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Paul


Der dressierte Haushaltsvorstand
              



Bislang gelingt es mir ab und zu, mich noch gegen eine völlige Vereinnahmung seitens meines Familienverbundes zu widersetzen. Da gibt es ein paar Rezepte die meist Wirkung zeigen, etwa Überarbeitung vortäuschen oder eine Warnung ausstoßen, es sei kein Bier mehr im Haus und keine Zigaretten, eine brisante und hochexplosive Mischung, also muss ich noch mal los. Diese Tricks werden aber immer häufiger durchschaut, gewisse, nicht weiter explizit zu umschreibenden Familienangehörige, haben sogar immer eine Schachtel Coronas irgendwo versteckt, um diese dann in einem brüllenden Triumph mir vor die Nase zu halten. Nein, du brauchst nicht mehr losfahren, du kannst ruhig hier mit uns Monopoly spielen, "Wetten Dass" gucken oder den Kinder dabei zusehen, wie sie ihre neue Sommermode präsentieren. - Zu lautstarken Unrhythmen von Tokio-Hotel führen pubertierende Teenies mit Ohrringen die auf dem Boden schleifen stoffartige Körperhalbumhüllungen vor, die dann fälschlicherweise auch noch als Kleidung bezeichnet werden.

Nein, Sie brauchen nicht bei der Liga für bedrohte Testosteriden anrufen, ich komme damit klar, denn ich werde gebraucht als weise und wissende Kraft, welche diesem Familienverbund erst den harmonischen Charakter verleiht. - Ich weiß nicht, warum sogar dem Halbkater bei diesem Satz sein ohnehin schon perfides Lachen abgerutscht ist, die Frauen sind jedoch raus gerannt und halten sich nun die Hände vor den Mund um sich nicht zu übergeben. - So zumindest haben sie mich das wissen lassen, aber ich könnte schwören, die haben nur versucht nicht ganz laut zu lachen. - Das liegt alles nur an dem Kater, der ist die treibende Kraft dabei, meine stolze und ehrenvolle Aufgabe als Haushaltsvorstand ins Lächerliche zu begleiten. Erst wiegelt er die Kinder gegen mich auf, dann die Frau und zu guter letzt holt mich das Vieh auch noch vorwurfsvoll vom Auto ab, nach dem Motto, kommst du jetzt erst und weigert sich mit ins Haus zu gehen, wenn er nicht getragen wird. - Natürlich bücke ich mich dann und hebe den Herren auf, ganz egal ob mir dabei das Handy aus der Tasche rutscht, oder die Kamera auf den Boden kracht und dazu dieser mitleidige Blick der sagt: Der kann mich nicht mal tragen, ohne dass dem Dussel irgendwas aus der Hand fällt, aber immerhin hat er erkannt, wo die Prioritäten sitzen. Belohnt werde ich damit, eine Dose dieser herrlich riechenden Tierkadaver öffnen zu dürfen, das geht schon alles seinen Weg und Dressur kann wahre Wunder vollbringen. Mit Whiskas und Peitsche demütigt mich dieser Kerl, einem bekannten russischen Autoren muss es mal ähnlich ergangen sein, der hat sich das mit einem Roman von der Seele geschrieben der den Titel hat: Die Erniedrigten und Beleidigten.



zum nächsten Paul...



Paul


Familie Ellen & Simon Märkle

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