einer Ausfahrt das Industriegebiet und erreicht dann schließlich den Kreisverkehr. - Zwei Tunnel sind vorgesehen, einmal um die Straße nach Tacande zu unterqueren und die dortigen Häuser vom Verkehrslärm zu schützen und ein weiterer soll die die Siedlung Fatima davor bewahren, plötzlich eine Straße vor der Nase zu haben. Außerdem kann man mit den Tunnels anstehende Steigungen besser ausgleichen. - Die Straße wird 2 Fahrspuren haben und der Platzverbrauch wird 27 Meter betragen. - 2 Spuren a 4 Meter, 2 Gehwege a 1,5 und links und rechts der Straße jeweils 8 Meter als vorgeschriebener Sicherheitsabstand. - Das sind 27 Meter, gegen die 90 Meter welche die "autovía" beanspruchen würde. So gelingt es auch die neue Straße ganz ohne Hausabriss zu bauen und die Enteignungen privaten Landes begrenzen sich auf ein Minimum. - Neu an der ganzen Geschichte ist nun, dass jetzt der Vorschlag der Umgehungsstraße im Plenum des Rathauses abgesegnet wurde. Damit ist die Umgehungsstraße noch nicht gebaut, aber man spricht eben nicht mehr von der fixen Idee der Sozialisten El Pasos, sondern nun ist es offizielles Anliegen der Gemeinden. - Witzig dabei das Abstimmungsverhalten. - Die Koalition aus den 6 Stadträten der Sozialisten und dem einen der Partido Popular stimmte natürlich für den Vorschlag. Die 5 Abgeordneten der Coalición Canaria enthielten sich der Stimme. Das heißt, dass sie auch dafür sind, das aber nicht mit einer Zustimmung kund tun dürfen, weil der Autobahnbau ja aus der Feder und dem Größenwahntopf der Provinzregierung kommt und da hat die Coalición Canaria die Fäden in der Hand. - Einzige Gegenstimme kam vom Alleinunterhalter der CCN, dem Ex-Stadtrat Pedro Martín, der wohl aus unerfindlichen Gründen anderer Meinung ist. - Als er selbst noch im Stadtrat saß, stimmte er heftig dafür die Autobahn aus dem Flächennutzungsplan zu entfernen, nun stimmt er gegen die Alternative. - Vielleicht das berühmte Oppositionstrauma: Ich muss Nein sagen, sonst komme ich gar nicht mehr in die Zeitung und keiner spielt mehr mit mir.





Familie Ellen & Simon Märkle

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