La Palma Aktuell
Kalenderblatt für den September 2003



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Wetter: (Ricardo Concepcion)

Mit der Ankunft des Herbstes beginnt aus meteorologischer Sicht eine der interessantesten Zeiten des Jahres, allerdings immer im Rahmen der berühmten Stabilität unseres Klimas.

Während wir uns im Sommer an frischeren Temperaturen laben als unser Breitengrad es ahnen lässt, bringt der Herbst Wetterescheinungen die typischer für unsere Breiten sind.

Wie wir schon bei anderen Gelegenheiten erwähnt haben, liegt unser Archipel im fast ständigen Einfluss des Azorenhochs. In den Sommermonten schickt uns dieses Hochdruckgebiet regelmäßig frische Atlantikluft aus Nordost, der berühmte Norostpassat. Nur selten geraten wir im Sommer unter den heißen Kontinentaleinfluss aus Afrika.

Ab Herbst schwächelt nun das Azorenhoch und wandert nach Süden. In Abständen formieren sich verschiedene Klimazellen, die uns in den Einfluss atlantischer Tiefdruckgebiete aus West und Südwest bringen. Das sind die Vorraussetzungen damit wir auf La Palma Regen erhalten können. Verstärkt sich dann das Azorenhoch wieder, gelangen wir wieder in den Einfluss des Nordostpassates. Dieses Hin und Her begleitet uns unregelmäßig von Oktober bis April. Grundsätzlich kann man sagen, dass etwa 300 Tage im Jahr Nordostwind herrscht und die restlichen 65 Tage West, oder Südwest.

Der September war unspektakulär und eine direkte Fortsetzung des Sommers mit Temperaturen um die dreißig Grad.


Tourismus:

Die Gäste von der spanischen Halbinsel sind wieder an die Arbeit gegangen und La Palma kehrt zurück zu seinem rein mitteleuropäischen Tourismus.
Früher war der September einer der schwächsten Monaten des ganzen Jahres, dieses Jahr allerdings war der September zumindest stärker als der Juli und der August. Das liegt nicht daran, dass nun im September mehr Gäste kamen als die anderen Jahre, sondern nur weil der Juli und der August besonders schwach waren.

Die Tendenz La Palmas hin zu einer Saisoninsel, hält leider weiter an. Das haben allerdings auch unsere vielen Stammgäste mitbekommen und diese besuchen uns nun vorzugsweise in der Sommerperiode.

Überhaupt ist der Anteil an Gästen die nicht das erste Mal La Palma besuchen unheimlich groß. Um ganz ehrlich zu sein, die Hälfte der Aufrechten die uns im Sommer besuchen kamen, waren bereits früher schon Mal bei uns. Je weiter wir in den Winter = Saison reinkommen, desto größer wird die Anzahl der „Ersttäter“.

Ein weiterer Punkt der auffällt, La Palma polarisiert ungemein. Entweder man mag uns, oder man mag uns nicht. Das liegt sicherlich auch an unseren Unzulänglichkeiten in der touristischen Infrastruktur. Wer nicht bereit ist sich diese Insel ein bisschen selbst zu erobern und alles vorgekaut und genormt braucht, der ist sicherlich in Mallorca oder im Süden Tenerifes besser aufgehoben.

Auch wenn einige Inseloberen hart daran arbeiten uns austauschbar zu machen, wird La Palma doch immer ein ganz spezieller Ort für ganz spezielle Gäste bleiben. Und das ist gut so...


Opuntie (Opuntia ficus indica oder opuntia ficus barbarica)

Feigenkaktus, indische Feige und viele weitere Namen hat diese Pflanze. Die Engländer sagen „Prickley pear“ die Mexikaner „Nopales“ und hier auf den Kanaren heißt die Pflanze „tunera“ und die wohlschmeckende Frucht „tuno“




Der Feigenkaktus ist aus dem Landschaftsbild der Kanaren nicht mehr wegzudenken. Zugleich ist diese Pflanze ein hervorragendes Beispiel für die Abhängigkeit der Kanaren von Monokulturen und deren Begleiterscheinungen. Die massive Einbringung von Neophyten (nicht heimischen Ursprungs) hat die gesamte Biodiversität der kanarischen Inseln mehrfach verändert. Wein, Tabak, Bananen, Touristen... und natürlich die Opuntie wechselten sich laufend ab und bestimmten danach die Ausrichtung der gesamten Landwirtschaft. Heute versucht man die Einbringung neuer Arten zu beschränken, aber wie heißt es immer so treffend, „Erst kommt das Fressen und dann...“

Die Opuntie gibt es auf den Kanaren erst seit Anfang 1800 und wurde seinerzeit nur eingeführt, um darauf die Cochenille zu züchten. Eine kleine graue Laus, deren Blut den Farbstoff „Cochenille“ (E-120) ergibt. Damals versuchte man den Weinanbau zu ersetzen der mit dem Eintreffen des echten Mehltaus aus Amerika (oidium tuckerii) fast vollständig zum Erliegen kam. Der Siegeszug der Opuntie dauerte nur etwa einhundert Jahre, sie wurde von der Banane ersatzlos verdrängt. Zwar sammelten viele Leute noch bis 1970 die kleinen Läuse von den Kakteen, aber das hatte nur noch regionale Bedeutung. Die industrielle Herstellung von Karminrot hat den Farbstoff Cochenille in eine Randpositionen gedrängt. Nur noch wenige und ökologisch orientierte Firmen verwenden diesen natürlichen Farbstoff. Diesen bezieht man dann aber aus Südamerika, da sind die Arbeitskräfte erheblich billiger. Das Sammeln der kleinen Läuse stellt einen erheblichen Zeitaufwand dar.

Das mit der Laus ist also gegessen, aber der Kaktus ist weiter da und wird sich auch nicht wieder verdrängen lassen. Heute nimmt man die fleischigen großen Blätter als Ziegenfutter und die Früchte zum Rohverzehr, oder man macht Süßspeisen daraus. In den Ursprungsländern des Feigenkaktus, Mexiko und Ecuador kennt man auch medizinische Eigenschaften der Pflanze. So sollen die Blütenblätter den Männern bei Blasenbeschwerden helfen und das pektinhaltige Fruchtfleisch soll entzündungshemmend für den Verdauungstrakt sein.

Außer als Viehfutter und den Früchten die man erntet, ist die Opuntie heute auf den Kanaren ein gefürchtetes Unkraut. Wie das Schicksal es so will, versucht man heute die Opuntie wieder loszuwerden um dem Weinbau mehr Platz zu geben. So ändern sich die Zeiten. Da die Opuntie hier einen hervorragenden Lebensraum vorfindet, hat sie sich überall ungehemmt vermehrt und prägt das Erscheinungsbild dieser Insel nachhaltig. Nach ein paar Jahren verholzen die unteren Teile der Pflanze und so gelingt es der Opuntie bizarre Formen zu entwickeln und bis zu 5 Meter hoch zu wachsen. Die Opuntie vermehrt sich nicht nur durch Samen, sondern auch vegetativ. Reißt man ihr ein „Ohr“ ab und wirft es achtlos weg, dann krümmt sich das Blatt bald und dort wo das Blatt die Erde berührt, wachsen schnell neue Wurzeln. Die Opuntie ist überaus genügsam und kann viele Monate ohne einen Tropfen Wasser auskommen. Dabei stört sie weder scharfer Wind, noch heiße Sonne.

Im Frühjahr, nach den Regenfällen des Winters, blühen die Opuntien. Erst bilden sich kleine Auswüchse an den Blättern, aus denen später die Blüte treibt. Die Farbe der Blüten reicht von gelb bis rot und es ist wohl vornehmlich die Bodenbeschaffenheit, welche die Farbe der Blüten bestimmt. Hier im Aridanetal blühen sie fast ausnahmslos gelb und im Norden der Insel herrschen die roten Blüten vor.

Die Kaktusfeigen sind im September reif und können geerntet werden. Da muss man allerdings sehr behutsam vorgehen, da die Früchte mit unendlich vielen kleinen Stacheln bewaffnet sind, welche sich vor dem bloßen Auge verbergen. Man kann die Früchte, noch an dem Blatt hängend mit einem Besen abkehren, oder die geernteten Früchte per Wasserstrahl von den kleinen Stacheln befreien. Dann schält man die Früchte und genießt sie direkt aus der Hand. Die Vielzahl von kleinen, schwarzen Kernen werden einfach mit runtergeschluckt. Die Farbe des Fruchtfleisches variiert ebenso von grüngelb bis rot. Die Früchte sind etwas größer als Hühnereier und haben einen erfrischend süßlichen Geschmack, der an Melone erinnert.




Gärtner und Landwirte schätzen die Opuntie nur von Weiten, da sie sehr aggressiv wurzelt und so ihren Nachbarn kaum Wasser und Nährstoffe lässt. Um Flächen, die von Opuntien überwuchert sind wieder davon zu befreien, setzt man oft Raupenschlepper ein, um die langen Wurzeln aus der Erde zu bekommen. Dem Kakteenfreund der seinen kleinen grünen Kaktus auf der Fensterbank pflegt, sind solche Auswüchse natürlich fremd. Das einzige was ein Feigenkaktus von der Fensterbank mit unseren Monstern gemeinsam hat: Er sticht!


Gesellschaft: (Ricardo Concepcion)

Mehrere Vorhaben rund um die Observatorien auf dem Roque de los Muchachos sind von der Betreibergesellschaft IAC (kanarisches astrophysisches Institut) gestoppt worden. Es handelt sich dabei im Einzelnen um eine Außenstelle des Institutes in Breña Alta welches Arbeitsplätze schaffen würde, ein Observatorium für interessierte Laien sowie ein Besucher und Informationszentrum bei den Teleskopen. Über diese ablehnende Haltung des IAC gegenüber den verständlichen Wünschen der Bevölkerung dieser Insel, haben sich scharfe Kritiken gegen das IAC erhoben und man stellt die öffentliche Frage, welchen Nutzen die Insel von den Anlagen hat, die nun seit 20 Jahren auf dem höchsten Berg der Insel stehen.

Eine Vielzahl von Anklagen tauchen plötzlich auf. So wurde zum Beispiel der erste Hubschrauberlandeplatz just auf historischen Petroglyphen erstellt. Die asphaltierte Straße auf den Roque ist ein deutlicher Eingriff in die Landschaft. Der höchste Gipfel der Insel und damit die Krone des Nationalparkes ist betoniert und verfremdet worden. Dann noch das Gesetz gegen Lichtverschmutzung welches uns die nächtliche Beleuchtung limitiert. (Vor Kurzem erst haben sich die Wissenschaftler beschwert, wir würden 45% mehr Licht benutzen, als nötig...)

Darüber hinaus beklagt man sich nun öffentlich über Millionenzuwendungen an ausländische Observatorien, welche dann die eigenen hiesigen Wissenschaftler nicht zulassen.

Es gibt sogar noch härtere Kritiken. In der Zeitung “El Dia” vom 19.9.2003 schrieb Don Jaime Bethencourt einen Artikel mit dem Titel: “Die unerträgliche Last La Palmas durch die Astrophysik”. In dem Artikel bleibt nichts Gutes an den Observatorien und man könnte glauben, wir sind ein Häufechen unterdrückter Kolonialsklaven.

Gut, man sollte immer davon ausgehen, dass jedes Land das Beste bietet was es hat, um sich gegenseitig auszutauschen.

Wenn man die Naturschutzkriterien strikt anwendet, dann wird es nirgendwo auf der Welt einen Platz geben, an dem man solche Einrichtungen erstellen kann wie die, über die wir reden. Man sollte vernünftig mit Kritik umgehen und beide Seiten beleuchten.

Auf dem Roque de los Muchachos ensttehen nicht nur ausländische Observatorien, sondern bald wir auch das “Grantecan” fertig sein, ein kanarisches Teleskop.

Alle Observatorien stellen, wenn auch nicht so viel Zeit wie gewünscht, dennoch den spanischen Kollegen Arbeitszeit zur Verfügung.

Die Erforschung des Kosmos und die wissenschaftlichen Aktivitäten bringen einen Zugewinn für alle Menschen.

Ich bin kein Experte und sicherlich würde dieser noch viel Beispiele nennen können, welche Vorteile uns die Observatorien auf dem Berg bringen.

Wir müssen auch Nachts nicht im Dunklen tappen, es gibt Speziallaternen die uns den Weg leuchten.

Was allerdings wichtig für La Palma ist, dass man uns zuhört und die berechtigten eigenen Interessen in die der internationalen Astrophysik einbringt. Wenn man uns gleichberechtigt teilhaben lässt, dann können wir auch wieder stolz sein auf eine wissenschaftliche Einrichtung von internationalem Top-Niveau



Gastronomie:

Bar Oasis in La Laguna

Wir haben es uns erneut einfach gemacht und eine Restaurantkritik aufgenommen, die von lieben Bekannten auf der Insel verfasst wurde. Natürlich haben wir das „Oasis“ auch selber besucht, aber unsere Begeisterung über das Essen teilen wir nicht uneingeschränkt mit dem folgenden Bericht. Wir sind aber auch nicht Siebeck und schon gar nicht die Gralshüter des guten Geschmackes, deshalb kann hier ruhig auch mal eine andere Meinung vertreten werden als unsere.

Manchmal meint das Schicksal es gut...

Da wir mal wieder recht kurzfristig zu dem Entschluss kamen, aushäusig eine Kleinigkeit zu essen, führte uns der Weg direkt (da nicht weit entfernt) ins Abuela. Anfahrt bis knapp an die Terrasse übers knirschende Kiesbett; Diesel aus, Autotüren zu und Platz genommen auf der Terrasse – knapp zwei Meter entfernt von der Bedienungsmaid, die im innigen Gespräch mit einem jungen Palmero vertieft war. 5 Minuten gewartet, Autotüren auf, Diesel gestartet und ab durch’s knirschende Kiesbett. Ein letzter Blick zurück bestätigte: wir waren in keinster Weise bemerkt worden...


Das ist mir noch nie passiert, liegt aber sicherlich an dem angenehm zurückhaltenden Wesen unserer Bekannten. Mich hat man noch nie übersehen, an was das wohl liegt?...

Die Lust auf’s (wohl im Übermaß) selbst gebraute Bierchen in der Bar Central wurde auch nicht zufriedengestellt: „cerrado“ (wohl für länger....)

Jetzt erbarmte sich das Schicksal und führte uns in die – nach Pächterwechsel – gerade neu eröffnete Bar Oasis in La Laguna. „Comida tipica mediterranea“: zwei italienische Schwestern mit Ehemännern (oder umgekehrt?), davon einer ein Palmero mit langer „Auslandserfahrung“ in Valencia. Reichhaltige Karte mit italienischen und palmerischen Spezialitäten zu äußerst moderaten Preisen. Ein Salat – den wir immer zu zweit vorweg essen – mit Thunfisch, Ei, Avocados usw. für € 3,--, carne con papas für € 2,50, jede Menge Spaghetti- und sonstige Nudel-Gerichte mit überwiegend köstlichen Saucen (z. B. penne alla boscaiola, spaghetti puttanesca oder al ragu) und vieles mehr. Dazu immer noch Tagesangebote wie z. B. frische hausgemachte (!) Gnocchis (auf der Tafel als ñoquis allerdings erst auf den zweiten Blick zu erkennen). Ebenfalls eine dringende Empfehlung: Pancerotti – die Familienportion. Muss man probiert haben, ebenso wie das hausgemachte Tiramisu. Im übrigen wird ein täglich wechselndes (Mittags-)Menu für € 6,50 angeboten.

Einziger Wermutstropfen (ob’s ein Martini ist oder ein Cincano?): die Lage des Oasis erinnert fatal an einen Aufenthalt auf dem Mittelstreifen des Kamener Kreuzes.

Vielleicht meint das Schicksal es ja noch einmal gut und verhilft den Wirtsleuten zu einem Restaurant in besserer Lage... Verdient hätten sie es. Neben den hervorragenden Speisen tragen sie in typisch italienischer Lebensweise dazu bei, den Aufenthalt im Oasis angenehm zu gestalten.

BAR OASIS,
Ctra. Puerto Naos 281,
La Laguna
Von Los Llanos aus kommend, am Ortseingang linker Hand.


Familie Ellen & Simon Märkle

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