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Paul


Der macht ganz dusselig der Wind
              



Warmer Wind aus südnordnirgendwo und das auch noch in der Stärke eines mittleren Passats, aber eben aus einer Richtung, welche wir nicht als Windrichtung anerkennen. - Paul schon gar nicht, der kann mit kabbeligem Wind so viel anfangen wie ich mit einer Grundsatzdiskussion über Leid, Freud und Leitkulturen, muss einfach nicht sein, Wind kommt bei uns fleißig aus Nordost und diskutiert wird über Whiskas, Tropical und Speck, wenn überhaupt. - Dauernd raschelt etwas und reißt einen aus der Döserei, Papierfetzen täuschen bejagbare Beute vor und wie bitte soll der Kater seinen Schönheitsschlaf halten, wenn jeden Moment eine Tür knallt, ein Sonnenschirm durch den Garten fliegt oder Menschen fluchend über die Terrassen laufen und lauter als der Wind über diesen schimpfen. - Ich mag den Wind auch nicht, ganz im Gegensatz zu unserem so geliebten Passat, weiß man doch bei solch freigeistigen Böen nie was dabei raus kommt und so etwas macht weder dem Kater noch mir irgend welche Freude. - Wir schätzen es nicht so sehr wenn uns die Dinge aus den Händen oder Pranken gleiten und außerdem macht dieser warme Wind einen ganz rappelig.

Wenn Paul mürrisch oder unpässlich ist, dann liegt das sonst am Futter, vielleicht nicht richtig temperiert, zu wenig Garnitur, oder der da hat vorher schon jemand abgebissen, das alles kann den Herren ungnädig stimmen. Gut, das bekommt die Frau dann wieder in den Griff, schmeißt den gesamten aber frischen Schaleninhalt unbemerkt von mir in den Müll, und drappiert feinste Kadavergenüsse erneut mit Kresse oder Zucciniblüten dekoriert vor das Gnade versprechende Antlitz des scheinneurotischen Katers. - Warum meine Frau das frische Katzenfutter entsorgt ohne dass ich das mitbekommen soll, da gibt es eine These, welche meinen Krankenhausaufenthalt direkt und indirekt mit dem maßlosen Verzehr von Katzenfutter in Einklang bringt, aber wie gesagt, das ist nur eine These welche ich mal den negativen Folgen dieses warmen Windes zuschreiben will. - Darum geht es auch gar nicht, sondern um das zarte Seelenwesen unseres Katers, wetterfühlig bis über beide leere Hodenbeutelchen. - Gut, mich würden wohl die leeren Beutel selbst noch mehr stören als das Wetter, aber wetterfühlig bin ich auch und so kann ich den Herren bestens verstehen, ohne Sonderbehandlung mit "pata negra" Schinken und "latte cazziato" fällt der uns in eine ausgewachsene Depression und man darf sich alles wünschen, aber keine depressiven Kerle im Haus. - Rückzug ist dann angesagt, ich glaube bei Frauen nennt man das Migräne und bloß nicht ansprechen, außer in mitleidschwangeren Psalmen, oh Gott du Armer, was musst du nur ertragen. - Nein, ich schreibe nicht über mich, sondern über den Kater, das möchte ich mir dann doch verbitten. - Obwohl es mir schon zu denken gab als ich neulich meine Frauen untereinander tuscheln hörte: Seid nett zu Papa, der guckt schon wieder wie Paul und dann haben wir wieder beide am Hacken.



zum nächsten Paul...



Paul


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