La Palma Aktuell
Täglich frische Nachrichten von einer kleinen grünen Insel im Atlantik



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Nachrichtenarchiv Juli 2006


Sonntag 30.07.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 60 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 26,8 Grad, niedrigste Temperatur: 19,2 Grad

Cazadores del Campo

Manchmal holt mich meine Vergangenheit ein. In ganz Süddeutschland, nicht nur in Bayern gibt es eine wunderbare Erfindung, Schweine- und Rindfleisch haltbar und Platz sparend in Naturdärme zu bannen. Wobei die Anzahl der in Därme verpackten Rohwürste unendlich erscheint, aber nur die Landjäger werden auch noch so typisch und uniform gepresst, dass man dahinter eine deutsche Industrie Norm vermutet. - Eine der wenigen Würste, die ohne Senf besser schmeckt als mit und ohne jegliche Verpackung auch tagelang vergessen in Lausbubenlederhosentaschen überlebt, unverwüstlich, immer zur Hand, ein treuer Begleiter dessen einziger Wunsch scheint, zwischendurch, überall und meist im Stehen gegessen zu werden. Selbst bei der Geburt meiner ersten Tochter hatte ich, wohl ahnend, dass meine Frau so viele Hebammenschichten durchprobieren wird, bis ihr eine passt, meine Landjäger dabei. - Übrigens schätzen sogar Hebammen Landjäger, beim gemeinsamen Fachgespräch zwischen Geburtshelferin und bemüht ruhigem erstgebärenden Vater, bewirkt der kongeniale Wurstverzehr einen tiefen Konsens der da lautet, jetzt muss es aber bald mal losgehen, wir haben nur noch vier Würste. - Meine Frau fand das nicht so passend und bei der Geburt meiner zweiten Tochter musste ich ohne meine flache Notstandsnahrung ausharren. Allerdings ging die zweite Geburt viel schneller vonstatten als die erste, ich hatte ja schließlich auch schon Erfahrung...

Auf Landjäger stößt man auf La Palma eher selten, es gibt hier auch diverse Verwandte dieser Wurst und die schmecken auch hervorragend, aber die lassen sich nicht so einfach von der Hand in den Mund verzehren, erst muss man die Pelle abmachen und Stückchen schneiden und überhaupt sind diese Würste immer rund, eben anders. Darüber hinaus lassen sich "Chorizo" oder "Fuet" nicht so einfach tagelang ohne Aufsicht in Kleidungsstücken transportieren, die schwitzen dann ganz furchtbar und fetten alles in ihrer Umgebung ein. In der Tat ist es so, der Landjäger ist die ideale Nahrung für Menschen in besonderen Lebenslagen, so lange man dieses kantige Stück Wurst zwischen seinen Fingern spürt besteht noch Hoffnung und nun habe ich plötzlich wieder Mitleid mit vielen Bevölkerungsgruppen, so werden zum Beispiel Vegetarier dieses sinnliche Gefühl nie erleben. - Wobei auch ich zugeben muss, gegen Obst und Gemüse ist nichts einzuwenden und wenn ich mal einen gesunden Tag einlegen will, dann gehe ich auf meinem Weg zu den Landjägern einfach näher an der Obstschale vorbei.

Die Frage ist berechtigt, wie komme ich hier auf La Palma an solche Vorräte an Landjägern, dass ich mühelos und ohne abzunehmen die Tage abreite, bis meine Frauen dieses stille und langweilige Haus wieder mit ihrem Leben anreichern, genau so wie den Kühlschrank. Aufmerksame Menschen haben meine Lage erkannt, täglich nur ein Abendessen bei Kiko reicht nicht aus, um dem körperlichen Verfall zu begegnen. - Dabei gibt Kiko sein Bestes, aber so viel Nahrung auf einmal geht in mich einfach nicht hinein, da sind kleine Zwischenmahlzeiten gefordert. - Vor ein paar Tagen habe ich mich mal über das unsolidarische Verhalten meines Katers beklagt, der lässt es nicht zu, dass ich mit meinem Schiffszwieback mal ein bisschen in sein Whiskas stippe, einfach nur der Abwechslung wegen. Dieser versteckte Hilfeschrei ist angekommen, unabhängig voneinander überreichte man mir mehrere Ladungen Landjäger, zu mir sind die Hilfskonvois also tatsächlich durchgedrungen. - Die erste konspirative Übergabe fand in der Churreria statt in der es keine Churros gibt, in kompletter Anwesenheit meiner Spezelgruppe um Pat und Pattachon und da wird natürlich geteilt, ich bin nicht so unsolidarisch wie mein Kater. - Eigentlich hätte ich Angst haben sollen, wie schnell dieser gerade erst gewachsene Vorrat an Landjägern in die gierigen Münder meiner Freunde wanderte, aber ich wusste ja inzwischen, dass die nächsten Rationen dieser kantigen Freudenspender bereits unterwegs waren. - Wie diese feste und ungewöhnliche Wurst denn heiße wollte man natürlich auch wissen, aber die simple Übersetzung in "Cazadores de Campo" wird der epochalen Bedeutung dieser vortrefflichen Nahrung nicht gerecht. - Chorizo bleibt Chorizo, Mojo bleibt Mojo und Landjäger bleiben Landjäger, das kann man nicht übersetzen, das muss man leben und essen. - Noch zwei Tage...


Survivel Stillleben



Sonntag 30.07.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1017 hPa

Tote telefonieren nicht

Hier wieder mal ein Pressefundstück, hat nichts mit La Palma zu tun, geschah irgendwo bei Cáceres, der Hauptstadt Extremaduras. - Beerdigungen sind eine der wenigen Akte bei denen man das Mobiltelefon ausstellt, zumindest dann, wenn man bereits auf dem Friedhof angekommen ist. Das gehört sich nicht, während einer Beerdigung zu telefonieren, da wird man schnell mit heftigen Blicken der Umgebung abgestraft. Aber genau das passierte auf der Beerdigung eines 77 jährigen, mitten in den letzten stillen Momenten, in denen eigentlich nur das Schluchzen der Angehörigen geduldet wird, meldete sich penetrant und lautstark das fordernde Piepsen eines Mobiltelefons. Mürrisch und ungehalten blicken die Trauergäste sich um, man will den pietätlosen Hyperkommunikator schnell lokalisieren, wer besitzt solche Frechheit, in diesen Momenten sein Handy nicht auszuschalten. - Sie ahnen es schon, das Piepsen des Mobiltelefons drang aus dem Sarg des Verstorbenen und weil Tote einfach nicht ans Telefon gehen, klingelte das Handy immer weiter. Schrecken, Angst und Unverständnis machten sich breit, der Verstorbene hatte nie einen dieser quälenden Feierabendtöter besessen. Die Angehörigen weigerten sich den Sarg zu öffnen, der Pfarrer brachte den Mut auch nicht auf und alle Umstehenden blickten plötzlich auch nur noch in die Runde, keinem war das geheuer. - Schließlich wagte sich ein Angestellter des Beerdigungsinstitutes an den Sarg, die machen das ja öfter und fand recht schnell das Mobiltelefon, welches auch sofort wieder zu klingeln begann. Am Apparat war die Besitzerin des Telefons, welche dieses suchte, es war ihr abhanden gekommen. Der Zusammenhang war aber auch schnell klar, es war eine Angestellte des Bestattungsinstitutes und irgendwie muss ihr Handy in den Sarg gerutscht sein. - Nicht mal mehr im Grab hat man Ruhe vor diesen Dingern, die scheinbare Unabhängigkeit versprechen, aber das genaue Gegenteil mit uns machen.



Samstag 29.07.06 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 25,7 Grad, niedrigste Temperatur: 19,8 Grad

Bananen und Elemente

So kurz vor Monatsschluss darf ich noch mal auf ein paar Schätze hinweisen, die sich in der Tiefe dieser Webseite verbergen. Der nächste Film von Erich Ploenißen ist zu sehen, es geht um die Bananenproduktion auf La Palma und damit um den wichtigsten Einkommenszweig der Insel. - Da mag man hin und her spekulieren, die Bananen sind und werden für ungewisse Zeit auch noch unabdingbar sein für diese Insel, eine angestrebte Diversifizierung ist erst marginal vorhanden. - Neue Wege der Kommerzialisierung unserer Bananen wäre auch ein Weg der begangen werden könnte, ordentliches Geld für ein ordentliches Produkt würden uns unabhängig von Hilfen und Subventionen machen. - Das sind aber schon wieder weiter reichende Gedanken, hier geht es um den Film der unsere Bananenproduktion ganz aus der Nähe zeigt. Mit 56 MB ist das ein gewaltiges Stück Daten, welches man sich aus dem Netz tanken muss, wer mit einem Modem arbeitet sollte vielleicht lieber darauf verzichten. Dafür ist der Film aber auch 13:10 Minuten lang. HIER geht es zum Film.

Nächstes Thema, Astrophysik. Wäre Klaus Fuhrmann mein Physiklehrer gewesen, dann hätte mir das Fach sicher auch Spaß gemacht, denn es gibt wunderbare Arten des Übermitteln von Fachwissen. Nachdem wir in fünf Teilen Werden und Vergehen unserer Sonne erfahren durften, stehen dieses Mal elementare Zusammenhänge im Mittelpunkt. Dabei wird anschaulich klar, warum auch wir, also die Menschen aus Fleisch, Blut und manchmal Geist, Teil dieses ganzen Universums sind. Zitat: "Vielleicht ist aber genau das die Faszination, den Sternhimmel zu betrachten. Vielmehr als nur die hellen Lichtpunkte wahrzunehmen, sich klar zu werden, daß unsere einstige Heimat längst erloschene Sterne sind, aus deren Innerem wir letztlich hervorgehen konnten… HIER geht es zum Artikel. - Noch drei Tage.

Noch ein Nachschlag zu der Nachricht von gestern Abend. Wie es scheint, hat Google Earth inzwischen frischere Bilder von den Kanaren. Schön, dass diese dunkle Vermutung um irgendwelche Manipulationen damit auf die Müllhalde der Spekulationen kann. - Oder der Protest der Grünen hat gewirkt.



Samstag 29.07.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1017 hPa

Durchwinken

Eigentlich sind Abstimmungen im Inselparlament eine Formsache, die Coalición Canaria hat dort eine bequeme absolute Mehrheit, man dürfte auch ohne Probleme den Anbau von karierten Maiglöckchen bestimmen, wer könnte etwas dagegen tun. Bei größeren Entscheidungen, und die sind nun auf der Tagesordnung, bemüht man sich allerdings um Konsens mit den Abgeordneten der Opposition, zu schön wäre eine einstimmige Entscheidung. Allerdings griffen nun die Abgeordneten der beiden Oppositionsparteien Partido Popular und die Sozialisten zu ihrer stärksten und gefährlichsten Waffe welche es gegen eine absolute Mehrheit gibt, die Stimmenthaltung... Es geht um den PIOLP (Plan Territorial de Ordenación de La Palma ) und den PTE (Plan Territorial Especial de Ordenación de la Actividad Turística). Der erstere soll der Raumordnungsplan für die komplette Insel werden und weil das noch viele Jahre dauern kann soll ein Spezialplan, eben der PTE, die zukünftige touristische Planung für die Insel ermöglichen. Der PTE steht kurz davor in Kraft zu treten, es fehlt noch die Unterschrift des Gobierno de Canarias, nach dem die Raumordnungsbehörde bereits unter Auflagen den Plan abgesegnet hat.

So richtig verstanden hat den PTE eigentlich niemand, ich befinde mich da in allerbester Gesellschaft, ganz grob gesagt soll dieser Plan ermöglichen das Bettenangebot auf 25.500 Einheiten zu erhöhen und die Erstellung neuer touristischer Infrastrukturen zu gestatten. - Da erscheinen die möglichen 5 Golfplätze, die 11 Hotels und mehrere Sporthäfen, kurzum alles was progressiven Köpfen einfällt, La Palma schleunigst zu einer Kopie anderer Ferienregionen zu machen. Allerdings entpuppen sich die Verfahren zur Lizenzvergabe an touristische Unternehmen aber auch in der Privatvermietung derart kompliziert, dass Vieles nur theoretisch möglich scheint, aber an der Vergabepraxis scheitern könnte. Der PTE wird von allen politischen Gruppen gewünscht, außer von den Grünen, man erwartet sich einen gewaltigen Investitionsschub von außen, wenn Investoren endlich Rechtssicherheit haben. - Zurück zu unseren wackeren Oppositionellen, die durch Stimmenthaltung so eindeutige Position bezogen haben. Die Sozialisten weisen darauf hin, dass man im Mai bereits einen erneuten Aushang des PTE gefordert hätte, den auch die Raumordnungsbehörde für Teile des Planes beschlossen hat, darum das felsenfeste Jein. - Ein Abgeordneter der Partido Popular war zumindest ehrlich und hat sich der Stimme enthalten, weil er nicht wusste um was es geht, er hat aus Zeitgründen den Plan noch nicht studieren können. - Bloß nicht im Weg stehen wenn der Fortschritt auf großen Füßen über La Palma braust, alle in Deckung!



Freitag 28.07.06 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 27,2 Grad, niedrigste Temperatur: 20,2 Grad

Tranquilo

Eines der Zauberworte auf den Kanaren, hilft prima gegen Herzinfarkt und kann in Verbindung mit dem allseits kompatiblen mañana auch schon mal eine ordentliche Zeitschleife darstellen. Wer sich darüber aufregt, der genießt dieses verbale Geschenk nicht richtig, oder aber vermutet ein sorgsam geplantes Komplöttchen hinter großzügiger Zeitauslegung. - Google-Earth, das allseits beliebte Geo-Spanner Programm, zeigt Aufnahmen von den Kanaren aus dem Jahre 2002 und keineswegs vorhandene aktuelle Bilder, die von der "NASA" und "DigitalGlobe" zur Verfügung stehen. Warum aber präsentiert uns Google vier Jahre alte Aufnahmen, da wird doch nicht irgendwer Angst davor haben, uns einen frischen Anblick auf unsere Inseln werfen zu lassen. Aber genau das unterstellen die Grünen der Kanaren nicht nur Google, sondern auch der kanarischen Provinzregierung.

Laut den Grünen greift Google auf Aufnahmen zurück, die von der Firma "Cartográfica de Canarias, S.A., Grafcan" stammen, da soll es Gespräche zwischen Google und der Firma im Jahr 2005 gegeben haben und eine Abmachung getroffen worden sein, die Bilder von "Grafcan" zu verwenden. Die hatten aber nur Bilder aus dem Jahr 2002 und so begann der Zeitsprung, eine virtuelle Rolle rückwärts und man kann nur vermuten warum. Die Grünen sehen darin Augenwischerei seitens der Provinzregierung. Die Grafcan gehört zu 80% dem Gobierno de Canarias und zu je 10% den Inselregierungen Tenerifes und Gran Canarias und nun vermuten die Grünen, man möchte die vielen Bausünden, die in den letzten Jahren unsere Inseln "infrastrukturiert" haben, nicht dem geneigten Publikum anbieten. - Das behaupten wie gesagt die Grünen, aber es ist in der Tat fragwürdig, warum wir keine frischen Bilder sehen. - Die Firma Grafcan selbst streitet das vehement ab, man habe Google längst Aufnahmen aus dem Jahr 2005 zur Verfügung gestellt und warum diese nicht im Netz seien, das müsse man Google fragen und nicht Grafcan. Bald wird auch ein Flugzeug erneut alle Kanareninseln überfliegen und Photos aus 2006 machen und man will dann von Google Garantien haben, dass man nicht mehr so tranquilo mit unserer Aktualität umgeht. Welche der Versionen näher an der Wahrheit liegt, ich weiß es nicht. - Extra, aus Gründen gewisse Dinge zu verbergen, im Komplizentum mit Google, fast schon historische Aufnahmen der Kanaren zu präsentieren, das klingt eigentlich wie eine Räuberballade und wer würde so etwas unseren geschätzten Politikern schon zutrauen. - Aus Gründen des notwendigen Seelenfriedens will ich so etwas nicht glauben. - Noch vier Tage...



Freitag 28.07.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1019 hPa

Unter Strom

Oft gescholten, mehrmals verkauft und schon wieder wird die UNELCO (Unión Eléctrica de Canarias) zum Spielball internationaler Börsenbrettspiele. Die UNELCO ist unser einziger Stromerzeuger und Lieferant auf den Kanarischen Inseln und gehört zur ENDESA, einem der größten Energieanbieter Europas. Jetzt will die deutsche E.ON mehrheitlich die ENDESA übernehmen und die Kanaren, aber auch die Balearen und Ceuta wie Melilla werden aus diesem Deal ausgeklammert. Der nationale Rat für Energieversorgung, "Consejo de Administración de la Comisión Nacional de la Energía" (CNE) hat grundsätzlich dem Verkauf zugestimmt, aber mit der Prämisse, dass E.ON auf 30% des spanischen Strommarktes verzichten muss, um keine Monopolstellung zu erlangen. - Die Kanaren gehören dann immer mit zu der ausgesonderten Randgruppe, so ist das nun mal hier in Afrika.

Bei Monopolen lächelt man hier auf den Kanaren immer ein bisschen, der Strommarkt ist zwar frei, aber bei einem Kraftwerk pro Insel und ohne Möglichkeiten sich auf alternativen Märkten mit Energie zu versorgen ist das Monopol faktische Tatsache, wer immer auch den Strom liefert und die Rechnungen verschickt. Noch ist die ENDESA nicht verkauft, aber die Vorzeichen sind klar auf eine Übernahme durch E.ON abgesteckt. Was wird dann aus den Kanaren, wer übernimmt dann die UNELCO und sorgt auch zukünftig dafür, dass unsere Lichter nicht ausgehen. Interessant wird das Ganze besonders hinsichtlich der Bemühungen um alternative Energien, peilt man doch, besonders auf La Palma, langfristig eine Primärversorgung durch einen Mix aus Sonne, Wind und Geothermie an und das kann man nur mit dem Netzbetreiber machen, der muss auch seine Marge haben dabei, sonst macht das keiner. Die "Fenosa" und "Iberdrola" sind erste Kandidaten die kanarische Stromversorgung zukünftig zu sichern, ob wir damit besser fahren, das weiß niemand. Immerhin besteht Hoffnung, die ENDESA hat sich nicht wirklich progressiv gezeigt, den Umstieg von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien zu fördern, vielleicht machen da andere ja mehr. Es bleibt jedoch der fahle Nachgeschmack, wieder mal Spielball internationaler Interessen zu bleiben. Gibst du mir Galizien, dann bekommst du die Kanaren oder so ähnlich kann es bei den Verhandlungen geheißen haben und uns hat wieder mal niemand gefragt, in welcher Farbe wir denn unseren Strom gerne hätten.



Donnerstag 27.07.06 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 48 % Luftdruck 1021 hPa
Höchsttemperatur heute: 28,4 Grad, niedrigste Temperatur: 21,4 Grad

Reichlich Geld für Ausbildung

Ein altes und grundsätzliches Problem auf dem Arbeitsmarkt sind kaum, oder schlecht ausgebildete Jugendliche, die ohne irgendwelche Vorkenntnisse auch keine Anstellung finden. Dazu hat man seitens der Inselregierung und mit Hilfe der Provinzregierung sowie des Servicio Canario de Empleo (SCE) seit Jahren bereits interessante Projekte entwickelt, in welche man auch reichlich Geld steckt. In vielen Gemeinden der Insel werden öffentliche Bauten und Einrichtungen von Jungendlichen erstellt oder saniert unter Anleitung und Aufsicht von erfahrenen Ausbildern und erhalten dabei 75% des gesetzlichen Mindestlohnes. Das Geld zur Ausbildung bietet einen ordentlichen Anreiz für die jungen Menschen und später können sie sich dann mit richtigen Papieren und eben den geschaffenen Kenntnissen deutlich besser auf dem Arbeitsmarkt anbieten.

Die Maßnahmen laufen unter den Bezeichnungen "escuelas taller" und "talleres de empleo" und haben meist eine Laufzeit von mehreren Monaten bis zu einem Jahr. Für die Gemeinden ist solch ein finanziertes Arbeitskommando eine willkommene Angelegenheit, schlägt man doch dabei zwei Wespen mit einer Klappe. Einmal bekommt man ein paar jugendliche Arbeitslose von der Straße und darüber hinaus noch die eine oder andere Infrastruktur erstellt oder renoviert. So ist es verständlich, dass alle Gemeinden der Insel auch für nächstes Jahr wieder solche Projekte beantragt haben, es ist aber nicht genug Geld da, alle Wünsche zu befriedigen. Von 14 eingereichten Vorhaben können nur 9 verwirklicht werden, das gibt Ausbildung für etwa 300 Jugendliche und kostet die Provinzregierung 1,3 Millionen Euro. Nicht auszuschließen ist ein Nachschlag und eine Beteiligung der Inselregierung, so dass es noch Hoffnung für die 5 nicht berücksichtigten Projekte gibt. Wir befinden uns in der Warmlaufphase des Wahlkampfes und da kommt Geld für die Ausbildung Jugendlicher auch in der Wählergunst nie verkehrt. - Aber auch mal ganz ohne Polemik, besser als für die Ausbildung Jugendlicher kann man öffentliche Gelder, die sowieso für den Arbeitsmarkt bestimmt sind gar nicht anlegen. Für ein Chapeau reicht das noch nicht, aber es ist eine sehr positive Einrichtung der Provinzregierung. - Noch fünf Tage...



Donnerstag 27.07.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 56 % Luftdruck 1020 hPa

Die 13 von Fuencaliente

Zeigefinger wieder einrollen, es handelt sich dabei um eine feste Bezeichnung, "Los 13 de Fuencaliente" und weil aber keiner wirklich aus Fuencaliente war, kann es nicht "aus" Fuencaliente heißen sondern nur "von". - Der Bürgerkrieg und damit die Franco Gräuel holen uns wieder ein. Gestern entdeckten Angehörige der "13 von Fuencaliente" ein Gemeinschaftsgrab, in dem man die Überreste der Hingerichteten vermutet, die im Januar 1937 im Wald oberhalb von Fuencaliente erschossen wurden. "Los 13 de Fuencaliente" gehören genau so wie "Los Alzados" zu einem sehr unrühmlichen Teil der Geschichte dieser Insel, welches man erst mit großem zeitlichen Abstand wirklich antasten will. Es bedeutet nämlich auch, wieder alte Wunden aufzureißen und immer wenn es um Opfer geht, dann geht es auch um Täter und sowohl die Angehörigen der Opfer, wie auch die der Täter sind mitten unter uns. Das erklärt vielleicht ein bisschen den späten Zeitraum des Fundes, mit mehr Elan hätte man das Grab schon viel früher finden können, aber das wollte man eigentlich gar nicht.

Oft wird die Franco Ära mit der Hitler Diktatur verglichen und man fordert die berühmte lückenlose Aufklärung und vergisst dabei wichtige Unterschiede. Spanien hat keinen Krieg verloren, nach dem Besatzungsmächte dann das Volk in Opfer und Täter einteilten. Spanien ist freiwillig und ohne Blutvergießen aus der Diktatur in eine Demokratie gewechselt und das ist nur möglich, wenn man die Täter mit in diesen Wechsel einspannt. Das ist weder feige noch blind, es war aber sicher ungerecht und dennoch, es war die einzige Möglichkeit ohne erneuten Bürgerkrieg die Franco Zeit hinter sich zu lassen. - Militär, Guardia Civil und die große nutznießende Oberschicht hätten nicht tatenlos zugesehen, wenn sie sofort nach der Demokratisierung mit Anklagen und Verhaftungen überschüttet worden wären. Nur wenn die Täter, Mitläufer, Günstlinge und deren Angehörige auch einen Platz in der neuen Gesellschaft finden, kann es diese überhaupt erst geben. - Wenn man so will, dann ist die Demokratisierung Spaniens ein großes gesellschaftliches Experiment, in dem man aus pragmatischen Gründen auf das Auge um Auge Prinzip verzichtet hat. - Bislang gibt die Geschichte diesem Versuch Recht, auch Dank der vielen Opfer, die sowohl auf ihre Rache und wohl auch auf ihr Recht verzichtet haben.

Zurück nach Fuencaliente. Die Angehörigen selbst haben zu Hacke und Schaufel gegriffen und dort, wo man das Grab vermutete, auch schnell die Überreste von bislang 3 Menschen gefunden. In der Gemeinde wusste man zunächst gar nichts davon, dass man sich da ans Graben gemacht hat, man entsandte aber sofort Angestellte der Gemeinde um die dort Grabenden zu unterstützen. Als es klar war, dass man wohl das Gemeinschaftsgrab der "13 de Fuencaliente" vor sich hatte rief man auch die Justiz hinzu und ab jetzt beschäftigen sich die öffentlichen Behörden, Staatsanwalt, Richter und Pathologen weiter mit den Ausgrabungen. Man kann natürlich noch nicht mit Sicherheit sagen, dass es sich um die 13 Erschossenen aus dem Bürgerkrieg handelt und so muss, wie bei allen Leichenfunden, die Staatsanwaltschaft ermitteln. Für einige der Angehörigen ist es eine große Genugtuung wenn ihre Väter oder Großväter nun gefunden sind und in einem richtigen Grab auf dem Friedhof beigesetzt werden können. - Wer Zeit hat, spanisch kann und sich mit der Franco Zeit auf La Palma beschäftigen will, der holt sich das Buch von Alfredo Mederos: "República y represión franquista en La Palma".



Mittwoch 26.07.06 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute: 27,4 Grad, niedrigste Temperatur: 21,8 Grad

¡Este es el soplete, no se vayan, volvemos en seguida!

Freie und unabhängige Presse, was für nette Worte. Auf La Palma gibt es nur zwei Wege, sich wirklich unabhängig zu informieren. - (Meine Kolumnen sind auch nicht unabhängig, ich hänge sehr an mir). Da ist einmal die Zeitschrift "La Voz de La Palma", die vierzehntägig erscheint und den Politikern der Insel jedes Mal wenig wohligen Schauer bereitet. In gut informierten ovalen Kreisen spricht man immer davon, je mehr Klagen es gegen ein Pressemedium gibt, um so unabhängiger ist diese Zeitung oder Radio. "La Voz de La Palma" kann ein Liedchen davon singen, palmerische Inselpolitiker haben nicht alle Humor. - Das andere unabhängige Presseorgan dieser Insel ist "Radio Sol" (88 FM) und hat in den letzten Monaten mit seinem frechen Programm "El Soplete" reichlich neue Zuhörer gefunden, aber auch für jede Menge Aufregung gesorgt, es passt halt vielen nicht, wenn gewisse Dinge unzensiert berichtet werden.

Wochentags von 10:00 bis 12:30 Uhr moderieren Tomás und Emilio ein frisches Programm, in welchem jeder anrufen und seine Meinung eigentlich ungeschminkt in den Äther brüllen kann. Dazu geben Tomás und Emilio auch noch in "vox popoli" ihren Senf dazu und heraus kommt ein erfrischendes Konglomerat aus Stammtischgesprächen und täglichen Vorurteilen sowie Missverständnissen, das ganz normale Leben eben. In letzter Zeit brummelt es aber, man will der freien Radiostimme an den Kragen, zu viele Würden und Meinungsträger fühlen sich auf den Fuß getreten. Gerüchte machen die Runde, man will Ihnen die Frequenz nehmen, der Sender würde gestört und, ohne Namen zu nennen, geht das auch alles auf Sendung. - Nun kommt eine Überraschung aus anderer Richtung, in "El Día" erscheint heute ein kleiner Artikel, dass Radio Sol an eine Firma verkauft sei, welche dem Dunstkreis des möglichen Großinvestors für Puerto de Tazacorte "Inversiones Cock" angehört. Schock, schwere Not, die freie Stimme einer freien Insel in den Händen eines Großinvestors, da sträuben sich einem doch glatt die Globalisierungshaare. "El Soplete" selbst war auch überrascht und Carlos Camacho, der wirkliche Eigentümer des Senders meldete sich selbst telefonisch, um die Sache aufzuklären. - Noch ist nichts verkauft, aber man steht in Verhandlungen mit einem Partner, der bislang nur einen Fernsehkanal betreibt aber kein Radio. Namen wollte er nicht nennen, aber er hat uns versprochen, dass "El Soplete" bleiben darf und zwar so wie es ist. - Ich bin gespannt, jetzt gehen die erst Mal in Urlaub und dann werden wir hören, ob man zukünftig die Meinung anderer vertreten muss, oder weiter seine eigene sagen darf. ¡Este es el soplete, no se vayan, volvemos en seguida! - Das hier ist "El Soplete" gehen Sie nicht fort, wir kommen gleich wieder! - Heißt es immer so schön in dem Programm, wenn mal für Werbung unterbrochen wird. - Dem Wunsch kann ich mich nur anschließen. ¡Ánimo El Soplete! - Noch sechs Tage...



Mittwoch 26.07.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1018 hPa

492.952 Ausländer sind verschollen

Es ist ein ewiges Kommen und Gehen. Fast eine halbe Million Ausländer sind zwar in einer spanischen Gemeinde gemeldet, wohnen aber gar nicht dort, sind entweder bereits wieder weggezogen oder haben nie dort gelebt, sondern sich aus irgendwelchen Gründen anmelden lassen. Wie kommt das nationale statistische Institut auf diese Zahlen? Bei diesen "Desaparecidos" handelt es sich um Ausländer, die in den letzten zwei Jahren keine erkennbare Aktivität gezeigt haben und von denen man deshalb annimmt, dass diese gar nicht mehr in Spanien wohnen. Eigentlich obliegt es den Gemeinden ihre Einwohnerzahlen in Ordnung zu halten, aber da genau liegt das Problem und den immer differierenden Zahlen, wie viele Menschen denn wirklich hier wohnen. Die Gemeinden melden ungern Einwohner ab, bedeutet doch jeder Kopf oder Schopf bares Geld für die ewig geplagten Gemeindekassen. Immer, wenn das nationale statistische Institut "INE" solche Zahlen veröffentlicht, geht gleichzeitig eine öffentliche Aufforderung an die Gemeinden los, doch noch mal ordentlich nach zu zählen, wie viele Seelen denn wirklich dort ihre Heimstatt haben.

Diese schrägen Zahlenspiele geben aber auch immer wieder Anlass dem Schreckgespenst der Überfremdung neue Nahrung zu bieten. So kann man die Zahl 650.000 neue Immigranten im Jahr 2005 für ganz Spanien als Argumentationshilfe für reinheitsbesorgte Nationalisten nehmen, zieht man aber die 493.000 "Verschwundenen" davon wieder ab, dann bleibt ein lächerlicher Nettowert von 157.000 Ausländern mehr in ganz Spanien. - Und das bei 44,39 Millionen Einwohnern. Dabei sind diese offiziellen Zahlen eigentlich Schall und Rauch, man schätzt, dass weit über zwei Million Menschen in Spanien ohne Papiere ihr Dasein fristen, die passen in keine Statistik und lassen sich auch nur widerwillig zählen. So sind diese Zahlenspiele zwischen den Statistikern und den, gerne aufgeblähten Gemeinden auch nicht besonders aussagekräftig, können allenfalls einen Trend aufzeigen und der sagt aus, auch in Spanien steigt der Zustrom an legalen Immigranten nicht mehr so stark an, wie in den letzten Jahren. Interessant ist noch die Herkunft der offiziellen Ausländer in Spanien, da sieht die Statistik die Marokkaner ganz vorne, gefolgt von den Equadorianern und Rumänen. Die Deutschen spielen in der Gesamtstatistik Spaniens nur eine untergeordnete Rolle, bei 3,8 Millionen Ausländern werden nur 150.000 Deutsche gemeldet und manchmal habe ich das Gefühl, die wohnen alle hier auf La Palma...



Dienstag 25.07.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 29 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 61 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute: 30,3 Grad, niedrigste Temperatur: 24,3 Grad

Anklage gegen Unbekannt, mysteriöser Sockenräuber geht um

Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie jemanden anzeigen müssen, Probleme regelt man im Bayrischen Wald und in El Paso sowieso anders. Nun ist es aber an der Zeit, einem skandalösen Treiben ein Ende zu setzen, hier werden am helllichten Tag und ohne Scham Socken gestohlen. - Nachdem ich nun, fast schon spielerisch mit der Waschmaschine umgehen kann und das Leben damit plötzlich ungeahnte Geruchswelten für mich bereit hält, trifft mich solch ein perfides Verhalten ins Innerste meiner seelischen Verfassung. - Anfangs dachte ich noch, mit ein bisschen Spürsinn oder Geruchssinn könnte ich selbst der dreisten Diebesbande auf die Spur kommen, aber ich muss zu meiner Schande gestehen, diese internationale Mafia ist eine Nummer zu groß für mich. Dazu kommt noch eine grausame Erfahrung, man verdächtigt viel zu schnell völlig harmlose Zeitgenossen, das kann ich als antiklerikaler Christ natürlich nicht mit meinem anpassungsfähigen Gewissen vereinbaren. Erst hatte ich Antonio, meinen einbeinigen Nachbarn auf der Verdachtsliste, da stand schon eine ziemlich lückenlose Indizienkette bereit, es fehlt nämlich immer nur eine Socke von einem Pärchen. - Wer, außer Einbeinigen könnte denn etwas mit nur einer Socke anfangen? Allerdings hielt die Beweiskette nicht lange, Antonio hat nur ein rechtes Bein und mir fehlen nachweislich auch linke Socken und das tut mir persönlich noch mehr weh. Darüber hinaus trägt Antonio überhaupt keine Socken, wie konnte ich dir nur misstrauen, Entschuldige bitte Antonio.

Jetzt kommt es aber noch schlimmer und dafür schäme ich mich gewaltig, zuletzt hatte ich Margarita, Antonios Hündin in Verdacht und schließlich sogar Paul. - So weit sinkt man in schweren Zeiten, man verdächtigt sogar Freunde, aber angesichts der tiefen Verunsicherung, welche diese verabscheuungswürdigen Straftäter bei mir hinterlassen haben, wankt mein Urteilungsvermögen. Bislang sind weder Bekennerschreiben noch Lösegeldforderungen bei mir eingegangen, die Sonderkommissionen der Guardia Civil und Policía Nacionál tappen im Dunkeln, erste verdeckte Einsätze unter dem Decknamen "Fuerte Olor" haben keine Ergebnisse gebracht. Nun geht die Sache weiter an Interpol, es ist sehr schnell klar geworden, dass es sich um einen internationalen Sockenschlepperring handeln muss, Interpol hat ähnliche Verbrechen auch in anderen Teilen der Welt konstatieren müssen. Airports und Häfen sind nun abgeriegelt, die GSG9 und die GZSZ haben sich südlich von Sockenburg eingegraben und würden ihr letztes Hemd für die Socke geben. Warum gerade Spürhunde hier den besten Erfolg verheißen, lasse ich mir ein anderes Mal erklären. - Aus im Allgemeinen gut besockten Kreisen verlautet sogar ein Gerücht, dass man in den Vereinigten Staaten von Amerika der Sache schon näher auf die Spur gekommen ist, man hat einige Regionen der Welt energischer ins Auge gefasst und bezeichnet diese Länder nun als die Socke des Bösen. - Sind meine Socken nun Kolatteralsocken, gefallen im Kampf gegen das Böse? Das würde ja postum meine Fußkleider noch zu Helden machen, allerdings rate ich davon ab, jemandem die Sache unter die Nase zu reiben. - Nach Diktat telefoniert. -

Ich darf mich bei Ihnen allen entschuldigen, ein Anruf bei meiner Frau hat die Sachlage erklärt. Per Fernschreiben und Kurieren werden nun weltweit die Maßnahmen gegen die Sockenräuber eingestellt, die Flugzeugträger der US-Navy kehren bereits wieder zu ihren Stützpunkten zurück. Es handelt sich um einen weltweiten Irrtum, der für Männer nur schwer verständlich ist, weil wir die psychologischen und peristaltischen Bedürfnisse von Waschmaschinen nicht verstehen. Diese, meist im traditionellem Weiß gehaltenen Rumpelkisten, fressen Socken! Das hat was mit der ausgewogenen Ernährung zu tun, die brauchen nicht nur Strom, Wasser, Seife und Weichspüler, die brauchen auch noch Socken, sonst leiden sie an Mangelerscheinungen, fangen an zu rumpeln und irgendwann kommt dann der Calgonit Onkel und nimmt die Waschmaschine mit. Durch gut dosierte Sockengaben kann man so etwas verhindern. Warum sagst du mir das nicht früher holde Frau, die meisten Kriege auf dieser Welt sind durch Missverständnisse entstanden und das alles wegen ein paar Socken? - Nur noch sieben Tage und wie man liest, wird es auch Zeit...


einsame Gesellen



Dienstag 25.07.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 41 % Luftdruck 1021 hPa

Wir sind alle Lügner

Völlig überraschend äußert sich Antonio Castro Cordobez in einem Zeitungsinterview in "La Opinion" zur Autobahn quer durch das Aridanetal. - Allerdings weiß ich nicht wann dieses Interview entstanden ist und ob es ganz frischen Ursprungs ist. - Antonio Castro Cordobez ist Rat für Infrastruktur, Wohnungsbau und Verkehr im Provinzparlament und darüber hinaus auch noch Präsident der Coalición Canaria auf seiner Heimatinsel La Palma. In dem Interview lässt er keine Zweifel daran, ohne Kompromisse an dem Verkehrswegeplan für La Palma fest zu halten und damit auch an der Autobahn durch das Aridanetal. Allerdings vergisst er dabei, dass es überhaupt keinen gültigen Verkehrswegeplan für diese Insel gibt. Immerhin, wenn das ein frisches Interview war, dann sind die Positionen nun klar, die Coalición Canaria will an der Autobahn festhalten. Allerdings ist der Zeitpunkt dieser Aussage ungewöhnlich, Parteigenossen auf lokaler und Inselebene haben sich sehr viel behutsamer verhalten und es bleibt abzuwarten, ob das denn nun die Stimme des Herren war die da sprach: "Dank der institutionellen Verantwortung die ich habe, werde ich es nicht zulassen, dass die Zukunft La Palmas durch einige Gruppierungen gefährdet wird, die echte Dummheiten gegen diese Straße gesagt haben." - "desde la responsabilidad institucional que tengo no voy a permitir que La Palma perjudique su futuro por estos grupos, que han dicho verdaderos disparates en contra de esta vía".

Meiner Dummheit schäme ich mich nicht und auch nicht meiner Angst, was solch ein Mammutprojekt dieser Insel und besonders der Region Aridanetal antun könnte. Eigentlich zynisch gibt uns Antonio Castro zu wissen, dass wir uns alle irren, es sein nämlich gar keine Autobahn, sondern eine Schnellstraße mit Überholspuren und auf keinen Fall ein Mammutprojekt, hier als macroinfraestructura, betitelt. Ich kann Zynismus überhaupt nicht leiden, (ganz im Gegensatz zu Satire) hat man uns doch so mal erklärt, dass es sich bei toter Zivilbevölkerung lediglich um Kollateralschäden handelt und wenn diese dann auch noch die Ehre hatten unter "friendly fire" zu sterben, dann kann man nur gratulieren. So, nun wissen wir, dass alle die gegen die Autobahn sind lügen und von den Notwendigkeiten keine Ahnung haben, welche diese Insel braucht um die für zukünftigen Anforderungen gewappnet zu sein. Er spricht auch noch die enormen Möglichkeiten an, welche sich El Paso bieten durch die Schnellstraße, das kann ich allerdings nicht erkennen, wer den Durchgangsverkehr gänzlich aus der Stadt entfernt, der nimmt den Gewerbebetrieben, die sich in der Einkaufsstadt El Paso über die Jahre angesiedelt haben, die Kunden ganz einfach weg. - Es ist keine Frage, dass wir unsere Verkehrswege stetig verbessern müssen und an vielen Teilstücken der bereits vorhandenen LP2 kann man weitere Überholspuren einrichten, aber eine völlig neue Trasse durch das Aridanetal, mit den bereits so häufig beschriebenen katastrophalen Konsequenzen für die Natur und das soziale Umfeld, ist schlichtweg Blödsinn. - Aber wir lügen ja alle, es wird keine Autobahn auf La Palma geben, sondern nur eine Straße mit Überholmöglichkeiten, allerdings in den Ausmaßen einer Autobahn, das ist alles nur eine Sache der Definition. Erinnern Sie sich noch an das Missverständnis mit Steuern und Abgaben, das haben auch alle Deutschen seinerzeit falsch interpretiert. - Mal sehen, ob wenigstens wir im Mai 2007 (Kommunalwahlen) daraus auch Konsequenzen ziehen.



Montag 24.07.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 30 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 60 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute: 30,9 Grad, niedrigste Temperatur: 25,0 Grad

Augenzeuge

Langsam weicht ein scheinbarer Widerspruch auf, der da viele Jahrzehnte behauptet hat, Ökonomie und Ökologie schließen einander aus und es gibt nur ein entweder - oder. Vielfach ist es bereits bewiesen, dass das nicht stimmen muss und mache haben bereits auch begriffen, dass es in einer gar nicht so fernen Zukunft keine Ökonomie mehr geben wird, wenn man die Ökologie nicht mindestens auf gleiche Augenhöhe stellt. Allerdings fällt es oft schwer die Auswirkungen unseres Tuns abzuschätzen, die Komplexität der natürlichen Abläufe lassen uns oft mehr ahnen als wissen und darüber hinaus ist es extrem schwierig an nicht gefärbte Informationen zu gelangen. Wir müssen aber etwas tun, Hände in den Schoß und wer nichts tut der macht auch keine Fehler ergeben seltenst ein gefülltes Futterschälchen. Wie schön, dass man da endlich mal mit einem echten Augenzeugen plaudern kann, über eine ökonomische Hoffnung dieser Insel, die schnell auch wieder in Frage gestellt wurde, eben aus ökologischer Sichtweise.

Es geht um die Fischfarmen vor Puerto de Tazacorte und der Augenzeuge ist Arnaudis Dominguez Cabrera, Berufstaucher und Kenner der gesamten spanischen Mittelmeerküste und auch der Gewässer der Kanarischen Inseln. Arnaudis arbeitet für die Firma "Corelsa" in La Coruña, Spaniens einzige Firma welche die Schwimmkäfige für Fischfarmen herstellt und auch installiert. Anfänglich gefiel Arnaudis seine Arbeit nicht besonders, für einen Menschen der als Berufstaucher sehr eng mit dem Meer und seinen Lebewesen verbunden ist, war es keine besonders lockende Tätigkeit, Betonblocks auf den Meeresboden zu versenken und Netze daran zu installieren. - Das änderte sich im Laufe der Zeit aber, er sieht alle seine installierten Schwimmkäfige mehrmals, es reicht nicht diese einmal zu befestigen, die müssen auch immer wieder gewartet werden. Die Wenigsten wissen, was da in 50 oder gar noch mehr Metern Tiefe vor sich geht und wie aus einer anfänglichen Wüste und ein paar Betonblocks in relativ kurzer Zeit ein neuer Lebensraum für eine Vielzahl an Meeresbewohnern entsteht, die von den darüber befindlichen Schwimmkäfigen profitieren.

Erst kommen die Nutznießer der nach unten fallenden Nahrung welche die Doraden oder Lubinen aus den Käfigen nicht erwischen und bald darauf die Jäger der anderen und heute zählt der Meeresboden in der Umgebung der Fischfarmen von Tazacorte, neben der marinen Reserve im Süden der Insel, zu den fischreichsten Zonen La Palmas. Meine Einwände und Halbkenntnisse über zweifelhafte Methoden bei der Lachszucht in manchen Fjorden und dem Einsatz von pharmazeutischen Produkten lächelt Arnaudis wissen weg. Das ist hier der Atlantik und kein Fjord mit mangelhaftem Wasseraustausch, die Strömungen sorgen für permanent frisches Wasser und warum sollte man den Fischen prophylaktisch teure Medikamente verabreichen, das ergibt hier keinen Sinn. Selbst die, immer zuerst skeptischen Fischer profitieren davon und fischen jetzt immer häufiger in der Nähe der Schwimmkäfige, da gibt es am meisten zu holen. Für die Zukunft wollen die Fischer ja auch zu Fischwirten werden, bislang sind sie ja noch Jäger und haben nun bereits auch die Lizenz beantragt Schwimmkäfige aufstellen zu dürfen. Ich habe Arnaudis befragt, ob er denn ökologische Bedenken aus seiner Sicht der Dinge erkennen kann, wenn es immer mehr Fischfarmen vor La Palma gibt. - Man könnte noch sehr viel mehr Schwimmkäfige dort bauen ohne irgend einen negativen Effekt, gerade die Lage der Westküste mit seinen Strömungen und dem steil in den Atlantik abfallenden Küsten ist ideal für die Fischzucht. Einziges Problem welches er sieht, ist das massenhafte Entkommen der Fische bei rauer See, wenn die Netze der Schwimmkäfige irgendwann den Gewalten des Atlantik nicht mehr standhalten und zu Tausenden entkommene Doraden die Küste von Tazacorte besiedeln. Da muss man weiter am Material arbeiten und zukünftig will man vermehrt dazu übergehen, Fische in Käfigen zu ziehen, die auch natürlich in der Umgebung vorkommen. Die vielen entkommenen Doraden haben aber auch wieder dazu geführt, dass nicht nur die Hobbyangler zu ihrem einseitigen Vergnügen kommen, es hat sich auch schon bei den Thunfischen und Barracudas herum gesprochen, dass man vor Tazacorte wieder etwas zu beißen bekommt und sich ein Besuch lohnt. Das war der Bericht eines Augenzeuges, der die Veränderung unserer Küste und die Auswirkungen der Fischzucht hier auf La Palma besser kennt als sonst jemand, was hätte ich da noch hinzuzufügen. - Noch acht Tage...


Arnaudis Dominguez Cabrera



Montag 24.07.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 53 % Luftdruck 1019 hPa

Der Flüchtlingsstrom reißt nicht ab

Die Bemühungen seitens der EU, gemeinsam gegen die illegale Immigration nach Europa vorzugehen, fruchtet bislang eher nicht. - Es kommen immer noch täglich "Cayucos", vorwiegend aus dem Senegal auf die Kanaren, meist landen diese auf Tenerife, Gran Canaria und La Gomera. La Palma ist auf Grund seiner Lage nicht auf dem Programm der Schleuserbanden, wir liegen zu weit im Nordwesten der Kanaren. Insgesamt spricht man von 12.000 schwarzafrikanischen Flüchtlingen, welche in den ersten sechs Monaten dieses Jahres über die Kanaren nach Europa wollten, mehr als doppelt so viele als im gesamten Jahr zuvor. Das ist eine Folge der Versieglung der andalusischen Küste, es gelingt kaum noch jemandem von Marokko aus über die Straße von Gibraltar zu kommen, bereits auf marokkanischer Seite werden die Immigranten aufgegriffen, was dann mit den gescheiterten Flüchtlingen passiert, das entzieht sich meist der Öffentlichkeit. Aber auch Malta und Italien sind "dichter" als je zuvor, so verlagern die Schleusermafias ihr Geschäft hauptsächlich auf die Kanarischen Inseln. Weiterer Grund dafür ist auch die Praxis der spanischen Behörden, kein Boot mit Flüchtlingen wieder zurück zu schicken, auch wenn diese noch nicht in spanischen Gewässern sind. Das regeln andere Länder deutlich härter, man weiß von Fällen, dass im Mittelmeer voll gestopfte Boote mit Flüchtlingen zwangsweise wieder vor die afrikanische Küste geschleppt wurden, ohne das weitere Schicksal dieser Menschen zu beachten.

Zu diesen harten Methoden wird es hier nicht kommen, auch wenn langsam Enttäuschung darüber einsetzt, wie wenig die Mittel zu greifen scheinen, die man gegen die illegale Immigration seitens der EU einsetzt. Da muss man aber auch Geduld haben, ein völliges Abriegeln der gesamten westafrikanischen Küste ist unmöglich. Das wird nur punktuell möglich sein und Schiffe der EU Länder werden auch vor einschlägigen Häfen der Küste patrouillieren, aber da gibt es großen Verhandlungsbedarf mit den Ländern aus denen die Flüchtlinge kommen, man kann nicht einfach als Fremdnation vor einem Hafen herumschippern und Boote kontrollieren, das muss alles mit den lokalen Behörden abgestimmt sein. Aber es gibt auch Fortschritte zu berichten, man hat inzwischen fast alle Länder so weit, zumindest gibt es die Willensbekundungen, die Flüchtlinge welche von dort in See gestochen sind auch wieder zurück zu nehmen. Das klappt aber oft nur auf dem Papier, schickt man die Immigranten nicht sofort wieder zurück, dann dürfen sie erst mal in Spanien bleiben und man kann diese dann nur sehr umständlich und in einem langwierigen Prozess wieder außer Landes schicken. Damit hat aber die Schleppermafia bereits gewonnen, die Flüchtlinge können dann auf dem Schwarzmarkt arbeiten gehen und so ihre Schulden gegenüber den Menschenhändlern abarbeiten. - Es gibt erhöhten Reiseverkehr europäischer Diplomaten in die westafrikanischen Länder und auch der König reist nun nach Marokko und der Präsident der kanarischen Parlamentes, Adán Martín, fliegt in den Senegal. Jetzt ist es auch gelungen einen der Schleuserkönige im Senegal dingfest zu machen, Modou Seck, wurde endlich festgenommen, nachdem er lange Zeit und sehr öffentlich, wohl auch unter Duldung einiger Behörden Flüchtlingsboote von Saint-Louis aus in Richtung Kanaren verschickt hat. Ob das mit dem kommenden Besuch unseres Präsidenten des Provinzparlaments zusammenhängt, dass darf man einfach mal dahingestellt lassen.



Sonntag 23.07.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 30 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 60 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute: 30,9 Grad, niedrigste Temperatur: 25,8 Grad

Und es hat doch gezuckt

Das Azorenhoch meine ich. Jetzt sitzen wir genau zwischen zwei Hochdruckgebieten, östlich von uns dreht das Maghrebhoch seine Kreise und westlich von uns das Azorenhoch. Genau über den Kanaren treffen sich beide Luftströmungen, die kühle und feucht Atlantikluft aus Nordosten und die warme und trockene Luft aus Südosten. Eigentlich sollte das kein Problem sein, die trockene und warme Luft legt sich über die kühlere und feuchte Luft welche uns der Nordostpassat bringt, aber das abrupte Landschaftsrelief der Insel sorgt auch hier wieder für Unruhe. Da wird man in echte Wechselbäder geschickt, mal erwischt einen ein kühler Windhauch und im nächsten Moment bläst einem wieder knisternd trockene und heiße Luft um die Ohren. Je höher man auf der Insel kommt um so wärmer ist es jetzt, unten am Atlantik ist es deutlich frischer.

Immerhin hat der heutige Tag endlich eine neue Höchstmarke bei der Temperatur gesetzt, bislang war der wärmste Tag des Jahres immer noch der 1. April mit seinen 30,2 Grad. Jetzt sind es 30,8 Grad, aber bemerkenswerter ist eigentlich die Tiefsttemperatur mit immerhin noch 25,8 Grad. Das fing gestern Abend um vielleicht halb acht an, ich saß lecker Albacora (heller Thunfisch) essen bei Kiko, da säuselten die ersten warmen und trockenen Winde heran. Bis ich, einige Tropical später Zuhause angekommen war, stieg die Temperatur, obwohl nun dunkel, innerhalb von zwei Stunden um 5 Grad. - Manche sprechen bei solch einem Wetter bereits von Calima, aber dem ist nicht so, die vorherrschende Windrichtung ist und bleibt Nordost und für Calima brauchen wir südliche Windrichtungen mit einem Einschlag aus Ost. Allerdings ist Calima kein geschützter Begriff und so darf jeder sagen was er will. Oft wird bereits diesiges Wetter mit Temperaturen um die dreißig Grad als Calima bezeichnet, aber es fehlen eigentlich entscheidende Faktoren. Wind aus Südost und Staub aus der Sahara der den Weitblick extrem einschränkt und Luftfeuchtigkeitswerte welche um die 10% liegen. Kommt echter Calima, dann kann man von unserem Standpunkt aus nicht mehr den Birigoyo sehen oder das Massiv der Caldera und die sind heute klar zu erkennen. Dazu ist die Luftfeuchte bereits wieder auf 60% gestiegen, also allerhöchstens ein Calimchen, wenn alles immer einen Namen haben muss. - Übrigens war heute der erste Tag, an dem es hier auf La Palma wärmer war als bei meinen Reisefrauen, die in Norddeutschland rumturnen. - Noch neun Tage...



Sonntag 23.07.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 36 % Luftdruck 1023 hPa

70 Jahre "Rote Woche"

Vielleicht ist es ja nur eine geschichtliche Randnotiz, aber La Palma war eine Woche länger unter republikanischer Regierung als die anderen Inseln des Archipels. Die Tage zwischen dem 18. und 25. Juli 1936 nennt man die "Semana Roja", so lange konnten sich die Republikaner gegen die Übernahme der Regierungsgeschäfte durch die Falangisten wehren. Guardia Civil und das, auf La Palma spärlich vorhandene Militär wurden von den republikanischen "Guardia de Asalto", vielen Freiwilligen und auch der Inselregierung daran gehindert ihre Kasernen zu verlassen. Die aus Tenerife befohlene Übernahme aller Rathäuser der Insel durch Militär und Polizeikräfte konnte so nicht stattfinden. Allerdings gab es auch keine klaren Befehle für solch einen Fall, auf den anderen Inseln hatte man das Militär und die Guardia Civil nicht wirklich daran gehindert oder hindern können, die Rathäuser zu übernehmen. In diesem Moment zögerten sowohl der Leutnant der Guardia Civil wie auch der Kommandant der Militäreinheit auf La Palma sich mit Waffengewalt durchzusetzen, beide wurden später dafür aus ihren Ämtern entfernt.

Auf der Seite der Republikaner, zusammengesetzt aus Gruppen Linker aber auch des Zentrums begann eine aufreibende Woche der Verhandlungen. Es gab genügend rebellische Bewaffnete, die für einen Kampf waren, gegen die nun zu erwartenden Verstärkungen aus Tenerife oder Gran Canaria. Es setzten sich aber die gemäßigten Kräfte durch, viel zu aussichtslos erschien eine bewaffnete Revolte gegen das Franco-Regime. Am 25. Juli war es dann soweit, aus Gran Canaria kommend tauchte das Kriegsschiff "Canalejas" mit Truppen an Bord auf und legte ohne Widerstand im Hafen von Santa Cruz an. Binnen einer halben Stunde hätten sich die Räte der Stadt an Bord zu melden, sonst würde man das Feuer auf Santa Cruz eröffnen, war der unmissverständliche Befehl des Kommandanten Fernando Meléndez Bojart. - Es gab aber nur noch wenige Offizielle der "Frente Popular" die irgend etwas hätten verhandeln können, auch der Offizier der "Guardia de Asalto" Cándido Onzáin Molinero ergab sich angesichts der Übermacht der Guardia Civil. Viele, besonders die Linken welche der republikanischen Frente Popular angehörten flüchteten in die Berge, manche wollten dort organisiert Widerstand leisten, andere einfach nur ihre Haut retten. Ohne ein einziges Opfer zu fordern übernahmen die Franco Truppen nach und nach alle Gemeinden der Insel und ersetzen die örtlichen gewählten Volksvertreter durch Militär. So endete die "Rote Woche" auf La Palma, ohne dass ein Schuss abgegeben wurde, diese Vernunft brachte aber in den späteren Jahren der Franco-Diktatur auch kein Pardon für Linke und Republikaner. Die genauen Opferzahlen während der Franco Ära auf La Palma weiß keiner exakt, die meisten verschwanden einfach, wurden weg gebracht aus La Palma und zum Teil über ganz Europa verstreut. - Alfredo Mederos bemüht sich da als Historiker und hat in einem Buch versucht den Weg der "Desaparecidos" (Verschwundene) nachzuzeichnen, aber auch ihm gelingt es nicht, alle Opfer der Franco Diktatur auf La Palma aufzulisten. Von den geflüchteten Linken hielt sich eine Gruppe am allerlängsten versteckt, die berühmten "Alzados", welche sich in der Caldera jahrelang vor den Militärs verbergen konnten, aber auch diese Gruppe wurde aufgerieben, man munkelt durch Verrat.



Samstag 22.07.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 29 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 57 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute: 29,3 Grad, niedrigste Temperatur: 20,2 Grad

La Palma wird eine Badeinsel

Eine kleine Übertreibung in der Überschrift und schon hat man einen guten Anfang... Wenn alles klappt, dann hat La Palma im Jahr 2010, oder vielleicht ein Sandkörnchen später, 850 Meter Strand mehr. Genau in der Hauptstadt Santa Cruz wird das sein, gegenüber den historischen Gebäuden an der Uferpromenade, teilweise dort, wo heute die Autos parken. Die Fahrzeuge sollen ja dann in die Tiefgarage unter der Avenida del Puente, die wohl Anfang nächsten Jahres fertig ist. Costas, nicht der singend Grieche sondern die Küstenbehörde hat nun der Firma KV Consultores den Auftrag erteilt, den technischen Plan für das Projekt zu erarbeiten. KV Consultores hat als Planungsbüro bereits für viele öffentliche Baumaßnahmen Pate gestanden und ist besonders auf maritime Vorhaben spezialisiert. Als instabile Vorgabe steht ein Investitionsvolumen von 32 Millionen Euro an, eine Summe, welche aber erst einen Platz im Haushalt des Gobierno de Canarias finden muss. - Ich hätte da einen einfachen Vorschlag, die nehmen das Geld von der Autobahn, dann bleiben immer noch 54 Millionen übrig, dafür bekommen wir ein geothermisches Kraftwerk und zeigen den Scheichs die lange Nase. - Mein Gott, was bin ich heute wieder naiv...

Es ist also noch gar nicht sicher, dass dieser Strand gebaut wird, aber seitens der Küstenbehörde hat man signalisiert, das sei ein Projekt mit Priorität, was immer das heißen mag. Es geht auch nicht alleine um den Strand, der ist sozusagen ein Abfallprodukt, primäres Ziel ist der Schutz der Uferpromenade und dabei fällt locker mal ein Strand mit an, das lässt sich wohl prima kombinieren. Immerhin strebt Santa Cruz ja auch den Titel Weltkulturerbe an und das will geschützt sein. Für die Hauptstadt wäre ein Strand direkt vor der Nase natürlich auch eine touristische Attraktion, die Stadtoberen bekommen feuchte Augen wenn sie davon schwärmen. Santa Cruz hat ja eigentlich bereits einen Strand, einen Kilometer in südlicher Richtung "Playa de Bajamar" genannt, allerdings liegt der malerisch neben unserem Dieselkraftwerk und befindet sich teilweise innerhalb der Hafeneinfahrt. Damit ist der Strand aber auch gut geschützt, da sehe ich Probleme bei dem neuen Strand auf uns zukommen, wer die enormen Brecher kennt, die sich öfter mal weit über die Uferstraße von Santa Cruz ergießen, der ahnt welche Arbeit da auf die Architekten zukommt. - Noch zehn Tage...



Samstag 22.07.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1020 hPa

¡ Que calor !

Manchmal zweifle ich an der Wahrnehmungsfähigkeit meiner Mitmenschen. Gut, alles ist subjektiv, auch die Objektivität. Läppische 27 Grad im Schatten haben wir gestern erreicht, ein Wert der noch 10 Grad tiefer liegt als in einigen Teilen Mitteleuropas und dennoch klagen die Leute hier über unangemessene Hitze. Mag sein, dass die hohe Luftfeuchtigkeit einen schneller zum Schwitzen bringt, aber so wirklich kann das nicht sein, bei dem kollektiven Gejammer welches ich mir gestern Abend anhören musste vermute ich andere Hintergründe. Es gäbe da eine erklärbare Variante, wir kennen nur Temperaturen zwischen 17 und 25 Grad. Unter 17 Grad ziehen wir lange Unterhosen an und über 25 Grad gibt es Hitzefrei, eigentlich ein sehr schmales Band der erträglichen Temperaturen, aber unser Klima hat uns halt so verwöhnt, dass wir völlig verpimpelt sind was Hitze oder Kälte anbelangt.

Eigentlich vermute ich aber einen gesellschaftlichen Hintergrund bei unserer permanenten Meckerei über das Wetter. Unsere Harmoniesucht lässt kaum andere Themen zu, am Wetter können wir nichts ändern, keiner ist Schuld daran und wir müssen nicht Standpunkte erklären oder verstehen, 27 Grad im Schatten sind Impertinenz genug uns als geschundenes Kollektiv zu verstehen. Da rückt man näher zusammen und nickt permanent verständnisvoll seinem Tresennachbarn zu, rituelles Stirnwischen gehört genauso dazu wie das fast gebetsmühlenartige Wiederholen des nicht ganz kompletten Satzes: ¡ Que calor ! - Wenn bei Ramón die Stühle raus gestellt werden, dann ist es wärmer als 25 Grad und gestern habe ich sogar Manuel Ángel mit dreiviertel Hosen erwischt. Die Blöße mit kurzen Hosen gesehen zu werden, die wird er sich nicht geben, aber immerhin, es grenzt schon an Verrat und so kitzelte man ihn auch den ganzen Abend mit dem Kosenamen "turista". - Es gibt in El Paso sogar Kneipen mit Klimaanlagen, aber die sind verpönt, da weiß man immer nicht über was man jammern soll und dann kann man gleich Zuhause bleiben und den Fernseher anöden. - Sommerliche Gesellschaftsspiele in El Paso, wir haben sonst keine Sorgen...


hola turista



Freitag 21.07.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 27,0 Grad, niedrigste Temperatur: 18,8 Grad

Süßer Protest

Weder die drohende Autobahn durch das Aridanetal ist vom Tisch, genau so wenig wie der Protest dagegen. Im Hintergrund werden Gespräche geführt, aber es ist nicht zu erwarten, dass die politischen Parteien sich noch während der Sommerpause dazu äußern. Das muss auch gut überlegt werden, schließlich ist der kommunale Wahltermin bereits als Drohgebärde an allen Ecken und Enden der Fahnenstange zu sehen, da kann man sich unüberlegt mal schnell aus der Gunst des Wahlvolks katapultieren. - Jetzt sind die ersten Care Pakete eingetroffen, eine ganze Kiste voller Russisch Brot, das soll nicht nur Gedankennahrung sein, man kann da auch prima mit Worte, Sätze und eben auch süßen Protest formulieren, an den Buchstaben soll es nicht mangeln. - Böse Zungen behaupten allerdings, die Politiker sollten diese süße Fracht besser erhalten, wenn man gewisse Worte wie "sostenibilidad" öfter mal buchstabiert, dann begreift man irgendwann auch den Sinn des Wortes. Sostenibilidad heißt übrigens Nachhaltigkeit und ist in beiden Sprachen längst auf der Liste der am häufigsten vergewaltigten Wörter an allererster Stelle, kommt noch weit vor Konsens und Kollateralethik.

Ein Paket mit solch aufwiegelnder Aufschrift wie "Viva El Paso" und eben "sostenibilidad" erregt natürlich den Argwohn staatlicher Organe. So erreichte mich wieder mal der berühmte Benachrichtigungszettel der Post, ich hätte ein Paket abzuholen, aber müsste zuerst dem Zoll erklären was da denn nun drin sei. - Spätestens nach der Geschichte mit dem Papst-Bier bin ich aber ein erfahrener "Verzoller" und kenne inzwischen den richtigen Gesichtsausdruck zwischen Heiterkeit und Ernsthaftigkeit, den man der Dame am Zoll gegenüber bringen muss. Ich mag es auch nicht wenn ich nicht ernst genommen werde und warum soll es Zollbeamten anders gehen. Tief ins Gespräch verstricken, gleich anbieten man solle das Paket doch öffnen und den daraus entstehenden Protest, weil der Vorschlag kam ja von mir, ganz zart und vorsichtig aufgreifen. Nette und freundliche Worte stellen dann den berühmten Konsens her und plötzlich versucht man gemeinsam das Problem zu lösen was da lautet: Reicht mein (Zollbeamtin) Ermessenspielraum aus, einem menschlichen Akt zwischen den Zollvorschriften Raum zu lassen. - Ich musste das Paket weder öffnen noch etwas bezahlen, das gehört auch zu der Größe dieser Leute hier, lass dir helfen und man hilft dir. Solang der Zeigefinger zugeklappt bleibt und man seinem Gegenüber die Augenhöhe bestimmen lässt, ist das alles kein Problem. Die Leute von der Plataforma haben das Paket auch bereits abgeholt und überlegen nun, wie man das geschickt verwerten kann. Allerdings kennt man hier diese Gebäckform nicht und mit "pan ruso" kommt man schon gar nicht weiter. - Noch elf Tage...


Viva El Paso y contra la autovía



Freitag 21.07.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1017 hPa

Der fruchtbare Sommer

Hurra, hurra wir sterben nicht aus könnte die alternative Überschrift lauten. Auf allen Kanareninseln, außer auf La Gomera, haben die Geburten im ersten Halbjahr wieder zugenommen. Noch kann man keine neuen Rekorde vermelden, aber man ist ja in vielen Bereichen bereits über ein kleines Plus vor einer einstelligen Zahl froh. Ich darf erinnern, dass die Kanaren zu den Regionen Europas gehören mit den geringsten Geburtenraten. Seitens der "Consejería de Sanidad del Gobierno de Canarias" spricht man so auch noch nicht von einer Trendwende, vielfach handle es sich um das Ergebnis eines etwas zügellosen Sommers und die Zahlen für das ganze Jahr könnten wieder zu einem negativen Ergebnis führen. Der Anstieg der Zahl der Geburten fällt fast alleine auf die Monate März und April, was auf einen Produktionszeitraum hindeutet, der im Hochsommer des letzten Jahres liegt. Auch die sinkende Aufmerksamkeit gegenüber HIV lässt man nicht unerwähnt, dass man seitens des Vatikans manipulierte Kondompackungen auf den Markt geworfen hat, ist allerdings ein Gerücht. - Da sollen Päckchen im Umlauf sein, die anstatt der Gummis Fleißbildchen enthalten, wer denkt sich den so was aus.

Ganz interessant ist, dass auf allen Kanareninseln außer auf El Hierro (eine tanzt immer aus der Reihe) deutlich mehr Jungs auf die Welt gekommen sind als Mädchen. Nimmt man als Beispiel unsere grüne Insel, hier wurden in den ersten 6 Monaten des Jahres 169 Kerle auf die Welt gebracht, aber nur 138 Mädchen. (Als Summe meldet man aber 308 Kinder, da muss eine oder einer dabei sein, der wohl "nicht ihm und nicht ihr" ist) In ähnlichen Verhältnissen ist das auch auf den anderen Inseln so, nur auf El Hierro nicht, da wurden 11 Jungs geboren und 18 Mädchen. Noch eine weitere interessante Zahl, die berühmten Spätgebärenden sind auch hier auf dem Vormarsch, inzwischen tragen die 31 - 40 jährigen mehr zum Erhalt der humanen Biodiversität auf den Kanaren bei als die früher dominante Gruppe der 21 - 30 jährigen. Trotzdem bleibt eines unverändert, es sterben immer noch mehr Canarios als geboren werden, der Bevölkerungszuwachs bleibt weiter eine Folge der Immigration, wer es selber nicht hinbekommt, der muss halt andere ran lassen.



Donnerstag 20.07.06 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 25,1 Grad, niedrigste Temperatur: 19,1 Grad

Der Ritter der Aprilfrische

Guter Tipp von meiner Frau, erst den Kater aus der Waschmaschine zu nehmen und dann die Wäsche reinzupacken, sonst fusselt das so. Bedienungsanleitungen sind ja meist nicht maskulin kompatibel, ich lese so etwas nie, aber Dank anderer moderner Technik habe ich das beste Stück meiner Frau doch in gang bekommen. Per Handy dirigierte man mich an den Schauplatz der Reinlichkeit und ich erfuhr dort jede Menge interessanter Dinge, wie zum Beispiel, dass die Stromzufuhr unerlässlich für den Betrieb einer Waschmaschine ist und es gibt einen substanziellen Unterschied zwischen Weichspüler und Waschmittel. Zwei Drehknöpfe und jede Menge anderer Schalter die Schon- Weich- und Ökoprogramme proklamieren sind zu viel der Auswahl für einfach gestrickte Wesen. Ich plädiere immer noch an die Konsumgüterindustrie für männertaugliche Haushaltsgeräte. Heiß, nicht so heiß, Ein und Aus, das müsste doch völlig genügen, vielleicht noch als übergroße Piktogramme angebracht, dann wird das schon was mit der gerechten Aufteilung der Hausarbeit. - Ein kleines technisches Gimmick darf aber doch sein, es wäre schön, wenn die Waschmaschine sich selbständig meldet wenn die Wäsche sauber ist, ich dachte da an eine kernige Tonbandstimme: Ich habe fertig. - Das ist ein Erfahrungswert, ich musste feststellen, holt man die Textilien erst drei Tage später aus dem weißen Rumpelkasten, dann ist das eher kontraproduktiv bis suboptimal.

Also, das ist jetzt gut gegangen, Paul hat mich zum Ritter der Aprilfrische geschlagen und mein Selbstbewusstsein wächst ins schier unmännliche, die Urangst des Mannes vor der Waschmaschine scheint überwindbar zu sein. - Allerdings werde ich nun nicht größenwahnsinnig, die Spülmaschine fasse ich nicht an, vielleicht mal nächstes Jahr, aber für eine Kaffeetasse und einen silbernen Katzennapf ist es wohl auch unangebracht dieses zweite Stück technisches HausmannInnenglück in Betrieb zu setzen. Ich will mich auch nicht übernehmen, das mit der Waschmaschine war schon ziemlich anstrengend und hat mich auch intellektuell bis an meine Grenzen gefordert. Ansonsten sind Paul und ich ein inzwischen eingespieltes Pärchen, nur ist sein Schmusebedarf unendlich, kein Wunder, muss ich doch all die Zuwendung ersetzen, die er sonst den ganzen Tag über von seinen weiblichen Bewunderern erhält. Paul hat auch zugenommen, vielleicht animiert ihn die gemeinsame Nahrungsaufnahme mit mir, kann aber auch sein, dass er heftigen Futterneid verspürt und so viel mehr isst, wenn ich so gierig auf sein Whiskas blicke, während ich versuche meinen Schiffszwieback einzuspeicheln. Da ist er eisern der Bengel, der lässt mich nicht mal stippen, aber das ist auch gut so. Ist der Kater dick und rund wenn meine Frauen wieder kommen, dann ernte ich ein Sonderlob. Ich hingegen habe wieder abgenommen und werde dafür aber auch mit einer extra Portion Mitleid belohnt, beste Voraussetzungen dann schnell wieder zum Alltag überzugehen und erneut Fachleute an die Waschmaschine zu lassen. - Noch lange zwölf Tage...



Donnerstag 20.07.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1017 hPa

Einheimische sind kein Reisemangel

In der Tat muss es Fälle gegeben haben, in denen sich Urlaubsgäste über die Anwesenheit einheimischer Bewohner beklagt haben. - Denen kann ich Fuerteventura empfehlen, zumindest da wo wir waren, gab es keine "Aborigines" mehr. - Auf La Palma ist das noch deutlich anders, aber auch hier scheint es Bestrebungen zu geben, im Sinne eines uniformen Gedankengutes wie denn eine Urlaubsregion auszusehen hat, palmerische Strukturen aus dem Blickfeld eventueller Feriengäste entfernen zu wollen. Es geht wieder mal um die Küstensiedlungen La Bombilla, El Remo, Puntalarga und einige mehr. Wie den meisten bekannt ist, sollen die Siedlungen, oder Teile davon eliminiert werden, dort wo man seine Strandhütten aber auch Wohnhäuser erstellt hat ist Küstenzone und dort darf kein Haus stehen. Rechtlich ist das so weit alles klar und auf lange Sicht haben die dortigen Bewohner wohl keine guten Karten, nur darf man vielleicht auch mal fragen, warum gerade jetzt der Arm des Gesetzes Anwendung finden soll, wo manche der Siedlungen doch bereits länger als 50 Jahre dort verankert sind. - Die gedankliche Verbindung zu einem touristischen Hintergrund warum die Siedlungen weg sollen, ist übrigens reine Vermutung von mir, allerdings teilen diese Vermutung viele Menschen mit mir.

Offiziell geht es um die Regeneration der Küstenlinie, ein hehres Unterfangen wenn man die Worte einfach so stehen lässt, einem Umweltamt würdig, gehört doch die Küstenbehörde auch zum Umweltamt. (Dirección General de Costas del Ministerio de Medio Ambiente) Allerdings steckt hinter der Regeneration der angestrebte Bau von Küstenwanderwegen, da kann man dafür oder dagegen sein, aber mit einer Wiederherstellung der Küstenlinie hat das nichts zu tun. Die Siedlungen stehen einfach im Weg und ich habe immer ein böses Bild im Kopf wenn ich darüber nachdenke: Da stehen oberhalb von La Bombilla krawattierte Leistungsträger und malen mit weit ausladenden Bewegungen ihre Zukunftsvisionen in die Landschaft: "Räumt den ganzen Dreck hier weg, dann bauen wir das Hotel" glaubt man von weitem gehört zu haben. - Nur ein Bild und das kann weit weg von der Wahrheit sein. - Kein Bild, sondern Wahrheit ist der bereits begonnene Abriss der "Playa de los Guirres" oft auch Playa Nueva genannt und die zugesandten Enteignungsverfügungen an über 70 Eigentümer in anderen Siedlungen an der Westküste. Die Playa Nueva ist kein echter Vergleich zu El Remo oder La Bombilla, an der Playa Nueva hatte nach meinem Wissen niemand einen Besitztitel, Baupläne, bezahlte Gemeindesteuern oder andere Papiere vorzuweisen, die mindestens eine kommunale Berechtigung wittern lassen. Das ist in La Bombilla, El Remo und Puntalarga anders, da hat man öffentliche Stromversorgung, Wasseranschluss, Postadresse und Eigentumsnachweise für Grundstücke, die eigentlich niemandem gehören dürften als Costas alleine. (Costas ist die Abkürzung für die Küstenbehörde) Anwälte sind seit längerem damit beschäftigt, scheint ein zukunftsträchtiger Beruf zu sein. Wie das alles ausgeht, das weiß ich nicht.



Mittwoch 19.07.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute: 24,9 Grad, niedrigste Temperatur: 18,5 Grad

Brauerei mit Rekordgewinn

Eigentlich sollte ich mich freuen, dass die Brauerei, der ich so manch netten Abend mit Freunden verdanke einen fetten Gewinn einfährt. Die Compañía Cervecera de Canarias (CCC) ist verantwortlich für die Herstellung der beiden leckeren Biere "Dorada" auf Tenerife und das, hier auf La Palma immer beliebtere "Tropical" aus Gran Canaria. - Früher war Tropical auf La Palma eher ein Exot, aber seit dem die beide Brauereien unter dem Mantel der CCC gemeinsame Sache machen, ist der Vertrieb deutlich besser geworden und inzwischen hat in machen Lokalen der Umsatz von Tropical den des Dorada bereits überschritten. - Dazu kümmert sich CCC auch noch um die Versorgung der Kneipen mit Carlsberg, Pilsner Urquell, Guinness und Miller und jetzt sind wir auch schon beim Hauptaktionär angekommen, der Gruppe SABMiller gehört 51% der Compañía Cervecera de Canarias. Allerdings sind immer noch 30% der Firma in der Hand kanarischer Aktionäre. Weitere 20% hält die Diageo AG mit Sitz in England und wenn Ihnen jetzt auch aufgefallen ist, dass das in der Summe 101% ergibt, dann haben weder Sie noch ich bereits zu viel von dem leckeren Gerstensaft getrunken. - Diese Zahlen werden so von der Firma genannt, vielleicht hatten die gerade Anstich...

Wie schafft man es aber nun, mit gleichem Absatz einen deutlich besseren Gewinn zu erzielen, nämlich sage und lese 21,5 Millionen Euro und damit fast 25% mehr als noch letztes Jahr. Von Firmenseite heißt es, dass man mit einer modernen Biogasanlage sehr viel Energie eingespart hat und auch durch die Zusammenlegung des Vertriebes nun die gesamte Produktpalette Kosten sparender ausliefern kann. Allerdings, und das steht nicht im jubelnden Firmenbericht, hat man im letzten Jahr großzügig auf 20% der Belegschaft verzichtet und da ist der springende Punkt, die übliche Rechnung der shareholder geht auf, 20% weniger Arbeitskräfte sind ähnlich mehr Gewinn. - Die Regeln der Marktwirtschaft gelten eben auch für Betriebe auf den kanarischen Inseln und SABMiller, sowie Diageo sind bekannte Global Player auf dem Getränkemarkt, da zählen Renditen und nicht soziales Gewäsch. - Man könnte ja nun auf Reina ausweichen, ein ziemlich herbes Bier welches auf Tenerife gebraut wird, das hat aber nach einem anfänglichen Siegeszug über die Kanaren inzwischen wieder Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. - Gar nicht so einfach diese ständige Endemiesucht, wo Dorada und besonders Tropical doch so lecker schmecken. - Man kann das auch so sehen, sorge ich jetzt mit einem Boykott für drastische Umsatzeinbrüche bei Miller und Co., dann werden die noch mehr Leute auf Tenerife und Gran Canaria entlassen. Also Prost und noch dreizehn Tage....



Mittwoch 19.07.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1018 hPa

Zum Abkühlen auf die Kanaren

Meteorologische Stabilität nennt man das, was uns seit nunmehr Anfang Mai das große nordatlantische Hoch beschert. Während ganz Mitteleuropa schwitzt, haben wir seit Wochen Temperaturen, die kaum über die 25 Grad reichen, dazu passt auch ganz gut, dass der wärmste Tag des Jahres bislang immer noch der 1. April war, mit 30,2 Grad. (War kein Aprilscherz, ich schwöre es, beim Barte der Basaltlaus.) Das kann theoretisch den ganzen Sommer so gehen, immer abhängig davon, dass uns der Nordostpassat, angetrieben vom Azorenhoch weiter kühle und feuchte Meeresluft aus Nordost zufächelt. Abhängig von der Windgeschwindigkeit ist es dabei wolkig manchmal auch diesig wenn der Wind kaum weht, aber sonnig, wenn der Passat mit ausreichender Kraft bläst. Dann muss man aber aufpassen, der kühlende Wind gaukelt einem vor nicht überhitzt zu sein, von oben aber brennt die Sonne erbarmungslos und rötet blitzschnell unbedeckelte Wanderer. Wir sind nicht nur näher am Äquator, wir haben auch so saubere Luft, dass kein Fein- oder Schwebstaub die Kraft der Sonnenstrahlen mindert, die zu uns gelangen.

Zu diesem Wetter fällt einem wieder der abgedroschene Spruch von den Inseln des ewigen Frühlings ein, dieses milde und ausgeglichene Klima wird damit wohl gemeint gewesen sein. Abweichungen davon hängen auch wieder mit dem Azorenhoch zusammen, das macht sich besonders im Winterhalbjahr bemerkbar, verweigert der große Wettermotor auf dem Atlantik seinen Dienst, dann erreichen auch uns ungebremst die Tiefs aus dem Westen. Im Sommer ist das Azorenhoch noch stabiler und normalerweise kann uns kein Tief aus dem Westen erreichen. Gefahr droht dann allerdings aus dem Osten, zieht sich das Azorenhoch sehr weit nach Westen zurück, dann können wir kurzfristig in den Einflussbereich eines anderen, auch sehr stabilen Hochs geraten, welches sich über dem westlichen Maghreb Zuhause fühlt. Da auf der Nordhalbkugel alle Hochs im Uhrzeigersinn ihre Pirouetten drehen, käme dann die Luft aus Ost oder Südost zu uns. Das ist dann aber keine kühle und feuchte Atlantikluft mehr, sondern staubige und trockene Luft, welche über den Weiten der Sahara zu dem geworden ist was wir alle am meisten fürchten, den Calima. Bislang gibt es aber keine Anzeichen für solch eine unangenehme Wetterlage, das Azorenhoch zeigte zwar Tendenzen sich nach Westen zu verkrümeln, das Global Forecast System (GFS) aber beruhigt uns, war wohl nur eine kleine Laune. Andere sprechen mit ihrem Auto, oder gar mit ihrem Computer, das fällt mir im Traum nicht ein, allerdings wirft man mir vor, mit dem Passat sehr persönliche Beziehungen zu haben. Kein Wunder, ist ja auch unser Wind, der diese Insel zu dem gemacht hat was sie ist, eine grüne Oase in Nachbarschaft zur Sahara. - Auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen, so lange dieser Wind weht, kann uns nichts passieren.



Dienstag 18.07.06 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 25,6 Grad, niedrigste Temperatur: 19,2 Grad

Hoffnungsschimmer am touristischen Horizont

Der staatliche Flughafenbetreiber "AENA" (Aeropuertos Españoles y Navegación Aérea) beglückt uns immer wieder mit Statistiken. - Das ist auch gut so, denn je nach Blickwinkel und Interessenlage zirkulieren Zahlen, die mal gefühlt, mal virtuell, mal shareholderverdächtig und oft auch potemkinsch sind. Ich gehe einfach mal davon aus, dass die "AENA" keinen Grund hat an den Zahlen herum zu fummeln, vielleicht schleicht sich auch hier und da ein Fehler ein, aber wenn man diese Tabellen länger verfolgt, dann kann man Trends doch erkennen. Der Juni 2006 gibt zum ersten Mal nach ganz langer Zeit Grund, etwas optimistischer in die touristische Zukunft dieser Insel zu blicken. Man kann das jetzt ganz vermessen ausdrücken und sagen, im Juni 2006 besuchten La Palma 10% mehr internationale Gäste als noch im Juni 2005. Das ist Fakt, das könnte man nun so stehen lassen und jubelnd auf die Straße rennen. (La Palma boomt) - Sie kennen doch diese Kolumne und wissen was jetzt kommt... Genau, das Aber!

Eigentlich schäme ich mich ein bisschen unseren 10% Aufschwung in Klarzahlen zu nennen, es handelt sich hierbei um sage und lese 586 Gäste, das sind bei uns schon 10% mehr. Im Juni 2005 kamen 5.734 Ausländer über den Flughafen La Palma zu uns und in diesem Juni waren es 6.320. - Ich weiß, in anderen Ferienregionen klatscht man sich jetzt vor Lachen auf die Schenkel, aber seit meinem all inclusive Erlebnis auf Fuerteventura gönne ich jedem sein Lachen, ich hätte allerdings fast geweint, wie ungeniert sich manche Regionen dem Diktat des Massentourismus hergeben. - Hinter dem Aufschwung des Juni steckt allerdings ein prozentual ähnliches Minus, wenn man die ersten 6 Monate des Jahres zusammen zählt. Im Jahr 2005 kamen von Januar bis Juni 67.121 internationale Gäste nach La Palma, in diesem Jahr waren es lediglich 60.551. - Auch ganz interessant ist der Vergleich mit dem letzten Jahrtausend. 1999 kamen im Juni noch 7.174 ausländische Gäste zu uns und im "Rekordjuni" 2006 lediglich die bereits genannten 6.320. Das gilt übrigens nicht nur für den Juni, auch in den anderen Monaten hatten wir im letzten Jahrtausend noch mehr ausländische Besucher als jetzt.

Nun darf ich die Frage stellen nach der kritischen Masse. - Das kommt als Argument seitens der Tourismusplaner immer wieder und wird so erklärt: Wir brauchen ein bestimmtes Kontingent an Hotelunterkünften, (kritische Masse) sonst schicken die Fluggesellschaften keine Charter zu uns und die kritische Masse wird je nach Interessenlage verschoben. Nur, wir haben seit 1999 mindestens 3.000 Hotel- und Aparthotelbetten mehr auf La Palma und dennoch kommen weniger Gäste. Nun finde ich die Masse plötzlich wieder extrem kritisch. Das widerspricht auch ganz klar der kurzsichtigen Gleichung: Mehr Betten, mehr Gäste. - Ganz außen vor dabei stehen die zweieinhalb Sommermonate, da gibt es wirklich deutliche Zuwächse im nationalen Tourismus, aber von zweieinhalb Monaten lebt es sich nicht locker. - Mit den neuen Planungen seitens der Inselregierung, 11 Hotels mehr tauchen im PTE auf, würde man die Zahl der Betten im Hotelsektor noch mal um fast 10.000 erhöhen. (Propagiert wird das übrigens mit Worten wie Qualitätstourismus, Nachhaltigkeit, wirtschaftlicher Aufschwung etc) Die Frage muss doch erlaubt sein, wer soll in diesen Betten schlafen, wenn der konventionelle Tourismus in Hinsicht auf Kerosinpreise und Preiskampf mit anderen Regionen längst ein Auslaufmodell ist. - Bereits jetzt hat ein Verdrängungswettbewerb auf La Palma stattgefunden, neue und bessere Anlagen werden natürlich bevorzugt belegt und die anderen tappen in die Rabattfalle und werten sich damit ab. So schön für den Endverbraucher ein Preiskampf ist, so ruinös ist dieser für die Region. Sinkt die Auslastung weiter, dann bleibt vielen Hotelbetreibern nur den üblichen Gang der Marktwirtschaft, schmeiß Leute raus, sonst überlebst du nicht. Andere wiederum werden auf Druck der Reiseveranstalter weiche Knie bekommen und der ultimativen Geiz ist Geil und Hirn ist unnötig Philosophie erliegen und all inklusive anbieten, damit bekommt man nette Leute ins Haus... Leider arbeite ich im Tourismus auf La Palma, so ist es mir finanziell nicht möglich, unsere Zukunftsplaner eine Woche nach Fuerteventura einzuladen, in eine Anlage mit "todo incluido" wie das hier heißt. Die könnten dort wunderbare Erfahrungen sammeln wie es aussieht, wenn man unter solchen wirtschaftlichen Druck gerät, dass man alle Spielarten des modernen Tourismus mitmachen muss. - Die würden da ihr lauwarmes Bier aus nachhaltigen Plastikbechern trinken, das Essen muss man sich selber holen, Kellner gibt es nicht mehr, die sind zu teuer, nur noch "Abräumer" und die sprechen kein spanisch, weil keiner der hier lebt es sich leisten kann, für so wenig Geld zu arbeiten. - Wenn dann die Planer noch Worte wie Nachhaltigkeit, soziale Strukturen und Weltbiosphärenreservat ohne schmerzverzerrtes Gesicht über die Lippen bringen, dann sind es wirkliche Profis. So, das war mal wieder genug gemeckert, das ist auf La Palma alles noch weit weg. - Noch vierzehn Tage...



Dienstag 18.07.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1017 hPa

Im Puff von Barcelona

Hat überhaupt nichts mit La Palma zu tun, aber die Geschichte ist so mit Schadenfreude gespickt und so blöd sind wir auch wieder nicht. Ein dreißigjähriger Einwohner aus Montcada i Reixac bei Barcelona wollte unbedingt in den Puff und besorgte sich dafür noch schnell flotte 300 Euro im Geldautomaten. Solch eine Abhebung bekommt dann später aber auch die Ehefrau zu sehen und so dachte sich der Hengst nach durchfeierter Puffnacht eine ziemliche Räubergeschichte aus. Er ging zur Polizei und zeigte an, man habe ihn entführt und dazu gezwungen aus dem Geldautomaten 300 Euro zu ziehen. Er sei mit dem Auto unterwegs gewesen als ein weiterer Wagen ihn stoppte und drei bewaffnete Männer auf ihn zuliefen. Die hätten sich zu ihm ins Auto gesetzt und ihn gezwungen zum nächsten Geldautomaten zu fahren. Dort ließen sich die drei Entführer das Geld geben, zwangen ihn wieder in den Wagen und schlugen ihn bewusstlos. Die Angst vor seiner Frau muss so groß gewesen sein, dass er sich selbst eine Schlagverletzung am Kopf zugefügt hatte um das ganze echter wirken zu lassen.

Der Fehler an der Geschichte war aber, wirkliche Entführer hätten ihr eigenes Auto nie auf dem Autobahnparkplatz stehen lassen, das hatte der Bordellbesucher nicht bedacht. Dort, wo der Entführte angab überfallen worden zu sein war auch kein abgestelltes Auto. Der Polizei kam das nun spanisch vor (das darf man für Fälle in Katalonien ruhig sagen) und bohrte weiter nach. Der Beleg aus dem Geldautomaten kam dann noch zum Vorschein und auch da hatte der ängstliche Bock einen Fehler begangen, der Zettel wies einen Geldautomaten als Spender aus der direkt vor seiner Haustür war und nicht dort, wo er angeblich das Geld rausrücken musste. Nun erwartet den Herren der Nacht ein Verfahren wegen Vortäuschung einer Straftat, das wird ihn aber weniger beunruhigen als das, was ihn Zuhause erwartet. - Ich bin mir ganz sicher, das gibt ein gewaltiges Donnerwetter, aber wer so dreist lügt und dabei auch noch versucht den Oberschlauen zu spielen, der gehört nicht in den Puff von Barcelona.



Montag 17.07.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 25,9 Grad, niedrigste Temperatur: 19,6 Grad

An der blauen Front noch alles im grünen Bereich

Die blaue Front ist die Wasserversorgung der Insel und jetzt, wo die Tage wärmer werden sieht man immer mit flauem Gefühl auf das größte Speicherbecken der Insel, La Laguna de Barlovento. Da ist nämlich kein Tröpfen Wasser drin, Reparaturarbeiten haben das Ablassen sämtlichen Wassers erforderlich gemacht. Ursprünglich hatte man gehofft, bereits den vergangenen Winter das Becken wieder befüllen zu können, aber Pessimisten sprechen davon, dass sich die Arbeiten noch sehr lange hinziehen könnten und der Speicher wohlmöglich auch im kommenden Winter noch kein Wasser aufnehmen kann. Das allerdings wird von offizieller Seite anders gesehen und man ist dort guter Hoffnung. (Das sind die aber immer) Man darf nicht vergessen, das Becken La Laguna de Barlovento kann mehr Wasser aufnehmen als alle anderen Speicher dieser Insel zusammen, da wird einem schon ein bisschen kribbelig im Sommer.

Allerdings sieht bislang alles positiv aus, die Speicherbecken dienen momentan noch dazu die Wassermengen auszugleichen und können wieder aus dem Túnel de Trasvase befüllt werden, noch muss man nicht an die Reserven gehen. Die Galerien und Brunnen sind auch noch gut gefüllt, das kommt nicht jedes Jahr vor, immerhin haben wir bereits den 17. Juli. Zwei hauptsächliche Gründe führen zu dieser entspannten Lage auf dem Wassersektor. Einmal hat man in den letzten Jahren viel Geld und Aufwand in das Bewässerungssystem gesteckt und das macht sich nun bezahlt. Früher gingen Unmengen an Wasser verloren, im alten System bekam man das Wasser zugeleitet, auch wenn man es vielleicht gar nicht benötigte, jetzt kann jeder Landwirt seine genau berechnete Menge ordern. Auch die Methoden der Bewässerung selbst haben sich geändert, Feuchtigkeitsmesser in den Plantagen geben genaue Aufschlüsse darüber, ob und wann bewässert werden muss. Der zweite Grund für die gute Lage in der Wasserversorgung ist das Wetter bisher. Kein Calima, kein warmer Wind, hohe Luftfeuchte und oft eine schützende Wolkenschicht haben den Durst der Vegetation in einem angenehmen Limit gehalten. Bei Calima steigt der Wasserbedarf der Pflanzen locker auf das Dreifache und dann kommen wir sehr schnell ins Schwitzen, nicht nur wegen der Hitze, dann kann man auch zusehen, wie rapide der Pegel der Wasserspeicher sinkt. - Der Sommer ist noch lange nicht vorbei und es kann alles noch kommen. Dieses Wochenende könnte bereits kritisch werden, das uns schützende Azorenhoch weicht nach Westen aus und uns könnte Wind aus Osten oder gar Südosten erreichen und dort liegt die Sahara mit ihrem heißen Gruß. - Noch fünfzehn Tage...



Montag 17.07.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1015 hPa

Waterworld auf palmerisch

Ganz neu ist die Idee nicht, unsere Wassertanks für die Bewässerung zum Baden zu nutzen, das haben bereits Generationen an Kindern hier praktiziert. Nun ergeben sich aber neue Möglichkeiten, das moderne Druckwasserleitungssystem, mit dem die Bananenbauern auf Knopfdruck oder gar Handy Anruf ihre Fincas bewässern können, hat viele Wassertanks unnötig gemacht. Diese, oft enorm großen Speicherbecken stehen nun leer und warten auf ihren Abriss oder eine Reinkarnation als Schwimmbad. - Da will man ansetzen und aus mehreren Wassertanks eine "Waterworld" schaffen, die zugleich Erholung bietet, sich aber auch an sportlich Interessierte wenden will. Dafür könnte es sogar Geld aus Europa geben, "Paisagem" nennt sich diese kommunitäre Schatzkiste. Dieses Programm gibt Gelder für den Erhalt, die Verwaltung, Regeneration und Wertschätzung der makaronesischen Landschaften. Habe ich was vergessen? - Doch, das alles muss nachhaltig sein, ohne dieses, oft gequälte Attribut, geht in Brüssel kein Technokrat mehr an die Frittenbude.

In der Tat ist das eine interessante Geschichte, weil man damit vorhandene Bauwerke neu nutzt, die sonst dem Verfall preisgegeben wären. Es liegt auch bereits ein Projekt vor, zwei Architekten haben da einen großen Wurf gezeichnet, über 4 Millionen Euro groß. Bei "Las Martelas", auf der Straße von Los Llanos nach Puerto den Naos soll dieser Wasserpark entstehen, genau dort befinden sich viele große Wassertanks die niemand mehr benötigt, zum Teil so groß, dass man mehrere olympische Schwimmbäder darin unterbringen könnte. Die Tanks will man durch Wege verbinden und für unterschiedlichste Wassersportarten herrichten. Da wäre das konservative gemütliche Baden, aber man denkt auch an Tauchschulen, Segelunterricht, Turmspringen und weitere unterhaltsame Dinge, die man mit und auf dem Wasser tun kann, wenn man gerade nichts zu tun hat. - Allerdings muss man sich auch die Folgekosten überlegen. Solch enorme Mengen an Wasser müssen umgewälzt und gereinigt werden, das Personal bezahlt und dann stellt sich die Frage nach dem Betreiber. Ein weiteres Fragezeichen steht auch aus, in Los Llanos wird gerade ein großer Wasserpark neu gebaut, mit allen nur erdenklichen Angeboten rund um den feuchten Wasserspaß, da nimmt man sich dann gegenseitig die Gäste weg, auch hier wird man am Tag nur einmal nass.


endemisches Badevergnügen



Sonntag 16.07.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute: 25,2 Grad, niedrigste Temperatur: 19,6 Grad

Archäologische Zeiträume

Eigentlich sollte das archäologische Museum in Los Llanos bereits für den Publikumsverkehr geöffnet sein. Bislang beschränkt sich der Publikumsverkehr aber darauf, an dem Museum vorbeizugehen, der beeindruckende Rundbau wartet noch auf seine Inneneinrichtung und das "Drumherum" muss auch noch hübsch gemacht werden. Die Bauarbeiten gingen zwar eigentlich zügig voran, das Geld hinkte aber hinterher und seit einer geraumen Weile schon versucht man die Finanzierungslücken zu stopfen. Da hatte sich jemand verrechnet, aber das geschieht häufiger, nennt man von Anfang an die richtige Summe, dann würde man das Projekt vielleicht gar nicht angehen. Hauptproblem scheinen einige Grundstücke zu sein, die man unbedingt braucht, um das Museum zugänglich zu machen. Zwischen den Zeilen kann man lesen, dass sich da wohl einige Anwohner ihr Grundstück sehr teuer abkaufen lassen wollen. Allerdings ist diese Zone inzwischen faktisch Innenstadt und da langt man in der Aridanemetropole schon gewaltig hin.

Eine Million Euro verspricht nun das Inselparlament für die Grundstücke und Außenarbeiten um das Gebäude, wobei nicht aufgeschlüsselt ist, wie viel davon für bauliche Maßnahmen bereit steht und wie viel davon für Grundstückskäufe aufgewendet wird. Dagegen sind für die noch fehlende Inneneinrichtung 750.000 Euro vorgesehen, aber man kann davon ausgehen, dass noch mal nachgelegt werden muss, bis das Museum wirklich seine Pforten öffnet. So wird auch nur vorsichtig spekuliert, wann wir denn einen Blick auf unsere Vergangenheit werfen können. Bis Ende des Jahres will man den Bau übernommen haben, das heißt aber noch nicht fertig und zugänglich für die Besucher. Jorge Pais, unser Oberarchäologe, der auch der Chef des Museums werden soll ist da ganz ruhig. Einmal kennt er unsere Planungskapazitäten und außerdem bemerkt er sehr passend, die Archäologie rennt einem nicht weg. - Noch sechzehn Tage...



Sonntag 16.07.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1015 hPa

18 Passagiere und ein Raupenschlepper

Ich weiß auch nicht, warum es mir beim Hafen von Tazacorte einfach nicht gelingen will die Polemik weg zu lassen. Immerhin müsste ich als Westseitler und Aridanetalbewohner doch mächtig stolz darauf sein, dass wir nun eigentlich in marinen Dingen nicht mehr von der Hauptstadt abhängig sind. Vielleicht reicht dazu mein Lokalpatriotismus nicht weit genug, gäbe es einen Hafen in El Paso, dann sähe das sicher anders aus. - Gestern wurde die neue wöchentliche Fährverbindung aufgenommen, die Reederei Armas versucht alles, um den heiß geliebten, aber ungenutzten Hafen von Tazacorte mit Leben zu versehen. Eigentlich sollte das letzte Woche bereits geschehen, aber wenn Schiffe im Hafen von Tazacorte einlaufen, dann sind wir nicht kleinlich mit Fahrplänen, Hauptsache, es kommt wirklich ein Schiff.

Die neue Route hat folgende Stationen: Ausgehend von Santa Cruz de Tenerife nach Valverde (El Hierro) und dann am Samstagvormittag nach Puerto de Tazacorte um dann weiter in die palmerische Hauptstadt zu fahren. Von dort geht es dann wieder zurück nach Santa Cruz de Tenerife. Von El Hierro aus ist der Umweg nicht zu groß den man machen muss um Tazacorte zu besuchen, vielleicht könnte man das so betiteln. Das Schiff war die Volcán de Tejeda, Schwesterschiff der Volcán de Tauce welche bereits einige Male in Puerto de Tazacorte angelegt hat. Jetzt im Sommer ist das Anlegen der großen Schiffe auch nicht so problematisch, bei hoher Grundsee aus Nordwest ist das Anlegen, nach Aussage des Kapitäns, in Tazacorte kaum möglich. - Immerhin, 18 Passagiere aus El Hierro kommend haben die neue Linie, wohl nicht ganz kostendeckend, aber immerhin eingeweiht. Dazu entlud man noch einen Raupenschlepper, von denen brauchen wir viele in den nächsten Jahren, gilt es doch die Landschaft für den versprochenen "Ecoturismo" so weit zu konditionieren, dass die Globalisierung bei uns nicht ins Stolpern gerät. - Ob der Raupenschlepper gleich weiter nach La Bombilla oder El Remo fährt, und dort die Hütten für kommende Paläste entfernt, das wurde nicht berichtet.



Samstag 15.07.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute: 25,2 Grad, niedrigste Temperatur: 19,6 Grad

Männerhaushalt

Männer denken klar, direkt und ohne Umwege. - Auch wenn das manchmal von anderen Geschlechtern, also Frauen oder intellektuellen Weicheiern als vegetativer Zustand, oder gar Rückenmark gesteuert betitelt wird, das ist uns egal, Paul und ich kommen langsam wieder zurück zum einfachen Dasein. Arbeiten, schlafen, fressen oder Nahrungsaufnahme, - Paul hat mich gebeten in seinem Fall nicht von Fressen zu sprechen - und vielleicht ein paar soziale Kontakte, das war es eigentlich schon. Mehr braucht der Paul nicht zum Leben und dass ich auf dieses selbstsüchtige Vieh neidisch bin, dass will ich zumindest nicht heftig dementieren. - Das bisschen Haushalt, da gibt es ganz einfache Tricks. Erst kommt Pauls Kadavermenue aus der Dose, dann schleckt er den Löffel ab und ich kann mir damit dann die zwei Häufchen löslichen Kaffee in die Tasse von gestern geben. Soll keiner mehr sagen, Kaffeesurrogatextrakt hätte kein ausgesprochenes Aroma, als Krönung feline könnte man das vielleicht vermarkten und wer noch nicht auf die Katze gekommen ist, der hat sicher einen Bello oder Waldi Zuhause und lässt den den Löffel abschlecken, Gala canis traue ich ähnlich gute Marktschancen zu. Unmengen an Wasser kann man damit sparen, Spülmittel und den Umweltpreis nehmen wir im vorbeischlecken auf noch mit.

Ein Löffel, ein Messer, eine Tasse und ein Brettchen, das reicht für zwei Männer. Diese unnützen Begleiter des Luxus, Teller, Töpfe, Pfannen oder Kaffeekannen, auf alles das können wir verzichten, so lange Pauls handgetriebene Silberschale immer sauber ist stellt er auch keine weiteren Forderungen. Meine Frauen sind erst 5 Tage im Urlaub, da bin ich immer noch auf dem Höhenflug und bilde mir tatsächlich ein, alleine existieren zu können. Keine Angst, ist nur ein Zwischenhoch, heute dachte ich das erst Mal daran mir den Weg zur Waschmaschine zu bahnen. Aber noch ist es nicht so weit, ich habe im Schrank hinter den Bierkisten noch ein paar saubere Hemden entdeckt, das hat moralisch noch mal einen richtigen Schub gegeben. - Männer sind frei, unabhängig, selbständig und auch den ersten Einkauf habe ich ohne Grübeln und taktisches Geplänkel für Paul und mich zufrieden stellend erledigt. - Gut, es war keine richtig schwere Aufgabe, meine Frau hat diesen großen und innen immer kalten Kasten in der Küche derart mit Speck und anderen carnivoren Spezialitäten gefüllt, dass nur ganz dringende Grundnahrungsmittel besorgt werden mussten, Whiskas, Coronas und Dorada. - Allerdings verwirrt mich eine Geschichte zusehends. Meine Frau hatte da einen Trick parat und immer etwas flaches und Essbares unter die Scheiben Wurst oder Schinken geklemmt, damit man sich die Finger nicht so schmutzig macht und Paul die einem nicht umständlich abschlecken muss. Ab und zu gab es das sogar als Doppeldecker, oben eine Scheibe, unten eine Scheibe und dazwischen das leckere Schweinederivat. Mir fällt das aber nicht mehr ein, wie man an diese essbaren Wursthalter kommt, ist auch nicht so schlimm. Auf jeden Fall habe ich jetzt auch den Sinn dieses komischen weißen Kastens erkannt, der da so auffordernd auf der Küchenablage steht und Paul macht es ganz große Freude mir die Finger abzuschlecken. Männerhaushalt eben, unkompliziert, direkt und nur die wichtigen Dinge zählen. - Noch siebzehn Tage...








Samstag 15.07.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 81 % Luftdruck 1015 hPa

Brot, Kino und Demokratie

Das V. internationale Festival des digitalen Films beginnt heute auf La Palma und der Satz, ¡Pan cine y democracia! gehört noch zu den moderateren Aussagen der Filmemacher, eigentlich ist man angetreten, das Zelluloid zu Grabe zu tragen. Dazu findet heute Abend im Rathaus von El Paso eine symbolische Beerdigung statt, das Festivalito war immer schon anders als andere Filmfestivals, wahrscheinlich passt es ja deshalb so gut nach La Palma. So hat sich das internationale Festival des digitalen Films nun auch seit ein paar Jahren auf La Palma installiert, man denkt nicht daran, irgend wo anders dieses Spektakel durchzuführen. Schwerpunkt ist dieses Jahr El Paso, in der Casa de la Cultura wird es tägliche mehrere Vorstellungen geben. Unter www.infoisla.org erscheint auch ein Programm der Filmvorführungen, aber aus der Erfahrung der letzten Jahre sind das nur Annäherungswerte. Spontane und phantasievolle Filmemacher haben oft ein völlig anderes Zeitgefühl.

Die meisten der gezeigten Filme, ob nun kurz oder lang, haben die Autoren bereits vorher fertig gestellt, aber es gibt dabei immer einen Programmpunkt der sehr interessant ist. Alle Autoren, Regisseure und Mitarbeiter drehen während ihres Aufenthaltes zusammen einen Film, in dem auch viele Laien aus La Palma mitspielen. Das Projekt heißt jedes Mal "La Palma Rueda", also La Palma dreht und wird am Schluss des Festivals immer mit großem Interesse und Beifall dem Publikum gezeigt. - Interessant ist, wie man seitens der Filmemacher La Palma betrachtet und ich hebe da mal ein paar Schlagworte aus der Webseite des Festivalito hervor: La Palma es una isla que te cautiva. - La Palma ist eine Insel die dich fesselt ..... su clima, su gastronomía, sus gentes…ihr Klima, ihre Gastronomie, ihre Menschen. ... tres continentes: Europa, América y África; le ha permitido adoptar lo mejor de cada uno de ellos sin perder la personalidad de una región que mantiene sus costumbres a través del tiempo. - Drei Kontinente, Europa, Amerika und Afrika, die es möglich machen das Beste aller drei aufzunehmen, ohne eigene Personalität einer Region zu verlieren, die ihre Gebräuche über die Zeit erhalten hat. - La UNESCO la ha declarado recientemente Reserva Mundial de la Biosfera y cada uno de sus municipios esconde un tesoro por descubrir. Die UNESCO hat die Insel zum Weltbiosphärenreservat erklärt und jede ihrer Gemeinden hält einen Schatz bereit, der entdeckt werden will. - Te estamos invitando a una isla de cine - Wir laden dich ein auf eine Insel des Filmes. - Da steht noch viel mehr, warum die Filmemacher sich gerade La Palma ausgesucht haben. Was da aber nicht steht ist, dass sie zu uns gekommen sind weil wir so tolle Hotels haben, so gepflegte Golfplätze und so mondäne Sporthäfen und internationaler Jetset hier verkehrt.



Freitag 14.07.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute: 26,1 Grad, niedrigste Temperatur: 19,0 Grad

Dünne Luft über Tenerife

Erneut hat es einen Flugunfall auf Tenerife gegeben, eine Cessna 172 mit drei Insassen an Bord ist in der Gegend von Birmagen in der Gemeinde El Rosario abgestürzt. Der Apparat gehört der Flugschule Aerotec-Las Palmas und befand sich auf dem Rückflug nach Gran Canaria. Von dort war ein Fluglehrer mit zwei Schülern an Bord gestartet und eigentlich hatte man nicht vor in Los Rodeos (auch Tenerife Norte) zu landen, aber man wollte das Funkgerät reparieren und flog gegen 12:00 Uhr wieder Richtung Gran Canaria. Kurz darauf verlor man den Funkkontakt und Augenzeugen sahen das kleine Flugzeug in Zickzack Kurven fliegen und kurz danach seitlich abstürzen. Passanten erreichten die Absturzstelle schnell, konnten aber keinem der Insassen mehr helfen, das Flugzeug war total zerstört. Die Insassen waren erst zwischen 19 und 27 Jahre alt und bislang lassen sich über die Absturzursache natürlich nur wage Vermutungen anstellen.

Auch in dem anderen Fall von Flugunglück, der Hubschrauber welcher letzten Samstag vor Tenerife ins Meer gestürzt ist, gehen die Spekulationen weiter. Der Kopilot ist als letztes Opfer immer noch nicht geborgen, man vermutet, dass er sich noch angeschnallt im vorderen Teil des Wracks befindet und dieses liegt wohl in einer Tiefe von 700 Metern auf dem Meeresgrund. Man hat ein Schiff mit Sonar dort kreuzen lassen aber ohne Ergebnis und die Suche nun vorläufig eingestellt. Die Anklagen der Familie des Kopiloten gehen heftig weiter, man hätte seitens der Betreiberfirma gewusst, dass der Hubschrauber einen technischen Mangel hatte und diesen aber trotzdem fliegen lassen. Es geht um einen Schaden an einem der Rotorblätter und man hätte Mechaniker nach La Palma senden sollen um eine Reparatur durchzuführen, anstatt den Hubschrauber nach Gran Canaria zu schicken. Es geht auch noch das Gerücht um, die Betreiberfirma hätte einen Mechaniker gefeuert, der sich geweigert hätte mit diesem Hubschrauber vom spanischen Festland auf die Kanaren zu fliegen. - Aber bitte Vorsicht, das ist ein Gerücht.- Sollte sich bewahrheiten, dass sowohl der Firma welcher der Helikopter gehört, wie auch dem Piloten und Kopiloten bekannt war, dass es ein technisches Problem gegeben hat und man dann auch noch Passagiere mit an Bord nahm, dann steht uns ein mittelprächtiger Skandal ins Haus. Die Familien des Kopiloten und die Angehörigen der weiteren Opfer haben bereits rechtliche Mittel angekündigt. Allerdings wird die Untersuchung des Unfallhergangs abzuwarten sein, eine Blackbox hat man wohl gefunden, es wurden aber bislang keine Ergebnisse veröffentlicht, auch hier herrscht noch die Spekulation vor dem wirklichen Wissen. - Noch achtzehn Tage...



Freitag 14.07.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1014 hPa

Operation Rapadura - 70 Chorizos hinter Schloss und Riegel

Chorizos sind in diesem Fall nicht die leckeren Paprikawürste, so bezeichnet man auch Leute welche mit krimineller Energie glänzen, also mindestens Halunken sind. Die Rapadura ist eine kaum zu verspeisende Süßigkeit aus Gofio, die so hart ist, dass der Zahnarzt das gerne empfiehlt. Operation Rapadura ist eine groß angelegte polizeiliche Aktion, seit dem August 2005 ist man hinter einem Drogenverteilerring her und jetzt schließt man die Ermittlungen ab, mit dem Ergebnis von 70 festgenommenen Personen, reichlich beschlagnahmten Drogen, Bargeld, Autos und Waffen. Alles begann auf La Palma, als die Polizei kleine Drogenkuriere festnehmen konnte, so genannte "mulas", Maultiere sind das auf deutsch. Manche "mulas" aber können sprechen und gegen die Aussicht auf Milde vor Gericht konnte die Polizei Stück für Stück weitere Drogenkuriere dingfest machen und sich langsam aus dem unteren Verteilerkreis des Drogenringes bis in deren Zentrale in Madrid vorarbeiten.

Diese "Firma" war damit beschäftigt, vorwiegend La Palma und Fuerteventura mit illegalen Drogen zu versorgen, aus Madrid kommend und über Gran Canaria weiter verteilt. Die Handelsware bestand aus Kokain, Marihuana, Haschisch, aber auch synthetischen Drogen, kurz, alles was verboten war und Profit verspricht. Ebenso bunt gemischt ist die Truppe der Festgenommenen, da kommen viele Nationalitäten vor, aber mit Schwerpunkt Kolumbien, dem Land aus dem die überwiegende Masse der verbotenen Substanzen stammt, welche in Spanien angeboten werden. Auf La Palma alleine gab es etwas mehr als 20 Festnahmen, meist Kuriere, die auf irgendeine Art versucht haben das Rauschgift auf die Insel zu bringen. Aufsehen erregte auch die Befragung eines Stadtrates aus Santa Cruz, dem man sofort nachsagte in die schmutzigen Geschäfte verwickelt zu sein. Allerdings betont die Polizei, dass man den Rat nicht festgenommen hätte sondern lediglich befragt, weil er wohl in seiner zivilen Tätigkeit als Anwalt Kontakt zu mehreren Straftätern hatte und man vermutet, er hätte den Inhalt geheimer Ermittlungsakten weitergegeben. Die Arbeit der Polizei scheint in diesem Fall abgeschlossen, jetzt ist die Justiz an der Reihe und seitens der Guardia Civil macht man sich nun auf, den nächsten Drogenring sprengen zu wollen.



Donnerstag 13.07.06 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute: 24,5 Grad, niedrigste Temperatur: 19,6 Grad

Rückreise mit deutlicher Verzögerung

Anstatt um 15 Uhr wieder in München gelandet zu sein, erwartet man nun den Flug Condor 4857 erst um 6 Uhr morgens in der bayrischen Hauptstadt. Wohl dem, der noch mindestens einen freien Tag an seinen Urlaub angehängt hat und nicht gleich vom Flughafen dann zur Arbeit muss. Was war geschehen. Die Maschine sollte aus Frankfurt kommend um 08:40 auf La Palma landen, war zunächst nur etwas verspätet angekündigt und wurde dann, auf Grund mangelnder Sichtverhältnisse nach Tenerife Süd umgeleitet. In der Tat hielten sich Dunstwolken über Teilen der Insel, eine Inversion verhinderte das Vermischen der feuchten unteren Luftschichten mit der trockenen Luft darüber und so hielt sich die feuchte Luft in Form von dunstigen Wolken über La Palma. Die interinsularen Flüge fanden jedoch alle statt, es muss mit den kleineren Flugzeugen einfacher sein die Wolkenschicht zu unterfliegen und so genügend Sicht auf den Flughafen zu haben. Kurz vor 12 Uhr konnte man jedoch sicher und problemlos auf La Palma landen, für die anreisenden Gäste eine nicht allzu große Verzögerung.

Allerdings warteten auch fast zweihundert Gäste auf La Palma mit der Maschine und Crew zurück nach Deutschland zu fliegen und denen beschert man nun einen zusätzlichen, aber ungewollten Urlaubstag. Die Besatzung hätte die Boing 757 nicht nach München fliegen können, ohne die gesetzlichen Ruhefristen zu verletzen. Nach unseren Informationen hat man die Gäste und die Crew ins Hotel in den Süden gebracht, die Gäste dürfen an den Pool und an die Bar, die Besatzung geht schlafen. Nun ist für 23:30 der Start vorgesehen, da ist der Flughafen La Palma eigentlich längst geschlossen, aber für die Condor will man den Start dennoch ermöglichen. Ankunftszeit in München ist dann laut Condor 06:05 Uhr. Ob es möglich gewesen wäre, eine Ersatzcrew nach La Palma zu schicken, das liegt nicht in unserem Wissen, bei Condor wird man sich das sicher überlegt haben. Auf keinen Fall steht es uns zu, die Entscheidung des Piloten nicht beim ersten Mal auf La Palma gelandet zu sein zu kritisieren, der hat die alleinige Verantwortung und Sicherheit geht immer vor. Einen Tag länger auf La Palma, das wünschen sich eigentlich viele Gäste, aber mit schon gepackten Koffern sich einen ganzen Tag in einem Hotelkomplex aufzuhalten, das gefällt sicherlich den Wenigsten. Dass man La Palma nicht anfliegen kann, das kommt sonst nur bei heftigen Westwinden vor, die es eigentlich nur ein paar Mal im Winter gibt, aber wir haben halt immer noch ein paar Überraschungen im Wetterärmel stecken. Die zweite Condor heute, aus München kommend um dann nach Frankfurt zurück zu fliegen, ist überpünktlich und ohne Probleme um 16:30 Uhr gelandet. - Noch neunzehn Tage...



Donnerstag 13.07.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1015 hPa

Lolirot

Kommt von Loli, das ist unsere Bürgermeisterin und der Farbe Rot. - Bunt soll das Leben sein und oft sind mutige Farben ja auch Ausdruck eines Gefühles, einer Stimmung, dienen aber auch als Signalgeber nach außen. Bei Damenfriseuren ist ja auch Rot die meistbenutzte Farbe, obwohl die flächendeckende Umkolorierung von Frauenköpfen schon wieder rückläufig ist. Da schwingt das Pendel längst zurück, es war vielen wohl zu uniform und die lästigen Fragen, hast du schon so graue Haare dass du färben musst, haben sicher ihr übriges dazu getan. Aber es war ja auch ein Signal, böse Menschen haben dazu mal geschrieben, seht her, mich gibt es noch und ich bin angriffslustiger als je zuvor. - Ich habe da ja eine ganz andere These entwickelt, irgendwann war es den Frauen zu blöd, dass niemand gemerkt hat, dass sie eine neue Frisur haben und nicht den entsprechenden Applaus dafür ernteten, da hat man eben mit farblichen Mitteln nachgeholfen.

Der Mut zur Farbe ist seit längerem ein Phänomen auf La Palma, es gibt immer weniger Häuser in traditioneller Tracht, Mauer weiß, Dach rot und Türen braun. Auf dem Weg nach Tacande steht sogar ein Wohnhaus in Aubergine, oder Lila oder Violett, das tut schon fast ein bisschen weh, aber immerhin ist es ein Blickfang und solange die Unfallhäufigkeit dort nicht rapide ansteigt, lässt man jeden hier sein Haus so anstreichen wie er will. Jetzt komme ich wieder zurück zu den Frauen, denn die scheinen ein anderes Farbgefühl zu haben als wir Testosteriden. Bei Schwarz und Weiß ist es noch relativ einfach, da gibt es wenig Diskussionen. Aber was ist mit Pink, Apricot, Rosa oder gar Paris Hiltonfarbig? - Unser Rathaus ist neu gestrichen worden und ich konnte mich in den zwei Wochen nicht mit meiner Frau einigen, welche Farbe denn nun unser lokaler Regierungssitz hat. Dunkelrot, Weinrot, Altrot (gibt es das überhaupt?) und alle möglichen Kombinationen haben wir diskutiert, sind aber auf keinen gemeinsamen Nenner gekommen. Auf jeden Fall war unser Rathaus vorher noch weiß angestrichen und jetzt kommt es in einer kräftigen und angriffslustigen Farbe daher, die man auch als Signal deuten könnte. El Paso zeigt nun auch öffentlich sein neues Gesicht, immerhin sind wir die erste Gemeinde der Insel mit einer sozialistischen Bürgermeisterin und das soll man auch sehen. Ob den Oppositionellen beim Betreten der ehrenhaften Hallen nun das Blut in den Adern stockt, das weiß ich nicht, aber allgemein hat man sich darauf geeinigt, dass die unbekannte Farbe mit irgendeinem Rotstich nur einen Namen haben kann: Lolirot.


Rathaus in El Paso



Mittwoch 12.07.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 60 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 27,2 Grad, niedrigste Temperatur: 20,2 Grad

Alle haben sich wieder lieb

Schon lange fordere man seitens der kanarischen Provinzregierung einen Besuch des "Presidente del Gobierno" José Luis Rodríguez Zapatero, von seinen Gegnern "Zapo" genannt weil an "sapo" = Kröte erinnernd und von seinen Bewunderern Zapi, weil es einfach besser klingt. Es geht natürlich um den Flüchtlingsstrom schwarzafrikanischer Immigranten, welche nach der Versiegelung der andalusischen Küste zu tausenden auf die Kanaren kamen und noch kommen. Man warf der Zentralregierung mangelnde Hilfe vor, obwohl alle Flüchtlinge, falls sie nicht direkt in ihr Heimatland ausgeflogen werden, weiter aufs spanische Festland gebracht werden. Allerdings verkrümeln sich auch einige und bereichern dann hier den Schwarzarbeitsmarkt, aber das darf man Madrid nicht ankreiden, wenn kanarische Gewebetreibende Leute ohne Papiere beschäftigen. Zapi musste sich Vorwürfe anhören nicht schnell genug reagiert zu haben und plumper Populismus sorgte sogar dafür, dass man sich wieder mal alleine gelassen fühlte. Zwei Parteien taten sich da besonders aufrührerisch hervor, wie immer die Coalición Canaria (CC), die ja als Antipode zu den großen Volksparteien überhaupt nur lebensfähig ist und leider auch eine eigentliche Hoffnung, die Gruppierung Centro Canario (CCN). Die gingen sogar so weit die staatliche Einheit in Frage zu stellen, nach dem Motto, wenn uns Madrid nicht vor dem schwarzen Mann schützen kann, wofür brauchen wir Madrid dann überhaupt. (Man könnte Millionen Gründe dafür aufführen, meist in Eurozeichen geschrieben) Lassen wir das mal unter Wahlkampf laufen, die CCN will wohl im Lager der CC wildern und da sind separatistische Parolen immer gut aufgehoben.

Zurück zu Zapi. Der hat einen anderes Kurs eingeschlagen als von der kanarischen Provinzregierung gefordert und hat die EU mit an Bord geholt um dem Problem der Massenflucht aus den westafrikanischen Ländern zu begegnen. Das bringt natürlich den Nachteil mit sich, dass man viel langsamer und bürokratischer handeln muss, für schnelle Gutsherrenmethoden ist Brüssel nicht geeignet. Allerdings bleibt so Spanien auch nicht alleine auf den Kosten sitzen und nun macht man sich europaweit Gedanken über die Flüchtlinge, es ist ja in der Tat kein rein spanisches Problem, wir sind nur die relativ offene Tür. - Einziger Ansatzpunkt dieser europäischen Aktionen muss als langfristiges Ziel haben, dass niemand mehr flüchten muss. Keine Festung, auch nicht Europa kann sich auf Dauer dagegen wehren, dass Menschen zu uns kommen, die das gleiche haben wollen, was wir mit Selbstverständlichkeit für uns einfordern, ein Leben ohne Angst und Hunger. - Heute nun hat Zapatero Tenerife besucht und ist wohl schon weiter auf dem Weg nach Fuerteventura. Ein Flüchtlingslager hat er inspiziert und dort versicherte man ihm, die Lagerinsassen hätten auch die WM im Fernseher verfolgen können, na dann ist ja alles im Butter... - Kein scharfes Wort mehr seitens der Provinzregierung, wenn er dann so vor einem steht, dann bekommen unsere Provinzpolitiker plötzlich doch wieder Manieren. Allerdings hat er auch geschickt gleich seinen Urlaubsort verkündet, er geht wieder nach Lanzarote und zu so einem muss man doch nett sein. Von dort aus will er dann auch noch Gran Canaria und La Palma besuchen, was wohl die aus La Gomera und El Hierro dazu sagen werden, bei so etwas ist unser gerechter Neid höchst ausgeprägt. - Noch zwanzig Tage...



Mittwoch 12.07.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1016 hPa

Schnittchen, Sekt, Schulterklopfen und 72.000 Euro

Seit dem Mai dieses Jahres gibt es wöchentlich drei Flüge mit der Spanair von und nach Madrid. Damit erfüllt sich ein langer Wunsch, nicht mehr alleine von der Iberia abhängig zu sein, was den direkten Flugbetrieb mit dem spanischen Festland angeht. Jetzt hat man ein Abkommen unterzeichnet, in dem Spanair zunächst für ein Jahr die Verbindung garantiert und die Inselregierung 72.000 Euro zur Verfügung stellt um diese Verbindung zu bewerben. Spanair fliegt jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag von und nach Madrid, da ergeben sich auch bessere Möglichkeiten für mitteleuropäische Gäste, welche nicht per Charterflug zu uns kommen können oder wollen.

Jetzt ist die Sommersaison angebrochen und da fällt der zusätzliche Spanair Flug kaum auf, denn auch Iberworld und Air Comet schicken nun Charter aus Madrid nach La Palma, deren Insassen aber fast gänzlich nach der Ankunft auf La Palma von dem großen Hotel im Süden der Insel aufgesogen werden und dann auch dort bleiben. Gelingt es wirklich, Spanair dabei zu halten, auch außerhalb der kurzen Saison für nationalen Tourismus weiter drei mal die Woche eine direkte Verbindung von Madrid nach La Palma zu garantieren, dann haben sich die 72.000 Euro gelohnt. Mit Schnittchen, Sekt, Schulterklopfen und der regierungsharmonischen Presse konnte man das gestern am Flughafen feiern, warum auch nicht. Andere Regionen dieser Welt geben 20 Millionen Euro dafür aus, dass ein ungebildeter Texaner die Heimat der obersten deutschen Fußballfanin mit seinem Besuch beglückt. Dafür würde Spanair 277 Jahre lang zu uns fliegen, also immer auf dem Teppich bleiben und nicht gleich meckern, wenn wir ein bisschen den Flugverkehr zu uns subventionieren. - Wir gönnen uns doch sonst nichts....



Dienstag 11.07.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 63 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 28,8 Grad, niedrigste Temperatur: 20,2 Grad

Weltbiosphärenreservatsdrachenflugtag

Wenn man sich das Bild ansieht, dann möchte man eigentlich meinen: Wenn Engel verreisen. Aber auch wir haben Traditionen und wenn meine drei Frauen im Sommer für ein paar Wochen nach Deutschland fahren, dass heißt das bei uns Drachenflugtag. Irgendwie sind die drei ja doch auch echte Insulaner, von La Palma aus geht es nach Hiddensee, dazwischen ein paar Verwandtenbesuche und einkaufen. - Immer wenn das so ist und Paul und ich alleine hier bleiben, weil jemand muss ja auch Geld verdienen, dann kommen solche Sprüche wie sturmfreie Bude und genieß die frauenlose Zeit. - Das geht einen Nachmittag gut, dann kommt bereits die Sehnsucht nach dem Gezänke meiner Pennäler und den liebevollen Arbeitsanweisungen meiner Frau. Irgendwie weiß die aber auch, dass ich nicht so ganz lebensfähig bin, zumindest nicht ohne Unterstützung weiblicher Intuition und Klarlinigkeit.

Das sind vielleicht Kleinigkeiten, aber wenn man den halben Tag damit zubringt die Schuhe, den Schlüssel, den Kater und die Geldbörse zu suchen, dann schätze ich doch die Effektivität meiner Lebensbegleiterin: Willst du zuerst wissen wo deine Schuhe sind, oder wo dein Schlüssel ist? Fragt sie mich ohne Aufforderung, sie kennt diesen leeren, stieren Blick von mir. "Ich rate dir erst die Schuhe zu holen und dann den Schlüssel, sonst gehst du wieder barfuß die Gäste abholen und das macht einen kontraproduktiven, mindestens aber suboptimalen Eindruck" Immerhin hat sie mir einen 87 seitigen Ordner erstellt, mit den rudimentären Aufgaben in einem Haushalt, da sind so praktische Hinweise dabei, wie mindesten drei mal am Tag Nahrungsaufnahme und wenn der große und kalte Kasten in der Küche leer ist, dann hat sie mir einen wunderbaren Plan gezeichnet, wo im Supermarkt die Lebensmittel stehen. Dort kenne ich nur den Mathias Schnellweg, Bier, Katzenfutter und Zigaretten und ich hab ihr doch versprochen nicht wieder 6 Kilo in drei Wochen abzunehmen. - Die ganz großen Aufgaben, Waschmaschine und Zwischenreinigung in den Apartments werden gesondert behandelt, dazu hat sie kleine Videos gedreht, die ich auf dem Laptop verfolgen kann. Mit den Blumen im Wohnzimmer, da hat es die Jahre zuvor immer schlechte Erfahrungen gegeben, ist es noch einfacher geregelt. Mein Handy ist vorprogrammiert, mir alle drei Tage eine sms zu senden mit der Aufforderung an die Blumen zu denken. Damit ich aber das Handy nicht irgendwo liegen lassen und es nicht wieder finde, hat man mir das Ding jetzt um den Hals gehängt, in einer wasserfesten Schatulle die zwar beim Schlafen mächtig stört, aber so kann ich das Handy auch unter der Dusche tragen, wenn das tägliche Fax kommt, welches mich an die Körperpflege erinnern soll. - Paul hat es da einfacher, der macht Katzenwäsche und weicht jetzt nicht mehr von meiner Seite, der hat wohl kapiert, dass nun das Schachern um seine Gunst innerhalb der Familie ausgesetzt ist, den Kerl hab ich jetzt drei Wochen lang in der Hand. - Noch einundzwanzig Tage...


Drachenflugtag

Viel Spaß Mädels!



Dienstag 11.07.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1017 hPa

Der Hubschrauber, der nicht hätte fliegen dürfen

Die Untersuchungen sind noch lange nicht abgeschlossen aber so langsam sickern einige Details durch, welche die Vermutung nahe legen, dass der am Samstag abgestürzte Hubschrauber nicht mehr flugtauglich war. - 6 Menschen verloren ihr Leben beim Absturz eines Sikorsky S-61N vor der Küste Tenerifes auf einem Flug zwischen La Palma und Gran Canaria. - Nach Angaben von Familienangehörigen des verunglückten Kopiloten und anderen Mitarbeitern der Firma welcher der Hubschrauber gehörte, gab es bereits beim Überführungsflug vom Festland nach La Palma technische Probleme. Zuerst versuchte man diese bei einer Zwischenlandung in Agadir zu beheben, ein Rotorblatt soll nicht in Ordnung gewesen sein, Stickstoff sei ausgetreten. Die spanische Pilotenvereinigung "Colegio Oficial de Pilotos de la Aviación Comercial" (COPAC), erhebt jetzt Vorwürfe an die Firma und den Piloten selbst, man hätte in diesem Fall nicht weiter fliegen dürfen und die Reparatur hätte auf La Palma stattfinden müssen anstatt den Hubschrauber nach Gran Canaria fliegen zu lassen.

Das sind alles noch Spekulationen, aber der Flug auf dem der Unfall passierte wurde durchgeführt, um eine Reparatur auf Gran Canaria durchzuführen weil sich dort eine Werkstatt der Firma befindet welche den Helikopter betreibt. Auch noch nicht offiziell bestätigt wird von einem Funkspruch berichtet der eine Notlandung in Tenerife Nord fordert, ganz kurz vor dem Absturz. Der Sprecher der spanischen Pilotenvereinigung vermutet einen sehr plötzlichen Absturz und das kann nur mit einem völligen Ausfall des Hauptrotors erklärt werden, hätte es andere technische Probleme gegeben wäre eine Notlandung oder Notwasserung noch möglich gewesen. Die Maschine sei aus über 1.000 Meter Höhe ins Meer gestürzt und damit gab es keine Überlebenschancen für die Besatzung und die drei Passagiere. - Das sind alles noch Vermutungen, die Auswertung der Blackboxes ist noch nicht abgeschlossen und der offizielle Untersuchungsbericht steht noch aus. - Das Umweltamt, in dessen Auftrag der Hubschrauber auf La Palma für die Waldbrandbekämpfung flog, hat angekündigt, dass Mitte Juli ein neuer Hubschrauber nach La Palma gesandt wird, trotz des tragischen Unglücksfalles wird man weiter die lokalen Kräfte auf La Palma mit Technik und Personal vom Umweltamt aus unterstützen.



Montag 10.07.06 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute: 25,9 Grad, niedrigste Temperatur: 18,0 Grad

Pläne, Pläne

Was ein Solarium ist, das ist allgemein bekannt. Mit so etwas geben wir uns gar nicht ab, das ist viel zu profan und die Sonne scheint viel zu häufig. Wir wollen ein Salinarium haben und wenn man dem Bürgermeister von Breña Baja Glauben schenken kann, dann wäre das die erste Einrichtung dieser Art auf der ganzen Welt. - Weil unsere "ganze Welt" aber ein höchst undefinierter Raum rund um das kanarische Archipel ist, können wir das einfach so stehen lassen und überhaupt ist alles einzigartig auf der Welt, es kommt immer nur auf den Standpunkt an und da sind wir flexibel. - Was in aller Welt ist ein Salinarium? Kommt auf jeden Fall von "Sal" und das heißt Salz und das kommt bei uns aus dem Meer. In Fuencaliente arbeitet ja noch die einzige Saline in der Provinz Tenerife, aber es gibt eine weitere in Los Cancajos, allerdings seit langer Zeit bereits nicht mehr in Produktion. Und weil der Bürgermeister von Breña Baja gleichzeitig unser Tourismusrat ist, soll dort eine neue Attraktion entstehen, mit dem Hintergrund Salz.

Unter den alten Verdunstungsbecken der Saline von Los Cancajos möchte man das Salinarium installieren und man richtet sich hauptsächlich an die kurativen Wirkungen welche man dem Meersalz zuschreibt. Thalasso Therapie ist das Zauberwort, Hoffnung für viele Rheumatiker und Menschen mit Hautproblemen, aber auch Hoffnung für Küstenorte die unbedingt weitere Attraktionen brauchen um ihre Wirtschaft voran zu treiben. Einen Anti-Stress Tempel möchte man dort errichten, man spricht von Blütenbädern und Unterwassermusik, ob man so die Salinenkrebse zum Walzer auffordern will weiß ich nicht und auch, ob der Geiger alle 2 Minuten zum Luftholen wieder an die Wasseroberfläche darf. - (Ich schweife ab, das passiert mir immer, wenn ich von der neuen schönen Welt auf La Palma höre) - Ganz ohne Polemik, eine gute Idee, seit dem die Marktwirtschaft das Wort "Wellness" zum Geldverdienen freigegeben hat haben sich völlig neue Möglichkeiten ergeben. Zu blöd nur, dass die EU lieber Autobahnen baut, man hat seitens der Gemeinde versucht für dieses Projekt Geld aus diversen Fonds zu ergattern, aber wohl keine Antwort erhalten. Nun will man versuchen mit Insel und Provinzgeldern das selber zu machen, aber auch private Investoren sind immer gerne gesehen. An die sechs Millionen Euro veranschlagt man für den Salzwassertempel, fast ein Schnäppchen, dafür darf sich dann vielleicht Cancajos auch bald "Bad Cancajos" nennten.



Montag 10.07.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1017 hPa

Elektrischer Ziegenstrand mit Scampieinlage

Über erneuerbare Energiequellen redet man auch hier und Stück für Stück sollen aus den Versprechungen auch handfeste Projekte entstehen. Man setzt vorwiegend auf Windenergie und Photovoltaik, immer wieder taucht auch die Idee eines geothermischen Kraftwerkes auf, die taucht dann aber auch schnell wieder unter, irgendwie ist für solche Technik noch keine Lobby vorhanden. Windkraftanlagen und Parks mit Photovoltaikzellen haben zwei große Nachteile, den enormen Platzbedarf und den visuellen Eingriff in die Landschaft. Auf La Palma haben wir nicht so viel Platz um viele Windräder einfach zu verstecken und Photovoltaik braucht viel Sonnenschein, also kommen auch nur Küstengebiete im Süden dafür in Frage. Nun scheint man den geeigneten Platz dafür gefunden zu haben, bei Fuencaliente knapp auf der Ostseite, gar nicht weit vom Leuchtturm entfernt. Las Cabras heißt die Ecke und da stehen auch schon ein paar knarrende Windräder und unterhalten die wenigen Badenden an der kleinen Playa de Las Cabras.

In der Tat scheint die Ecke wie geschaffen dafür, der Nordostpassat sorgt für permanenten Wind und dort sammeln sich auch ganz selten Wolken. Darüber hinaus hat dort menschlicher Eingriff bereits deutliche Spuren hinterlassen, ein Steinbruch sorgt dafür, dass man die Landschaft dort eigentlich nicht mehr weiter verschandeln kann. Es ist schwarze frische Lava die dort liegt und davon haben wir im Süden der Insel so reichlich, dass wir davon ruhig ein paar Quadratkilometer hergeben können um saubere Energie zu produzieren. Es war aber gar nicht so einfach die Erlaubnis dafür von der Raumordnungsbehörde zu bekommen, Las Cabras liegt im Gebiet des Naturmonumentes Teneguía und eigentlich darf man dort keinen Stein umdrehen. Nun hat man von der Comisión de Ordenación del Territorio y Medio Ambiente (Cotmac) grünes Licht erhalten und die Zone soll neu deklariert werden. Wie viele neue Windräder und Photozellen dort installiert werden sollen ist noch nicht raus, nur dass man es grundsätzlich machen könnte. - Damit ist auch der Weg frei für ein völlig neues Projekt, die Fischfarmer aus Tazacorte wollen in der Ecke eine Garnelenzucht aufbauen und zwar unter den Photozellen. Oben Strom, unten Scampis und das Ganze am Ziegenstrand. - Was mir jetzt nicht mehr klar ist, ob damit die Pläne vom Tisch sind, die Leute aus Punta Larga dorthin umzusiedeln, das war auch mal im Gespräch, aber wir reden viel.



Sonntag 09.07.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 24,6 Grad, niedrigste Temperatur: 18,7 Grad

Adlerchenhügelchen

Morro de Aguililla heißt das hier und genau darunter wohnen wir. Als Postadresse nicht gerade tauglich, es sei denn man erwischt einen etwas ergrauten Briefträger der sich mit solch alten Toponymen noch auskennt. Früher hatte jeder auch noch so kleine Landstrich, Hügel, Abhang oder Felsen seinen eigenen Namen, das brauchte man im Landleben um sich genauestens austauschen zu können, sonst konnten die Schäfer ihre Ziegen nicht wieder finden oder die noch nicht verlobten sich abends nicht konkret treffen. Auch Eigentumsgrenzen wurden früher so bestimmt und noch heute tauchen in manchen uralt Escrituras Namen auf, die heute keiner mehr kennt, sie bezeichnen die genaue Lage des Grundstücks anhand dieser meist nur lokal verwendeten Toponyme. Heute beschreibt man weitläufiger, die Mehrheit der Bevölkerung arbeitet nicht mehr in der Landwirtschaft oder als Schäfer und so geht das lokale Wissen um diese Ortsbezeichnung langsam verloren. Wir Hobbynostalgiker haben aber einen Leithirschen der sich um das Bewahren solch, für manchen sicher als unnötiges Wissen geltend bemüht. Jorge Pais heißt der wackere Namenssammler und ist eigentlich der Chefarchäologe der Insel. Er will nun, dass man nicht erst archäologisch an die Geschichte mit den Ortsbezeichnungen geht, noch gibt es genügend alte Leute welche diese Bezeichnungen noch kennen.

Eine Karte im Monstermaßstab von 1:5000 soll entstehen, in der man alle alten Ortsbezeichnungen festhalten will. Jorge Pais ruft nun die alten Damen und Herren der Insel dazu auf sich an dieser Aktion zu beteiligen, am meisten verspricht er sich natürlich von den Schäfern und Minenarbeitern die früher in und um die Caldera die Wasserstollen in die Berge getrieben haben. Oft fangen dann aber die alten Leute an zu zanken, jeder will es besser wissen ob das nun der "Risco de Juliana" war oder der Abhang des Juliano. Große Hilfe dabei können aber auch einige Wanderorganisationen bieten und Nachbarschaftsvereinigungen. So hat die Vereinigung für "Salto de Pastor Jurria Garehagua" aus El Paso von sich aus bereits Pläne erstellt mit den Ortsbezeichnungen rund um den Bejenado und Birigoyo. Die Namen der Hügelchen und Felsen sind natürlich sehr lokal und viele wiederholen sich häufig nimmt man die Insel als Ganzes. Oft sind auch Eigennamen in die Toponyme eingebunden, es gibt sogar eine "cuesta de Matías" sowie ein "hoyo de Matías" in El Paso, aber weder für den Abhang noch für die Grube kann ich etwas. Darüber hinaus tauchen viele Bezeichnungen auf, die kein Mensch kennt oder deuten kann. Oft sind es Bezeichnungen der Ureinwohner auf spanisch zurechtgedeutet, die dann zwar einen Klang und einen Ort haben, aber keinen Sinn ergeben. Jorge Pais geht es aber weniger darum zu erfahren, warum denn nun ein Ort so heißt wie er heißt, wenn man es weiß um so besser, sondern er möchte verhindern, dass im Laufe der Zeit mit den alten Leuten auch das Wissen über die alten Bezeichnungen verloren geht. Für manche absolut unnützes Wissen und sicher haben wir andere Probleme, aber es handelt sich dabei auch um ein Stück historisches Erbe und damit muss man äußerst pfleglich umgehen. Wer weiß eigentlich noch wo Trizonesien liegt?



Sonntag 09.07.06 - 10:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1016 hPa

Touristische Erschließung oder Umweltfrevel

Es scheint ein weiteres Puzzlestückchen zu sein, La Palma für den konventionellen Tourismus zu verbiegen. Es geht um den geplanten 11 Kilometer langen Küstenwanderweg von der Playa de La Zamora bis zum Leuchtturm von Fuencaliente. Costas, der alte Bekannte aus den Fällen El Remo und La Bombilla hat wieder zugeschlagen und nun die Enteignungsverfügungen für 72 Grundstücke an dem Küstenstreifen versandt. Costas ist die immer benutzte Abkürzung für "Dirección General de Costas del Ministerio de Medio Ambiente" was so viel bedeutet wie Küstenbehörde und nichts mit einem griechischen Sänger aus dem letzten Jahrtausend zu tun hat. - Über diesen Küstenweg ist häufig diskutiert worden, außer den Gästen des großen Hotelkomplexes braucht diesen Weg hier niemand, es gibt deutlich schönere Flecken auf dieser Insel als zwischen schwarzem Lavagestein und Gewächshäusern entlang zu laufen. Für die Gäste des Hotels wäre der Weg natürlich sehr gut, könnten sie doch endlich aus der Luxusenklave zu Fuß mehrere Strände erreichen und bis zur Südspitze der Insel lustwandeln. Dazu kommt noch das Thermalbad der "Fuente Santa", das wäre dann auch erschlossen und man müsste die Badewilligen nicht mehr in Bussen dorthin karren.

Auch wenn man seitens der Planer immer wieder beteuert, diesen Weg nach allen Möglichkeiten und Richtlinien des Umweltschutzes bauen zu wollen, es wird dennoch ein gewaltiger Eingriff in einen bislang fast völlig unzugänglichen Küstenstreifen sein. Dazu kommt noch, dass sich genau vor der Küste, von der Südspitze der Insel bis nach El Remo eine der beiden marinen Schutzzonen der Insel befindet, der man eines ersparen sollte, dass sich noch mehr Menschen dort versammeln. - Nimmt man die Bemühungen der Küstenbehörde an anderen Stellen der Insel ernst, unter dem Deckmantel einer Regeneration der Küste die gewachsenen Siedlungen wie La Bombilla und El Remo entfernen zu wollen, dann steht das in absolutem Widerspruch dazu, den Küstenstreifen im Süden der Insel für Menschen zugänglich machen zu wollen. Eine Behörde, zwei Strategien könnte man denken, das ist aber nicht so, es geht um die Puzzleteilchen die man zusammenfügt, um diese Insel für die Ansprüche touristischer Großkonzerne kompatibel zu machen. Dass staatliche Behörden sich zu Komplizen des konventionellen Tourismus machen und dafür sorgen, dass Siedlungen von der Küste entfernt werden und unberührte Stellen für Badelatschen geplättet werden, hört sich nach Skandal an, ist aber leider alltäglich und das nicht nur hier. - Allerdings müsste man sich gar nicht so aufregen, spätestens der zweite Sturm aus West spült alles wieder weg, dort wo man den Weg hin haben will gibt es nur ganz wenige Stellen die vor der Wucht des Atlantik sicher sind. - La Palma no se vende, La Palma se defiende habe ich als neue Plakatierungsaktion erst gestern gesehen. - La Palma verkauft sich nicht, La Palma verteidigt sich heißt das auf deutsch und ist eigentlich viel zu kämpferisch für unseren gemächlichen Alltag, aber bei uns weiß man nie...

Kaum Neues gibt es vom Hubschrauberabsturz vor Tenerife. Man hat eine fünfte Leiche bergen können, es soll sich dabei um Pilot oder Kopilot handeln, allerdings konnte man den Körper nicht identifizieren, weil Kopf und sämtliche Gliedmaßen fehlten. - Zur Ursache des Unglücks will sich von amtlicher Seite bislang niemand äußern, man hofft auf die Auswertung der Flugschreiber und die Berichte einiger Augenzeugen, da sich der Absturz nahe der Küste vollzogen hat.



Samstag 08.07.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 63 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 25,1 Grad, niedrigste Temperatur: 18,4 Grad

Sondermeldung - Löschhubschrauber abgestürzt

Einer der Löschhubschrauber welche das Umweltamt aus Madrid nach La Palma gesandt hatte um die lokalen Kräfte bei möglichen Bränden zu unterstützen ist heute Vormittag nahe der Küste Tenerifes ins Meer gestürzt. Der Hubschrauber, ein Sikorsky S-61 N war von La Palma gekommen und auf dem Weg nach Gran Canaria um eine technische Kontrolle vornehmen zu lassen. Um etwa 8:30 stürzte der große Hubschrauber nur 2 Meilen vor der Küste Tenerifes bei dem Anaga Gebirge aus unbekannten Ursachen mit 6 Personen an Bord ins Meer. Rettungskräfte der GIE (Grupo de Intervención en Emergencias) und der SAR (Servicio Aéreo de Rescate) waren zwar schnell zur Stelle konnten aber nur Wrackteile bergen und die Leichen von vier der sechs Insassen. An Bord befanden sich der Pilot, Kopilot ein Techniker und ein Mitarbeiter der staatlichen Firma "Tragsa", die auf La Palma Dienste für das Umweltamt übernimmt. Darüber hinaus befanden sich noch die Ex-Frau des Mitarbeiters der Tragsa an Bord, die Frau des Mechanikers und ein weiterer Begleiter. - Warum weitere Personen an Bord waren als für den Flugbetrieb notwendig sind, wird auch noch zu klären sein. Der Hubschrauber gehört der Firma "Helicsa" und wurde vom Umweltamt gechartert um in den Sommermonaten Personal und Wasser zu möglichen Bränden auf La Palma zu bringen. Die Firma Helicsa hat eine Pressemeldung (PDF Format) herausgegeben und darüber hinaus auch ein Bild des verunglückten Helikopters ins Netz gestellt. Im Moment wird noch nach den beiden Piloten gesucht, man befürchtet aber, dass auch die beiden nicht überlebt haben.



Samstag 08.07.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute: 25,1 Grad, niedrigste Temperatur: 18,4 Grad

Das hohe Lied der Endemie oder warum Pragmatismus überlebensnotwendig ist

Meine Frau hat es nicht leicht. Da ich selbst einkaufsunfähig bin und außer Speck, Zigaretten, Bier und seit einem Jahr auch Katzenfutter nichts anderes in den Einkaufskorb bekomme, muss alleine meine Frau für unsere ausgewogene Familiendiät sorgen. Das ist aber gar nicht so leicht, wenn der virtuelle Haushaltsvorstand auch noch so schwierige Aufgaben verteilt wie bevorzugt palmerische Produkte, im Zweifelsfall kanarische und nur im Notfall importierte Dinge zulässt. - Ritter Sport Taburiente gibt es nicht, genau so wenig wie Miracoli Tedote und schon sind wir in die Falle getappt. Eigentlich müsste man das ganze Zeug aussortieren und medienwirksam vor dem Roque Idáfe von Weltbiosphärenreservatsraupenschleppern platt walzen lassen, aber dann bekämen wir Ärger mit dem Umweltamt, wenn sich die ganze Globalisierungspampe dann ungeklärt bis nach Puerto de Tazacorte ergießt. Daneben gibt es auch noch kleine technische Probleme, die Scheibletten kleben so widerlich in jeglicher Biosphäre, dass nur Darmbakterien dafür eine Auflösung bieten.

Es ist nicht leicht sich hier auf La Palma überwiegend einheimisch zu ernähren. Dafür muss man ausgebildete Endemtrophologin sein und alleine daran, dass es dieses Wort nur hier und heute gibt sieht man schon, mit welchen Schwierigkeiten meine Frau täglich zu kämpfen hat. - Ich will da nicht misstrauisch sein, aber manchmal komme ich schon ins Grübeln warum auf manchen Produkten der Herkunftshinweis "Producto de La Palma" so ein bisschen handgeschrieben aussieht als hätte sich da jemand mit einem Edding (Typ autóctono) zu schaffen gemacht. Mein Vertrauen in meine Frau ist aber unendlich und ich lasse mir von niemandem einreden, dass Kühne Schlemmertöpfchen nicht auf La Palma hergestellt wird, die deutsche Beschreibung ist lediglich für den Export bestimmt, basta und keine weitere Diskussion. - Von dunklen Kräften kolportierte Filmdokumente auf denen angeblich meine Frau mit einem Edding zu sehen ist wie sie sich daran macht auf Etiketten herum zu kritzeln und dabei zu einer Bekannten flüstert: "Sonst frisst der Alte das nicht" haben sich als Eigenblutfälschung erwiesen und sollen lediglich dazu dienen, mein weiteres Fortkommen in der Tour de Endemie zu erschweren. - Ganz traurig macht mich immer noch mein Grundproblem mit dem endemischen Bier. Es gab Pläne und ganz kurz auch mal wirklich Bier aus La Palma aber aus unerfindlichen Gründen (Versionen warum das nicht mehr gebraut wird gibt es mehr als leere Hotelbetten auf der Insel) war nach vielleicht zwei Wochen der Hahn wieder zu. Gut, Dorada und Tropical sind zumindest kanarenendemisch und dass dahinter ein Multi sitzt und den Hopfen mälzt, darüber muss ich aus pragmatischen Gründen hinwegsehen, auf jeden Fall stammt das Wasser dafür aus Tenerife und Gran Canaria und Bier besteht ja fast nur aus Wasser und das reicht mir dann zur Endemie. - Heute hat mich meine Frau aber mit einem ganz echten Fundstück beglückt, Cerveza Palma Cristal, wunderschön formvollendetes Design und wenn es um Bier geht, dann ist mein Pragmatismus riesengroß. Kommt zwar aus Kuba die flotte Flasche, aber das liegt doch eh um die Ecke und wer will schon ewig streng sein mit sich. Prost Helms, Prost Burton, nicht auf euch, ihr dürft das eh nicht trinken.





Samstag 08.07.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1017 hPa

Rifirrafe

Wenn es ordentlich hergeht, verbal und kurz vor der Ohrfeigengrenze steht, vielleicht sogar mit schleichenden Übergängen, dann nennt man das hier ein Rifirrafe. So etwas passiert beim Fußballspielen genau so wie an schwergewichtigen Kneipentresen und alles was davon übrig bleibt ist ein schaler Nachgeschmack. Erreicht wird damit niemals etwas, es ist lediglich eine passende Demonstration für die fehlende Harmonie in der menschlichen Evolution. Wir können zwar technische Meisterleistungen vollbringen und auf dem Mond fliegen und wieder zurück, aber in der Konfliktbewältigung stecken wir, je nach Färbung der Gesinnung, noch bei Abel und Kain oder bei unseren glorreichen Vorfahren die Diskussionen grundsätzlich mit Keulen geführt haben. Dass der Mensch der Ordnung nach ein Primat ist wissen die meisten, die Unterordnung Trockennasenaffen oder gar Altweltaffen ist weniger bekannt, weil vielleicht zu wenig schmeichelhaft. (Wenn sie das nicht glauben, dann sehen Sie mal bei Wikipedia nach)

Warum ich jetzt gerade darauf komme über ein Plenum des Inselparlamentes zu berichten in dem man, außer die Tagesordnung aufzulösen zu nichts gekommen ist, das versteht wohl nur ein sapiens. Noch ein dreiviertel Jahr bis zu den Wahlen und unsere politische Führung benimmt sich schlimmer als gedopte Freizeitkicker und hat außer Polemik und arrogantem Gezänk nichts weiter seinem Wahlvolk zu bieten. Sicher ist regionale Politik nicht einfach und jeder will seine Haut retten und nach dem Mai 2007 auch noch auf den warmen Bänken des Inselparlamentes sitzen, aber direkte Arbeitsverweigerung weil Dialoge nicht mehr möglich scheinen, ist mehr als unangemessen. Bei all den Problemen welche diese Insel hat und die noch auf uns zukommen ist es fast entwürdigend zu erleben, wenn man unbequeme Frager aus dem Plenum entfernen will, andere Grüppchen, die sonst politisch so fern sind wie nur irgend etwas sich plötzlich zusammentun um zu verhindern und nicht um zu verhandeln, dann ist mal wieder der Boden erreicht. Nicht mal, die uns in absoluter Mehrheit regierende Coalición Canaria ist noch in der Lage eine klare Linie zu halten, die Spannungen zwischen dem Größenwahn auf Provinzebene und dem grauen Alltag auf den einzelnen Inseln macht Mächtige machtlos. - Auf der Strecke geblieben ist die Vernunft, den Ausbau des Wasserkraftwerkes "Salto del Mulato" konnte man nicht verabschieden und musste vertagt werden. - Am schlimmsten aber ist das Wissen, dass viele dieser modernen Clanchefs am Abend wieder zusammen in der Bodega sitzen und darüber lachen, welch große Show man uns vorgeführt hat. - Mai 2007 ist auch Showtime, da rocken die Wähler.



Freitag 07.07.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute: 24,4 Grad, niedrigste Temperatur: 17,7 Grad

Galgenhumor

Mit Comics gegen die Autobahn, auch ein Weg den nun scheinbar schlafenden Protest gegen die neue Schnellstraße durch das Aridanetal aufrecht zu erhalten. Unter www.graja.es/comic.php (Link entfernt, da nicht mehr aktuell) liefert die Plataforma ciudadana die ersten beiden Comics ab. Es ist ja eigentlich auch so, dass man über die Idee eine Autobahn quer durch das Weltbiosphärenreservat zu einem Hafen baut, von dem man aus nur wieder dahin fahren kann wo man hergekommen ist, eigentlich nur lachen kann. - Zu dem ersten Comic darf ich noch die Übersetzung liefern weil sicher nicht alle Leser der spanischen Sprache mächtig sind, der zweite ist auch ohne Übersetzung verständlich. Linke Sprechblase: ¿Erscheint Ihnen das nicht ein bisschen übertrieben Herr Rat? (auf den Kanaren gibt es den Titel Minister nicht, sondern nur Räte, ist aber vergleichbar mit Ministern auf Landesebene wie in Deutschland) Rechte Sprechblase: ¡Hombre, das nennt man den nachhaltigen Fortschritt der Geschäfte! Daneben gibt es noch ein interessantes Wortspiel mit dem Namen unserer Stadt El Paso. Auf vielen Verkehrsschildern steht der Hinweis: Ceda El Paso, was zunächst nichts anderes bedeutet als Vorfahrt geben und wörtlich, überlass den Weg. Nimmt man nun El Paso als die Stadt und nicht als das Wort "der Weg", dann heißt es tritt die Stadt El Paso ab, abgeleitet von dem Verb ceder , was überlassen oder abtreten heißt. Das würde nämlich auch noch passieren, nicht nur, dass man das Aridanetal mit einer unnötigen Autobahn durchpflügen würde, der Verkehr würde dann an El Paso vorbei geleitet und die langsam gewachsene Prosperität der Gewerbebetriebe des Ortes in Gefahr bringen. - Es gibt genügend Beispiele überall, wie man Ortskerne verwaist, weil nun keiner mehr durch die Stadt hindurch muss. Das könnte man aber auch elegant lösen und eine Umgehungsstraße, vielleicht sogar ganz versteckt in einem Tunnel nur für LKW macht, dann müssen die Gewerbetreibenden der Stadt sich nicht fürchten. Die andere Grausamkeit wie man Stadtkerne entvölkern kann, wären Einkaufszentren weit ab auf der grünen Wiese. So etwas ist bislang aber noch nicht geplant, zumindest hat noch niemand das ernsthaft erwägt.

Der mit der Autobahn verknüpfte lokale Flächennutzungsplan von El Paso steckt auch mitten in der Krise. Man hatte ja nun, einseitig von der Gemeinde aus die Trasse für die Schnellstraße entfernt, aber auch an allen anderen Ecken und Enden zwickt es den Betroffenen bei diesem Plan. Die Änderungen wären derart substanziell, dass man nun laut erwägt, den gesamten Plan in die Tonne zu treten und einen neuen zu basteln. - In der Geschichte der Kanaren ist der Flächennutzungsplan El Pasos wohl der meist beachtete überhaupt seitens der Bürger und das hat man wohl der Autobahn zu verdanken, sonst hätten sich wohl niemals so viele Menschen dafür interessiert und auch mal überlegt, welche Folgen dieser Plan für manche Ecken der Gemeinde hat. Dabei gibt es aber noch eine große Unbekannte. Es bleibt die Frage, ob die übergeordneten Behörden und das Gobierno de Canarias überhaupt akzeptieren, dass die Gemeinde El Paso ein Projekt aus ihren Plänen streicht, welches in der Kompetenz der Provinzregierung steckt, denn Gemeinden können keine Autobahnen oder Schnellstraßen bauen. - Es bleibt spannend auf La Palma und besonders rund um El Paso, aber das ist wohl unser Schicksal, denn El Paso ist auch "der Weg".



Freitag 07.07.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1020 hPa

Ein Schiff wird kommen

Der nächste Anlauf wird unternommen den bislang unbenutzten Hafen von Puerto de Tazacorte mit Leben zu füllen. Es wird wieder die Reederei Armas sein die sich großzügig mit uns gibt, andere Stimmen behaupten, man gibt der Reederei großzügig, damit diese den Hafen von Tazacorte überhaupt anläuft. Dabei handelt es sich aber um Gerüchte und auf solche darf man nicht immer reinfallen. - Tatsache bleibt, dass der Hafen von Tazacorte für den Passagier und Frachtverkehr nie eine Rolle spielen wird, er liegt einfach auf der Tenerife abgewandten Seite und so verlängert sich die Fahrzeit auf die Mutter aller Inseln um mindestens 1,5 Stunden. Als Sport und Fischereihafen dient Tazacorte schon immer und wenn man weiteren Plänen Glauben und Finanzierung schenken darf, dann wird es in ein paar Jahren dort vor Luxusyachten gar keinen Platz mehr geben um Placebo Fährschiffen überhaupt das Anlegen zu ermöglichen.

Zurück aus der fernen goldenen Zukunft der Insel der Reichen und Schönen in den Alltag, eine alte Bekannte wird Puerto de Tazacorte erneut die Ehre geben, die Volcán de Tauce. Der neue Fahrplan sieht eine interessante Strecke vor, Freitagnacht fährt der Halbfrachter in Santa Cruz de Tenerife ab und nimmt dann Kurs auf El Hierro. Von der kleinsten Kanareninsel (La Graciosa und Lobos sind offiziell "Islotes" und keine "Islas") geht es dann Samstag um 09:00 Uhr Richtung La Palma und wird dann um Mittag in Puerto de Tazacorte erwartet. Um 14:00 Uhr geht es dann weiter nach Santa Cruz de La Palma und am frühen Nachmittag wieder zurück nach Santa Cruz de Tenerife. - So schafft man es Tazacorte ohne großen Umweg zu bedienen, aus El Hierro kommend liegt der "Puerto bagañete" geradezu auf dem Weg. Ob nun wirklich so viele Herreños diese Linie nutzen werden, das kann man ruhig in Frage stellen. Das Schöne an der Wiederaufnahme einer Linie mit Tazacorte wird das Angebot einer kleinen Inselumrundung sein. Man kann von Tazacorte mit der Volcán de Tauce nach Santa Cruz fahren und dabei die Insel ganz von nahem und in aller Ruhe betrachten. Wer will, der kann sein Auto mit auf die Fähre nehmen und hat so eine nette kleine Kreuzfahrt vor sich und kehrt dann bequem mit dem eigenen Wagen wieder auf die Westseite zurück. Fahrkarten gibt es direkt auf dem Schiff, nehmen Sie aber unbedingt Ihre Ausweise mit, die sind notwendig.


Volcán de Tauce im Hafen von Puerto de Tazacorte



Donnerstag 06.07.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute: 24,1 Grad, niedrigste Temperatur: 18,0 Grad

Vorurteile

Den La Palma Bezug bei meinem Fundstück können wir einfach mal außer acht lassen. Gesehen habe ich diesen Zettel an der Scheibe eines Geschäftes in El Paso. Ob der Geschäftsmann nun arm oder reich ist, das kann man auch dahingestellt lassen, auf jeden Fall hat er Sinn für platten Humor und den lieben wir hier alle am meisten. Versuchen Sie bitte nicht, irgendwelche versteckten intellektuellen Untertöne zu entdecken, die sind garantiert nicht vorhanden. Wer sich auf den Schlips getreten fühlt, der solle diesen bitte ablegen.

Die Unterschiede zwischen arm und reich

Reicher mit Pistole = vorsichtig
Armer mit Pistole =     Verbrecher
Reicher mit Maniküre = Playboy
Armer mit Maniküre = Schwuler
Reicher mit Flügeln = Engel
Armer mit Flügeln = Fledermaus
Reicher im Bordell = sucht Entspannung
Armer im Bordell = sucht seine Schwester
Reicher mit Zeitung = Intellektueller
Armer mit Zeitung = sucht Arbeit
Reicher der rennt = Sportler
Armer der rennt = Dieb
Reicher mit weißem Kittel = Arzt
Armer mit weißem Kittel = Eisverkäufer
Reicher mit Koffer = Manager
Armer mit Koffer = Dealer
Reicher Homosexueller = Gay
Armer Homosexueller = Schwuchtel
Reicher der sich kratzt = ist allergisch
Armer der sich kratzt = hat die Krätze
Reicher auf dem Polizeirevier   = gibt Anzeige auf
Armer auf dem Polizeirevier = Festgenommener
Reicher der müde ist = gestresster Manager
Armer der müde ist = impotent


ricos y pobres



Donnerstag 06.07.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1021 hPa

Kein Wind, keine Sonne

Eigentlich kann man es sich im Sommer ersparen hier über das Wetter zu reden, falls keine Südströmung mit Calima unsere Küsten erreicht und uns ordentlich einheizt, bestimmt das Azorenhoch mit seinem Nordostpassat unsere Tage. In allen Büchern und Broschüren ist das beschrieben, auf der Ostseite stauen sich dann die Wolken, lassen notwendige Feuchtigkeit auf der Insel und die Westseite ist sonnig und wolkenlos. - Das stimmt aber nicht immer, der vergangene Juni und auch die ersten Julitage haben da ein ganz anderes Bild gezeichnet, auch im Westen war es tagsüber bewölkt und im Juni war es an keinem Tag über 25 Grad warm und es war schwierig, sich einen Sonnenbrand zu holen. Für uns ideales Wetter, weil nicht zu heiß, für Urlauber aber zumindest erstaunlich, dass es bei uns 10 Grad frischer ist als in Mitteleuropa.

Die Erklärung ist relativ einfach, es hängt vom Wind ab ob die Westseite bewölkt ist oder nicht. Die Luft welche uns auf Grund des Hochdrucks nordwestlich von uns aus Nordost erreicht ist immer kühl und feucht, der lange Weg über den Atlantik und die Zusammenarbeit mit dem Kanarenstrom wirkt wie eine Klimaanlage. In den oberen Luftschichten, die Grenze mag da zwischen 1.000 und 1.300 Metern liegen, herrschen aber völlig andere Bedingungen vor und die feuchte Luft kann nicht aufsteigen und an dieser Sperrschicht kondensiert die Feuchtigkeit und es bilden sich im Laufe des Tages Wolken, die sich auch über die Westseite der Insel ausbreiten. Nur der Wind kann diese Sperrschicht so weit auflösen, dass die Feuchtigkeit nach oben entweichen kann und nun die Westseite in der Sonne stehen lässt. Das ist meistens auch so, aber eben nicht immer. Bestes Signal für ausreichenden Wind ist der berühmte Wolkenwasserfall über der Cumbre Nueva, dem einfachsten Weg für den Passat von Ost nach West zu gelangen. Dazu brauchen wir aber in den unteren Luftschichten mindestens 15 Knoten, sonst reicht der Wind weder aus die Wolken über den Kamm zu drücken, noch die Sperrschicht aufzulösen, welche die Feuchtigkeit auch auf der Westseite auf dem Boden hält. - Seit gestern nun spürt man den ersten Windhauch wieder und schon war es sonnig. Die nächsten Tage wird es wohl so weiter gehen, der Passat zeigt sich etwas bemühter die Vorgaben aus den Reiseführern zu erfüllen.



Mittwoch 05.07.06 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute: 23,8 Grad, niedrigste Temperatur: 17,0 Grad

Heftige Schelte von Greenpeace in Richtung unserer Politiker

Der Schlag geht reihum, hauptsächlich kritisiert man die wilde Bebauung der Mittelmeerküste, man spricht von fast 1,5 Millionen neuer Wohnungen und Appartements die dort gebaut werden sollen, sowie von 303 neuen Golfplätzen. Wer da wohnen und Golf spielen soll, das habe ich mich immer schon gefragt, aber es muss wohl derart viel Schwarzgeld im Spiel sein, dass niemand nach der Rentabilität fragt, Hauptsache das Geld ist untergebracht. In einem Informationsblatt (PDF Datei) bekommen aber auch die Kanaren reichlich ihr Fett weg. Die Kampagne nennt sich: Destrucción a toda costa, was eine Doppeldeutigkeit enthält, a toda costa bedeutet so viel wie "um jeden Preis" aber eben auch "an der ganzen Küste".

Ohne jetzt auf die anderen Kanareninseln einzugehen, auch für La Palma beklagt man die brutale Aufstockung des Angebotes an Hotelbetten obwohl die Auslastung der bereits vorhandenen Anlagen über das Jahr nur an die 50% beträgt. Greenpeace sieht es als einen fatalen Fehler an, um jeden Preis mehr Gäste auf die Kanaren zu locken und dafür ein Angebot an Freizeitindustrie zu erstellen, welches nicht nur ökologisch katastrophal ist, sondern auch ökonomisch. Durch das stetig wachsende Überangebot entsteht eine Preisspirale nach unten, die Hotelbetriebe müssen die Preise senken um weiter die gleichen Gästezahlen zu erwirken. Dazu müssen die Betreiber sparen und das macht man überall in Hochlohnländern einfach damit, dass man weniger Personal nimmt oder billigeres. Zusätzlich versucht man durch Pakete, sei es Halbpension, Vollpension oder All inclusive die Gäste an die Anlagen zu binden um das Urlaubsbudget der Gäste nicht an weitere Anbieter zu verlieren. Das wiederum hat zur Folge, dass lokale Anbieter rund um den Tourismus wie Restaurants, Autovermietungen, Läden usw. trotz gleich bleibender Gästezahlen deutlich weniger Umsatz machen - Die Zahl der Gäste im konventionellen Tourismus wird in den kommenden 15 Jahren nicht mehr ansteigen, man kann nur noch versuchen anderen Regionen die Besucher abspenstig zu machen. Das geschieht im allerbesten Fall durch konsequente Serviceverbesserung, in fast allen Fällen aber über die Preise. Da haben die Kanaren aber nur noch wenig Luft nach unten und jede Menge anderer Ziele in Billiglohnländern warten nur darauf Gäste von uns zu bekommen.

Schön, dass ich mal eine renommierte Organisation zitieren darf welche die Entwicklung auf dem touristischen Zukunftsmarkt ähnlich sieht wie ich. Auf Inseln wie Fuerteventura und Lanzarote muss man natürlich einsehen, dass das Haupteinkommen aus dem Tourismus kommt und andere Maßstäbe gelten sollen, als es für La Palma sinnvoll ist. Aber die Abhängigkeit von den wenigen großen Reiseveranstaltern ist grausam gefährlich, bei einem Überangebot und das gibt es auf allen Kanareninseln, sind die Hotelbetreiber gezwungen das Preisdiktat oder All inclusive mitzumachen, sonst schickt man weniger Gäste. - Ich habe das gerade erlebt, man hatte mir das Hotel empfohlen wo wir waren, aus glaubhafter Quelle. Allerdings hatte der gute Mann das Hotel vor 5 Jahren besucht und seit 3 Jahren gibt es nun in dieser Anlage auch das All inclusive Programm, mit den negativen Folgen die ich erleben durfte und auch das Personal. Die sind nämlich viel weniger als vorher und eigentlich arbeiten dort nur noch Ausländer. - Für La Palma darf man sich das gleiche Schicksal nicht wünschen und trotz aller Beteuerungen seitens unserer politischen Bühne, man wolle Öko-Tourismus und Nachhaltigkeit, geht man mit der Planung von 11 weiteren Hotels, 4 Golfplätzen und Sporthäfen genau in diese Richtung. Es besteht keinerlei Bedarf für ein weiteres touristisches Ziel auf dieser Angebotsschiene, die gibt es wie Golfplätze an der Mittelmeerküste und vor allem viel billigere und sogar solche mit Stränden und immer gutem Wetter. Uns auf diese Konkurrenz einzulassen ist gefährlich und kann nicht aufgehen. Schlimm wären weitere 11 Hotels und Golfplätze für diese Insel, katastrophal wäre es, wenn diese Hotels und Golfplätze dann leer stünden und wir diese für einen Apfel und ein Glas Mojo verscherbeln müssten. - Aber wer weiß wofür das alles gut ist, vielleicht kann man dann in den Hotels ja die afrikanischen Flüchtlinge unterbringen und die können dann zur Erbauung Golf spielen bis sie über Madrid wieder dahin geflogen werden wo sie herkommen. - Es geht doch schließlich nur um möglichst viele Gäste, ob diese auch Geld auf der Insel lassen, danach hat bislang kaum einer gefragt. - Wie Sie lesen können, eine Woche Fuerteventura hat zwar Spuren hinterlassen, aber wenn es um La Palma geht, dann bin ich immer noch der Alte...



Mittwoch 05.07.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1018 hPa

Zwei Monate keinen Hunger und keine Angst

Wie jedes Jahr verbringen Kinder aus dem Flüchtlingslager bei Tinduf in Südalgerien ihren Sommer auf La Palma. Waren es im letzten Jahr noch 25 Kinder, so fehlen diesen Sommer drei, die Papiere seien nicht in Ordnung gewesen, man will sich aber bemühen diese Kinder auch noch nach La Palma zu holen. 2 Monate bleiben sie hier auf der grünen Insel und leben bei Gastfamilien die unentgeltlich für diese Geste einstehen, einige der Kinder sind bereits das dritte Mal hier und kennen sich bereits bestens aus und haben längst ihre Freunde gefunden. Organisiert werden diese Aufenthalte von der Asociación Canaria de Amigos del Pueblo Saharaui (ACAPS), die natürlich auf allen Kanareninseln tätig ist, nicht nur auf La Palma erholen sich die jungen Saharauis vom eintönigen Lagerleben in Tinduf. Ziel ist es natürlich, den Kindern ein paar Wochen ohne Angst und Hunger zu schenken, eine wunderbare Geschichte, die allerdings auch das grundsätzliche Problem der Bewohner der ehemaligen spanischen Kolonie nicht löst. Nach einer Eingewöhnungszeit kommen die Kinder auch zum Arzt und dann werden Ausflüge organisiert, Sprachkurse abgehalten und die üblichen Vorstellungen gegenüber der Presse in der sich runde Politikergesichter so gerne mit den Schutzbefohlenen photographieren lassen. Das muss die Kleinen nicht stören, dass sie auch dazu benutzt werden um Punkte durch Mildtätigkeit zu sammeln, die sollen es sich gut gehen lassen hier und das kann man auf La Palma vortrefflich machen.

Mit dem Tor von Maikel Bajak ist es nichts geworden, ich habe mir sagen lassen, die Besseren hätten gewonnen, schließlich habe ich das Spiel mit 6 absoluten Kennern dieses Sportes betrachtet. Es war rührend, wie man mir jeden Moment versucht hat zu erklären, warum nun dies und das passiert ist und dass man den Deutschen zwei Elfmeter verweigert hat, die ich nicht gesehen habe, weil ich andauernd jemandem zuhören musste. Macht alles nichts, es hat Spaß gemacht und ich glaube ich habe meine Rolle als verpflichteter Patriot ganz passabel erledigt. Es gab sogar Pizza zu essen und angeblich deutsches Bier, welches sich allerdings als holländisches Plagiat entpuppte, aber das ist alles gar nicht wichtig wenn man mit den richtigen Leuten zusammen ist. - Nicht traurig sein, wenn man gewinnt, dann ist das immer schön, aber nur in der Niederlage kann man wirkliche Größe beweisen.





Dienstag 04.07.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 22,4 Grad, niedrigste Temperatur: 17,2 Grad

Zu Gast bei Freunden

Jetzt hat auch mich die Fußballweltmeisterschaft erwischt, es gibt kein Entrinnen. Nachdem man in Deutschland, wenn man den Pressemeldungen und den Fernsehberichten trauen kann, endlich kapiert zu haben scheint, dass Patriotismus nicht gleich Nationalismus ist, dann hat das alles doch auch was Positives. Türken und andere Immigranten schwenken Deutschlandfahnen, ein Bild welches mich sehr beeindruckt hat, Integration ist wohl doch möglich. Ich habe auch kein Problem damit, dass meine Töchter vor dem Spiel Spanien gegen Frankreich mit der spanischen Fahne durch den Ort getobt sind, hinterher hat man die Flagge zwar voll geheult, aber vielleicht verbindet gemeinsamer Schmerz ja sogar noch mehr als gemeinsame Freude. Wenn der Fußball etwas schafft, was weder die Politik, noch gut gemeinte Sozialarbeit und Integrationsaufrufe hinbekommen haben, dann möchte ich mich gerne als Fußballfan bezeichnen, auch wenn ich nicht richtig weiß, was die Herren da auf dem Rasen so treiben. Die Stimmung boomt, das Land geht wieder nach vorne, es ist ein einziges Volksfest und alle haben sich lieb, da kann man nur hoffen dass da keiner die Spaßbremse vorher zieht und anstatt Tor für Deutschland plötzlich Mehrwertsteuer ruft.

Auch ich werde mir das Fußballspiel heute Abend ansehen, das geht gar nicht anders, sonst bin ich bei meinen Freunden unten durch und ich habe diese mit meiner Fußballabstinenz schon genug geärgert. Manuel Ángel und Fran, öfter auch als Pat und Patterchon bezeichnet haben in ihrer Werkstatt seit Beginn der Weltmeisterschaft einen Fernseher und Sitzmöglichkeiten installiert und dort fast alle Spiele beobachtet. Warum so manches bestellte Teil nicht termingerecht fertig wurde, das erklärt sich dabei natürlich von selbst, aber wer kann schon so pedantisch sein und während einer Fußballweltmeisterschaft auf pünktlichen Liefertermin pochen. - "Du guckst das Spiel doch mit uns?!". Kam es genauso als Frage wie als Drohung, schließlich macht man doch sonst auch allen Mist zusammen und nun möchte man zusammen mit mir, ihrem deutschen Freund, den Einzug der alemannischen Nationalmannschaft ins Finale feiern. - Ob das mal gut geht und ich nicht plötzlich für die falsche Mannschaft juble, aber meine Töchter haben mich vorbereitet, die Weißen, das sind unsere und wenn die blauen den Ball haben, dann muss du abfällige Bemerkungen machen. Das ist ja einfach, das traue ich mir zu und alle werden heute Abend für die Deutschen sein, das hat man mir auch versichert. Wäre zwar nicht nötig gewesen, ich verbringe immer gerne einen Abend mit meinen Freunden und bin ihr Gast. Gol gol gol gol gol gol gol de Alemania con un golazo de 30 metros de Maikel Bajak.


Vorher

Vorher


Nachher

Nachher



Dienstag 04.07.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1017 hPa

Häusle bauen leicht gemacht

Eine wunderbare Idee hat man sich in der Gemeinde Tijarafe ausgedacht, anstatt seitens des technischen Büros den Leuten das Bauen schwer zu machen, will man den möglichen Bauherren die gesamte Planung und Lizenzvergabe für ihr Vorhaben abnehmen. Das wäre nicht nur eine gewaltige Ersparnis, sondern würde das erniedrigende hin und herlaufen zwischen allen möglichen Institutionen unnötig machen, die allesamt ihren Senf dazu geben müssen, ob denn das alles so in Ordnung ist. Bauen auf La Palma ist immer noch eine spannende Geschichte, weil man nie so genau weiß, ob denn jedes angesprochene Amt die korrekte Abwicklung eines Bauvorhabens genau so sieht, wie es eine andere Behörde glaubt. Oft bleiben große Unsicherheiten und Fragezeichen zurück, meist aber lange Wartezeiten und unnötige Rennereien, die man sich so einfach ersparen könnte.

Der Hasenfuß an der Geschichte ist allerdings auch vorhanden, es gibt nur ein paar vorgezeichnete Hausmodelle die man nach diesem Schema in Tijarafe bauen könnte, (Volksbaureihe Taburiente, wahlweise mit oder ohne Jägerzaun) man kann die Auswahlpalette aber sicherlich über die Jahre noch erweitern. Gegen eine Gebühr sollen sich die Bauherren an das technische Büro der Gemeinde wenden und die schicken dann einen Beamten der sich das Gelände ansieht und die rechtlichen Möglichkeiten überprüft, ob dort denn überhaupt und was gebaut werden kann. Ist man sich einig über das Hausmodell, dann übernimmt die Gemeinde den weiteren administrativen Ablauf und der Bauherr kann sich ganz auf sein wirkliches Bauvorhaben kümmern und muss nicht andauernd Papiere wälzen. Darüber hinaus werden auch die notwendigen Dokumente erstellt die man braucht, sich bei den Banken einen Hypothekenkredit zu besorgen und auch bei den Subventionen für Neubauten ist man behilflich. - Noch gibt es keine Erfahrung mit diesem neuen Modell der Hilfe seitens der Gemeinde beim Hausbau und es bleibt abzuwarten ob das auch so herrlich einfach funktioniert, aber auf jeden Fall ist das eine gute Idee seitens der Gemeinde Tijarafe seinen Bürgern zu helfen. - Eigentlich komisch, dass man so etwas positiv erwähnen muss, möchte man doch ursprünglich glauben, dafür seien die Gemeindeverwaltungen da, ihren Anwohnern zu helfen.



Montag 03.07.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 22,3 Grad, niedrigste Temperatur: 17,0 Grad

Landestypische Küche

So, es kann weiter gehen, wir sind wohlbehalten wieder auf La Palma angekommen und ein Lob gleich mal im voraus. Die Binter Canarias hat neue Flugzeuge und die sind eine wahre Wohltat für die Ohren. Es sind neue Typen der ATR 72, die für Turboprop Maschinen extrem leise sind und so gelangt man erholt von Insel zu Insel, die alten Maschinen machten einen Höllenlärm und man konnte sich nur brüllend unterhalten. Damit sind wir schon beim Thema - brüllend, das war auch mein erster Eindruck von den Bewohnern Fuerteventuras, allerdings habe ich Bewohner geschrieben und nicht Einwohner. Da, wo wir uns einquartiert hatten, waren fast nur Engländer und eigentlich mag ich dieses unkomplizierte Volk, nur gib denen kein all inclusive Paket mit Bierzapfstellen an jeder Ecke. Rote Körper kühlen sich von innen mit "Lager" aus Plastikbechern und sie zeigen ihren Sonnenbrand mit solch lautem Stolz, dass man sich fragt, soll man das Selbstbewusstsein dieser Leute bewundern oder lieber ein neues Europa fordern. Einen Abend war es allerdings sehr ruhig und meine fußballkundigen Kinder konnten mich aufklären, die hatten wohl die portugiesische Krankheit die von einem gewissen Ricardo übertragen werden soll.

Wenn ich die Tage mal Zeit habe, dann mache ich noch einen kleinen Urlaubsbericht, der dann aber eher nachdenklich ist, habe ich mir dort doch ganz genau vor Augen führen können, was Massentourismus und die Höchststrafe - All inclusive" - für eine Urlaubsregion bedeuten können. Davon abgesehen, die Kinder haben sich herrlich am Pool und mit den Animateuren erfreut und ich habe versucht ihnen den Urlaub mit meinem Gesäusel von Authentizität und regionaler Struktur nicht zu versauen. Eins aber noch als Warnung vorweg, buchen Sie nie in einem Hotel oder Club nur Halbpension oder nur Frühstück, wenn auch All inclusive angeboten wird. - Sie sind dann Mensch zweiter Klasse, auch wenn Sie viel mehr und für alles bezahlen müssen. Da ich aber so wenig Erfahrung mit der anderen Seite des touristischen Treibens habe, bin ich vorher nicht auf diese Idee gekommen. - Ich mag es eben nicht, wenn ich von marokkanischen Kellnern auf englisch gefragt werde warum ich mein Armband nicht um habe und wie meine Roomnumber sei. In Spanien spreche ich immer spanisch, das hat man mir so beigebracht und manchmal hat man mich sogar verstanden, nicht weil dort in Fuerteventura so ein anderer Dialekt gesprochen wird, es ist halt einfach kein "Majorero" (so nennt man die Leute aus Fuerteventura) dort am arbeiten, sondern Mitteleuropäer, Saharauis, Marokkaner und jede Menge Schwarzafrikaner. - Je nach Helligkeit der Hautfarbe in den verschiedenen Preisklassen der Branche. - Rezeption weiß, Kellner Marokkaner, Koch Saharaui und den Müll durften die Schwarzafrikaner raus bringen, so hat alles seine Ordnung. Einwohner der Insel sollen nach Aussagen einiger Kenner als Taxi oder Busfahrer arbeiten, sind aber meist auf eine andere Insel zum Arbeiten gegangen. - Ich habe wenig getrunken auf Fuerteventura, einmal gab es neben unbekannten englischen Bieren nur Mahou oder San Miguel vom Festland und darüber hinaus war der Gang an die Theke jedes Mal für mich beschämend. Nachdem man von mir das Armband oder meine Zimmernummer wissen wollte und ich gestehen musste nicht All inclusive Gast zu sein, sondern mein Bier bezahlen wollte hieß es dann immer sorry und stellte mir ein Plastikbecher mit lauwarmem Bier auf den Tisch und verlangte dafür 2,90 Euro. - Macht nichts, heute Abend bekomme ich wieder eiskaltes Tropical bei Ramón für einen Euro und werde mein leidendes Darmgebälk nach einer Woche "landestypischer Kost" mit englischer Übersetzung mit einer kräftigen Portion Mojo wieder in Normalbetrieb bringen. - Schön ist es wieder auf La Palma zu sein!


landestypische Kost





Familie Ellen & Simon Märkle

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