La Palma Aktuell
Täglich frische Nachrichten von einer kleinen grünen Insel im Atlantik



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Nachrichtenarchiv Juni 2005


Donnerstag 30.06.05 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1022 hPa

Nordostpassat vom Feinsten

Während Mittel und Südeuropa unter der ersten sommerlichen Hitzewelle stöhnen, haben wir hier "Unser" Wetter, feuchte und kühlende Winde aus Nordost, angetrieben von der Wettermaschine des Nordatlantiks, dem Azorenhoch. Die Westseite bleibt dabei fast immer wolkenlos und über der Cumbre Nueva zeigt sich das meist photographierte Wetterphänomen der Insel, der Wolkenwasserfall. Mit 25 bis maximal 30 Grad und immer einer kleinen Brise macht das Wandern Spaß und die Weitsicht ist hervorragend, die Luft aus dem Nordosten ist frei vom Staub der nahen Sahara. Die Schwankungen im Luftdruck und Feuchte sind so minimal, dass ich mir momentan eigentlich die Aufzeichnung ersparen könnte.

Der Nordostpassat ist aber mehr als ein Wetterphänomen, er ist auch dafür verantwortlich, dass La Palma sich in dieser grünen und Wasser strotzenden Weise zeigen kann. Unterlägen wir dem kontinentalen Hoch welches sich fast ähnlich stabil über Nordafrika präsentiert, dann sähe diese Insel völlig anders aus und hätte den Beinamen "Isla Verde" (grüne Insel) nie erhalten. Der Nordostpassat bringt auch ständige Feuchtigkeit zu uns, an den steilen Hängen des Norden und Nordostens der Insel fischen die langen Kiefernnadeln das wunderbares Nass aus dem Wind und lassen es als ständige Tropfen auf den Boden rieseln. Manchmal nörgeln ein paar Leute rum, wenn der Wind ein bisschen zu heftig weht und dabei Fallwinde im Aridanetal produziert, aber da kann ich nur sagen, der Wind war vor uns da und vielleicht sollte man sich einfach eine Nordostpassatfrisur zulegen wie ich sie habe, da kann nichts passieren. Gut sieht es aus für die nächsten Tage, Sonne, Wind, Wolken und mehr. Da soll der Juli kommen, so lange der Nordostpassat uns nicht im Stich lässt, kann dieser Insel nichts passieren.


Nordostpassat



Donnerstag 30.06.05 - 09:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1022 hPa

Scheidung schon vor der Hochzeit

Unser Zapatero ist nicht nur ein Sprinter sondern auch noch ein Langstreckenläufer. Kein demokratisch gewählter Präsident eines europäischen Landes hat jemals in so kurzer Zeit mehr Reformen durchgezogen als er. Homo-Ehen und jetzt ein neues Scheidungsgesetz, welches es bei beiderseitigem Einverständnis möglich macht, eine Ehe bereits nach 2 Monaten ohne Anwalt scheiden zu lassen. Mindestvoraussetzung ist eine Ehedauer von 3 Monaten, also kann man das Ganze, Hochzeit und Scheidung innerhalb von 5 Monaten zu den Akten legen. Alle, solch progressiven Gesetze lassen natürlich das konservative Spanien erschaudern und aus Kirchenkreisen spotten manche bereits, als nächstes wird Zapatero die Hetero-Ehe verbieten lassen. Bislang hat "Zapo" (so nennt man ihn hier, ist ein Wortspiel, "sapo" wird genau so ausgesprochen und bedeutet Kröte) im offenen Schlagabtausch zwischen sozialistischer Regierung und der starken katholischen Kirche in Spanien immer die Nase vorn gehabt. Das läuft nach einem bewundernswertem Schema. Bis die Kirche und die konservativen Kreise sich erst mal zum Widerstand gegen einen neuen progressiven Affront Zapateros geformt haben, kommen bereits die nächsten liberalen Gesetze auf den Tisch und die arme Opposition weiß gar nicht mehr, gegen was sie nun im Moment gerade wettern soll.

Das alles kratzt aber nicht an seinem Image und der Unterstützung aus der Bevölkerung, im Gegenteil, Zapatero ist auch der einzige regierende Präsident eines europäischen Landes, der während seiner Amtszeit in den Umfragen nach oben steigt. Die Provinzwahlen im tief schwarzen Galizien haben das gerade eindrücklich gezeigt, dort wurde eine Franco-Ikone und Gründungsmitglied der Partido Popular, Manuel Fraga, vor einer Woche in die Opposition geschickt. Zapatero ist so schnell beim Regieren, dass er weder der Opposition, noch seinem eigenen Volk Zeit lässt darüber nachzudenken, ob das denn alles so seine Richtigkeit hat. Hier ist man froh, die demagogischen Riten eines Aznar nicht mehr auf dem Bildschirem ertragen zu müssen, der vor jedem wirklichen Wort welches er aussprach erst die gesamte Zuschauerschar mit seinem finsterem Blick weich klopfen wollte. Das ist Vergangenheit und Zapatero muss einfach nur aufpassen, dass er sich nicht selbst überholt. Auf europäischem Pflaster ist das längst geschehen, da ist es ihm nicht gelungen ganze Völker im lächelnden Handstreich für sich einzunehmen. Jetzt kommt die erste wirkliche Feuerprobe für Zapatero, die Agrarsubventionen. Mal sehen ob es dem lächelnden Derwisch aus León auch in diesem schlammigen Terrain gelingt, uns zu überzeugen. Jetzt, wo es um unseren Geldbeutel geht ist mit Lächeln alleine nichts mehr auszurichten und wenn die Börse leer ist, dann merken wir das genau so schnell wie Zapatero.



Mittwoch 29.06.05 - 17:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1021 hPa

Junge Palmeros mit Tosca auf Reisen

Letzte Woche gastierten die Bad Reichenhaller Philharmonie und die L'Opera Piccola auf La Palma und gaben zwei Vorstellungen der Tosca. Ein reicher Bauunternehmer hatte das bezahlt und so dafür gesorgt, dass es endlich mal wirklich hochklassige Orchester bis zu uns auf die Insel treibt. Die beiden Vorstellungen im Convento San Francisco sollen super gewesen sein, Karten wurden fast nur unter der Hand verteilt, für fast alle Normalbürger gab es keine Möglichkeit die Konzerte zu besuchen. Dafür darf der Bauunternehmer weiter die halbe Hauptstadt umgraben, das nennt sich dann kultureller Lastenausgleich. Ist aber schon in Ordnung, La Palma hat trotzdem was davon gehabt, wir haben die Nähe der hohen Muse dennoch gespürt und was das Schönste ist, die Reichenhaller haben gleich 6 junge Palmeros als "Lehrlinge" mit auf Reisen genommen.

6 Musikschüler der "Escuela Insular de Música" haben ein Stipendium von der Inselregierung erhalten, damit sie mit den Reichenhallern Philharmonikern auf Reisen gehen können. Das ist eine einmalige Chance für die jungen Musiker mit professionellen Kollegen in den großen Konzerthallen Europas zu spielen. Solche Auftritte sind für junge Künstler extrem wichtig und vielleicht entstehen dabei ja auch noch weitere Kontakte, die dann ab und zu mal wieder ein bisschen große Welt auf diese Insel ziehen. La Palma ist mit guten Orchestern nicht unterversorgt und könnte sich eigentlich mit Konzerten selbst versorgen, es bereichert aber ungemein auch andere Musiker hier bei uns zu begrüßen. Gib Küsschen Muse!



Mittwoch 29.06.05 - 09:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1021 hPa

This land is your land, this land is my land,

from Triana County to the Argual farmland. Jetzt wissen wir vielleicht, warum die Bauarbeiten an der Umgehungsstraße von Los Llanos einen sommerlichen Winterschlaf vollziehen. Die Enteignungen sind noch nicht abgeschlossen, das heißt viele der 73 Betroffenen, die insgesamt 7 Hektar abtreten mussten haben noch kein Geld erhalten. Mehrere Landeigentümer klagen auch noch wegen der Entschädigungssumme, da hat man den ersten Spatenstich also auf fremden Territorium gemacht und bringt nun die berühmte öffentliche Hand in Zugzwang. Das muss endlich vom Tisch, sonst kann man nicht weiterarbeiten. Enteignungen sind immer ein problematisches Mittel, man sollte dieses Instrument aber doch vor Baubeginn angewandt haben, wer jetzt von den Landeigentümern ein wirklich dickes Fell hat, der hat nun beste Karten in der Hand um ein bisschen mehr für sein Stück Land zu bekommen.

90% der Eigentümer haben den Kaufvertrag bereits unterschrieben, gestern Abend gab es eine Versammlung in Los Llanos in der auch die Abwicklung der Zahlungen erklärt wurde. Da fehlen aber noch 10% und es ist einfach sehr fragwürdig, wie man ein wirklich notwendiges Jahrhundertprojekt zwei Jahrzehnte lang plant um dann plötzlich festzustellen, das Land auf dem wir bauen wollen gehört ja gar nicht uns. Natürlich geht es nur ums Geld, die Eigentümer haben gepokert, die Provinzregierung auch und schließlich den Weg der Zwangsenteignung im Eilverfahren gewählt. Das ist alles legitim, auch die Klage gegen die Enteignung und wer da den längere Atem hat oder das bessere Anwaltsbüro, der wird schließlich mehr als Butter auf dem Brot haben. Wenn es irgendwann mal echte Zahlen gibt, was das Ganze gekostet hat, dann wird das sicher einer der teuersten Straßenabschnitte Europas werden, Rekorde liegen uns einfach im Blut oder auch im Geldbeutel.



Dienstag 28.06.05 - 18:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1022 hPa

Drachenflugtag

Dieser Begriff stammt aus dem deutsch-residentialen Umfeld hier auf La Palma und soll so viel bedeuten wie, die Frau(en) fliegen nach Alemania und der Kerl bleibt hier. Urlaub droht, natürlich nur für meine Frauen, ich tu mir so was Stressiges schon lange nicht mehr an. - Ich arbeite in der Branche, ich weiß wie anstrengend Urlaub sein kann. - Natürlich kann so ein lang ersehnter Urlaub meiner drei Frauen nicht ohne monatelange Planung auskommen, die Tickets, also die ticktetlosen Tickets, also die Faxbestätigung hängt seit langem drohend über der Küchentür und wenn die Frauen nicht bald fliegen, dann ist das Faxpapier so schwarz, dass die eh keiner mehr mitnimmt. Je näher der weiblich sanfte Teil meiner Familie an den Drachenflugtag gelangt, um so schlimmer werden die hysterischen Übergriffe auf meine bedrohten Persönlichkeitsrechte.

Seit Tagen werden Telefonnummern notiert, wo man sie an welchen Tagen erreichen kann, nur für den Notfall. Wie kann so ein Notfall aussehen, kein Bier mehr im Haus und wie bitte will man mir dann aus 4.000 Kilometer Entfernung helfen? Auch meine Töchter verteilen Zettel mit Namen der Freundinnen, für welche ich befugt bin Termine für "Danach" anzunehmen und bei welchen ich erst in Deutschland rückfragen muss, kein Problem, jetzt verstehe ich das auch mit der Notfallnummer die ich dann wohl täglich wählen muss. Es gibt aber noch schlimmere Erniedrigungen von weiblicher Seite. In fast kindlichem Ton werde ich jetzt immer wieder nach meinen Fähigkeiten befragt, ob ich denn in der Lage sei, drei Wochen diesen Haushalt und die Firma ohne weiblichen Technikverstand und planerisches Vermögen am Leben erhalten kann. - Trag die Buchungen immer gleich ein, du weißt, da gab es letztes Jahr ein paar Unstimmigkeiten und vor allem lass dir auch die Telefonnummer geben, die braucht man, wenn man mal zurückrufen will! - Danke, das wusste ich gar nicht. Hol doch das Gas nicht immer erst wenn die letzte Flasche schon angebraucht ist! - Ich hasse Gasflaschen holen und mir schmecken meine Bohnen auch kalt. Koch dir doch auch mal was anderes als immer nur Bohnen mit Speck! - Touché.

Die tiefsten Bereiche schützenswerter männlicher Selbstachtung geraten dieses Jahr aber in extreme Gefahr wenn es um zwei, fast nicht anzusprechende Themen geht. Die Waschmaschine (Emma) und der Kater (Paul), also die beiden Dinge auf der Welt, welche meiner Frau recht viel bedeuten. Die lässt sie genauso wenig gern unbeobachtet wie mich, manchmal drängt sich bei mir aber der Verdacht auf, das geschieht nur zum Schutz der Waschmaschine und des Katers und nicht mir. Die Waschmaschine, das muss ich zugeben, da gab es letztes Jahr ein kleines Problem. Weichspüler und Waschmittel sind unterschiedliche Dinge, das habe ich jetzt kapiert und diese beiden Knöpfe da oben an der Maschine darf ich auf keinen Fall wieder anfassen. Ich weiß nicht was meine Frau dagegen hat, dass wir jetzt Unmengen an hellrosa farbigen Handtüchern haben, der Beweis steht übrigens noch aus, dass die mal weiß waren! Vielleicht wende ich aber auch einen Trick an, der mir vor zwei Jahren schon mal wunderbar geholfen hat, ein Nachbar von mir hat eine Männer-Waschmaschine. Da kommt oben die schmutzige Wäsche rein, dann gibt man etwas Pulver dazu welches meist daneben steht, (ich wusste nicht, dass Bayer auch Waschmittel produziert), drückt den einzigen und nicht übersehbaren Knopf an dem rostigen Monstrum und nach nur 2 Stunden Rumpeln riecht die Wäsche anders als vorher. Geht doch.

Richtige Panikattacken muss ich aber ausstehen wenn es um unser neuestes Familienmitglied geht, Paul. Paul ist jetzt drei Wochen alt und löst nach wie vor heftigste Muttergefühle bei meinen drei Frauen aus wenn er mit Lurch ähnlicher Stimme Zuneigung oder die Flasche fordert. Seit den zwei Wochen die Paul jetzt bei uns ist, reden alle drei Frauen nur noch in dieser unerträglichen Kinderstimme. "Ist er nicht süß, komm Paule komm, guck mal er kann schon ein bisschen beißen und guck mal, er hat wieder auf Papas Hemd gemacht, ist er nicht drollig!" Eine Woche habe ich noch, den richtigen Umgang mit Katzenbabys zu üben. Dann muss ich auch Flasche geben können und permanent ein quiekendes Fellknäuel auf dem Schoß haben, wenn ich so wichtige Dinge erledige wie Korrespondenz oder Bohnen mit Speck esse. Eigentlich traut mir das keine meiner drei Frauen zu, Paule drei Wochen alleine mit einem anscheinend lebensunfähigen Kerl. Das könnte der Persönlichkeitsentwicklung des Katers doch schaden, der wird doch krank, der muss doch dann später mal zum Katzenflüsterer um seine Kindheitstraumata aufzuarbeiten. Ich hab´s versprochen, ich tu dem Kater nichts, auch wenn unser Hund mich per Augenkontakt immer wieder zu konspirativen Katzenunfällen auffordern will. Der weiß was die Stunde geschlagen hat, aber ich bin solidarisch mit meinen Frauen, wenn dem Kater was passiert in den drei Wochen, dann muss ich mich nach einem Männerflüsterer umsehen und die sind knapp. In genau 4 Wochen ist die Welt wieder in Ordnung, ich freu mich drauf, der Kater wird es bestimmt überleben, bei mir bin ich mir da gar nicht mehr so sicher.


Ganz der Papa, an der Flasche



Dienstag 28.06.05 - 09:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1022 hPa

Makaronesische Samensammler

Erklären wir kurz noch mal den Begriff Makaronesien. Die Azoren, Madeira, die Kanaren und eingeschränkt auch die Kapverden bilden die makaronesischen Inseln. Alle diese Inseln haben den gleichen geologischen Ursprung, fast das gleiche Klima, da bilden die Kapverden eine trockene Ausnahme und sind allesamt ohne Zugehörigkeit zu einem Kontinent von Vulkanen bis über die Meeresoberfläche gedrückt worden. So haben alle Inseln eine ähnliche Vegetation und neben den vielen endemischen Gewächsen die es alleine hier auf den Kanaren gibt, existieren auch viele Pflanzen, welche den Zusatz endemisch makaronesisch tragen, also auf allen genannten Inseln vorkommen, nicht aber im Rest der Welt. Dank der EU, die ist immer noch da, gibt es nun ein Projekt die Pflanzen der makaronesischen Inseln zu konservieren, als Samen.

Dazu hat man gestern feierlich die erste "Germobanco Agrícola de la Macaronesia" in Breña Alta am alten Flughafen eröffnet. Zunächst, man ist ja neu im Geschäft, kümmert man sich vorwiegend um landwirtschaftliche Nutzpflanzen, welche auf den Inseln durch Einbringung von neuen Sorten verdrängt werden. Sammeln ist jetzt angesagt, dann katalogisieren und später will man die Pflanzen auch nachziehen um den Landwirten der Insel weder Sorten anbieten zu können, welche ideal an die klimatologischen Bedingungen der Inseln angepasst sind. Die makaronesische Samenbank soll also kein Museum für nostalgieverliebte Austragslandwirte werden, man will die Bauern aktiv dabei unterstützen, das richtige Saatgut für ihre Felder zu finden. Das wird besonderes interessant bei den Kulturen wie Kartoffeln oder Weizen, da gibt es viele alte Sorten, die kaum noch jemand anbaut weil sie nicht so viel Ertrag versprechen, aber oft Resistenzen gegen eine Vielzahl von Pflanzenkrankheiten aufweisen. Mit diesem Projekt beschreitet man international keinen neuen Weg, Samen und Genbanken in der Landwirtschaft sind ein alter Hut und stellen auf der Suche nach den Möglichkeiten für eine nachhaltige Landwirtschaft ein riesiges Potential dar. Ganz zum Missfallen der globalen Saatgutzüchter, die ihre Produkte am liebsten weltweit normiert anbieten und so regionale Sorten und Züchtungen in die ewigen Saatgründe schicken.



Montag 27.06.05 - 19:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1020 hPa

Winterflugplan jetzt fast komplett

Außer der Aeroflight, die das lustige und verwirrende Kürzel GV mit sich rumschleppt, haben sich die anderen Fluggesellschaften nun zu ihrem Winterflugplan durchgerungen. Richtige Überraschungen hatte ich ja bereits angekündigt, La Palma wird ab November dann täglich, auch Freitag, Samstag und Sonntags von Deutschland aus angeflogen. Damit ergeben sich viele neue Möglichkeiten, bislang gab es ja immer das Problem, dass La Palma nur unter der Woche per Charter bedient wurde und so viele Leute ihren Urlaub nicht voll ausnutzen konnten, wenn dieser nur wochenweise erteilt wurde. Insgesamt gibt es deutlich mehr Verbindungen, aber kaum mehr Flüge, die meisten Fluggesellschaften haben sich aus betriebswirtschaftlichen Gründen zu Gabelflügen entschlossen. Wie viele der neuen Verbindungen noch direkt sind, das haben wir in der Eile und Freude über den neuen Flugplan noch nicht feststellen können.

Die Allianz zwischen Air Berlin und Hapag Lloyd hat sich wohl bewährt, man kann über beide Gesellschaften buchen, die aber dann nur einen gemeinsamen Vogel über den Atlantik schicken. Das gibt wieder ein Fest für alle Statistiker, beide Fluggesellschaften verteilen eigene Flugnummern, ein Flugzeug, zwei Nummern, das lässt reichlich Spielraum für Verwirrungen und satte Zuwächse im statistischen Flugverkehr. Eine weitere Allianz lässt die Österreicher auch wieder jubeln, Air Berlin und Niki Lauda bieten eine Verbindung Donnerstags ab Wien, allerdings geht dieser Flug über Nürnberg, so dass die Österreicher wieder keine eigene Spalte in unserer Statistik erhalten. Die werden, wenn sie wieder in Nürnberg abfliegen "eingedeutscht" ich erinnere mich ganz dunkel, dass es solche Vorgänge früher, viel früher auch schon mal gab, das hatte damals aber einen ganz anderen Hintergrund. In die Röhre gucken müssen momentan noch die Schweizer, da hat sich noch keine Fluggesellschaft gemeldet, welche die Eidgenossen zu uns bringen will. In früheren Wintern gab es immer 2 Verbindungen aus Zürich, aber seit den Wirren mit Swissair, Balair usw. hat sich noch keine Fluggesellschaft gefunden, welche diesen Dienst dauerhaft anbieten will. Den neuen Winterflugplan können Sie HIER nachlesen.



Montag 27.06.05 - 09:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1020 hPa

Geld Ja, Politik Nein

Marokko macht sich mal wieder unendlich beliebt. Abseits der großen Probleme Europas, wie verteidige ich meinen Wohlstand ohne größere Anstrengungen, will Marokko die endgültige Vereinnahmung des Landes Sahara ohne internationale Aufmerksamkeit zementieren. Innerhalb der letzten fünf Wochen mussten vier Reisegruppen, welche in El Aiún gelandet sind, sofort wieder umkehren, die marokkanischen Behörden ließen die Leute nicht mal aus dem Flugzeug aussteigen. Nach Hause geschickt wurden Politiker und Menschenrechtler, die keine Investitionen mit im Gepäck hatten, sondern sich um die Situation der Menschen des von Marokko besetzten Landstriches informieren wollten. Gleichzeitig weilen hohe Mitglieder der Handelskammer aus Tenerife in El Aiún und besprechen, zusammen mit kanarischen Investoren und illustren Vertretern der marokkanischen Besatzungsmacht, wie man sich denn zukünftige blühende Landschaften in einem Land vorstellt, welches ihnen nicht gehört. Europäische Egoismen verhindern ein Eingreifen und dulden vor unserer Haustür die Besetzung eines Landes, sei es auch klein und unbedeutend, durch Marokko. Die dritte Zukunft der Kolonialmächte hat begonnen, dazu braucht man keine Waffen und schon gar keine Presse. Eure Tomaten und Arbeitskräfte sind billiger, bei euch kann man noch Geld verdienen. Gibt es da ein kleines Problem mit einer halben Million Menschen, die so rückständig sind und immer noch glauben das sei ihr Land, verlasst euch auf unser Desinteresse. Wer Geld in der Tasche hat, der darf nach El Aiún reisen, wer Fragen stellt nicht. Nicht irgendwo in Afrika, sondern direkt vor unserer europäischen Haustür.



Sonntag 26.06.05 - 17:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 30 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1019 hPa

712 Hektar Gewächshäuser

Was dem Landmanns ganzer Stolz, ein prächtiges Gewächshaus, stört Naturschützer aber auch Gäste schon gewaltig, an vielen Stellen der Insel wird der schweifende Blick immer wieder von weiß glänzenden Planen gestört. Nimmt man die Gesamtzahl der wirklichen landwirtschaftlichen Nutzfläche, dann sind aber nur 10% der Äcker mit Gewächshäusern geschützt, die anderen 90% stehen weiterhin unter freiem Himmel. In den Gewächshäusern werden fast ausnahmslos Bananen gezogen, kein Wunder, wird doch kaum eine andere Frucht überhaupt erfolgreich exportiert. Dabei steht der Windschutz im Vordergrund und nicht wie häufig angenommen die Temperierung, so sind die meisten Gewächshäuser auch nicht aus dichten Kunststoffplanen, sondern aus Gaze. Der Wind ist neben den Schädlingen der Hauptfeind der Bananen, Sturm schmeißt viele Bananen fast regelmäßig um, aber auch leichterer Wind kann schon zu Schäden führen, schlagen die Blätter ständig gegen den Fruchtstand, gibt es später schwarze Streifen auf der Frucht und macht diese für den Export unbrauchbar.

Es gibt sogar noch mehr positive Seiten der hässlichen Landschaftsfresser, man kann in einem Gewächshaus viel besser und effektiver Pflanzenschutz betreiben. Da man schädliche Einflüsse von außen abschirmt, reichen viel geringere Mengen an Pflanzenschutzmitteln aus und zudem bleiben diese wo sie hingehören und werden nicht vom Wind in alle Himmelsrichtungen geblasen. Mögen die Gewächshäuser auch hässlich sein, vom ökologischen Standpunkt aus schneiden sie in der konventionellen Landwirtschaft, welche sich chemischen Pflanzenschutzmitteln bedient, deutlich besser ab als Freilandkultur. In den ersten Gemeinden regt sich aber bereits Unmut über die Verbreitung der Gewächshäuser und in Tijarafe hat man bereits Zonen erklärt, wo kein Plastik mehr in die Landschaft gestellt werden darf. Übrigens sehr zum Ärger unserer Bananenbauern, die auf dieser Insel so ziemlich die einzige Lobby stellen, sieht man mal von einem Grüppchen an politischer Nomenklatura ab. Manchmal hoffte ich, man könnte mit den Bananen ein paar dieser Politiker aufs Festland schicken, als Beiladung sozusagen, aber das wäre ja Etikettenschwindel unsere Bananen sind klein, gelb und haben schwarze Punkte. Unsere (nicht alle) Politiker sind groß, schwarz und haben gelbe Punkte, da ist eine Verwechslung ausgeschlossen. Allerdings kann man auf den Hinterlassenschaften Beider ausrutschen.



Sonntag 26.06.05 - 10:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1018 hPa

Das Rad wird neu erfunden

Wat is ne Dampfmaschin? Ich glaube nicht, dass ich hier das Grundprinzip des Antriebes per Wasserdampf erklären muss, zumindest im Kleinen oder aus der großen Zeit der Lokomotiven weiß jeder, dass aus heißer Luft jede Menge Energie gewonnen werden kann. Dazu muss man Wasser erhitzen, das kann mit Kohle geschehen, mit Holz, mit Öl, mit Kernkraft aber auch mit einer Insel, zumindest wenn es eine junge Vulkaninsel ist, welche den Brenner noch in sich trägt. Strom aus geothermischer Energie ist die Zauberformel, die jetzt plötzlich als Dampf des Kolumbus durch die Köpfe einiger Ingenieure geistert. Dabei ist nichts nahe liegender, als diese in Menschenzeiträumen nicht versiegbare Quelle an ungenutzter Energie. Im Jahr 2002 erstellte eine deutsche Firma bereits ein Vorprojekt, das wurde aber mit der Arroganz des Alltags ignoriert, zu teuer, zu neu, keine Lobby, keine Ahnung.

Vielleicht klappt es ja dieses Mal, zumindest spricht man wieder über dieses endemische Perpetuum mobile, die Firma Ingennio SA. ist zumindest davon überzeugt, hier auf La Palma beste Vorbedingungen gefunden zu haben. Wasser ist reichlich da und Hitze auch, jetzt muss man das gezielt und kontrolliert zusammenbringen und schon ist Strom nicht mehr gelb. Den Platz für das Kraftwerk hat man auch schon im Visier, anstatt der heiligen Quelle an der Südspitze der Insel weiter nachzubohren, die einfach nicht gefunden werden will, könnte man an gleicher Stelle das erste geothermische Kraftwerk Spaniens installieren. Noch ein bisschen weiter graben und schon ist es heiß genug um Wasserdampf zu erzeugen, der dann Turbinen antreiben soll. Das wäre alles unsichtbar im Berg untergebracht, nur die Steckdose würde herausragen und wenn unsere Politiker mal nur kurz den Kopf von den 25.000 Hotelbetten und den Golfplätzen abwenden könnten, dann würde sich ihnen eine grandiose Zukunftsvision für diese Insel eröffnen. Was Island kann, Madeira und Los Angeles, das sollte doch ein Kinderspiel für uns sein. Auf dem höchsten Berg das größte Observatorium der Welt und im Bauch der Insel das modernste Kraftwerk südlich der Milchstraße. Jedes Mal wenn es dann heißt, der Rohölpreis hat ein historisches Maximum erreicht, grinsen sich Pepe und José eins und fragen einfach nur, Watt is? Hundert Jahre möchte ich alt werden um das alles noch zu erleben, ob das reicht?



Samstag 25.06.05 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 30 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 60 % Luftdruck 1019 hPa

Der Puff von Breña Baja

Wer glaubt, das angeblich älteste Gewerbe der Welt hätte La Palma noch nicht erreicht, oder unsere Frömmigkeit würde keinen Nährboden für diese Art von Broterwerb bieten, den muss ich enttäuschen. Wir sind genau so fromm wie der Vatikan, denn auch dort soll es solche Einrichtungen geben, nur für Besucher natürlich... Auch hier kennt man einschlägige Lokalitäten oder bestimmte Regionen zwischen Bananenfeldern, wo man als öffentlicher Familienvater besser nicht angetroffen wird, es sei denn der andere den man dort auch antrifft, ist aus gleichem Grunde zum Schweigen verpflichtet. Vor Jahren öffnete mal ein "Nachtclub" im gleichen Gebäude in dem auch das bekannte Ausflugsrestaurant "Las Piedras" war und binnen kürzester Zeit ging das eigentlich nette Restaurant Pleite. Niemand wollte sein Auto dort mehr vor dem Restaurant parken, andere könnten ja glauben, die Fleischeslust des dort Parkenden beschränkt sich nicht allein auf Schweinefleisch. Das Nachtlokal machte auch bald wieder dicht, kein Puff kann auf La Palma überleben, wenn man die Freier dazu zwingt, das Auto an der meist befahrenen Straße der Insel zu parken.

Ganz andere Probleme haben nun die 4 Eigentümer eines eindeutigen Etablissements in Breña Baja, welches sich wohl über großen Andrang während der Bajada de La Virgen de Las Nieves eingerichtet hat. Die 19 jungen Frauen, fast ausnahmslos Kolumbianerinnen, scheinen ihre Arbeit aber nicht auf freiwilliger Basis zu verrichten, zumindest vermutet das der Staatsanwalt und hat die vier Betreiber der Bar erstmal aus dem Verkehr gezogen. Die Befragungen der Frauen ergaben aber widersprüchliche Geschichten, es ist schwer in diesem dunklen Gewerbe die diversen Möglichkeiten von Druck, Drohungen und befürchteten Repressalien seitens der Hintermänner aufzudecken. Um die 4 Betreiber gerichtlich belangen zu können, müssen die Frauen aber klare Aussagen machen, das fällt in den meisten Fällen aber nicht leicht. Oft verdienen die Frauen mit ihrem Körper den einzigen Lebensunterhalt einer ganzen Familie und da wirkt der moralische Zeigefinger einfach nur lächerlich. Die zweite Variante und die vermutet eben der Staatsanwalt hier, ist eine mafiose Verstrickung nach einem Muster wie es häufig mit nigerianischen Frauen gemacht wird. Die Frauen werden in ein fremdes Land verschleppt und müssen sich unter der Androhung, zu Hause würde die Familie bedroht wenn man nicht "kollaboriere", der Prostitution hingeben. Eine leider immer wieder stattfindende Praxis, die an Menschenverachtung nur schwer zu übertreffen ist. In diesem Fall gelingt es der Staatsanwaltschaft selten, die Betroffenen zum Reden zu bringen, Angst und Armut waren immer schon die besten Helfer des Verbrechens. Nicht nur irgendwo in Afrika, auch hier vor unserer Haustür.



Samstag 25.06.05 - 09:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1019 hPa

Noch reichlich Monat am Ende des Geldes

Das spanische Wirtschaftswachstum hält an, auch wenn nach landesweiten Umfragen 55% Prozent aller Spanier große Probleme haben, zusammen mit ihrem Einkommen das Monatsende zu erreichen. Auf den Kanaren sind es sogar knappe 75% der Haushalte, die regelmäßig "crisis" haben, noch viele Tage vor Monatsende. Der Trick dabei ist aber, anders als in nicht näher zu spezifizierenden mitteleuropäischen Ländern, das bisschen Geld welches man hat wird ausgegeben und so boomt der Konsumsektor weiter und weist für die ersten drei Monate dieses Jahres ein Plus von satten 8% aus. In Zahlen, pro Haushalt wanderten 6.015 Euro in den ersten drei Monaten in den großen wirtschaftliche Kreislauf, eben 10% mehr als noch im Vergleichszeitraum 2004. Selbst inflationsbereinigt kommt man dann immer noch auf eine Steigerung von 8,5%.

Sparen ist überhaupt nicht angesagt, sind es landesweit noch über 30% der Haushalte die am Ende des Monats noch Geld in der Tasche haben, so sind es auf den Kanaren lediglich 16% und wir bilden damit das absolute Schlusslicht in der spanischen Sparstatistik. Zusammen mit Andalusien und Extremadura bilden also die Kanaren erneut statistisch das Armenhaus der republikanischen Monarchie, immer ausgenommen die beiden Exklaven auf dem afrikanischen Kontinent, Ceuta und Melilla. Warum es trotzdem funktioniert, Familien mit einem Haushaltseinkommen von unter 1.000 Euro über die Runden kommen, holperig aber eben doch, das ist ein schwer zu erklärendes Geheimnis. Noch schwerer darzustellen ist dann das ermittelte Wachstum, von dem was ich nicht habe, gebe ich dieses Jahr 10% mehr aus. Aber wer hat schon Ahnung von der Marktwirtschaft und viele Finanzminister des ach so gequälten Europas wünschten sich so fleißige Geldausgeber wie wir es sind. Wir haben zwar nicht viel, geben aber immer alles aus, statistisch gesehen sogar mehr als wir haben, es sei denn, der Monat hat nur 25 Tage. Finden kann man solche wunderbaren (wundersamen) Statistiken beim nationalen statistischen Institut. (INE)



Freitag 24.06.05 - 15:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1018 hPa

Die nächsten Tage wird es heiß

Nicht nur wegen der vorher beschriebenen Festivitäten, auch das Wetter prahlt mit echtem Sommer und lässt dem Passat in den nächsten Tagen keine Chance unsere Luft abzukühlen. Die Kanaren sind eingekeilt zwischen dem wohl vorhandenen Azorenhoch und einem kräftigen kontinentalen Hoch über dem Maghreb. Auch wenn die unteren Luftschichten noch einen Hauch von Nordost hergeben, in der Höhe weht heiße Luft aus der Sahara und trocknet den Restpassat langsam aber ständig aus. Während es hier noch über 70% Luftfeuchte ergibt, raschelt und knistert es in den Bergen vor Trockenheit bereits und ab und zu erreicht uns selbst hier schon eine heiße Böe. In Meereshöhe dauert es natürlich am längsten bis die trockene und heiße Luft ankommt und so dreht sich das Temperaturschema wieder einmal um. Jetzt ist es oben wärmer als unten und El Paso wird seinem Ruf, in allen Dingen extrem zu sein wieder mal gerecht. Als einzige Gemeinde der Insel ohne Zugang zum Atlantik, steht man in dem Ruf, der kälteste aber auch heißeste Ort La Palmas zu sein. Welche weiteren Attribute man uns noch zuordnet, das wird ein anderes Mal beschrieben, jetzt geht es ums Wetter. Ein ganz eindeutiges Zeichen, dass es ein heißer Tag werden wird, sind immer die morgendlichen Hitzewolken über dem unteren Aridanetal. Von oben sieht das aus als wäre man hoch auf dem Berg, die Wolken ziehen dann sobald die Sonne über die Cumbre Nueva lugt nach oben und lösen sich in Nichts auf. Wolken, Wind und alle Wetter, ein ewiges Schauspiel auf unserem kleinen Theater.


Hitzewolken über dem Aridanetal La Palma



Freitag 24.06.05 - 09:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1019 hPa

Jetzt geht´s los

Heute Abend wird die 66. Bajada de la Virgen de Las Nieves in unserer Hauptstadt auch offiziell eröffnet. Um 20:00 Uhr fällt der Startschuss auf der Plaza de España und macht endlich Schluss mit Rahmenveranstaltungen, jetzt geht es ans Eingemachte. Julio Marante, Direktor des nationalen Radios wird die Feierlichkeiten eröffnen und den "Pregón" verlesen, die offizielle Aufforderung an die Stadt und die ganze Insel, bis zum 5. August ordentlich zu feiern und nur wenn es gar nicht anders geht, auch noch ein bisschen zu arbeiten. Aber selbst zu diesem höchst feierlichen Akt haben unsere politischen Hinterbänkler noch Polemik zu bieten, die Bürgerlichen (PP) beklagen sich über die undemokratische Auswahl des Festredners, als hätte ein Gesandter, gesegnet aus ihren Reihen, der Fiesta noch mehr Glanz und Gloria verliehen. Erich Kästner ist ganz nah... .

Nach der Eröffnungszeremonie, wir sind dabei, die Truppe mit Trommeln und Kornetthörnern aus El Paso ist offizieller Gleichschrittmacher, gibt es gegen 22:00 Uhr noch ein Folklorekonzert mit den "Sabandeños" und "Tajadre" im Festpavillon am Hafen. Ab Mitternacht wird dann das Tanzbein geschwungen, die erste von vielen "Verbenas" macht die Nacht kurz und die Kopfschmerzen am nächsten Tag lang, oder nachhaltig, wie das politisch korrekt bei uns heißen muss. - Dabei geht fast die Konkurrenzveranstaltung unter, die Feierlichkeiten um die "Patrona de Los Llanos", die "Virgen de Los Remedios", welche kaum hörbar gegen die übermächtige Konkurrenz in der Hauptstadt um Aufmerksamkeit buhlt. Da ist für Samstag früh der Viehmarkt angesagt, mit anschließender Verköstigung der angereisten Landmänner und Frauen, ein höchst bemerkenswertes Spektakel a la "Grand Bouffe" und die Frage stellt sich immer wieder, wie viele Kichererbsen passen in einen gesunden palmerischen Bauern.

Danach, wir reden jetzt von Samstag, findet der große Umzug in Los Llanos statt, die Romeria, angeführt von der Königin der Festivität wird die Schutzheilige durch den Ort getragen, gefolgt von tausenden Anhängern jeder Art von Spektakel. Die "Feria" am Samstag, wie der Viehmarkt von Los Llanos in der Kurzform heißt, hat große Tradition und gewinnt an Gefährlichkeit, weil das Ganze so untypisch früh für uns losgeht. Wer um 10:00 Uhr morgens schon Wein trinken muss, das ist klarer kanarischer Imperativ, der kann um 17:00 Uhr nicht mehr Cervantes zitieren und man kann allen Pharisäern und Antialkoholikern nur anraten, Los Llanos diesen Samstag weiträumig zu umfahren. Wer dann noch aufrecht fahren kann, Stehen wollen wir an diesem Tag nicht erwarten, der gibt sich den Rest in Puerto de Tazacorte, dort trommelt die "Batucada" aus Tijarafe Samba im Hafen. Ab 21:00 Uhr soll das losgehen, Ortsbeschreibung ist hinfällig, man hört das bereits von weitem. Viel Spaß dieses Wochenende, Bilder folgen und Aspirin gibt es in jeder Apotheke.



Donnerstag 23.06.05 - 19:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 29 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1019 hPa

Gebt uns unsere Kanone wieder

Wir vergessen nie und auch wenn ein Diebstahl schon 145 Jahre alt ist und fast eben so lang nie jemand darüber gesprochen hat, fällt es uns gerade jetzt ein. Auf der Militärschule in Madrid steht noch eine Kanone herum, die eigentlich uns gehört und die wollen wir jetzt wieder haben. Das ist auch nicht irgend eine Kanone, sondern die berühmte "El Escorpión", (Übersetzung ist wohl nicht notwendig) die 1551 in London gebaut, 1557 nach La Palma gelangte um sich die Piraten vom Hals zu halten. Seit dieser Zeit stand die Kanone in der Burg Santa Catalina und war über mehrere Hundert Jahre die stärkste Verteidigungswaffe der Insel. 1860 schaffte man die Kanone nach Madrid, schon zum alten Eisen gehörend und irgendwie überstand das monströse Ding noch mal mehr als 100 Jahre um schließlich als polierbedürftiges Ausstellungsstück in Madrid zu dienen. .

Die Kanone hat aber dort nichts verloren und gehört zur Geschichte dieser Insel und keiner kann Kanonen besser polieren als wir. Die Inselregierung hat nun eine Petition an das Verteidigungsministerium nach Madrid geschickt, mit der höflichen Bitte um schnellste Rückgabe der bellizistischen Preziose. Die Kanone soll dann wieder in der Burg aufgestellt werden und als touristisches Ausstellungsstück dienen. Jede ordentliche Insel hat ihre Kanone welche Geschichten erzählen kann und von heldenhaften Schlachten und echten Männern berichtet. - Andere Quellen behaupten, "El Escorpión" kam schon im Jahr 1553 auf die Insel und wurde bereits, leider erfolglos im Kampf gegen den fiesen französischen Piraten François Le Clerc eingesetzt. Das weiß man nicht so ganz genau und andere halten das für unwahrscheinlich, denn hätten wir seinerzeit die mächtige Wumme bereits gehabt, dann hätten wir dem Franzmann sicher Fersengeld gegeben. Selbst aus dem historischen Konjunktiv kann man Heldenepen spinnen, macht doch auch viel mehr Spaß als über Arbeitslosigkeit zu sprechen, über die Zukunft der Bananen und all so komische Dinge, welche und den ganzen Alltag vermiesen wollen.



Donnerstag 23.06.05 - 19:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 29 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1019 hPa

Gebt uns unsere Kanone wieder

Wir vergessen nie und auch wenn ein Diebstahl schon 145 Jahre alt ist und fast eben so lang nie jemand darüber gesprochen hat, fällt es uns gerade jetzt ein. Auf der Militärschule in Madrid steht noch eine Kanone herum, die eigentlich uns gehört und die wollen wir jetzt wieder haben. Das ist auch nicht irgend eine Kanone, sondern die berühmte "El Escorpión", (Übersetzung ist wohl nicht notwendig) die 1551 in London gebaut, 1557 nach La Palma gelangte um sich die Piraten vom Hals zu halten. Seit dieser Zeit stand die Kanone in der Burg Santa Catalina und war über mehrere Hundert Jahre die stärkste Verteidigungswaffe der Insel. 1860 schaffte man die Kanone nach Madrid, schon zum alten Eisen gehörend und irgendwie überstand das monströse Ding noch mal mehr als 100 Jahre um schließlich als polierbedürftiges Ausstellungsstück in Madrid zu dienen. .

Die Kanone hat aber dort nichts verloren und gehört zur Geschichte dieser Insel und keiner kann Kanonen besser polieren als wir. Die Inselregierung hat nun eine Petition an das Verteidigungsministerium nach Madrid geschickt, mit der höflichen Bitte um schnellste Rückgabe der bellizistischen Preziose. Die Kanone soll dann wieder in der Burg aufgestellt werden und als touristisches Ausstellungsstück dienen. Jede ordentliche Insel hat ihre Kanone welche Geschichten erzählen kann und von heldenhaften Schlachten und echten Männern berichtet. - Andere Quellen behaupten, "El Escorpión" kam schon im Jahr 1553 auf die Insel und wurde bereits, leider erfolglos im Kampf gegen den fiesen französischen Piraten François Le Clair eingesetzt. Das weiß man nicht so ganz genau und andere halten das für unwahrscheinlich, denn hätten wir seinerzeit die mächtige Wumme bereits gehabt, dann hätten wir dem Franzmann sicher Fersengeld gegeben. Selbst aus dem historischen Konjunktiv kann man Heldenepen spinnen, macht doch auch viel mehr Spaß als über Arbeitslosigkeit zu sprechen, über die Zukunft der Bananen und all so komische Dinge, welche und den ganzen Alltag vermiesen wollen.



Donnerstag 23.06.05 - 09:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1018 hPa

Bankgeheimnis

Vielleicht war es die Langeweile, die den 33 Jahre alten Bankdirektor aus Fuencaliente dazu brachte seine Kunden um insgesamt eine Million Euro zu erleichtern. Über drei Jahre lang und in kleinen Häppchen nahm der willige Banker Geld von Bareinzahlungen an sich und spekulierte damit an der Börse, allerdings in seinem Namen. Kamen mal zu wenig Einzahlungen, dann tätigte er mit gefälschten Unterschriften auch schon mal eine Abhebung, immer in dem tiefen Vertrauen, dass hier kaum jemand seine Kontoauszüge überprüft. Wirklich erst nach Jahren kamen die ersten Beschwerden von Kunden, dann wurde bankintern geprüft und schließlich der Staatsanwalt hinzugezogen. Es war dann nicht mehr schwer, den Bankdirektor als Täter zu entlarven, die kleine Filiale in Fuencaliente hat nur einen Mitarbeiter, den Direktor selbst. Nun bleibt offen, ob der Schaden nicht noch höher ist, ganz einfach, weil viele Leute immer noch nicht ihre Konten überprüft haben oder sich einfach nicht sicher sind, ob sie vor drei Jahren im Juli tatsächlich mal 300 Euro abgehoben haben oder nicht. Es kann aber auch durchaus anders rum sein und einige Kunden sind nun auf die Idee gekommen, tatsächlich abgehobene Beträge dem Bankdirektor anzukreiden, man kann es ja einfach mal versuchen. Völlige Aufklärung könnte nur der gelangweilte Bankdirektor selbst bieten, ob der sich aber an all die vielen Überweisungen erinnert die man machen muss, bis eine Million Euro zusammen kommt, das kann man ruhig bezweifeln. Die Staatsanwaltschaft hat noch einiges zu ermitteln, den Schaden trägt die Bank ganz alleine und leider hatte ich dort kein Konto um nun ominöse Abhebungen zu reklamieren. .



Mittwoch 22.06.05 - 19:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1019 hPa

Kämpfen um jeden Gast oder warum Erich Kästner ein Palmero ist

Es ist nicht viel los auf La Palma im Moment, das kennt man schon, der Mai und Juni sind die beiden schwächsten Monate im Tourismus, da muss man auf Zack sein, wenn man von den paar verbleibenden Gäste welche zu sich locken will. Der winterliche Hochmut - tut uns leid, aber wir können ihnen nichts mehr anbieten - weicht einem eher verzweifelten Buhlen und wer sich da nicht in der Rabattfalle wieder finden will, der muss viel, viel schreiben, reden und telefonieren. Das alles fällt mir bekannter Weise nicht extrem schwer, dabei schießt man aber manchmal deutlich übers Ziel hinaus und trinkt den Kakao, durch den man vorher schon gezogen wurde. Wenn in properen Monaten so was wie Alarmglocken noch existieren, da lauert eine Falle oder ein höchst komplizierter Gast so kennt die marktwirtschaftliche Drangsal nun keine Grenzen mehr. Auf Palma komm raus wird alles angeboten und man pfeift schändlicher Weise auf den eigenen Leitsatz, La Palma, eine ganz besondere Insel für ganz besondere Menschen.

Im Moment würden wir sogar an Engländer vermieten, aber die haben ja den Sommer über Einreiseverbot, einen Charter aus London und Manchester gibt es erst wieder im Winter. Was würden Sie machen, wenn Sie eine Anfrage erhielten: Suchen Haus mit Pool für 2 Ehepaare, Meerblick, Alleinlage, mindestens zwei Schlafzimmer und zwei Bäder, Waschmaschine, Geschirrspüler, Klimaanlage, ganz ruhig gelegen aber in Fußnähe zu einem Restaurant. Preisliche Obergrenze 40 Euro pro Tag, nicht pro Person, sondern das ganze Haus. PS, Internetanschluss und Telefon wären von Vorteil aber nicht Bedingung. - Im Winter geht man gesund damit um, holt die Frau und man klatscht sich vor Lachen auf die Schenkel und schickt diese E-Mail, zusammen mit irgendwelchen nett gemeinten Aufforderungen zum Verlängern von bestimmten Körperteilen in den einzigen dafür vorgesehenen Raum, in den Papierkorb. - Jetzt überlegt man doch tatsächlich, welchen Hauseigentümer man denn noch zu einem Rabatt überreden könnten und nippt so unbemerkt bereits am Kakao. Wenn man das dann getan hat, erniedrigende Gespräche mit dem Hauseigentümer geführt, sich blendende Formulierungen zurechtgelegt hat welche das Fehlen der Klimaanlage und des zweiten Bades rechtfertigen und tatsächlich dann ein gequältes Angebot auf den Monitor gebracht hat, trinkt man den Kakao schon in größeren Schlücken. Von Glück kann man dann sprechen, wenn man das Ganze nicht sofort abschickt sondern noch vorher irgend etwas Lebenswichtiges erledigen muss, wie Nachrichten schreiben oder der Katze die Flasche geben muss. Es hat funktioniert, ich habe den Kakao nicht ausgetrunken und irgend jemand wartet nun vergeblich auf ein Angebot, es sei denn er liest diese Zeilen.



Mittwoch 22.06.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1018 hPa

Wie viele Vögel passen in unseren Topf

Es geht nicht um einen Kochtopf, sondern um die Caldera, was auch großer Kochtopf, Kessel und geologisch Senkkrater heißen kann. Davon haben wir einen ganz großen, die berühmte Caldera de Taburiente, seit jeher unser touristisches Aushängeschild Nummer eins, aber auch Spielwiese für zig wissenschaftliche Disziplinen, die in diesem enormen Krater forschen können, was die Natur so hergibt. Jetzt kommen die Ornithologen wieder, die Sociedad Española de Ornitología (SEO) möchte nach über zehn Jahren mal wieder die Population unser gefiederten Freunde im Nationalpark zählen.

In der Tat gibt es neben vielen schrägen Vögeln, die ihr Habitat meistens um den Kiosk auf der Plaza in Los Llanos haben, viele interessante Flugobjekte, welche das Herz eines jeden Ornithologen schneller schlagen lassen. Die am häufigsten vorkommenden Vögel der Insel sind die "Paloma bravía" (Felsentaube), "Mosquitero Canario" (Kanarenzilpzalp), wer nicht glaubt, dass der Vogel so heißt kann ja mal unter Phylloscopus canariensis nachsehen. Weiter sehr verbreitet ist natürlich der "Canario" (Kanarenvogel), der "Bisbita Caminero" (Kanarenpieper), "Cernicalo Vulgar" (Turmfalke), "Vencejo Unicolor" (Einfarbsegler) und nicht zuletzt die "Chova Piquirroja" auch fälschlicher Weise als "Graja" (Alpenkrähe) bekannt. Selten anzutreffen, aber laut der Ornithologen sind auf La Palma auch beheimatet: "Pardela Chica" (Kleiner Sturmtaucher), "Águila Pesquadora" (Fischadler) - ich habe allerdings noch nie einen gesehen auf La Palma, "Gallineta Común" (Teichhuhn), "Charrán Rosado" (Rosenseeschwalbe), Lechuza Común" (Schleiereule), "Gorrión Chillón" (Steinsperling) und "Pico de Plata Africano" (Silberschnäbelchen). Einige dieser Arten stehen unter strengem Naturschutz, wie die beiden endemisch kanarischen Taubenarten "Paloma Rabiche" (Lorbeertaube) und "Paloma Turqué" (Silberhalstaube).



Dienstag 21.06.05 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1017 hPa

Gut ist unser Wasser, kostbar und teuer

Eigentlich haben wir genug davon, das bisschen was wir trinken sowieso, aber wir haben ja immer noch den nicht globalisierungskonformen Anspruch, auch Landwirtschaft zu betreiben. Da wird es noch ein bisschen schwieriger, man braucht nicht nur Wasser, sondern halt auch immer und überall wo man der Erde ein Stück Frucht abtrotzen will. Dazu baut man sich Kanäle, Wasserleitungen und Speicherbecken. Nun wird es teuer, nicht nur weil diese enormen Badewannen an sich schon sündhaft teuer sind, diese Becken neigen auch noch dazu, kaputt zu gehen. Wir haben zwar nicht auf Sand gebaut, aber die poröse Lavastruktur ist auch nicht ohne. So geschehen beim größten Speicherbecken der kanarischen Inseln, welches sich natürlich auf La Palma befindet, die "La Laguna de Barlovento". Die Folie, welches das Becken wasserundurchlässig macht, ist an den Ablaufrohren ganz unten im Becken auf etwa 40 Meter gerissen, der Boden darunter hatte sich abgesenkt.

Wenn etwas kaputt ist, dann schmeißt man es weg und kauft sich was neues über E-Bay, es war aber gerade kein Staubecken im Angebot welches 2.160.000.000 Liter Wasser fassen kann, so hat man den folgenschweren Entschluss gefasst, das Becken reparieren zu lassen. Anfänglich sprach man von Reparaturkosten von 1,8 - 2 Millionen Euro, das war etwa vor einem Monat, inzwischen sind wir bei 3,4 Millionen Euro angekommen. Setzt sich diese Progression der Kosten fort, dann reicht mein Rechenschieber bis September nicht mehr aus. (Mein Taschenrechner wurde ja bereits von der Tourismusbehörde beschlagnahmt, wegen Insubordination.) Im September will man mit den Reparaturarbeiten beginnen, vorher geht es eh nicht, man muss das viele Wasser ablassen und möchte dieses natürlich noch nutzbringend verteilt wissen. Die pekuniären Hilferufe hallen jetzt bis nach Madrid, mit 2 Millionen wären wir hier vielleicht noch mit der Provinzregierung klar gekommen, jetzt aber erklären wir den nationalen Notstand und Zapatero kann wieder mal seine Liebe zu uns offenbaren. Die EU fragen wir im Moment lieber nicht, die haben noch mehr Löcher im Haushalt als wir in unserem Speicherbecken. -Wie schnell so eine Kostensteigerung stattfinden kann, hat mal wieder unsere Lieblingszeitung "Diario de Avisos" gezeigt. Innerhalb von 20 Lesesekunden, von der Überschrift bis zur zweiten Zeile, sind bereits 100.000 Euro hinzu gekommen. Ist das jetzt unaufmerksam, visionär, inflationär oder gar reell? Nein, es sind Peanuts, so bezeichnen wir jeden Betrag der über unseren Horizont hinausreicht, da kommen wir immer mächtig ins Stolpern.



Dienstag 21.06.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1017 hPa

Fünf neue Löschfahrzeuge gegen die Waldbrände

Die Inselregierung hat vom Umweltrat der Provinzregierung 5 neue kleine LKW erhalten, damit will man noch besser gegen Waldbrände gewappnet sein. Neben der Feuerwehr, den Löschfahrzeugen der Nationalparkverwaltung und den beiden Löschhubschraubern glaubt man sich so besser gerüstet, die Sommerperiode zu überstehen, in der die Gefahr für Flächenbrände als sehr hoch eingestuft wird. Grund für dieses Gefahrenpotential ist der nasse Winter in dem sich enorm viel Unterholz in den Wäldern gebildet hat, welches nun vertrocknet und zusammen mit den herab gefallenen Kiefernnadeln eigentlich nur als "Brandbeschleuniger" zu betiteln ist. - Früher, ja früher war alles anders, da haben nach solch feuchten Winter die Leute Teile des Unterholzes in den Bergen gezielt abgebrannt, um es in den Sommermonaten erst gar nicht zur Katastrophe kommen zu lassen. So etwas ist aber heute auch politisch nicht mehr möglich, also muss man neue Wege gehen.

Dieser neue Weg sieht so aus, dass man versucht jeden entstehenden Brandherd so schnell wie möglich zu bekämpfen. Dabei spielen die Löschhubschrauber die entscheidende Karte, aber auch von den neuen Löschfahrzeugen erhofft man sich viel. Das sind wendige Mitsubishi "Cabster", die mit Wassertanks und einem Trupp Arbeiter an strategischen Stellen der Insel verteilt werden. Die meisten Brände entstehen durch Menschenhand, fast immer fahrlässig. Gefürchtet sind die vielen privaten Bodegas in den Bergen, in denen man gerne auf offenem Feuer Kaninchen und andere Spezialitäten bereitet. Da springt nicht immer nur der Gemeinschaftsgeist über, sondern auch so mancher Funke. Allerdings hat man bei den Fahrzeugen die Beschriftung konservativ gehalten, es steht "Medio Ambiente" drauf, also Natur(schutz)behörde und nicht Bodegawatch.



Montag 20.06.05 - 16:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1016 hPa

Keine Ausweitung der Naturschutzgebiete

55% der Oberfläche La Palmas sind bereits "espacios naturales protegidos" und damit will man es seitens der Inselregierung gut sein lassen. Damit sei der Erhaltung der Biodiversität dieser Insel genüge getan, alles was geschützt werden soll und muss ist bereits in den Plänen enthalten und kann nicht mehr geändert werden. Experten der EU sind da anderer Meinung, der Plan "Red Natura 2000" bemängelt das Fehlen von mehreren Schutzzonen besonders im Norden der Insel und fordert Nachbesserung. Da die EU aber im Moment eher mit sich selbst beschäftigt ist, brauchen wir keinen blauen Brief fürchten, die Portokosten wären den Engländern eh viel zu hoch...

Warum die Inselregierung sich so schwer tut, neue Schutzzonen einzurichten hat mindestens zwei Hintergründe. Zum einen arbeitet man seit sehr, sehr langer Zeit an einem inselweiten Flächennutzungsplan und da spielen Naturschutzgebiete theoretisch eine besondere Rolle und wenn man nun erneut alles umschreiben muss, dann verzögert sich das alles noch weiter ins Unendliche. (Theoretisch deswegen, weil mindestens in zwei Schutzzonen auf der Insel touristische Einrichtungen geplant sind, deren Projektierung älter ist als die Schutzzonen selbst). Der andere Hintergrund ist der ewige Zwiespalt zwischen Ökonomie und Ökologie. Es scheint nur in den seltensten Fällen zu gelingen, beiden Faktoren zum Nutzen zu gereichen, vielfach erweisen sich Naturschutzgesetze schlichtweg als Konjunkturbremsen. Je mehr Schutzzonen es auf der Insel gibt, um so weniger lässt sich darauf was machen, was Profit verspricht. Dass man auch mit Schutzzonen Geld verdienen kann, weil es viele Menschen gibt, die den landschaftlichen Wert höher einschätzen als flächendeckende touristische Infrastruktur, dringt nur ganz zaghaft bis in die hohen Räume unserer Lenker und Planer durch.



Montag 20.06.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1015 hPa

Noch 2 Tage Schule

Eigentlich ist das schon gar keine Schule mehr, so kurz vor den Ferien flackert nur noch selten so was wie Unterricht auf, die eine oder andere Arbeit muss nachgeholt werden, aber die Ferien sind bereits so nah, dass kaum noch jemand ernsthaft seine Bleistifte morgens spitzt. Die Großen (ab der 7. Klasse) haben schon Ferien und sind längst im drei Monatstaumel, denn so lange dauern hier die Sommerferien, man sollte eigentlich von einer eigenen Jahreszeit sprechen. Was die letzten Tage so kompliziert für die Eltern macht, sind die dauernden Ausflüge und Museumsbesuche, die eine wohlüberlegte Wochenplanung der Lächerlichkeit Preis geben.

Hat man seine beiden Kinder auch noch in verschiedenen Schulen, dann wird es wirklich kritisch und ich bin meiner Frau unendlich dankbar, dass sie mir mehrmals am Tag sagt, wen ich jetzt wo hinfahren und dann später wieder abholen muss. Bei all dem Chaos vor den Ferien und nachschulischen Aktivitäten ist mir lediglich ein einziger Lapsus noch nicht unterlaufen, meine Kinder morgens in die falsche Schule gefahren zu haben. Beim Abholen mittags muss ich nicht so viel nachdenken und ich gehe einfach mal davon aus, dass die Kinder die da in mein Auto steigen, schon die eigenen sein werden. Klappt meistens hervorragend und wenn die Zählung dann am Mittagstisch mehrere überschüssige Köpfe ergibt, frage ich längst nicht mehr nach. Das regelt sich meist fast von selber, meine Frau sorgt dann schon dafür, dass ich dann später am Tag genaue Anweisungen erhalte, welches Kind nun wieder in welchen Familienschoß gefahren werden muss. Es wird Zeit, 3 Monate Ferien bedeuten für mich zwar keinen Tag ohne Arbeit, aber dennoch eine wunderbare Zeit ohne schnell - schnell. Bei all der Freude darf ich natürlich nicht vergessen, wann die Schule wieder losgeht und in welche Schule meine Kinder gehen, aber bis dahin liegt ein ganzes Leben vor uns, 3 Monate ohne Wecker!



Sonntag 19.06.05 - 17:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1016 hPa

Mehr Drachen als Einwohner

Mit Drachen sind die Bäume genannt welche man hier "Dragos" nennt, richtig auf Deutsch muss das natürlich Drachenbaum heißen, aber wir sagen hier halt nur Drachen und wissen was gemeint ist, andere als die Dragos haben wir ja nicht. Mehr von diesen prähistorisch wirkenden Liliengewächsen als Einwohner, hat der Ortsflecken "La Tosca" bei Barlovento. Im "bodycount" steht es da jetzt 24 zu 18, zu Gunsten der Drachen. Das aber nicht, weil immer mehr Dragos die Landschaft besiedeln, sondern weil auch in La Tosca die Landflucht zugeschlagen hat. Von Stille, Ruhe, monströsen Drachenbäumen und dem Gezwitscher vieler Vögel kann man begeistert sein, einen guten Arbeitsplatz gibt es dennoch nur noch in den Zentren, die Problematik einer nicht intensiven Landwirtschaft ist hinlänglich bekannt.

Nun soll aber frischer Wind in die Landschaft rund um La Tosca kommen, die Gemeinde Barlovento hat zusammen mit dem Arbeitsamt einen Plan aufgelegt, der dem Verfall der Siedlung entgegenstehen soll. Fast eine halbe Million Euro lässt das Arbeitsamt springen, damit junge Leute dort, gekoppelt mit einem Ausbildungsprogramm, den Ort und seine bereits leicht verwilderte Umgebung wieder auf Vorderdrachen zu bringen. Man hat einiges vor, die hässlichen Oberlandleitungen sollen unter der Erde verschwinden, die Rohre zur Wasserversorgung ebenfalls. Die Dorfstraße soll repariert werden, genauso wie die Fassaden der Hauseingänge und der Aussichtspunkt mit dem bezeichnenden Namen, El Drago. Die Drachenbäume selbst sollen in Form gebracht werden, das heißt von ihren alten Blättern befreit, bei manchen Exemplaren befürchtet man aber auch die Säge ansetzen zu müssen. Früher nutzte man die vertrockneten Blätter des Drago um daraus Körbe zu flechten oder Seile herzustellen, das macht heute keiner mehr, es lohnt sich einfach nicht. Das Geld welches heute in den Städten verdient wird, kommt auf Umwegen (Arbeitsamt) wieder zurück aufs Land, auch eine Art Kreislauf, ein modernern Herzschrittmacher für Drachen.



Sonntag 19.06.05 - 09:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1015 hPa

Der grausame Taschenrechner

Für den Mai dieses Jahres wird mal wieder ein volles Loblied gesungen, es sind mehr ausländische Gäste nach La Palma als noch im Mai des letzten Jahres. Sicher, das ist richtig und sollte uns zu denken geben, wie wir im Tourismus denn den Mai 2004 überhaupt überleben konnten. Die Zahlen vom Flughafen, eigentlich die einzig verlässliche Quelle, alle anderen liefern Zahlen, nach denen die Insel wegen Überbevölkerung längst hätte umkippen müssen. Es kamen im Mai 4.555 Deutsche, 966 Holländer, 362 Belgier und 238 Italiener. Macht zusammen 6.121 Touristen aus Mitteleuropa für den gesamten Monat. Nun gehe ich mal von einer mittleren Aufenthaltsdauer von 10 Tagen aus, dann sind wir bei einer Zahl von 2.040 Gästen, die gleichzeitig unsere Insel bevölkern. Würde man die mittlere Aufenthaltsdauer des Tourismusrats zu Grunde legen, die von etwas mehr als 6 Tagen ausgeht, wäre diese Zahl bei lächerlichen 1.224 angelangt.

Das stimmt natürlich nicht, denn die Zählweise der Behörde ist eine multiple Interessenklauberei, die selbst Vertreterbesuche oder Lastwagenfahrer die vor dem Rückweg nach Tenerife hier eine Nacht schlafen als Touristen zählt. Böse Zungen behaupten, würde sich mal ein Boot mit Flüchtlingen nach La Palma verirren, was tatsächlich noch nie geschehen ist, dann würde die Behörde diese Flüchtlinge sofort mit in die touristische Statistik einfließen lassen und von einem neuen Boom aus Westafrika sprechen. Zurück zur blanken Zahl. Nach eigenen Angaben der Behörden, haben wir momentan an die 13.000 Gästebetten um die sich diesen Mai 2.040 Touristen geprügelt haben. So kann es nur verständlich sein, dass unsere Inselregierung sofort mehr und größere Hotels bauen will, die Gesetze der Marktwirtschaft scheinen nicht den Weg über unseren Horizont gefunden zu haben. Da gibt es nur eine Lösung, meckernden Pessimisten wie mir muss man den Taschenrechner wegnehmen und zum Bananenkrummbiegen ins Museum stecken. - Oder noch schlimmer, ich müsste die leer stehenden Betten aller touristischen Anlagen auf La Palma täglich neu beziehen, es könnte ja völlig unerwartet ein Boot mit Flüchtlingen kommen...



Samstag 18.06.05 - 19:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1017 hPa

La Palma Kreuzfahrt für 7 Euro

Für die Westseite ist ein Teil eines Traumes wahr geworden, Puerto de Tazacorte hat seine eigene Fährverbindung erhalten, die "Volcán de Tauce" ist heute Mittag um 12:00 Uhr in den Hafen eingelaufen. Zukünftig soll jeden Samstagabend das Schiff aus Santa Cruz de Tenerife kommend in Puerto de Tazacorte anlegen um dann Sonntagmittag über Santa Cruz de La Palma erneut in die gleichnamige Hauptstadt Tenerifes fahren. Heute ist noch mal ein außergewöhnlicher Fahrplan, Politiker und Geschäftsleute wollen die so sehnsüchtig erwartete Fähre im Hafen von Tazacorte feiern. Ob diese Fährverbindung aufrecht erhalten werden kann, hängt ganz von dem Frachtaufkommen ab welches über Tazacorte abgewickelt werden soll. Das Schiff "Volcán de Tauce" ist eigentlich ein Frachter der auch Passagiere mitnimmt. Konzipiert ist das 120 Meter lange Schiff für die schnelle Aufnahme von 100 Trailern welche mit 40 Fuß Containern beladen sind.

Mit diesen 40 Fuß Containern werden sowohl die Bananen von La Palma nach Tenerife geschickt, wie auch die Fracht von der "Mutter alles Inseln" zu uns. Sollten sich genügend Spediteure finden, die Puerto de Tazacorte als Verschiffungshafen aussuchen, dann können wir weiter auf diese Verbindung hoffen. Die mehr als 2 Stunden längere Fahrzeit für das Schiff, fällt bei Massenfracht nicht so ins Gewicht. Passagiere nach Tenerife werden sicherlich weiter den pfeilschnellen Trimaran der Reederei Olsen nutzen, der schafft die Überfahrt nach Los Cristianos innerhalb von 2 Stunden. Ein ganz schönes Geschenk bereitet uns die neue Verbindung allerdings, für 7 Euro kann man dann eine 2 stündige Kreuzfahrt machen, von Puerto de Tazacorte nach Santa Cruz de La Palma. Das dürfte auch viele Gäste der Insel interessieren, dann kann man wunderbar die Küstenlinie beobachten und unsere kleine Schöne auch mit ein bisschen Abstand betrachten. In Santa Cruz schnappt man sich dann den Bus und fährt gemütlich zurück auf die Westseite. Ist zwar nicht so schnell wie die U-Bahn, aber man sieht deutlich mehr Meer.


Volcán de Tauce vor der Westküste La Palmas

Puerto de Tazacorte auf La Palma, Volcán de Tauce

Puerto de Tazacorte auf La Palma, Volcán de Tauce

Puerto de Tazacorte auf La Palma, Volcán de Tauce



Samstag 18.06.05 - 09:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1018 hPa

Zwei fehlen noch

Eine große Suchaktion hat die Polizei für heute Nachmittag organisiert, seit Wochen werden auf der Ostseite zwei Menschen vermisst und bislang gibt es keine Anhaltspunkte was denn mit den beiden geschehen sein könnte. Julián Jiménez aus Santa Cruz kam vor fast drei Wochen von der Arbeit nicht nach Hause und Rubén Pérez aus Mazo ging vor etwas mehr als eine Woche an die Küste um zu fischen und tauchte auch nie wieder auf. Weder aus dem Familienumfeld, noch aus dem Freundeskreis der beiden gibt es irgendwelche Vermutungen, welche das Verschwinden der beiden erklären könnte. Heute ab 15:30 wird nun die gesamte Umgebung von Mazo in Richtung Süden durchkämmt, die Aktion wird bis zum Sonnenuntergang andauern und man hofft dann bis Fuencaliente gekommen zu sein. An der Suche beteiligen sich die Mitglieder der Hilfsorganisationen: Cecopin; Alfa Tango; Ayuda en Emergencias Anaga; das rote Kreuz; Gemeindeangestellte sowie Freiwillige aus Mazo und die Guardia Civil. Sollte diese Suchaktion zu keinem Ergebnis führen, dann wird es an den folgenden Wochenenden erneute Versuche geben, die Vermissten zu finden. Es ist ein komisches Gefühl, dass hier auf La Palma einfach zwei Menschen so verschwinden können, ohne Unwetter, ohne mysteriöse Vorgeschichte. Das muss geklärt werden.


In eigener Sache: Es gibt Neuigkeiten von Paule. Nach den vielen Zuschriften zum Thema "Bedrohte Dogmen" und der "Menschwerdung" durch ein Katzenbaby, werden wir nun ab und zu von Paule berichten und wie denn die Machtablösung in der gelenkten Demokratie der Familie vor sich geht. - Paule hat gestern seine Augen das erste Mal geöffnet und orientiert sich nun nicht mehr alleine nach Wärmequellen, sondern nimmt zumindest Bewegungen bereits wahr und dann kommen solch völlig verzückte Ausrufe aus dem weiblichen Teil unseres Familienverbundes wie, guck mal, er läuft mir nach, er will zu mir! Von Laufen kann noch keine Rede sein, die dünnen Beinchen bewegen sich noch ziemlich unkoordiniert und schleppen den Körper eher zufällig in die Richtung einer meiner ständig rufenden und gestikulierenden Frauen. Nahrungstechnisch ist alles geregelt, bis 8 mal am Tag bekommt er seine Flasche mit Milch aus Beutelchen vom Tierarzt. Genau 18 Tage hat Paule noch Zeit ein Kerl zu werden, dann sind meine drei Frauen für 3 Wochen zum Betriebsausflug in Deutschland und dann kommt es zum großen Patriarchen Showdown zwischen dem Kater und mir. Bis dahin muss seine Nahrung an meine angepasst werden (drei Wochen nur Bohnen mit Speck, Kaffee und Bier) und Stöckchen holen und bellen steht dann auch auf dem Stundenplan. Mal sehen wer eher nachgibt...

Paule, 2 Wochen alt



Freitag 17.06.05 - 19:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1018 hPa

Menschen als Ablenkungsmanöver

Nicht alle Polen klauen, nicht alle Deutschen tragen am Wochenende lila Jogging-Hosen und sind Besserwisser und nicht alle Marokkaner sind Menschenhändler. Jedes Volk hat seinen Nachbarn und manchmal bestätigen sich halt einfach Vorurteile auf grausame Art und Weise. Natürlich darf man nie verallgemeinern und Schlepper sind überall auf der Welt sicher nicht zimperlicher, aber was vor unserer Haustür geschieht ist uns nun mal näher. Vielleicht trägt ja die folgende Meldung ein bisschen dazu bei, unsere tief verwurzelten Abneigungen gegenüber den Maghreb Staaten zu verstehen. Die Meldung stammt aus Tarifa an der Südküste Anadalusiens und erzählt erneut eines der vielen grausamen Flüchtlingsschicksale.

Viele Schwarzafrikaner aus den westafrikanischen Staaten versuchen über Marokko den Weg nach Europa zu finden. Dabei wenden sich diese an eine Schleppermafia und diese organisiert die Überfahrt entweder auf die Kanaren, oder über die Straße von Gibraltar ins nahe Andalusien. Der Weg auf die Kanaren ist zunehmend schwieriger geworden und das Gros der Flüchtlinge wird nun wieder über Nordmarokko geschleust. Das zum Verständnis. - Vor 4 Tagen entsandte man ein Fischerboot, völlig überladen mit knapp über 100 Schwarzafrikanern in Richtung spanisches Festland, mit der festen Absicht, das Boot von der spanischen Küstenwache entdecken zu lassen und zum Kentern zu bringen. Damit wollte man alle Polizei und Rettungsboote der spanischen Küstenwache an die Unfallstelle binden, um ein schnelles Schlauchboot mit 49 Marokkanern an Bord unbehelligt in Südspanien landen zu lassen. Das ging gründlich schief, 12 Schwarzafrikaner ertranken, 6 Frauen und 6 Kinder, bis die Küstenwache die übrigen retten konnte. Der marokkanische Bootsführer wollte unentdeckt bleiben und verkleidete sich als Flüchtling, wurde aber von den Betrogenen auf dem Boot an die Polizei verraten. Er gestand die Absprache und das vorsätzliche Kentern recht schnell und verriet auch das folgende Schlauchboot mit den anderen Marokkanern. 12 Tote Afrikaner als kalkulierter Preis für das sichere Übersetzen der eigenen Landsleute! Solch menschenverachtende Taten schaffen eine feste Basis für fundamentale Vorurteile gegenüber den Marokkanern, die es als Volk natürlich nicht verdient haben mit diesen Verbrechern in einem Satz genannt zu werden. Ist aber so und auch wir können uns aus dieser Sichtweise schlecht befreien. Das ist Tagesthema hier bei uns und fragen sie die nächsten Tage niemanden, ob er denn nicht mal einen Urlaub in Marokko machen will.


Freitag 17.06.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1019 hPa

Brücken bauen macht Spaß

Nun ist die größte Einbogenbrücke Europas, (manche sagen sogar der ganzen Welt) bei Los Sauces längst Alltag, da gelüstet uns nach mehr. Der Barranco de Las Angustias, zwingt alle Reisenden zwischen Aridantetal und dem Nordwesten der Insel bislang bis hinunter ins Flussbett und auf der anderen Seite wieder hoch. Es ist in der Tat, besonders für LKW eine mühsame Kurbelei und jeder der diesen Weg unfreiwillig fahren muss, der wünscht sich dort Erleichterung. Pläne und Visionen für ein Schlucht umspannendes Viadukt gab es bereits viele, sogar ganz kühne, welche die Brücke bereits kurz unterhalb von El Paso beginnen lassen und dann direkt zum Mirador del Time führt. Das wären mehrere Kilometer Brücke in einer Höhe von 600 Meter und so viel Geld hat die EU nun auch wieder nicht.

Die kleinere und wahrscheinlichere Version würde im Anschluss an die im Bau befindliche Umgehungsstraße von Los Llanos beginnen und die Schlucht von Argual aus überspannen um dann auf der anderen Seite der Schlucht in Amagar zu enden. Auch bei dieser wohl machbaren Variante, wären 900 Meter Brücke zu bauen, die in fast 300 Meter Höhe eine der bekanntesten Schluchten unserer Insel überbrückt. Gehe ich mal von der gleichen Geschwindigkeit aus die man zur Projektierung, Genehmigung, Planung aus Ausführung der Umgehungsstraße von Los Llanos brauchte, dann lohnt es sich eigentlich gar nicht im Moment schon darüber nachzudenken. Bei allem Planen und Projektieren habe ich ja einen ganz nachhaltigen Störfaktor noch gar nicht erwähnt, die Finanzierung. Beträge, was so eine Brücke kosten könnte will keiner nennen, das gehört aber zum Spiel, wir selbst können so ein bautechnisches Gesamtkunstwerk eh nicht bezahlen. Für so läppische Probleme, wo man mehrere zehn Millionen Euro herbekommt, geben wir uns in unseren Visionen gar nicht her, das läuft eindeutig unter Peanuts.



Donnerstag 16.06.05 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1021 hPa

Das Postschiff La Palma

Seit 1912 taten 6 Postschiffe ihren Liniendienst zwischen den Kanaren, eines davon erhielt den Namen La Palma und ist heute das einzige der Schiffe, welches noch den Kiel unten und die Masten oben hat. Alle anderen sind bereits verschrottet, der "Correíllo La Palma" liegt, leider immer noch in einem bemitleidenswerten Zustand in der Werft von Santa Cruz de Tenerife. Das Schiff soll aber wieder instand gesetzt werden, dazu hat man 1997 eine Stiftung gegründet, die "Asociación pro Restauración y Conservación del Correíllo La Palma". Hauptaufgabe dieser Gruppe ist nun seit langem die finanziellen Hintergründe für so eine Restaurierung zu schaffen, dass es möglich ist die La Palma wieder flott zu bekommen, haben britische Schifffahrtsexperten bereits in einer Expertise nachgewiesen. Allerdings ist das nicht so einfach, jeder findet das Projekt toll, verlässt sich aber dabei auf die Finanzkraft anderer Institutionen. Als erste Gemeinde La Palmas hat sich jetzt Breña Alta dazu entschlossen, auch in dieser Stiftung mitzuarbeiten, vielleicht bringt das ja andere Rathäuser auch noch auf den Plan.

Der Correíllo La Palma tat nicht nur auf unserer Insel Dienst, sondern war zu allen 7 Kanareninseln unterwegs und auch noch zu den afrikanischen Häfen der seinerzeit Spanisch-Sahara. Von 1912 bis 1976 fuhr die La Palma, erst mit Kohlen befeuert, später auf Schweröl umgestellt zwischen den Inseln und transportierte Menschen, Post, Hühner, Nachrichten und alles, was schnell von einer Insel zur anderen musste. Im ersten Weltkrieg gab es für die La Palma Pause, die Kohlen waren knapp. Während des Bürgerkrieges wurden alle 6 Postschiffe unter die Nationalflagge gestellt und mussten als bewaffnete Truppentransporter Francos Soldaten vom afrikanischen Kontinent nach Vigo schippern. 1938 konnte man dann wieder den Postdienst aufnehmen, der bis 1976 andauerte und nun von moderneren Schiffen der Trasmediterránea durchgeführt wurde. Der Abwrackung entging die La Palma durch den glücklichen Umstand, dass eine gewisse Familie Flick das Schiff kaufte und daraus ein schwimmendes Restaurant machen wollte. Dazu kam es nie, irgendwann geht allen das Geld aus. Die Familie Flick schenkte aber 10 Jahre später das Schiff der Regierung von Tenerife und seit dem liegt der bemerkenswerte "Historienfrachter" dort und wartet auf Reanimation. - Ein kleines Histörchen noch, 1934 brachte die La Palma das erste elektrische Licht nach Fuerteventura. In Puerto de Cabras spannte man vom Schiff aus ein Kabel ins nahe "Casino" und konnte nun das erste Mal überhaupt die "Fiesta del Rosario" gut beleuchtet die ganze Nacht durchfeiern.


Correíllo La Palma



Donnerstag 16.06.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1023 hPa

Dem Himmel ein Stück näher

Endlich gibt das kanarische astrophysikalische Institut, Instituto de Astrofísica de Canarias, kurz IAC genannt, seine Besuchstage für dieses Jahr bekannt. Erste Überraschung, es sind vier Tage alleine im Juli, anstatt der bislang immer nur zwei Besuchsmöglichkeiten a la Tag der offenen Tür. Man hat endlich auf das große Interesse reagiert, welches auch Laien an den Einrichtungen auf unserem höchsten Berg zeigen. Zu sehen gibt es wirklich viel, die Observatorien auf dem Roque de los Muchachos zählen zur absoluten Weltspitze welche die Astrophysik mit Daten und Bildern versorgt. Es ist anzunehmen, dass es im August und September weitere Besuchsmöglichkeiten geben wird. Leider ist das größte optische Teleskop der Welt, "Grantecan", mit einem Primärspiegel von über 10 Metern Durchmesser erst Ende nächsten Jahres fertig.

Die nächste Überraschung ist die Möglichkeit und Empfehlung einer Anmeldung für eine der Führungen. Das kann man jetzt auch, bit sei Dank, per E-Mail machen und es ist allen Interessierten geraten, das auch zu tun. Die Führungen der vergangenen Jahre haben derart großen Zuspruch gehabt, dass man leider wegen Überfüllung viele Menschen wieder abweisen musste. Die Tage der offenen Tür des IAC für Juli sind: 02.07. - 09.07. - 23.07. und 30.07. Jeweils in 5 Durchgängen, 09:30, 10:00, 10:30, 11:00 und 11:30 Uhr. Wer bereits an der Führung um 09:30 teilnehmen will, der muss bedenken, dass man von Los Llanos aus mit einer Fahrzeit von eineinhalb Stunden rechnen sollte. Anmelden kann man sich unter www.iac.es.



Mittwoch 15.06.05 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1021 hPa

Per Schiff von Tazacorte nach Santa Cruz

Das mit der U-Bahn Verbindung ist ja an einem gewissen Jahrestag gescheitert, aber gedanklich nicht weit weg davon entsteht nun tatsächlich eine Schifffahrtsverbindung zwischen diesen beiden Häfen. Diesen Samstag ist es so weit, der vorläufig erste Linienverkehr, welcher auch den so verwaisten Hafen von Puerto de Tazacorte bedient wird eingeweiht. Zu solch großen historischen Monumentalveranstaltungen kommt immer gerne hoher Besuch, der Rat für Infrastruktur der Provinzregierung, Antonio Castro Cordobez, selbst Palmero, möchte es sich nicht nehmen lassen dabei anwesend zu sein. Allerdings hat er den Hafen im Dezember 2002 schon mal eingeweiht und Spötter behaupten nun, er wird dann jedes Schiff, welches sich nach Tazacorte verirrt persönlich begrüßen. Das wäre bislang kein Problem gewesen, bei durchschnittlichem einem Schiff pro Jahr.

Am Samstag um 12:00 Uhr erwarten wir Westseitler nun den endgültigen Startschuss für den maritimen Anschluss an die große Welt. Das sieht dann so aus, dass die "Volcán de Tauce" von Puerto de Tazacorte erst mal 2 Stunden auf die Ostseite nach Santa Cruz fährt und dann von da aus nach Santa Cruz de Tenerife. Das kann also nur für Fracht interessant sein, die von La Palmas Westseite direkt in die Hauptstadt Tenerifes soll. Für Passagiere würde das nach Tenerife eine Fahrtzeit von 8 Stunden bedeuten, in der gleiche Zeit würde die "Benchijigua Express" vier mal nach Tenerife fahren. Vielleicht bietet sich aber so die Möglichkeit mal eine Minikreuzfahrt zu unternehmen, mit dem Schiff um die halbe Insel und dann mit dem Bus wieder zurück. Fixe Fahrpläne gibt es noch nicht und ob das große Schiff tatsächlich auch Leute von Tazacorte mit in unsere Hauptstadt nimmt konnte auch noch keiner sagen. Allerdings sieht die "Naviera Armas" den Hauptaugenmerk mit dem Schiff "Volcán de Tauce" auch nicht im Passagierverkehr, das Schiff ist ein RoRo Frachter mit ein paar Kabinen und Aufenthaltsräumen für Reisende.



Mittwoch 15.06.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1020 hPa

Polizei stoppt Flüchtenden mit Waffengewalt

Viele Fragezeichen stehen über einem nächtlichen Einsatz der Lokalpolizei von Santa Cruz de La Palma. Gegen 03:00 Uhr morgens rief ein Mann die Polizei zu Hilfe, weil in sein Auto eingebrochen worden ist. Eine Streife der Lokalpolizei fuhr zum Parkplatz auf der Avenida Marítima, um den Fall aufzunehmen. Der Anrufer, ein Kubaner, zeigte sich aber nicht sehr zufrieden mit der Art und Weise, wie die beiden Agenten sich um die Aufnahme des Falles bemühten und begann Ratschläge zu geben, wie man denn seiner Meinung nach vorzugehen hätte. Das kommt auf La Palma nie besonders gut, noch weniger nachts und noch weniger in beleidigendem Ton.

Nach mehreren Hinweisen seitens der Polizisten an den Autofahrer und seine Begleiterin, man möchte sie bitten ruhig zu sein und ihre Arbeit machen zu lassen, begann der Kubaner handgreiflich zu werden und schubste einen der Polizisten zur Seite und fing an die Beamten mit wüsten Schimpfkanonaden zu beleidigen. Darauf hin zog der andere Polizist seine Handschellen und wollte den Angreifer fesseln, das gelang ihm aber nur halb, denn er wurde von dem Kubaner niedergeschlagen, der darauf hin sofort weglief. Der zweite Polizist machte sich auf die Verfolgung, zog seine Dienstwaffe und feuerte einmal auf den Flüchtenden. Der Schuss traf ihn durch die Hand in die Lende, zum Glück für alle Beteiligten nicht lebensgefährlich. Der andere am Kopf verletzte Beamte und der Niedergeschossene wurden ins Krankenhaus gebracht, beide sind außer jeglicher Gefahr. Nun kommen Fragen auf und der Polizist muss sich einer Untersuchungskommission stellen, nach ersten Hinweisen hat er keinen Warnschuss abgegeben, sondern sofort gezielt gefeuert. Auf den Kubaner werden aber auch Ermittlungen zukommen und eine Anklage wegen Körperverletzung. Nachts auf den Straßen unserer Hauptstadt, im wilden Osten La Palmas...



Dienstag 14.06.05 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1022 hPa

Bedrohte Dogmen

Tierschutz ist ein unendliches Thema und selten gelingt es eine Diskussion darüber zu führen, welche nicht von menschlichen Argumenten und persönlichen Vorlieben geprägt ist. Man spricht ja von dem "Hundetyp" oder "Katzentyp", kaum einer wird sich allerdings als "Ratten oder Kakerlakentyp" identifizieren, schwer ist es sich menschlichen Moralvorstellungen und Dogmen zu entziehen. Der Mensch scheint der einzige Teil der Natur zu sein, welcher sich zumindest gedanklich aus Dieser katapultieren kann. Allerdings möchte ich gleich versprechen, dass der Wurm letztendlich gewinnen wird, nicht aus intellektuellen Gründen, sondern aus Gründen das Anpassungsfähigkeit. Ein gedanklicher Reimport von humanistischen Werten in das, was wir Natur nennen, ist eigentlich ein lächerlicher Akt menschlichen Schuldgefühls. Wenn wir die Katze loben, weil sie uns abgebissene Mäuseköpfe vor die Tür legt, sollten nur wirkliche Freigeister das mal konsequent weiterdenken, ich empfehle dazu einen leichten Weißwein aus dem Norden La Palmas und eine saftige Milchlammkeule, dabei lässt es sich herrlich über Tierschutz parlieren. Ist die Keule groß genug, dann bleibt auch noch was fürs Doggybag, die Katze bekommt nichts vom Lamm, wegen des Cholesterinspiegels. - Sie können beruhigt weiterlesen, die Geschichte hat ein Happyend, das dauert aber noch ein bisschen...

Wie oft hatte ich mir vorgenommen, meinen beiden Kinder umfassenden Respekt vor der Natur zu predigen, jeder Wurm, jedes Lebewesen ist Gottes Geschöpf oder das der Aminosäuren und warum wir darüber nachdenken müssen, bevor wir Humus werden und dann irgendwann mal Erdöl. Dazu den Hund streicheln, die gefüllte Mausefalle ausleeren und den heftigen Würgereiz unterdrücken, weil meine 8 jährige Tochter mich fragt, warum denn alle drei Sekunden auf dieser Welt ein Kind an Hunger stirbt. Soll ich jetzt antworten: Weil es uns so gut geht, wenn die mehr zu essen hätten, dann bliebe weniger für uns? Da bleibt nur noch Dogmen aufzustellen, diese als erzieherische Konsequenz zu tarnen und lieber über Details sprechen als übers Ganze.

Thema seit gut vier Wochen bei uns, meine Kinder wollen eine Katze und im Moment laufen wegen guter Fütterungsperioden wieder jede Menge an trächtigen Katzen herum. Ich bin dagegen, nicht dogmatisch sondern konsequent, Feline sind Wildtiere und zum Jagen geboren und kümmern sich am besten um sich selbst. Papa, dürfen wir denn die Kleinen nicht mal streicheln? Doch, aber denkt daran, wenn ihr sie einmal aufnehmt, dann habt ihr die Verantwortung für ein Lebewesen übernommen, dann will die Mutter sich nicht mehr um sie kümmern. Vorgestern Abend ist es passiert. Da steht meine große Tochter vor mir, hält noch reichlich unsicher ein kleines Geschöpf in mittlerer Rattengröße in der Hand und sagt konsequent aber nicht dogmatisch zu mir, Papa ich habe die Verantwortung für dieses Lebewesen übernommen, es hat keine Mutter mehr oder die kann sich nicht mehr um ihr Kind kümmern, ich muss das jetzt machen. Die kleine Katze liegt seit gestern im Garten und ich habe abgewartet ob die Mutter kommt, aber sie ist nicht gekommen. Wo hat sie denn den dummen Spruch von der Verantwortung für andere Lebewesen her? Stimmt, von mir selber, warum ist meine Tochter nur so gnadenlos aufmerksam...

Als "Kuhtyp" (Hundetyp bin ich nur aus verständlich pragmatischen Gründen, die passen besser auf meinen Schoß), ist eine Katze im Haus eher Dogmen schädigend und sicher in der Lage meine virtuelle Autorität zu untergraben. Ich mochte Katzen noch nie, bin so auf die Welt gekommen, mein Hund mag Katzen auch nicht, aber 3 deutliche Augenpaare humanoider Familienangehöriger machten uns schnell und konsequent still. Der Hund hat sich vom Acker gemacht, wohl ahnend, dass er ab nun die Aufmerksamkeit teilen muss. Ich kann mich nicht vom Acker machen und werde versuchen letzte Rückzugsgefechte gegen die stille Übernahme eines neuen Haushaltsvorstandes zu führen. Der Tierarzt sagt die Katze ist OK, aber halt erst eine Woche alt und braucht jetzt x-Mal am Tag die Flasche, jede Menge Wärmflaschen und viel, viel Zuwendung. Einen Trumpf behalte ich noch in der Hinterhand, Paula heißt die Katze, müsste aber eigentlich Paul heißen, denn es ist ein Kater aber das wissen meine Frauen noch nicht. Nun habe ich noch ein bisschen Hoffnung auf spätere männliche Solidarität, vielleicht kann man sich ja für ein gemeinschaftliches Patriarchat entscheiden. Nie werde ich öffentlich zugeben, dass ich das kleine Vieh mit den noch geschlossenen Augen auch schon auf der Brust liegen hatte, als die Abwesenheit meiner drei Frauen mir diesen männlichen Akt der Schwäche ermöglichten. Der kleine Kerl kann seine Augen noch nicht aufmachen aber schon schnurren, Hilfe, wo sind meine Dogmen geblieben!


Paula ist Paule




Dienstag 14.06.05 - 08:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1022 hPa

Spieglein, Spieglein...

Der Traum der meisten jungen Palmeras ist sicher nicht der Halbtagsjob an der Supermarktkasse oder als hochbeinige Regalstütze in den unzähligen Boutiquen zu fungieren, allerdings sind Nährstoffe für eine berufliche Karriere ohne gute Ausbildung auf La Palma sehr dünn gesät. Da kommt jede Alternative recht, auch Traumprinzen sind auf La Palma gerechterweise nicht in Sechserpacks aus dem Regal zu fischen. Eine bevorzugte Abwechselung ist die monatelange Vorbereitung, um als "Erste Dame" für eine der vielen vorhandenen Inselfeste zu fungieren. Keine Fiesta ohne Königin, dazu braucht man viel Zeit, Sponsoren, eine Nachbarschaft mit flinken Händen und Fingerhüten und unendliches Lächeln bis der Zahnschmelz bricht.

Da dieses Jahr die Bajada de la Virgen de Las Nieves sehr dominant die Festsaison beherrscht, kommen die anderen Feste nur mühsam an die notwendige Aufmerksamkeit heran. Die Fiesta de la Patrona de Los Llanos hat bereits begonnen, ohne dass jemand groß Notiz davon genommen hätte. Einer der Höhepunkte steht aber auch noch aus, eben die Wahl der Königin der Fiesta und diese findet am kommenden Freitag ab 22:00 Uhr auf der Plaza von Los Llanos statt. Immer sehenswert, wie die zur Anmut verdammten jungen Frauen sich mit enormen Gewändern beschwert versuchen, sich auf den Füßen zu halten und der Honoratioren-Jury auch noch zulächeln müssen. Sollte nichts abbrechen von den Kleidern und kein Sturz die großen Träume abrupt beenden, hat man gute Chancen ein Jahr lang die bekannteste Supermarktverkäuferin des Ortes zu sein. Die Damen müssen sich mindestens so lange auf den Brettern halten, bis man den Namen, Startnummer und alle Sponsoren vorgelesen hat, das kann ein Weilchen dauern. Anschließend gibt es noch Tanz bis in das Morgengrauen, für den der am Samstag nicht arbeiten muss und Tanz bis in die Grauen des Morgens, für alle Unglücklichen mit familienfeindlichen Jobs. - Eine kleine Vorschau auf die vielen hübschen Damen die Los Llanos auf den Laufsteg schickt gibt es HIER (Link entfernt, da nicht mehr aktuell), gleichzeitig aber auch ein Beweis für das tagtägliche optische Verbrechen mit schlechten Photos im Internet.



Montag 13.06.05 - 18:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1020 hPa

Auf gepackten Koffern

Geht man mit offenen Augen durch die Straßen unserer Städte, dann fällt der südamerikanische Einschlag bei vielen Menschen immer deutlicher auf. Gerade die beiden großen Städte, Santa Cruz und Los Llanos sind aus verständlichen Gründen Magneten für die vielen Ein und Rückwanderer aus den lateinamerikanischen Ländern. La Palma hatte immer viel südamerikanischen Einfluss, die nahen Kontakte, besonders mit dem Kuba vor Castro, brachte uns Musik, Zigarren, Rum und auch so manche kreolischen Gene, die unserer eher gemächlichen Gangart zumindest Rhythmus verliehen. Später sorgten die Venezolaner für weitere Einflüsse in unser Leben und Tradition, aber früher waren die "Onkels aus Amerika" immer die reichen Leute die mit Geld auf das arme La Palma kamen.

Das hat sich in den letzten 20 Jahren stark verändert. La Palma hat einerseits viel von der EU und dem starken spanischen Wirtschaftswachstum profitiert und auf der anderen Seite dieses großen Ozeans hat sich genau das Gegenteil abgespielt. Nun kommen viele Argentinier, Venezolaner, Kolumbianer und Kubaner in der ungewohnten Rolle als Bittsteller und billige Arbeitskräfte. Natürlich nicht alle, das sozialistische Schreckgespenst aus Venezuela, der Castro für Arme, Präsident der República Bolivariana de Venezuela, Hugo Rafael Chávez Frías, hat mit seiner Kapitalsteuerpolitik auch viele wohlhabende Leute aus dem Land gejagt, die ihr erworbenes Geld nur ungern teilen wollten. Das macht die Situation in Venezuela nur noch schlimmer, aber Geld kennt kein historisches Gedächtnis und Verantwortung. Von diesen Leuten hat La Palma und noch mehr die kapitalinen Inseln auch profitiert, erst Investitionen und dann der Nachzug von billigen Arbeitskräften und vor allem Konsumenten.

Die beiden großen Städte auf La Palma, aber auch deren Speckgürtel, die "Breñas" für Santa Cruz und Tazacorte und El Paso für Los Llanos haben reichlich zugelegt in den letzten Jahren an Geschäftsvolumen. Dass aus einem Boom kein Bumm wird, dazu braucht man weiteres Wachstum und das bedeutet in so einem kleinen Wirtschaftsraum wie es La Palma nun einmal ist und außer Bananen fast nichts exportiert, der Innenkonsum und der hängt von zahlungswilligen Einwohnern in hoher Zahl ab. Was aber nun, wenn Castro doch mal stirbt, Hugo Chavez aus Verzweiflung das Kapital wieder ins Land holen muss, Argentinien wieder Arbeitsplätze bieten kann und Kolumbien endlich aus der irrsinnigen Abhängigkeit aus dem Drogenhandel erwacht? Dann wird plötzlich wieder Platz sein auf La Palma, denn die meisten der südamerikanischen Einwanderer sitzen auf gepackten Koffern und warten nur darauf, dass die Situation in ihrem Land sich bessert. Die immer mal wieder diskutierte Angst vor Überfremdung, genährt von den starken Zuwächsen der letzten Jahre, wird dann in ein anderes Szenario umschlagen, dann fehlen uns die Leute, oder besser gesagt Konsumenten. - War nur mal so dahin gedacht.



Montag 13.06.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1019 hPa

Schach der Dame

Das wäre doch mal was, der aktuellen Schachweltmeisterin Antoaneta Stefanova ein kapitales Schach über den Tisch zu rufen. Auf La Palma ist das in der nächsten Zeit zumindest theoretisch denjenigen möglich, die am III internationalen Schachwettbewerb "Virgen de Las Nieves" teilnehmen. Man hofft auf die Beteiligung von weiteren 25 Großmeistern der schnellen Gedanken und langsamen Bewegung. Star ist natürlich die Bulgarin Antoaneta Stefanova und ob die sich von irgendwelchen männlichen Kollegen in die Defensive zwingen lässt, dass wird die kommende Woche zeigen.

Mit diesem hoch interessanten Schachturnier und dem gestrigen Spektakel der Harlem Globtrotters hat das zum Teil hochkarätige Rahmenprogramm der Bajada de la Virgen de Las Nieves 2005 seine ersten Höhepunkte. Manche Puristen kritisieren nun bereits wieder das Ausufern dieser spektakulären Programme, die für nun 2 Monate lang die Hauptstadt fast täglich mit Show und Tamtam heimsuchen. Man solle sich mehr auf die Kernpunkte und religiösen Hintergründe konzentrieren, aber diese Anmerkungen verhallen kaum gehört in der knisternden Hektik der Veranstalter. Es geschieht ja nur alle 5 Jahre, da kann auch eine Schneejungfrau mal alle fünf gerade stehen lassen. - Entschuldigung, es ist Montagmorgen, da fällt mir auch nicht immer was Kluges ein.



Sonntag 12.06.05 - 16:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1016 hPa

Neue Gedanken um eine alte Frage

Der Traum eines jeden Historikers muss es sein, dass nach seinen Forschungen hin die Geschichtsbücher umgeschrieben werden. Meist klappt das aber nicht nachhaltig, es gibt immer wieder andere ebenso ehrgeizige Geschichtsforscher, die eine ganz andere These dazu vertreten. Nun ist José Juan Jiménez, Konservator am archäologischen Museum in Tenerife ausgezogen und bringt ebenso überraschende Ideen und frischen Wind in eine alte Frage, woher kamen die Ureinwohner der Kanaren. In einem stimmt er aber auch mit den anderen jüngsten Forschungen überein, die Guanchen waren ursprünglich Wüstenbewohner der Sahara, mal ganz vereinfacht Berber genannt.

Nun kommt natürlich die Frage auf, wie kommen die auf die kanarischen Inseln, Wüstenbewohner sind nicht gerade um ihre nautischen Kenntnisse auf hoher See berühmt und die Berber waren der Seefahrt nicht kundig. Den Phöniziern schreiben manche nun den glücklichen Umstand zu, für die erste Besiedlung mit Berbersklaven auf den Kanaren verantwortlich zu sein, José Juan Jiménez glaubt aber, die Römer seinen daran schuldig. Im Jahr 40 nach Christus ließ der überaus charmante Caligula den Ptolemäus, Sohn des berühmten Maurenkönig Juba II ermorden. Drauf hin entstanden im damals riesigen Mauretanien große Wirren und Umstürze, die erst Claudius mit Truppeneinsatz beenden konnte. Auffällig dabei war ein unbeirrbarer Volksstamm der in libyscher Sprache "Knr" hieß und die Römer daraus, um sich nicht die Zungen abzubrechen "Canar" machten und die Gegend in der diese Rebellen lebten dann Canarii nannten.

Die Römer wollten diese Leute natürlich los sein und da fiel ihnen nichts besseres ein, als die "Canar" auf unbewohnte Wüsteninseln die vor der Küste Mauretaniens lagen zu deportieren. Jetzt ist der Hund aus dem Sack, das Wort kanarische Inseln hat, folgt man den Thesen des José Juan Jiménez, nichts mit dem lateinischen Wort "Canis" für Hund zu tun. Zu der Vermutung, man hätte auf den Inseln hier viele Hunde gesehen und selbst römische Quellen geben das her, meint er die Texte seien falsch interpretiert worden, man müsste das "Canis" im Zusammenhang mit "Canis marinus" sehen, also Seehund. Daher kommt vielleicht auch die komische Geschichte, die Guanchen hätten Hunde gegessen, José Juan Jiménez meint, Hunde schon, aber Seehunde. - Geschichte ist ein schönes Feld für Thesen und Spekulationen und gerade wenn so wenig Fakten, also Schriftstücke über ein Volk vorhanden sind, wie es bei den Guanchen nun mal der Fall ist, dann gleicht das einer unendlichen Puzzlearbeit, die letztendlich niemand kontrollieren kann. Ich bin gespannt auf die vielen anderen Historiker, die sich nun zu Wort melden werden um die, eigentlich stimmig wirkende These von José Juan Jiménez zu zerlegen.



Sonntag 12.06.05 - 09:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1016 hPa

Seidenraupen

Wie jedes Jahr, verteilen die Damen des Seidenmuseums in dieser Jahreszeit erneut Eier des "Bombix mori", auch bekannt als Maulbeerspinner oder bei uns, gusano de seda. Man will damit eine Tradition aufrecht erhalten, die in El Paso fast so alt ist wie der Ort selbst, die Seidenspinnerei. Jeder der will, kann ein paar Eier abholen und sich an der Aufzucht der Seidenraupen beteiligen, dabei sollte man aber wenigstens in der Nähe eines Maulbeerbaumes wohnen, oder ein Auto haben welches gerne häufig bewegt wird. Es war nicht ganz einfach die Seidenproduktion in EL Paso zu retten, nur wenige beherrschten noch die Kunst aus den Kokons die Rohseide zu gewinnen und daraus dann später kunstvolle Garderobe zu machen.

Mit einigem Aufwand, finanziell und persönlich gelang es aber doch, die Seidenproduktion wieder lebendig zu machen und auch ein paar jüngere Menschen dafür zu begeistern. Daraus ist das Seidenmuseum in El Paso entstanden, ein lebendiges Museum, weil die Beteiligten von den Eintrittsgeldern und dem Verkauf von selbst hergestellten seidenen Textilien leben. Natürlich wird Seide aus El Paso nie mehr eine derart große Rolle spielen wie in den vergangenen Jahrhunderten, unsere Seide ist viel zu teuer um mit Fabrikware aus Vietnam oder China zu konkurrieren, aber das ist ja gerade das Schöne an lebendigem Regionalismus, man gönnt sich Tradition, auch gegen marktwirtschaftliche Gesetze. Unseren Beitrag dazu aus dem vergangenen Jahr können Sie HIER nachlesen. Dieses Jahr füttern wir keine Seidenraupen, die Kolchose geht in drei Wochen in Urlaub und dann stände ich alleine mit den gefräßigen Monstern da, das wollen wir den Raupen und mir nicht antun.



Samstag 11.06.05 - 16:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1018 hPa

Pulseritis

Bunt sind die Arme unserer Mitbürger geworden, die "Pulseritis" geht um. Pulsera heißt nichts anderes als Armband und diese treten in den letzten Wochen inflationär in Erscheinung. Dabei geht es nicht um güldenes Geschmeide und Diamanten besetzte Pretiosen, sondern um billige Armreifen aus Gummi, bunt und mit einer "Message" versehen. Die Zahl der Leute, welche auf diese Art und Weise ihre Aussage kund tun wollen steigt ständig. Inzwischen ist das aber derart abgeglitten, dass bunte Teeni-Zeitungen, in denen immer irgendein Gimmick stecken muss, solche Pulseras mit so höchst intelligenten Aufschriften wie "Be fun" als Zugabe in den Umlauf bringen. Ich weigere mich bislang so ein Ding umzuschnallen, vielleicht auch nur deshalb, weil ich noch kein Armband mit der Aufschrift "Tropical para siempre" oder "Globalisierung go home" gefunden habe.

Wo kommt dieses Massenphänomen her? - Aus Gran Canaria und einer völlig verunglückten Aktion des Rathauses von Las Palmas de Gran Canaria. Vor Monaten ließ man 100.000 grüner Gummiarmbänder verteilen, mit der Werbung für ein Projekt der "Gran Marina" welches bereits von der EU und der Nationalregierung in Madrid als illegal abgelehnt wurde. Dass man dafür auch noch 33.000 Euro an Steuergeldern ausgegeben hatte, brachte die Sache so richtig in die Presse und das Rathaus von Las Palmas von einer Peinlichkeit zur anderen. Später fand man tausende von den Bändchen weggeworfen in einer Schlucht. Zudem gab es eine zeitgleiche Aktion einer Krebsvorsorgeorganisation, die mit dem Verteilen auch grüner Armbänder für Spenden werben wollte und sich nun durch die grünen Armbänder des Rathauses um die Früchte ihrer Arbeit betrogen sah. Kein Tag Presselandschaft ohne die "Skandalbändchen" und nun gibt es sie in allen Farben, mit allen möglichen Sinn und Unsinn Botschaften. Für strenge Kleriker gibt es sogar Armbändchen mit der Aufschrift "100% católico" in einem sündhaften Gelb. Ob der Benedicto auch schon eines hat?








Samstag 11.06.05 - 09:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1016 hPa

Feuer als Hilferuf ?

Das Fragezeichen bleibt noch stehen, auch wenn die Presse den Fall des Brandes in der Caldera als abgeschlossen sieht. Ein 48 jähriger Deutscher und eine 29 jährige Tschechin wurden als mögliche Brandstifter festgenommen und jetzt laufen die Ermittlungsverfahren gegen die beiden Urlauber. Man wirft den Wanderern vor, sich im Inneren der Caldera verlaufen zu haben und als letzten Ausweg und Hilferuf ein Feuer entfacht zu haben, welches ihrer Kontrolle entglitt. Ein Hubschrauber entdeckte die beiden Touristen während der Brandbekämpfung ganz nah am Brandherd und flog das Pärchen aus der Caldera zunächst in die Klinik von Los Llanos. Dort verhielten sie sich nach Aussage des Personals derart nervös und verdächtig, dass die Guardia Civil benachrichtigt wurde.

Entgegen anderen Berichten haben die beiden Ausflügler die Tat nicht zugegeben und beharren weiter darauf, dass sie sich nur zufällig genau in dieser unwegsamen Zone des Parks aufhielten. Die Polizei fand eine Feuerstelle am Fuß einer Kiefer, die wohl als Lagerfeuer gedient hat und Ausrüstungsgegenstände, die noch nicht zugeordnet werden konnten. Es stehen noch zu viele Fragezeichen über dem Hergang, es scheint mir sehr unwahrscheinlich, dass man bereits um 10:00 Uhr morgens nach Hilfe ruft und das anhand eines Feuers und nicht mit dem Handy. Bleibt aber eine ganz große Geschichte, die leider nie oft genug erwähnt werden kann. Die Beiden hatten dort nichts zu suchen, im Nationalpark ist es, genau aus diesen Gründen absolut verboten, die gekennzeichneten Wanderwege zu verlassen. Das Feuer konnte schnell, dank dreier Hubschrauber und günstiger meteorologischer Bedingungen gelöscht werden. Es hätte aber auch ganz anders ausgehen können, mit Wind, oder nachts, wenn die Helikopter nicht fliegen können, dann hätte eine absolute Katastrophe über den Nationalpark und damit über ganz La Palma hereinbrechen können.



Freitag 10.06.05 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1016 hPa

Es gibt wieder Tickets für die Zwerge und das Minué

Da hieß es vor mehr als einer Woche schon, alles ausverkauft, da sind plötzlich wieder Eintrittskarten auch über das Internet erhältlich. Allerdings bei dem berühmten Zwergentanz nur noch spät in der Nacht aber für das Minué waren, eben als ich nachgesehen habe noch mehr als 800 Karten frei. Quartiere gibt es aber wohl nur noch auf der Westseite, der Osten scheint, zumindest für die eine Woche, auch als "semana grande" bekannt, völlig dicht zu sein. Es soll einen Shuttlebus extra für Westseitenpilger geben, aber Fahrpläne oder wie das funktionieren soll, konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen.

Endlich sind auch die Karten für die kostenpflichtigen Rahmenveranstaltungen zu haben und ebenso über das Internet buchbar. Das kanarische Musikfestival am 24.6., das 60er Jahr Konzert am 25.6., der Auftritt von "Natalia" einem Schlagersternchen am 28.6., Manolo Escobar am 29.6., Die Wahl der Bajada-Königin am 1.7., "Trio Zapatista" mit "Mojinos Escozios" am 2.7., Els Comediants am 7.7., Jarabe de Palo mit Ojalá muchá am 8.7., Troveros de Asieta am 9.7., Carlinhos Brown am 11.7., Taburiente mit Luis Morera am 16.7., die Fiesta de Arte am 18.7., die Gala Lírica am 20.7., Creamos en La Palma, Festival traditioneller kubanischer Musik am 21.7., Oscar de Leon am 22.7., Internationales Folklorefestival am 25.7., La Palma, Corazón de Atlantico mit Juanes, David de María und der Gruppe "Amaral". Die Eintrittspreise bewegen sich zwischen 8 und 20 Euro, lediglich das letzte Konzert mit den echten Größen des Latino-Pop tanzt aus der Reihe und schlägt mit 30 Euro zu Buche. Tickets per Internet gibt es über www.generaltickets.com/cajacanarias/index.cfm zu bestellen.



Freitag 10.06.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1017 hPa

Touristen als Brandstifter?

Warum der Hubschrauber gestern Abend erneute Einsätze flog, hat mir noch niemand beantworten können, das Feuer in der Caldera wird aber in allen Quellen als gelöscht betitelt. Wie immer nach so einem Schreck, geht die Frage nach der Ursache sofort um und diesmal hat man zwei ausländische Touristen im Focus, die sich direkt an der Brandstelle aufgehalten haben und per Hubschrauber aus der Caldera geflogen wurden. Der Direktor des Nationalparks, Ángel Palomares, stellt die Frage, was haben die beiden da gemacht, es gibt weder einen Wanderweg dort, darüber hinaus ist die Gegend "Barranco de los almendros amargos" nur schwer zugänglich. Ángel Palomares vermutet nun, die beiden Touristen hätten sich verlaufen und in ihrer Not ein Feuer entfacht, um gefunden zu werden.

Ausschließen kann man das nicht, allerdings scheint diese Version noch fadenscheiniger als andere Vermutungen, die sich auf einen Konflikt zwischen den Jägern und der Nationalparkverwaltung stützen. Dabei geht es um Jagdrechte, die Mufflons in der Caldera sollen geschossen werden, die Verwaltung des Parks lässt aber nur bestimmte Personen Jagd auf die Mähnenschafe machen und die hiesigen Jäger fühlen sich benachteiligt. Ein weiteres Gerücht macht die Runde, dieses Jahr haben an die hundert Personen weniger einen Arbeitsvertrag erhalten um in den Sommermonaten an der Brandüberwachung mit zu arbeiten. Man setzt, wie schon berichtet, viel mehr auf den schnellen Einsatz von Helikoptern, als auf Hundertschaften von Arbeitern mit Schaufel und Feuerpatsche. Touristen, Jäger, frustrierte Arbeiter, ich bin gespannt wer noch auf die Täterliste kommt.



Donnerstag 09.06.05 - 20:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75% Luftdruck 1019 hPa

Der Löschhubschrauber fliegt erneut

Um viertel vor acht nahm der Löschhubschrauber der "GEA" erneut seine Arbeit auf. Bis jetzt flog er 5 Einsätze, wieder in Richtung Caldera, es ist von unserem Standort nicht auszumachen, ob er den gleichen Punkt anflog wie schon heute Mittag. Rauch ist nicht auszumachen, allerdings liegt eine Wolkenschicht momentan bei etwa 1.800 Meter, welche die Sicht auf die Caldera erschwert. Vor ein paar Minuten flog der Hubschrauber ohne Wassersack Richtung Ostseite, es dämmert langsam. Das kann beides bedeuten, seine Arbeit ist vollbracht, oder man muss abbrechen, weil die Hubschrauber nach Sicht fliegen müssen und es in ein paar Minuten dunkel wird. - Radio und Fernsehen geben keine weiteren Informationen, ob der erstickt geglaubte Brand erneut aufgeflammt ist, oder ein neues Feuer in der Caldera haust.



Donnerstag 09.06.05 - 17:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74% Luftdruck 1019 hPa

Hommage für Doña Teresa

Morgen Abend ab 19:00 Uhr findet in Ihrer früheren Wirkungsstätte, dem Colegio Tanausú in Tajuya, eine Gedenkfeier zum Andenken an diese große Persönlichkeit El Pasos statt. Fast 40 Jahre hat Doña Teresa Generationen an Schülern nicht nur das Einmaleins, sondern auch viele elementare Dinge wie Respekt und gelebten Humanismus gelehrt. Viele ausländische Eltern haben ihre Kinder weit, weit in die Schule zu Teresa gefahren, ihr Wunsch zur Integration und die unendliche Geduld mit den Kindern welche die Sprache kaum beherrschten ist weit über die Grenzen El Pasos bekannt geworden. Am 17. März dieses Jahres verstarb Doña Teresa durch einen ebenso tragischen wie unerklärbaren Verkehrsunfall. Die Hommage wird organisiert von dem Maler Jorge Monterrey aus El Paso, man erwartet eine große Beteiligung, Presse und Politik werden auch dabei sein.






Donnerstg 09.06.05 - 11:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70% Luftdruck 1020 hPa

Erneuter Waldbrand in der Caldera

Seit etwa einer Stunde brennt es, diesmal wirklich im Nationalpark und nicht wie am 30. Mai nur in der Vorpark-Zone. Der Brandherd befindet sich im nordöstlichen Teil des Kraters, etwa unterhalb des Roque de los Muchachos. Bislang ist unser Hubschrauber der "GEA" im Einsatz und fliegt Einsätze mit Wasser aus dem Staubecken Dos Pinos. Brände im Nationalpark sind immer ein Alptraum für uns, wenn so ein Feuer außer Kontrolle gerät, dann ist unsere Attraktion Nummer eins in Gefahr. Momentan herrscht kaum Wind, das kann entscheidend bei der Brandbekämpfung sein. Bei weiteren Neuigkeiten halten wir Sie auf dem laufenden.

11:40 Uhr Über das Radio werden die Menschen aufgefordert den Nationalpark zu verlassen. Es besteht aber keine Gefahr für Ausflügler bislang, das Feuer ist an einer Stelle, an der keine Menschen sich aufhalten. Allerdings wird der Campingplatz vorsorglich geräumt werden. Die beiden Hubschrauber aus Tenerife und El Hierro sind auf dem Weg zu uns und werden erst Feuerwehrleute an die Brandstelle fliegen und danach mit Löschsäcken auf direkt in die Brandbekämpfung eingreifen.

12:40 Uhr Die Evakuation des Nationalparks scheint erfolgreich abgeschlossen zu sein. Zwei Schulklassen waren mit Bussen nach Los Brecitos unterwegs. Die Zufahrten sind jetzt gesperrt, auch der Weg in die Cumbrecita. Vorsichtiger Optimismus klingt bei einem Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung durch. "Das Feuer wird nicht schlimmer und die meteorologischen Umstände helfen bei der Kontrolle des Brandes". Das schnelle Eingreifen der Hubschrauber scheint erfolgreich gewesen zu sein, es ist kaum noch Rauchentwicklung zu beobachten.

16:30 Uhr Der Brand ist unter Kontrolle und wahrscheinlich auch bereits ganz gelöscht. Seit 15:00 Uhr fliegen die Löschhubschrauber nicht mehr mit Wassersäcken und, die beiden Helikopter die aus El Hierro und Tenerife zu Hilfe kamen sind bereits wieder auf ihre Inseln zurückgekehrt. Die Fläche, welche tatsächlich abgebrannt ist, ist nicht groß, erste Aussagen sprechen von ein paar tausend Quadratmeter, im Barranco Almendro Amargo. Grund für die erfolgreiche Löschaktion war das schnelle Eingreifen die Löschtrupps, der erste Hubschrauber der "GEA" war 25 Minunten nach der ersten Sichtung des Brandes bereits vor Ort. Dazu kommt der glückliche Umstand, dass kein Wind herrschte. Über Ursachen des Feuers kann man nur mutmaßen, dafür ist noch Zeit genug.



Löschhubschrauber der GEA

Brand in der Caldera 09.06.05

Brand in der Caldera 09.06.05

Brand in der Caldera 09.06.05

Brand in der Caldera 09.06.05



Donnerstag 09.06.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73% Luftdruck 1020 hPa

Zwei Löschhubschrauber für La Palma

Der Sommer hat längst begonnen, die ersten Brände auf Tenerife und La Palma konnten, Hubschrauber sei Dank, gleich noch im Anfangsstadium erstickt werden. Insgesamt neun Helikopter werden diesen Sommer auf den Kanaren für die Brandbekämpfung zur Verfügung stehen, fünf davon stellt die Grupo de Intervención en Emergencias (GIE) und vier weitere "Sokol" schickt das Umweltministerium. Auf Tenerife, Gran Canaria und La Palma werden den Sommer über also jeweils zwei Hubschrauber einsatzbereit sein, ein weiterer auf Fuerteventura, La Gomera und einer auf El Hierro.

Im Gegenzug verzichtet man dieses Jahr auf den Einsatz von Flugzeugen bei der Brandbekämpfung, die beiden "Air Tractor", die sonst im Sommer Brände gelöscht haben, bleiben auf dem spanischen Festland. Die Flugzeuge haben sich auf den Kanaren nicht bewährt, die steilen Berghänge und abrupte Orographie der Inseln machen es den Flugzeugen schwer, ihr Potenzial umzusetzen. Obwohl die Flugzeuge mehr als doppelt so viel Wasserlast tragen können als die Helikopter, sind die Hubschrauber deutlich effektiver und schneller am Einsatzort. Die Flugzeuge können nur auf den Flughäfen betankt werden, die Hubschrauber holen sich das Wasser aus Speicherbecken der Umgebung und können so viel häufiger Einsätze gegen den Brandherd und auch zielgenauer fliegen. Je nach Heftigkeit der Brände werden auch die Helikopter der anderen Inseln angefordert, wie gut das funktionieren kann, das haben wir vor gut einer Woche erleben dürfen, als die Hubschrauber aus El Hierro und Tenerife gemeinsam mit "unserem", den Brand in der Caldera innerhalb kürzester Zeit gelöscht haben.



Mittwoch 08.06.05 - 18:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73% Luftdruck 1019 hPa

Schön, dass wir darüber gehablat haben

Bilinguale Familien entwickeln oft eine Art Geheimsprache die für Dritte meistens höchst verwirrend ist, versteht man doch Teile des Gesprochenen, aber nicht den wirklichen Inhalt. Meine Kinder perfektionieren diese Geheimsprache, kein Wunder, in der Schule wird nur spanisch gesprochen und manchmal vermischt sich das dann einfach im weiteren Tagesverlauf mit dem überwiegend deutschsprachigen Zuhause. Heraus kommen dabei in allen Sprachen völlig unbrauchbare Verbformen, wer spanische Verben nach deutscher Manier beugt und im Gegenzug deutsche Verben spanisch konjugiert, der braucht ein Gegenüber, der den gleichen Blödsinn deuten kann.

Meist merken wir das erst hinterher oder gar nicht, sondern antworten genauso unprofessionell, beim Sprechen wird halt nichts rot unterstrichen, wie es Word oft so ungnädig mit unserem Ausdruckswunsch tut. Mama, kannst du mit mir noch mal die tabla ensayern, ich hab da immer problemas mit der siete, die will bei mir einfach nicht pegan. Espera mein Kind, ich muss gerade noch die loza fregan, oder frag Papa, der ist in der huerta und rancat gerade hierba mala. Nein, das atreva ich mir nicht, wenn papa hierba mala ranct, dann ist er immer mit mál humor und tut so als hätte er keine tiempo. Lleva ihm doch ein kaltes cerveza, dann ist er immer ganz tranquilo. - Papa war aber nicht im Garten und hat Unkraut gezupft, er saß im anderen Zimmer und hat dieses Gespräch belauscht, während die beste aller Ehefrauen die Reste des Mittagessens beseitigte. Jetzt sind die anderen mál humor oder gar mala leche und mein kaltes cerveza muss ich mir sicher selber holen. Bloß weil ich so blöd war und irgendwann angefangen habe zu lachen. Jetzt müssen wir dringend ´ne Runde hablan, sonst quieren mich meine mujeres nicht mehr.



Mittwoch 08.06.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70% Luftdruck 1017 hPa

Wird doch ein Schiff kommen?

Der neu ausgebaute Hafen von Tazacorte wartet nun seit fast drei Jahren auf seine Rechtfertigung durch eine regelmäßige Schiffsverbindung. Die durchschnittliche Auslastung von einem Schiff pro Jahr verlangte von den zuständigen Behörden größte Formulierungskünste um weit schweifende Peinlichkeiten abzuwehren. Jetzt gibt es wieder Bewegung in der Animationsfront für den Hafen, zumindest im Konjunktiv wird der Name einer Reederei genannt, der Name eines Schiffes und sogar ein Wochentag an dem der Hafen von Tazacorte die Ehre der Nutzung haben soll.

Die Reederei ist die "Naviera Armas", die mit sieben Schiffen neben der dominanten Reederei Olsen den interinsularen Schiffsverkehr bedient. Anders als die Linien von Olsen bemüht Armas konventionelle Einrumpfschiffe, die eher für Fracht als auf den schnellen Passgierverkehr ausgelegt sind. So kann die "Volcán de Tauce", so heißt das Schiff welches uns in ein paar Wochen bereits regelmäßig besuchen soll, neben 450 Passagieren auch noch fast 100 "Trailer" für 40 Fuß Container aufnehmen. Das immerhin 120 Meter lange Schiff gehört zu den moderneren der Armas-Flotte soll Puerto de Tazacorte Samstagabend anlaufen und Sonntagmittag über Santa Cruz de La Palma weiter nach Tenerife fahren. Das riecht ein bisschen nach einem Höflichkeitsbesuch, übernachten in Tazacorte und dann am nächsten Tag Geld verdienen im großen Hafen. Macht aber nichts, Höflichkeit schadet nun wirklich nicht und das muss so ein tolles Photo abgeben, ein 120 Meter langes Schiff im Hafen von Tazacorte, meine Kamera ist bereits entsichert...


Hafenanlage von Puerto de Tazacorte auf La Palma



Dienstag 07.06.05 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 29 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71% Luftdruck 1018 hPa

Dünne Kuh

Aufmerksame Leser und besonders solche mit gutem Gedächtnis kennen den Ausdruck "Vaca flaca" bereits, das heißt dünne Kuh und bedeutet nichts anderes, als dass die Gewerbetreibenden wieder gemeinsam das hohe Lied der Rezession anstimmen. Kaum Tourismus, die Leute sitzen auf ihren Geldbeuteln und überall sieht man verwaiste Läden, deren gelangweilte Eigentümer zum kollektiven Jammern in der Cafeteria beim Cortado sitzen. Man sollte sich momentan nicht mit zu guter Laune in der Öffentlichkeit blicken lassen, den Kopf leicht gebeugt und nachdenklich muss man wirken, dann macht man sich nicht des separatistischen Wohlstands verdächtig. Das ist in El Paso so, man freut sich gemeinsam und leidet gemeinsam oder man tut zumindest so, das reicht auch aus.

Gutes hat die "Temporada de Garbanzos" (Saison der Kichererbsen) aber auch, man hat viel Zeit miteinander zu sprechen, natürlich über das siechende Geschäft und jedes Gespräch endet mit der Mittelstandsformel "Vaca flaca" eben, die Schultern hochziehen und langsam davonschleichen. Das Fensterputzersyndrom ist jetzt auch wieder zu beobachten, wenn tagsüber die Geschäftsinhaber innen bereits alle Regale abgestaubt haben, fangen sie plötzlich an die Scheiben ihrer Auslagen so lange mit Putzmitteln zu traktieren, dass diese vor lauter Wienerei schon ganz zerbrechlich wirken. In der Gastronomie sieht es nicht viel besser aus, die Hälfte der Restaurants im Aridanetal scheint Urlaub zu machen, die anderen teilen sich solidarisch die paar Gäste die noch über die Insel laufen. Selbst in der Nachrichtenbranche wird es eng, es schwirren kaum Gerüchte durch die träge Luft denen man nachlaufen könnte und selbst unsere Politiker scheinen eine Art Kuhfrieden (natürlich von einer dünnen Kuh) ausgehandelt zu haben und streiten sich gerade nicht medienkonform. Manchmal schiele ich neidisch nach Lanzarote, dort gibt es ein politisches Erdbeben nach dem anderen und die Insel steht im Moment eigentlich ohne Regierung da, aber darüber kann ich doch nicht schreiben, das hat doch nichts mit La Palma zu tun. Es ist keine Kunst über nichts zu berichten, sondern harte Arbeit, glauben Sie es mir.



Dienstag 07.06.05 - 08:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70% Luftdruck 1017 hPa

Nachhaltigkeit bis unter den Meeresspiegel

Die Casa Massieu in Tazacorte ist in den nächsten Tagen Schauplatz einer Tagung mit dem Titel: Strategien für eine nachhaltige Entwicklung der Küstenzone, (Estrategias de desarrollo sostenible en el litoral). Die Abteilungen für Infrastruktur und Umwelt der Inselregierung laden dazu ein und wollen die ökonomischen Möglichkeiten diskutieren, welche unsere Küste bieten kann. Neueinsteiger werden gesucht, die Dienstleistungen rund um das Meer anbieten, Sportfischerei, Tauchausflüge, Fischzucht und ökologischer Tourismus. Diese nachhaltige Reihenfolge habe nicht ich ausgewählt, steht so in dem Programm und wirft bereits oberflächlich die entscheidende Frage auf, welche Nachhaltigkeit ist wichtiger, die ökonomische oder die ökologische.

In Zeiten da Umweltschutz ein Luxusgut geworden ist und nur reiche Regionen es sich noch finanziell erlauben können, das wiederherzustellen was sie vorher kaputt gemacht haben, ist diese Tagung ein absoluter Lichtblick. Vorher mal darüber nachdenken, was passieren kann und wo die Möglichkeiten sind, ist ein wirklich lobenswertes Vorhaben. Nun kann ja die Politik und gesunder Menschenverstand leider nicht die Marktwirtschaft grundsätzlich ändern, aber theoretisch wäre es doch möglich, eine ausgeglichene Balance zwischen ökonomischer Notwendigkeit und ökologischer Betrachtung der Dinge herzustellen. Wir müssen mit unserer Küste, der Natur und der Insel Geld verdienen, weil wir einfach mal da sind und 84.000 Menschen nicht ohne ökologische Folgen für ihr Umfeld ernährt werden können. Das Wie ist der kleine Knackpunkt und dafür hat man doch schließlich das Passepartout Nachhaltigkeit erfunden.



Montag 06.06.05 - 18:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69% Luftdruck 1018 hPa

Bilder anstatt Nachrichten

Gestern feierte El Paso das Fest "Sagrado Corazón" und ich will mal einen Versuch machen, das ganze als Bildergeschichte darzustellen. Auf 29 Photos, wer noch per Modem arbeitet der kann in Ruhe in den Keller gehen und eine Flasche Wein holen, die Fiesta von Anfang an, mehr Bilder als Text. "Sagrado Corazón" eigentlich "geheiligtes Herz" ist eines der schönsten und aufwendigsten Feste die El Paso feiert. (Ich weiß, ich schreibe das bei jeder Fiesta die in unserer Stadt gefeiert wird.) - Nehmen Sie sich Zeit, ich habe Stunden gesessen, die Photos ausgesucht und reingesetzt, nehmen Sie sich die 10 Minuten für einen kleinen Betriebsausflug nach El Paso. HIER geht es nach El Paso.





Montag 06.06.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69% Luftdruck 1018 hPa

Ärger in El Aiún

Die Beziehungen Marokko-Spanien sind nicht gerade ein Paradebeispiel für gute Nachbarschaft und immer wenn man glaubt, jetzt hat man sich vertragen, dann kommt der nächste Streit. Marokko besetzt große Teile der Region Westsahara, darunter auch die ehemalige spanische Kolonie Spanisch-Sahara mit der Hauptstadt El Aiún. Das dort lebende Volk, die Saharauis, dachten eigentlich nach dem Abzug der Spanier, jetzt ist das unser Land, hatten aber nicht mit der Expansionsfreude der Marokkaner gerechnet. Die Waffenlieferanten von einst, als es gegen die Kolonialmacht Spanien ging, sind heute die Besetzer ihres Landes und das freudig proklamierte Land "Sahara" bleibt eine Illusion der Kämpfer der "Polisario". Freiheitskämpfer, Terroristen, Patrioten, Partisanen, Verfolgte, Verfolger, Täter und Opfer. Bezeichnungen für die Polisario gibt es viele, das liegt ganz im Rahmen des Betrachters.

Spanien und besonders die kanarischen Inseln fühlen sich dem Volk der Saharauis besonders verpflichtet, vielleicht ein bisschen wegen des schlechten Gewissens, früher kein Stück besser gewesen zu sein. Seit ein paar Monaten fliegt jeden Samstag eine Linienmaschine der "Binter Canarias" von Gran Canaria nach El Aiún, meist mit Geschäftsleuten bestückt, die in und mit Marokko neue Geschäftsfelder suchen. Diese Leute sind dort willkommen, haben aber in der spanischen Presse bereits für großen Unmut gesorgt, wer Geschäfte mit einem Besatzer sucht, der macht sich zum Komplizen. Nun reisen aber nicht nur Investoren in der Maschine nach El Aiún, sondern ab und zu auch Politiker und Journalisten die sich um die Situation der Bevölkerung des Traumstaates Sahara ein Bild machen wollen. Tür zu, nix rein, gleich wieder raus. Wer nicht schön redet in El Aiún, kein Geld investieren will, sondern nachfragt , wie es den Saharauis geht, der wird nicht ins Land gelassen und darf gleich wieder umkehren. So geschehen am Samstag als eine Delegation der spanischen Menschenrechtsliga, bestehend aus Politikern und Journalisten nicht mal das Flugzeug verlassen durfte und gleich wieder zurück nach Gran Canaria fliegen musste. Leider sind die Saharauis viel zu uninteressant für die große Weltpolitik, keine Bodenschätze, keine Lobby und nicht mal einen richtigen Feind. Marokko wird von vielen Ländern als Zukunftsmarkt gesehen und wer Geld in einem Land investieren will, weil es im eigenen Land nicht mehr genug Profit abwirft, der wird sich diesem Land mit seinem Schokoladengesicht nähern. Nicht irgendwo in Afrika, nein, vor unserer Haustür.



Sonntag 05.06.05 - 17:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70% Luftdruck 1019 hPa

Wenn das die Soni Meyer noch erleben könnte

Endlich kommt Geld von der Inselregierung um eine Auffangstation für ausgesetzte Haustiere zu schaffen, es wäre damit die erste öffentliche Stelle, welche sich um die bemitleidenswerten Hunde und Katzen der Insel kümmert. Bislang lag die ganze Last auf privaten Schulter, meist ausländische Tierschützer taten mit privaten Mitteln was sie konnten. Einen besonderen Ruf hatte sich dabei Soni Meyer erworben, als teilweise unbequeme Kämpferin für die Sache der Hunde und Katzen. Leider ist Soni im April vergangenen Jahres verstorben und kann nun nicht mehr miterleben, wie nun endlich auch die öffentliche Hand sich um das Wohl verlassener Haustiere kümmert.

Fromme Versprechen gab es immer viele, aber keiner wollte dafür Geld geben und noch weniger diese Station bei sich in der Gemeinde haben. Man fürchtete nicht nur die Betriebskosten, sondern auch eventuelle Störungen der Anwohner, die dicht besiedelten Gemeinden im Aridanetal und in der Gegend der Breñas kamen deshalb nicht in Frage. Nun steht ein 10.000 Quadratmeter großes Grundstück in Barlovento zur Verfügung, das Gelände der seit Jahren geschlossenen Müllverbrennungsanlage von "Los Camachos". Dort investiert die Inselregierung fast 240.000 Euro um entsprechende Käfige zu erstellen, eine medizinische und eine Quarantänestation und ein Gebäude für die Lagerung und Zubereitung des Futters. Die Betreuung der Anlage übernimmt die Gemeinde Barlovento und Ärger mit Nachbarn kann es auch nicht geben, da wohnt niemand im Umkreis. Unser Inselpräsident hatte seinen ganz tierlieben Tag und gleich noch die Prüfung einer weiteren Auffangstation in Tijarafe verkündet. Bis aus der Prüfung ein fester Termin wird, das kann aber noch dauern, mindestens ein Hundeleben lang und hoffentlich ein glückliches.

In eigener Sache: Das Kalenderblatt für den Mai 2005 ist mit der üblichen Verspätung fertig geworden und kann HIER aufgerufen werden.



Sonntag 05.06.05 - 09:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73% Luftdruck 1018 hPa

Geld verdienen mit den Benahoaritas

Unser prähispanisches Erbe birgt noch so viele Rätsel und eigentlich ist man erst am Anfang mit der Forschung. Die paar schriftlichen Überlieferungen welche es aus der Zeit nach der Eroberung der Insel durch die Spanier gibt, sind dürftig. Zumindest was den Teil angeht, der sich den Urbewohnern der Insel widmet, man war seinerzeit nicht an fremder Geschichte interessiert. Es blieben nur ein paar Namen und Legenden, Missionierung kann sehr nachhaltig sein. Nun geht man wieder daran, sich an dieses Erbe zu erinnern und wühlt und gräbt in der Erde, um immer mehr Fundstätten frei zu legen. Besonders hervor tut sich da unser Oberarchäologe Jorge Pais, der unermüdlich nach Überbleibseln unserer Vorgeschichte sucht.

Inzwischen sind 3.000 Fundstätten katalogisiert und allmählich versteht man etwas mehr von dem Volk, welches wohl aus Nordafrika auf die Kanaren kam. Es gilt als sicher, dass die Guanchen von den Berbern abstammen, wie die allerdings als absolute "Nichtseefahrer" auf die Kanaren gekommen sind, das weiß man nicht, spielt da aber in letzter Zeit immer häufiger die phönizische Karte. Es gibt eine Theorie, dass die Phönizier die Berber als Sklaven auf ihren Schiffen hatten und viele von Ihnen auf Proviantsuche auf den Kanaren ausgebüchst sind. Das würde zwar alles wieder den Zeitraum der ersten Besiedlung in Frage stellen, aber das ist ja das praktische an solchen Theorien, man kann sie erst mal so in den Raum stellen, die Tür schließen und dann gehen. Ob Jorge Pais alleine schon Klarheit in die Herkunft der Benahoaritas bringen kann, darf auch dahingestellt werden, die Ureinwohner laufen uns aber nicht mehr weg, das zumindest ist Tatsache.

Forschung kostet Geld und nur wenige Regionen dieser Welt haben es geschafft, mit Toten Geld zu verdienen, an den Prunk ägyptischer Pyramiden kommen unsere Höhlen nicht heran, einem Tanausú fehlen halt die Goldkettchen und ein paar Jahrtausende historischer Reifung. Dennoch glaubt Jorge Pais, dass man auch mit unseren Fundstätten touristische Attraktionen schaffen kann, die einer Finanzierung weiterer Forschung dienen. Anfänge sind längst gemacht, La Zarza, Belmaco und weitere herausragende Fundstätten haben längst ihren kleinen Themenpark dabei, leider tragen aber die Eintrittsgelder nicht mal die Personalkosten. Noch lebt unsere Vorgeschichte mehr durch Mythen und Legenden, als durch wissenschaftlich fundierte Recherchen. Ist vielleicht auch besser so, dann fällt die notwendige Glorifizierung einfacher, was wäre denn wenn die Forschung ergeben würde, dass Tanausú schwul war? Bücher zum Thema Tanausú gibt es beim Zech-Verlag. www.zech-verlag.com



Samstag 04.06.05 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71% Luftdruck 1018 hPa

Historische Führungen durch Santa Cruz

Während unser "Zentrum für touristische Initiativen" Centro de Iniciativas y Turismo (CIT) sonst eigentlich nur den Bau von möglichst vielen Hotels und Golfplätzen proklamiert, kommt dieses Mal eine wirklich gute Idee aus deren Reihen. Seit langem stelle man fest, dass die Besucher der über 100 Kreuzfahrer die jährlich im Hafen von Santa Cruz anlegen viel weniger Geld bei uns lassen, als in anderen besuchten Häfen. Man will es kaum glauben, aber auch für so etwas gibt es Statistiken. Wie viel die Umfrage gekostet hat, um zu diesem furchtbaren Ergebnis zu kommen gekostet hat, lässt man uns nicht wissen.

Nach dem man bereits die Geschäftsleute der Stadt aufgefordert hatte, die Öffnungszeiten nicht nur nach dem Schlafbedürfnis der Eigentümer zu gestalten, sondern auch nach den Liegezeiten der Kreuzfahrer, kommt nun der eigentlich schönste Vorschlag. Man will den Kreuzfahrern geführte Touren durch den historischen Kern der Hauptstadt anbieten, schließlich ist die Stadt voll gepfropft mit Gebäuden, Geschichten, Straßen und Kultur, die 6 Jahrhunderte erzählen können. Wenn man das gut macht, dann lockt man die Leute in die Stadt, irgendwann hat man sie müde geredet und dann öffnet sich die Geldbörse auch schneller und einfacher. So das Kalkül und natürlich kosten diese Führungen auch was, denn keiner darf glauben, dass die Kreuzfahrtschiffe auf den anderen Inseln so beliebt sind, weil die sich einfach freuen, dass so viele Menschen sie besuchen wollen. Man kann die Leute ja nicht zwingen, ihre stählernen Luxushotels zu verlassen um Geld bei uns auszugeben, aber locken kann man sie.



Samstag 04.06.05 - 09:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70% Luftdruck 1017 hPa

Wer den Wal hat...

...der hat was zum Gucken. Ein Finnwal mit seinen beiden Zöglingen treibt sich seit geraumer Zeit zumeist vor der Westküste La Palmas herum. Die Meeresbiologen und Fischer meinen, das ist jetzt deren Sommerquartier und wir werden die nächsten Monate noch die Freude ihrer Präsenz haben. Neben Delfinen, Schildkröten und mehrerer kleiner Walarten kommen immer mal wieder die Giganten der Meere auf eine Stippvisite, selten aber bleiben sie eine ganze Saison, so wie das jetzt im Falle der Finnwal Familie scheint. Auf 18 Meter schätzt man die Walkuh und am liebsten ist der Familie Finn die Zone zwischen Tazacorte und Garafía im Nordwesten der Insel. Man hat die Tiere aber auch schon auf der Ostseite gesehen, das macht man hier so, ab und zu aus Höflichkeit auch mal die andere Seite besuchen.

Bootsausflüge zu den Walen und Delfinen sind natürlich jetzt der Renner, so ein Wal hat einen beträchtlichen touristischen Nutzen und schon macht das Wort "Walewatching" die Runde. Das kann natürlich auch nach hinten losgehen, wenn zu viele sich den Riesen nähern und es denen dann zu wuselig wird vor unserer Küste. Das ist aber bislang nicht der Fall, die beiden Ausflugsboote die es gibt, kennen sich aus im Umgang mit den Walen und mit genügend Vorsicht und Respekt seitens der "Walforscher" kann man hervorragend nebeneinander leben. Knackpunkt werden die Sommerferien hier werden, wenn ´zig private Schlauchboote mit Monsteraußenborder auf die Suche nach den Walen gehen, dann hat der Wal die Wahl ob er sich weiter bei uns wohl fühlt. Man könnte ja noch eine ganz neue Sache ausprobieren, der Mega-Renner, der obercoole Trendsport für diesen Wahnsinnssommer: Walinruhelassing. Jack Wolfskin hat schon reagiert und die erste passende Kollektion für diesen Sommerhit kreiert, Flanellhemden aus zarten Barten mit dezentem Fischgrätmuster.



Freitag 03.06.05 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74% Luftdruck 1017 hPa

Habemus cerevisiam

Jedem Bierchen sein Pläsierchen, Dinge die die Welt nicht braucht und trotzdem einen Heidenspaß machen, auch Katholen. Wie sich langsam rum gesprochen haben sollte, gab es einen Führungswechsel im Vatikan und nun sitzt ein Bayer auf dem Stuhl, der für manche die Welt bedeutet. Das ist gut so, gelten doch wir Bayern als ausgesprochen weltoffen, aufgeschlossen und progressiv, genau so wie sich meine katholische Kirche immer wieder gerne zeigt... Zudem gilt ja das bayrische Bier als Grundnahrungsmittel und als Fastenbrot hat es Generationen von Mönchen über die schwere Zeit geholfen. Ein Zusammenhang von der hohen Bierbraukunst zu den geistigen Werten der katholischen Kirche ist nicht von der Hand zu weisen. Auf jeden Fall erscheint mir Bier eine der nettesten Einstiegsdrogen zum Katholizismus zu sein, die Bibel liegt viel schwerer im Magen. Es ist nur logisch ein Bier in Bayern zu brauen, welches das Antlitz und den Namen des Pontifex Maximus trägt, wer dahinter plumpe Werbung vermutet, der kann sich seine Kirchensteuer wieder zurückgeben lassen.

Was hat das Ganze jetzt mit La Palma zu tun, es heißt doch aktuelle Nachrichten von der Insel? Heute ist die erste Flasche Papst-Bier auf La Palma angekommen und sofort und ohne Probenahme in die Hände dessen gewandert, der unbedingt diese höchst geistige Reliquie sein Eigen nennen wollte. Das ging selbst hier durch die Presse, dass es ein Bier zu Ehren des bayrischen Papstes gibt und José, treuer Mitarbeiter der Autovermietung Yanes ist strammer Fan von Benedictus, wie er hier heißt, wollte unbedingt seinen privaten Altar mit einer dieser Flaschen schmücken. Das Forum hat es möglich gemacht und man hat keine Mühen und Kosten gescheut und selbst die extrem schnelle spanische Post hat es nicht verhindern können, dass die erste Flasche Papst-Bier auf kanarischem Territorium nun in El Paso steht. José hat das verdient, habemus cerevisiam und wer´s nicht glaubt wird selig.


Papstbier in El Paso



Freitag 03.06.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73% Luftdruck 1019 hPa

Wieder keine blaue Fahne für Puerto de Tazacorte

Die bekannte blaue Fahne für geprüfte Strände geht auf La Palma wieder mal an Puerto de Naos auf der Westseite und Los Cancajos im Osten der Insel. Diese beiden Strände haben ein Abonnement für diese internationale Auszeichnung und sicher auch verdient. Gerade in Los Cancajos gibt man sich alle Mühe den Strand attraktiv zu halten, es werden sogar Strandaschenbecher verteilt in welche der geneigte Raucher seine Reste packen kann. Leider ist der Strand von Los Cancajos so ziemlich das einzig attraktive an dem Ort der viel zu schnell gewachsen ist um irgendwelchen Charme zu entwickeln. Immerhin versucht die Gemeinde mit Begrünung die schlimmsten Flecken zu beseitigen. Der kleine Küstenspazierweg wird verschönert um den Gästen des Ortes mehr als Strand und Gastronomie zu bieten.

Puerto de Naos hat auch so seinen ganz eigenen Charakter und Bauweise, um das ganz zärtlich zu betiteln, kämpft aber mit ähnlichen Problemen wie Los Cancajos. Die Bauwut in den beiden Orten hat dazu geführt, dass große Teile der Gebäude leer stehen, keine Rendite erzeugen und daher einem langsamen Verfall ausgesetzt sind. Da wo neu investiert wird, glänzt alles in schönsten Farben, nebenan kann man höchstens noch von morbidem Charme sprechen, in manchen Ecken wirken die beiden Orte wie Geisterstädte. In Puerto de Tazacorte, dem Gewinner im ewigen Wettbewerb wer den schönsten Küstenort hat, ist man weiterhin nicht daran interessiert sich um die blaue Fahne zu bemühen, ein Toilettenhäuschen kann, oder will man sich nicht leisten und so gibt es das begehrte blaue Stück Stoff nicht. Eigentlich ein Unding, da spricht man über Investitionssummen in der Höhe von mehreren hundert Millionen Euro welche in den kleinen Küstenort fließen sollen, eine profane öffentliche Toilette passt dann natürlich nicht mal mehr gedanklich auf die Tagesordnung politischen Geschehens. Die Gastwirte des Ortes tragen nun die Last, als Toilettendienstleister zu fungieren, hoffentlich honoriert der Gast das mit dem Verzehr wenigstens eines Getränkes. Nur gut, dass niemand auf die Idee kommt, den unendlichen Atlantik für diese sanitären Dienste zu bemühen...



Donnerstag 02.06.05 - 16:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71% Luftdruck 1017 hPa

Vorsichtiger Optimismus

Wie anders will man es ausdrücken, wenn die Arbeitslosenzahlen auf La Palma nicht weiter ansteigen. Gegenüber dem April des letzten Jahres können wir tatsächlich eine Erholung verzeichnen, anstatt 6.502 Menschen ohne Arbeit, sind es im gleichen Monat dieses Jahres "nur" noch 6.139 die als arbeitslos registriert sind. Immerhin ergibt das die Berechtigung das Wort optimistisch zu führen, das sind in Prozenten ausgedrückt 5,6 % weniger Arbeitslose. Zum Hurra brüllen besteht aber weiterhin kein Anlass, die Arbeitslosenquote schwankt weiter um die 20% Marke. Da herrscht immer Unsicherheit, es gibt drei verschiedene Methoden nach dem die Anzahl der aktiven Bevölkerung gemessen wird, jedes Amt hat da so seine eigene Vorstellung.

Nimmt man La Palma in den kanarischen Vergleich, dann stehen wir am besten da mit unseren 5,6%. Alle Inseln außer Fuerteventura verzeichnen einen kleinen Lichtschimmer am Arbeitsmarkt, auf der Kanincheninsel, wie Fuerteventura hier genannt wird stieg die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem April vergangenen Jahre von 2.695 auf 3.146. Aber auch diesen heftigen Anstieg gegen den Trend kann man gleicht wieder relativieren. Bedenkt man, dass auf Fuerteventura 80.000 Menschen leben und auf La Palma 84.200, dann braucht man auf "Fuerte" noch keine palmerischen Verhältnisse befürchten. In vielen Dinge sind wir Spitze im kanarischen Vergleich, leider auch in der Arbeitslosigkeit.



Donnerstag 02.06.05 - 08:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69% Luftdruck 1017 hPa

Freude schöner Götterfunken

Meine Suppe ess´ ich nicht sagen die Satten aus den europäischen Ländern und Europa, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun. Dass Nationalstaaten über etwas abstimmen welches nicht ihres ist, sondern das Gut aller Europäer, ist schon fragwürdig genug. Nimmt man dann die Argumente auf, mit welchen sie das non und nee begründen, bleibt einem schlichtweg der Atem weg. Da ist ein ewiger niederländischer Minderwertigkeitskomplex und die ewige französische Großmannssucht und das will man pflegen, mit sich, unter sich und die Patienten haben Angst geheilt zu werden. Aus einem "Ja, aber" ist ein "Nein, aber" geworden und alles was bleibt ist das Aber.

Als gestern Abend im Fernseher das Laufband mit den Nachrichten über die heftige Ablehnung aus den Niederlanden kam, da stand die Kneipe Kopf. Was ist denn jetzt passiert, von den Franzosen hatten wir das erwartet, deren Demokratieunverständnis ist älter als unseres und die wollten auf dem Rücken anderer Europäer ihre eigene schmutzige Wäsche waschen, aber die Holländer? Wir verstehen jetzt gar nichts mehr, das liegt vielleicht daran, dass Brüssel für uns genau so weit weg liegt wie Madrid und wir nicht mit dem Fuß aufstampfen müssen um uns Geltung zu verschaffen. Die Amerikaner grinsen sich eins, haben sie doch recht behalten, das bekommen die Europäer nie auf die Reihe. Ich weiß zwar nicht um was es geht, sag aber lieber erst mal nein, scheint erste Regel der europäischen Leitkultur zu werden. Am 20.Februar dieses Jahres haben 91,47% der Palmeros ihr klares Ja zu einer gemeinsamen europäischen Verfassung gegeben, sind wir jetzt das alte Europa oder das neue?



Mittwoch 01.06.05 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70% Luftdruck 1017 hPa

Schwere Zeiten für Rauschgifthändler

In den letzten drei Wochen gab es alleine auf La Palma fast 20 Festnahmen an Personen, die in Verbindung mit Rauschgifthandel gebracht werden, meist geht es um Kokain aus Südamerika. Die Aktionen beschränken sich aber keinesfalls nur auf La Palma, gestern wurde von der Küstenwache ein Schiff aufgebracht mit einer Ladung von fast 5 Tonnen Kokain und in den Hafen von Las Palmas geschleppt. Der Guardia Civil und der Policía Nacional scheint es gelungen zu sein nach monatelangen Observationen nicht nur auf die kleinen Straßenhändler gestoßen zu sein, sondern auch tiefer in den Verteilerring einzudringen.

Über all diesen Ermittlungen liegt tiefes Schweigen, aber eine so extreme Häufung an Festnahmen ist halt nicht zu verbergen, besonders wenn es mit quietschenden Reifen und vorgehaltener Pistole am helllichten Tag geschieht, so wie letzte Woche in El Paso. Es sickert auch durch, dass diese Aktion noch lange nicht beendet ist, es sollen noch reichlich Leute unter Beobachtung stehen, auf allen Kanareninseln. Die Gerüchteküche ist natürlich auch heftig am kochen und an den Tresen, das ist dort wo man legale Drogen konsumiert, werden die Namen des einen oder anderen "sospechoso", so nennt man Verdächtige hier, zwischen zwei Gläsern Bier geflüstert. - Sag mal, hast du den in letzter Zeit mal wieder gesehen? Jetzt wo du´s sagst, stimmt den habe ich seit mindestens einer Woche nicht mehr gesehen, ob der auch? Kaum ausgesprochen kommt "Der" zur Tür rein in die Kneipe und erzählt fröhlich von seinem wunderschönen Urlaub auf Djerba und alles was er vermisst hätte wären seine netten Kumpels aus der Kneipe gewesen, mit denen man über alles reden kann. Jetzt aber ganz schnell über Fußball reden und eine Runde ausgeben...



Mittwoch 01.06.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71% Luftdruck 1018 hPa

Brandstiftung?

De Brand in der Caldera konnte schnell gelöscht werden und fast noch schneller machen jetzt Gerüchte die Runde, dass es sich um Brandstiftung handelte. Gibt es keine Beweise, dann argumentiert man immer anhand von Ausschlussverfahren, gibt es keine natürlichen Gründe oder Fahrlässigkeiten, dann muss der Brand ja gezielt gelegt worden sein. Die Politiker halten sich noch sehr zurück, diese beunruhigende Nachricht zu stützen, der Direktor des Nationalparks ist da offener und behauptet, alles deutet darauf hin, dass der Brand provoziert wurde. Was aber wirklich hinter vielen Waldbränden steckt, das wird nur ganz selten aufgeklärt.

Die häufigste natürliche Ursache für Waldbrände ist Blitzschlag, das können wir ausschließen, wir haben sowieso fast nur im Winter mal ein Gewitter. Selbstentzündung gilt im offenen Gelände als unmöglich und für den oft zitierten Lupeneffekt den Glasscherben hervorrufen können, gibt es keine Hinweise. Die häufigste Ursache für Waldbrände überhaupt ist der fahrlässige Umgang mit offenem Feuer, seien es ausufernde Grillfeste, außer Kontrolle geratene Feuer oder weggeworfene Zigarettenkippen. Nun ist aber die Region in welcher der Brand ausbrach völlig ohne Bebauung, Wanderweg oder Landwirtschaft. Dort hält sich eigentlich nie ein Mensch auf und wo kein Mensch ist, gibt es auch keine Fahrlässigkeit. So die Argumentation der Verantwortlichen und man überlegt nun Anzeige zu erstatten, gegen unbekannt natürlich. Mir sind diese Schlussfolgerungen durch Ausschlussverfahren zu schnell und ungenau, nur weil wir wissen, es ist nicht Weiß, heißt das noch lange nicht, dass es Schwarz sein muss. Vielleicht will ich aber auch nicht gerne daran glauben, dass hier ein Pyromane über die Insel läuft und uns Feuer unterm Hintern machen will.



Familie Ellen & Simon Märkle

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